Das Buch Rupien! Rupien! von Vikas Swarup ist vielen von euch eher als Slumdog Millionaire bekannt, wie die 2008 herausgekommene Verfilmung nämlich genannt wurde. Zwar habe ich den Film damals auch gesehen und durchaus gemocht, als ich jetzt jedoch das „Original“ bei meiner Mama fand, musste ich es doch schnell mal lesen. Denn fast immer gefällt mir das Buch besser und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht, wobei der Film doch auch sehr sehenswert ist, wenn ihr ihn noch nicht kennt.
Worum geht’s Der auf den ersten Anschein „ungebildete“ Straßenjunge Ram Mohammed Thomas (der Name allein ist schon eine Geschichte für sich) wird verhaftet, nachdem er die indische Quizshow „Wer wird Millionär“ bis zur letzten Frage richtig beantwortet und somit gewonnen hat. Da aber niemand glaubt, dass es mit rechten Dingen zugeht, da er das doch alles gar nicht wissen kann, kommt er zunächst ins Gefängnis, wird dort aber von einer Anwältin herausgeholt, die der Sache auf den Grund gehen mag. Episodenhaft erzählt er nun aus seinem Leben, wie er die jeweilige Antwort auf die Fragen wissen konnte und bietet dem Leser einen schillernden Einblick in den indischen Alltag.
Wie ist’s Für mich die ideale Urlaubslektüre, die Spaß macht, beim Lesen aber null anstrengt. Leicht geschrieben, fliegen die Seiten nur so dahin, jede Frage (und Antwort) bekommt ein Kapitel und meist habe ich zwei gelesen und mir danach eine Pause verordnet. Denn ich wollte das Buch eine Zeit lang genießen und konnte mir so jeden Tag etwas gönnen. Man weiß vor dem Kapitel nie, in welchen Lebensabschnitt von Ram man eintauchen wird, was es enorm spannend macht und rätselt schon während dem Lesen mit, welche Frage ihm am Ende gestellt werden könnte. Die Einblicke in sein Leben sind spannend, einige Geschehnisse sieht man einfach nicht kommen, andere erinnern mich selbst an Erfahrungen, die ich in Indien gemacht habe.
Sehr gute Unterhaltung, die man aber eben auch nach jedem Kapitel zur Seite legen kann, da die Geschichte nicht chronologisch geschieht und man schon weiß, dass er gewinnt, also man da nicht mehr mitfiebern muss. Man lacht, man leidet mit Ram mit, wird wütend über Ungerechtigkeit und kann dann wieder nur staunen, was in Indien alles passiert. Wer sich auf leichte Art an das Land herantasten mag, das ist euer Buch! Man lernt quasi nebenbei etwas über die unterschiedlichen Religionen und Kasten, ihr Zusammenleben sowie wichtige Momente der indischen Geschichte kennen und dafür mag ich das Buch besonders. Es vermittelt Wissen, aber auf höchst unterhaltsame Weise – wobei man es aufgrund der Geschichten auch nicht gleich wieder vergisst.
Jupps, das Buch gewinnt gegen den Film, welcher sich auch etwas unterscheidet. Mir haben alle kleinen Geschichten gefallen und ich fand ihre Verschiedenheit sehr gut, da sie obwohl nur mit einer Hauptperson aufzeigen, wie vielschichtig und komplex die indische Gesellschaft ist und es genau dieses Kaleidoskop ist, welches mich jedes Mal wieder umhaut, wenn ich in Varanasi wohne. Mumbai – die Stadt, in welcher das Buch häufig spielt – kenne ich leider noch nicht allzu gut, habe jetzt aber erneut Lust bekommen, dort endlich auch mal einige Zeit zu verbringen. Oh 2019, du wirst ein reise-lastiges Jahr, ich habe es schon im Gefühl. Wer seichte Indien-Unterhaltung zum Lesen mag, schaut euch dieses Buch mal näher an!