Statt Via de la Plata heißt es für mich aktuell „explore your own hood“, also entdecke Wanderwege vor deiner Haustür 😉 Mit zwei Freunden, die ebenfalls langsam Blut geleckt haben, machte ich mich also auf, nicht nur den Rhein um Bingen etwas näher kennenzulernen, sondern eben auch, den Morgenbachtal-Rundweg (14km hatten wir am Ende) entspannt zu laufen!
Rundwege sind natürlich grandios, weil man problemlos wieder am Auto ankommt und sich logistisch keinen Kopf machen muss. Gleichzeitig habe ich aber immer weniger Erwartungen an die Schönheit des Weges, da er eben „im Kreis verlaufen muss“. Hier wurde ich aber sowas von aus den Socken gehauen, ich wollte es nicht glauben!
Landschaftlich bietet uns die Natur rund um den Rhein wunderschönen alten Wald, mit Schluchten und Gebirgsbächen, bisschen was zu klettern, Hängebrücken, Naturerkundungspfade, wundervolle Panoramaaussichten und natürlichen Burgen und Schlösser. Die Region Rheinhessen ist schließlich nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe und hat statistisch gesprochen alle 1.5km eine neue Burg zu bieten. Ich sage euch, mein Herz hüpfte ständig, so schön war es und gleichzeitig so ruhig und erholsam!
Ausgeschildert ist die Route super, ihr lauft auf dem Rheinburgenweg sowie dem Soonwaldsteig durch den Binger Wald und achtung, steht plötzlich auf dem Rheinhessischen Jakobsweg! Wie ich es nicht glauben wollte, da jammere ich ständig, dass ich aktuell auf keinem Jakobsweg bin und schwupps, stehe ich drauf. Dass ich das Muschellogo dieses Jahr doch noch sehen würde, habe ich wirklich nicht mehr gedacht!
Die Strecke ist nicht sehr anspruchsvoll, wir sind sie gemütlich in vier Stunden gelaufen (mit einer Mittagspause am Wasser) und konnten uns immer gut unterhalten. Es geht ein paar Mal steil hoch, aber eben nur wenige Minuten, wodurch es sich aushalten lässt. Besonders schön fand ich, dass man auch ein wenig Klamm durchwandert, irgendwie schaffe ich es nämlich immer, genau dann eine Klamm durchwandern zu wollen, wenn die Welt untergeht und mich der Regen abhält. Hier hat es endlich mal geklappt.
Natürlich könnt ihr euch Burg Rheinstein noch anschauen, wir haben das corona-bedingt ausfallen lassen, denn der gesamte Wanderweg, ach was, die Region ist eben doch ein kleiner Menschenmagnet und war sonntags dementsprechend voll. Das verläuft sich aber irgendwann im Wald wieder und wir haben bestimmt zwei Stunden keine Menschenseele mehr getroffen – leider aber auch kein Tier, wobei die vielen Hochsitze vermuten lassen, dass hier nachts der Bär steppt (oder zumindest der Hirsch). Wer es etwas historischer mag, man kann sich auch die Überreste der Villa Rustica ansehen und Informationsschilder lesen – ein römischer Gutshof, welcher sogar noch halbwegs gut erhalten ist. Und natürlich müsst ihr versuchen, alle 46 geschnitzten Baumgesichter zu finden, bevor ihr euch Steckeschlääfer-Klamm aufmacht.
Rundum ein herrlich gelungener Wanderweg, welchen ich sofort wieder laufen würde, allerdings nicht am Wochenende und nicht, wenn es zu heiß ist. Denn im Wald wurde es streckenweise ganz schön schwül und ich hatte nicht viel Wasser mit. Wobei ich dummerweise meinen Wasserfilter zuhause gelassen habe, mit dem hätte ich hier an vielen Ecken schnell meine Flasche auffüllen lassen können. Wir sind den Weg mit der Beschreibung von Outdooractive gelaufen, mein Freund hatte aber auch noch Komoot offen – falls ihr die App habt, wir fanden sie hilfreich. Ein mich sehr anlächelndes Buch, in welchem es um noch sehr viel mehr Wanderungen in der Mainz-Bingen-Worms-Region geht, ist Wanderungen für die Seele von Frank Hamm (je nachdem, ob Kungsleden im Sommer funktioniert oder nicht, darf das vielleicht bei mir einziehen *g*).
Kennt ihr diesen Rundweg schon oder habt eine andere, sehr empfehlenswerte Wanderung in der Region im Kopf? Ich suche auch immer noch etwas für Darmstadt, da Burg Frankenstein leider bisher geschlossen war und ich doch mal irgendwo „hoch“ will. Also gerne her mit euren Empfehlungen 🙂