Reisereportagen sind jetzt nicht meine erste Wahl, wenn es um Bücher geht, da ich Orte lieber selbst erlebe, ohne schon vorher viel von anderen darüber gelesen zu haben. Als ich im öffentlichen Bücherschrank dann die Yukon-River-Saga von Andreas Kieling fand, musste ich allerdings doch zugreifen, da ich eben schon an vielen Orten gewesen bin, über die der Autor schreibt; die Orte ganz im Norden Alaskas konnte ich per Auto nicht mehr erreichen und war auch gespannt, was er darüber schreiben würde.
Worum geht’s Zwei Männer, eine Frau und ein Jagdhund brechen auf, den Yukon von seiner Quelle bis in die Beringsee mit dem Kanu zu bezwingen. Es liegen 3200 Kilometer kanadische und amerikanische Wildnis vor ihnen, welche den drei Abenteurern einiges abverlangen wird. Das Buch nimmt einen mit auf diese beschwerliche Reise mit all ihren einmaligen, aber auch sehr beschwerlichen Erlebnissen, die Menschen durchaus an ihre Grenzen bringen kann. Gleichzeitig ist es auch ein Wettkampf gegen die Zeit, denn der Yukon friert zu bzw trägt an vielen Stellen einiges an Eis, was eine Überfahrt lebensgefährlich macht.
Wie ist’s Erwartet habe ich, dass ich total gefesselt sein würde und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollen würde. Aber das totale Gegenteil trat ich, ich musste wirklich kämpfen, es bis zum bitteren Ende zu lesen. Denn der Autor schreibt einfach nur schrecklich, auf eine so unangenehme Art. Man merkt, wie frustriert er oft war, doch lässt er das verbal an seinen beiden Mitstreitern und der lokalen Bevölkerung aus, die alle einfach schlecht in dem Buch wegkommen, während er sich selbst als diesen allwissenden, höhergestellten Menschen ausgibt. Kam für mich auch einfach total überraschend, da ich die Fotografien von Andreas Kieling sehr mag und seinen Bildband Im Bann der Bären grandios finde. Die wenigen Bilder in der Yukon-River-Saga (man muss das Alter bedenken) sind nicht sonderlich beeindruckend und lohnen den Kauf absolut nicht.
Lässt man die Sprache mal beiseite, ist es sehr interessant zu lesen, was sie alles erleben, welche gefährlichen Momente sie meistern, wie Menschen an solch abgeschiedenen Orten siedeln und wie die Landschaft und der Fluss sich verändern. Besonders spannend fand ich, als sie länger pausierten, damit Kieling täglich einige Bären am Strand fotografieren konnte und langsam mit ihnen eine Beziehung aufbaute. Absolut fragwürdig finde ich aber, dass er seinen deutschen Jagdhund ohne Leine immer wieder in die Wildnis rennen lässt, was mal mit einem toten Bären endet oder auch damit, dass er den Hund auf einer Insel zurücklässt und erst nach Wochen wiederbekommt, durch Zufall. So ein Verhalten ist doch nicht richtig. Auch das 1×1 des Lebens in der nordamerikanischen Wildnis, wie kein Essen im Zelt wegen der Bären, wird von ihm komplett ignoriert und wenn man das Buch unbedarft liest, bekommt man dann den Eindruck, dass das in Ordnung sei.
Insgesamt kann ich das Buch nicht empfehlen, so spannend es von der Thematik her auch klingt, da der Schreibstil teilweise beleidigend und einfach unpassend ist. Das macht die tollste Reise und die schönste Natur kaputt und ich verstehe nicht, wieso man so etwas veröffentlichen würde. Das ist dann kein Reiseroman, sondern eine Selbstfindung in Tagebuchform, welche vielleicht auch ihre interessierten Leser hat, aber nicht in diesem Format. Schade! Habt ihr einen guten Reiseroman über Kanada, den ihr empfehlen könnt?