Der Namen Herta Müller ist mir zwar schon lange ein Begriff, aber erstaunlicherweise hatte ich bis vor kurzem noch nie etwas von ihr gelesen. Als ich dann Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt im Bücherschrank entdeckte, wusste ich, dass endlich der Zeitpunkt gekommen war! Und stürzte mich recht unbedarft in dieses immer noch in mir nachhallende Werk!

WORUM GEHT’S

Wir befinden uns in einem Dorf in Rumänien zur Zeit Ceausescus, in welcher immer mehr rumäniendeutsche Bewohner ihre Heimat verlassen. Auch die Familie Windisch wartet auf ihre Papiere mit Ausreisegenehmigung, um in den so vielversprechenden Westen zu ziehen. Sie befinden sich in einem schrecklich bedrückenden Stillstand und schaffen es erst mit Hilfe ihrer Tochter Amalie und einer schrecklichen Selbstaufopferung, an die ersehnte Genehmigung zu gelangen.

WIE IST’S

Mit einfachen Sätzen und klaren Worten gelingt es Herta Müller, einen sofort in eine schirr aussichtslose, deprimierende Lage in einem kommunistischen Land im Aufbruch, aus dem man selbst schnell fliehen mag, zu versetzen. Die Worte schmerzen, hallen nach und lassen einen nicht zur Ruhe kommen. Die wenigen (bisschen über 100) Seiten liest man schnell durch, hält immer mal wieder inne und ja, ich musste auch ab und an googlen, um all die historischen Zusammenhänge zu verstehen. Sie malt mit ihren Worten ganze Landschaften der Heimatlosigkeit, was mich fasziniert; die Themen Sexualität und besonders der (brutale) Umgang mit Frauen ist schockierend und wird gleichzeitig als „ganz normal“ dargestellt, was schmerzt.

Dadurch muss ich sagen, dass es kein leichtes Buch ist, welches man mal so zwischendurch lesen kann. Man sollte sich lieber einen Nachmittag/Abend dafür reservieren und sich wirklich auf die Geschichte konzentrieren. Mit Pausen funktioniert der Atmosphärenaufbau für mich hier nämlich leider nicht, da man nicht so leicht wieder reinkommt. Gute Laune hat man nach dem Lesen auch nicht, ich habe mich danach erst einmal genauer über Rumäniens Geschichte informieren müssen und habe das ein oder andere gelernt.

Ich muss allerdings gestehen, dass mir diese Lektüre nicht unbedingt Lust macht, mehr von Herta Müller zu lesen. Es ist nachvollziehbar, wieso sie den Nobelpreis bekommen hat, für mich ist ihre Schreibweise aber eher anstrengend und nur passend, wenn ich wirklich in der Laune dafür sein sollte. Was ich in der Thematik „deutsche Minderheit in Rumänien“ aber eher nicht mehr sein werde, zumindest nicht in nächster Zeit, da ich das Gefühl habe, einen ganz guten Einblick bekommen zu haben.

Habt ihr schon etwas von Herta Müller gelesen? Wenn ja, was denn und wie seid ihr damit zurechtgekommen?

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