Über No coutry for eight-spot butterflies von Julian Aguon bin ich beim Stöbern in der Bibliothek gestolpert und war sofort sehr neugierig! Der Anwalt für (indigene) Menschenrechte und Klimaaktivist bringt hier ein wortgewaltiges „lyric essay“ heraus, welches eine Mischung aus Memoiren und Manifest ist. Was schon spannend genug ist, aber als ich dann sah, dass Arundhati Roy ein Vorwort geschrieben hat, war ich vollkommen überzeugt.


In seinen wortgewaltigen Essays, Reden und Gedichten behandelt Julian Aguon verschiedenste Themen rund um Klimaschutz und die Rechte indigener Menschen, also Widerstand, Gerechtigkeit, Freiheit, Resilienz, kollektives Bewusstsein, traditionelles Wissen, (problematische, „moderne“) Veränderungen, die koloniale Unterdrückung und so viel mehr. Dabei greift er immer wieder auf seine eigene Kindheit/Jugend zurück und bringt dem Leser die Insel Guam (Chamorro Guahan), ihre Bewohner und Geschichten so auf verschiedensten, manchmal sehr schmerzhaften Wegen näher.


Für mich als Ethnologin, die viel während ihres Studiums mit Ozeanien zu tun hatte, einfach nur ein Fest! Die Essays sind so atmosphärisch dicht, intelligent und trotzdem oder gerade deswegen so wunderbar poetisch geschrieben, die Gedichte passen hervorragend und das gesamte (leider viel zu dünne Buch) hat mich in seinen Bann gezogen. Sehr oft musste ich die einzelnen Geschichten erst einmal in mir wirken lassen und ständig wieder etwas im Internet recherchieren, was ich noch nicht kannte. Wie besagten Schmetterling zum Beispiel, der im Titel zu finden ist.

So sehr Julian Aguon auch Probleme anmahnt, gibt er dem Leser und den Bewohnern Guams auch Hoffnung, indem er aufzeigt, was sich schon alles im Bereich Klima- und Menschenrechtsschutz getan hat. Es gibt Widerstand und Aguon hilft mit diesem Buch, die Welt Guams an die unterschiedlichsten Orte zu tragen, sodass sich Menschen vernetzen und gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten „kämpfen“ können.

Da ich seinen Schreibstil als sehr stark und unerschrocken empfand, wollte ich Aguon auch unbedingt einmal sprechen sehen und verlinke euch mal ein sehr spannendes Video. So könnt ihr euch selbst einen ersten Eindruck machen und habt danach vielleicht auch Interesse daran mehr von diesem so sympathischen Menschen zu hören und zu lesen!



Ein Buch, welches definitiv kein reiner Unterhaltungsroman ist, sondern sehr viel mehr Mitarbeit von seinem Leser fordert. Also nichts für zwischendurch, wobei ich wirklich versuchte habe, immer nur 1-2 Essays zu lesen, diese zu verarbeiten und gleichzeitig unbekannte Dinge zu recherchieren. Somit habe ich trotz der recht geringen Seitenanzahl bestimmt zwei Wochen mit Aguons Worten verbracht – doch hallen sie auch fast sechs Monate später noch immer in mir nach und wecken nach wie vor den Wunsch, mich selbst „mehr“ zu engagieren!