Es gibt diese Bücher, von denen man einfach weiß, dass sie gut sind. Genau so erging es mir, als ich The Bandit Queens von Parini Shroff zufällig in der Bücherei entdeckte und sofort mitnehmen musste. Zwei Tage später hatte ich das Werk dann schon durch und konnte wieder einmal meine Intuition bestärken – und euch nun etwas über diese ganz wunderbare Unterhaltungsliteratur erzählen!


Geeta lebt als Witwe in einem indischen Dorf und genießt dadurch Freiheiten (und gleichzeitig Diskriminierung), die sie als Ehefrau nicht hatte. Ihr Ehemann ist plötzlich einfach verschwunden, wobei die Bewohner munkeln, dass Geeta damit etwas zu tun haben muss und ihn wohl ermordet haben dürfte. Was sie zwar nicht hat, aber auch nicht allzu vehement abstreitet. Somit wendet sich eines Tages eine andere Frau an sie, die ebenfalls gerne Witwe wäre und Tipps bekommen will..wodurch sich eine absurde Kette an Reaktionen ergibt, die niemand vorher hätte kommen sehen können.

Das Buch ist ganz wunderbar geschrieben und man ist sofort mitten in der Geschichte drinnen. Geeta hat sich eigentlich ein recht gemütliches Witwenleben im Dorf eingerichtet, welches dann ohne ihre Kontrolle komplett auf den Kopf gestellt wird. Wir haben hier starke Frauen, die nicht mehr in ihren unglücklichen Ehen bleiben wollen und als ihren einzigen Ausweg nicht die Scheidung, sondern Mord sehen. Düster? Ja. Makaber? Auf jeden Fall. Nachvollziehbar im indischen ruralen Kontext? Absolut.

Die Geschichte der wahren Bandit Queen, Phoolan Devi, habe ich während meines Studiums kennengelernt und mich somit sehr über diese Anspielung gefreut. Denn auch Phoolan hat die Unterdrückung von Frauen nicht mehr ausgehalten und etwas dagegen getan – genau wie unsere Protagonistinnen in diesem Buch. Ob das immer die richtige Strategie war, sei zu diskutieren, aber hier liest man Seite um Seite, da man wissen will, wie es weitergeht. Die Geschichte wird nicht langweilig, die einzelnen Charaktere sind tief genug beschrieben, um Empathie aufzubauen und es kommen immer wieder Wendungen, welche ich nicht vorhersah.

Das Leben im indischen Dorf wird meiner Meinung nach sehr authentisch dargestellt und viele Dinge wie die lokale Dorfregierung (Panchayat) sowie Mikrokredite auch für Menschen ohne indienspezifisches Wissen sehr gut beschrieben. Gleichzeitig ist das Buch genau nach meinem Humor, etwas dunkler und direkter, aber so, dass ich mehrfach laut lachen musste. Was bei den Themen rund um Unterdrückung, häuslicher Gewalt und der indischen Frauenrollen gar nicht so einfach war, denn leichte Kost ist dann doch etwas anderes.


Für mich eine überraschende Zufallsentdeckung, die mich begeistert und gefesselt hat. Also wenn ihr Lust auf etwas dunkleren Humor, starke Frauen und indisches Dorfleben habt, schnappt euch diesen Roman!