Was für mich in Deutschland immer nach recht unerfüllbarem „sollte ich irgendwann mal reich sein“-Traum klang, ist in Finnland ganz normal. Selbst wenn man eine günstige Wohnung in einem Wohnblock mietet, gibt es dort eine Sauna. Oft sind das Gemeinschaftssaunas im Keller, die man sich dann mit anderen teilt und sich Zeitslots im Plan aussuchen muss, um sie zu benutzen oder aber man hat die Sauna im eigenen Badezimmer! War das bei den ersten Wohnungsbesichtigungen noch absolut verrückt für mich, habe ich mich da mittlerweile dran gewöhnt und kann euch gar nicht sagen, wie sehr das meine Lebensqualität aktuell verbessert!


Die Sauna ist für 3-4 Leute konzipiert, würde ich mal sagen, aber wenn man sie für sich alleine hat, kann man sich sogar hinlegen, yay. Dadurch, dass sie nicht so groß ist, wird sie recht schnell heiß (um die 80 Grad). Was wichtig ist, denn der Saunaofen (von Harvia) ist elektrisch und auch wenn der finnische Strompreis sehr niedrig ist, achte ich eben doch immer darauf, nicht allzu viel Strom zu verwenden. Vom Badezimmer aus ist sie mit einer Glastür abgetrennt und man hat es somit nicht weit bis zur erfrischenden, kalten Dusche. Da der Vermieter für die Sauna verantwortlich ist, hat man hier natürlich kein Mitspracherecht, was die Gestaltung und Ausstattung angeht. Dies ist jetzt schon meine zweite Sauna und mittlerweile weiß ich ganz gut, was ich mag und was ich nicht so toll finde, was für die spätere eigene Sauna (nicht mehr ganz so utopisch, sollte ich in Finnland bleiben) definitiv gut zu wissen ist!


Wir wollten unbedingt so ein Saunathermometer, um zu sehen, wie heiß die Sauna ist. Leider können wir es hier nicht anbringen, da wir kein Loch in die Holzwand bohren wollen, aber so wissen wir immerhin, wie heiß es auf der oberen Sitzbank ist. Was interessant ist: in deutschen Thermen hängen überall in der Sauna Sanduhren, hier habe ich nirgends solch eine Saunauhr entdecken können und so muss mein Handytimer mir aktuell sagen, wenn die Zeit um ist (ich bleibe sonst einfach zu lange drin und mein Kreislauf stirbt dann).


Ein weiteres Highlight für mich ist das Fenster in der Sauna! Jupps, so einfach kann man mich richtig glücklich machen! Ich lüfte nämlich nach dem ersten Saunadurchgang gerne kurz durch, wedele mit dem Handtuch und mache dann in der frischen Luft meine weiteren 15 Minuten mit Aufgüssen. Gleichzeitig kriegt man die Sauna und das Badezimmer so nach dem Saunieren und Duschen schnell wieder halbwegs trocken. Da es in Nordfinnland aktuell immer noch schneit, ist es einfach nur magisch, wenn einem Schneeflocken entgegenkommen und ja, der Ausblick ist nicht der idyllische Waldblick, den ich haben mag, aber sooooo weit davon entfernt ist er auch nicht mehr 😉 Vorne rechts am Baum hängt ein kleines Häuschen mit Vogelfutter, wo ich aktuell einem Eichhörnchen beim Futtern zusehen kann.


Saunieren gehört zur finnischen Kultur und ich kann da problemlos mitmachen. Wir gehen eigentlich jedes Wochenende am Nachmittag/Abend in die Sauna und je nachdem, wie kalt/ungemütlich es ist, manchmal auch noch einmal unter der Woche. Hier gibt es in jedem Super-/Baumarkt viel Saunazubehör zu kaufen und ich habe mich schon mit ein paar leckeren Düften eingedeckt und liebäugele auch mit einem Nackenkissen und einem Salzschälchen, was die positive Wirkung auf die Atmung noch verbessern soll.

Interessanterweise sind Finnen, die normalerweise eher ruhig und etwas reserviert sind, in der Sauna ganz aufgedreht und es wird laut gequatscht, gelacht und getrunken. Jupps, bei Freunden wurden da Biere, Limos und andere Getränke reingetragen, aber ich muss euch sagen, Kohlensäure und Sauna passt für mich null zusammen. Da wurde ich in Deutschland einfach anders sozialisiert 😉 Ebenso setzt man sich hier nicht auf Handtücher, was ich verrückt finde und nicht mitmache – in meiner Sauna sitzt man auf seinem Handtuch und schwitzt mir nicht ins Holz, brr!


Ich merke, wie gut mir das wöchentliche Saunieren tut und bin enorm glücklich darüber, aktuell diesen Alltagsluxus zu haben. Wenn ich überlege, wie ich schon überall gelebt habe, ist das wirklich verrückt, dass ich jetzt einfach den Saunaofen anmachen und reingehen könnte. Ich merke, wie ich dadurch entspannter werde und zumindest nach der Sauna viel besser schlafe. Meine Haut fühlt sich ebenfalls super an, ich nutze noch so eine Massagebürste während des Saunierens und hach, das ist großes Kino! Lediglich meine Haare sind nicht so glücklich, sondern wirken kaputt und sehr trocken in den Spitzen – hier muss ich mir mal was überlegen, vielleicht einfach vor dem Saunieren ein Haaröl benutzen oder so. Wenn jemand Tipps hat, gerne her damit!

Hat noch jemand von euch das große Glück, eine eigene Sauna oder zumindest Zugang zu einer Sauna zu haben und dieses wunderbare Ritual regelmäßig genießen zu dürfen? Klar, meine Aufgüsse sind nicht so elaboriert wie in einer Therme, aber dafür muss ich mich nicht mit 40 anderen Leuten in eine kleine Sauna quetschen 🙂