Kategorie: Lesen

[Lesenswert] The White Tiger – Aravind Adiga

Das Buch hat bereits 2008 den Man Booker Prize gewonnen und ist wohl auch schon so lange in meinem Besitz. Obwohl ich das Thema und den Klappentext sehr spannend fand, nahm ich es aber doch irgendwie nie in die Hand und musste erst in Singapur in der Hostelbibliothek wieder darüber stolpern. Dort war das Timing für The White Tiger von Aravind Adiga und mich dann aber endlich richtig und ich habe das Buch in drei Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Balram Halwai wächst in einem indischen Dorf auf, wo er als klügster Schüler mit glänzender Zukunft gilt. Doch kommt es natürlich ganz anders und das Buch ist ein Rückblick auf sein Leben. Statt guter Bildung bekommt er nämlich zunächst zur Unterstützung seiner Familie einen Job in einem Teeshop, welchen er aber schnell durch eine Tätigkeit als Fahrer austauscht. Diese bringt ihn schließlich nach New Delhi, wo er lernt, wie Korruption die Menschen regiert, dass Geld aber nicht jedes Problem lösen kann und wie man Menschen manipulieren kann. Aus dem schüchternen Jungen wird ein komplizierter Mann, welcher seine Rollen als Diener, Philosoph, Entrepreneur und schlussendlich Mörder irgendwie miteinander in Einklang zu bringen versucht.

Wie ist’s Thematisch ist das Buch große Klasse und ein richtiger Genuss, aber mit dem Schreibstil (ich habe die englische Version gelesen) hatte ich ab und an meine Probleme, der war nämlich recht öde. Bücher von indischen Autoren lese ich per se immer gerne, da sie eben doch einen anderen Blick anbieten und auch der von Adiga hat mich hier begeistert. Dass das Buch in sieben Briefen bzw Nächten spielt, fand ich ebenfalls erfrischend anders und hat auch mehr Spannung hereingebracht.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich den Hype nicht ganz verstehen kann, da es für mich ein Buch ist, welches ich bestimmt nicht noch einmal lesen werde und auch nur an einen Freund weitergab, da dieser noch etwas für’s Flugzeug auf die Schnelle brauchte. Denn so richtig „das musst du gelesen haben“ ist es für mich einfach nicht, da bleibt Shantaram einfach ungeschlagen, wenn es um Indien geht.

Etwas anderes von Aravind Adiga müsste ich jetzt auch nicht lesen, sollte ich aber mal drüber stolpern, würde ich ihm doch noch eine zweite Chance geben. Habt ihr das Buch oder etwas anderes von ihm schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? Welches ist euer liebstes „Indien“-Buch?

[Lesenswert] The Road to Mount Buggery – Mark Whittaker & Amy Willesee

Manchmal geschehen ja diese Zufälle, die sich so richtig gut zu einem stimmigen Bild zusammenfügen. Zwei Tage bevor ich meinen Australienflug buchte, fand ich das Buch „The Road to Mount Buggery – A Journey through the curiously named places of Australia“ von Mark Whittaker und Amy Willesee im örtlichen Bücherschrank und jetzt gerade bin ich selbst mit dem Van in Down Under unterwegs. Zwar fahre ich nicht unbedingt die in diesem Buch benannten Orte ab, als einen Einstieg stellte ich es mir aber doch ganz passend vor.

Worum geht’s Ein Journalistenpärchen macht sich auf, kurios benannte Orte in Australien zu erkunden und davon gibt es erstaunlicherweise eine ganze Menge. Mit einem alten Van fahren sie die von ihnen erstellte „Map of Misery“ ab und erzählen dabei nicht nur von ihrer Reise, sondern eben auch, was sie an Informationen zu den jeweiligen Orten finden konnten. Die meisten Namen sind wirklich tragisch, man findet z.b. die Etappen Mount Hopeless, Isle of the Dead oder auch Hells Gate auf ihrer Route.

Wie ist’s  Irgendwie wurde ich leider nicht wirklich warm mit dem Buch, ob es jetzt an dem Schreibstil der beiden lag oder daran, dass so wenig passierte und das Thema mich nicht wirklich packen konnte – Lust auf einen Roadtrip konnte mir das Werk so gar nicht machen. Es hatte eine eher drückende Stimmung, welche zwar zu den Orten passt, die sie besucht haben, aber ein paar nette Reiseanekdoten hätten mich hier doch glücklich gemacht, um ein wenig Abwechslung beim Lesen zu bekommen. Die Kapitel sind recht kurz, drehen sich immer um einen Ort und lassen sich auch ohne Reihenfolge problemlos lesen. Als Strand- oder Unterwegslektüre ist das Buch definitiv geeignet, man kommt schnell wieder rein, aber ich muss gestehen, ich habe es nicht beendet. Was ich nur sehr selten mache, aber hier passierte einfach so wenig abwechslungsreiches, dass es mir irgendwann zu trist wurde und ich meine Australien- und Roadtriplust nicht gänzlich verlieren wollte.

Solltet ihr euch für australische Geschichte, merkwürdige Ortsnamen interessieren und es aushalten, wenn seitenweise seeeeeehr wenig passiert, dann ist das vielleicht euer Buch. Oder solltet ihr es auch in einem öffentlichen Bücherschrank finden, lest es lieber mal an. Ich habe es schon zurückgestellt und hoffe sehr, dass es dem nächsten Leser mehr Freude bereitet. Zum Glück genieße ich meinen Roadtrip hier gerade und auch wenn wir nicht zu Orten mit fragwürdigen Namen fahren, Langeweile kommt bisher absolut nicht auf!

Was war euer letztes Buch, welches ihr nicht beenden konntet oder quält ihr euch durch, komme was wolle?

[Lesenswert] Sherlock Holmes – Arthur Conan Doyle

Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt, aber irgendwie hatte ich bisher nie das Verlangen gehabt, mich mal mit Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle auseinanderzusetzen. Man weiß ja so in etwa worum es geht und Kriminalgeschichten sind nicht unbedingt meins. Nachdem ich aber erst dazu gebracht wurde, die Serie zu schauen (wie grandios sind die Dialoge bitte), habe ich mich jetzt auch dabei erwischt, wie ich täglich 1-2 seiner Kurzgeschichten lese. Leider gerade nur als ebook, da ich noch am Reisen bin, aber darüber reden wollte ich trotzdem schon mal.

Worum geht’s Hier muss ich wohl nichts mehr sagen, jeder weiß, dass Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Freund Dr. 5James Watson die Kriminalfälle löst, welche die Polizei vor einem Rätsel stehen lässt. Das gelingt durch die enorme Intelligenz von Sherlock, der Menschen sehr gut lesen kann und auch ein wenig durch die eher praktische Hilfe von Watson.

Wie ist’s Dieses Gesamtwerk besteht aus 56 Kurzgeschichten sowie vier Romanen und ist einfach nur fantastisch. Je nach Lust und Laune kann man sich eher eine kurze Geschichte gönnen oder doch etwas mehr Zeit einplanen und sich eine längere Geschichte vornehmen. Denn das muss man, da die einzelnen Fälle so spannend sind, dass man sie einfach nicht aus der Hand legen mag. Man rätselt mit, lässt sich aber auch wieder überraschen, wenn es doch ganz anders gut als erwartet. Ich muss gestehen – und das sage ich selten – dass mir die TV Serie, angepasst an die Neuzeit etwas besser gefällt, doch nichtsdestotrotz werde ich alle Sherlock Holmes Geschichten lesen. es ist nämlich sehr spannend zu sehen, wie sie umgesetzt und verändert wurden.

Trotz seines Alters sind die Geschichten noch immer fesselnd, die Sprache von Arthur Conan Doyle sehr gut zu lesen und oftmals ist man überrascht, wie er etwas so Alltägliches spannend schreiben kann. Wenn ihr wie ich noch nie Sherlock Holmes gelesen habt, da ihr eben auch nicht solche Krimifans seid oder denkt, ihr wisst ja, worum es geht, sucht euch mal eine Kurzgeschichte und testet sie an. Wahrscheinlich werdet ihr genau wie ich in ihren Bann gesogen und 30 Minuten später eine andere Meinung haben. Lest sie auch ruhig im Original, Doyle schreibt sehr klar und verständlich und verzichtet auf eher unbekannte Worte.

Was soll ich sagen, ich bin bekehrt und freue mich, dass ich noch einige Geschichten vor mir habe. Sie eignen sich super, wenn man am Reisen ist oder unterwegs mal schnell etwas zur Ablenkung lesen lässt und schärfen doch irgendwie auch die eigenen Sinne. Zumindest betrachte ich Menschen im Moment mit mehr Detail und Interesse, was ja auch nicht allzu verkehrt ist. Habt ihr schon Geschichten von Sherlock Holmes gelesen? Wenn ja, welche gefiel euch am besten und ist noch wer verrückt nach der Serie (ich lebe bei sowas echt hinter einem Stein, sie ist schon so alt..)?

[Lesenswert] How to be a woman – Caitlin Moran

Heute stelle ich euch ein Buch vor, zu welchem ich persönlich nie gegriffen hätte. Da ich hier in Australien aber etwas auf dem Trockenen sitze und nicht nur ebooks lesen mag (ich brauche einfach das Gefühl eines Buches in der Hand), nehme ich mehr oder weniger, was ich so kriegen kann. So kam also How to be a woman von Caitlin Moran zu mir und ja, meine Erwartungen waren eher mau. Wenn auf dem Cover Lobpreisungen der Grazia „The book EVERY woman should read“ stehen, bin ich eher etwas skeptisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Da ich nicht sehr in britischer Comedy bewandert bin, kannte ich Caitlin Moran bis dato auch nicht.

Worum geht’s

Caitlin Moran erzählt Episoden aus ihrem Leben, welche sie dann mit diversen Frauenthemen zu verbinden versucht. Sei es Pornographie, die erste Menstruation, das Aufwachsen zur Frau in einer englischen Großfamilie ohne Privatsphäre, Schambehaarung beziehungsweise Körperhaare im Allgemeinen oder die Debatte, wie man seine Vagina selbst betiteln soll – das Buch bietet einem eine gewisse Themenvielfalt in kurzen Kapiteln. All dies schreibt sie unter dem Stichwort „Feminismus“, wobei sie nicht belehrend, sondern eben lustig sein will.

Wie ist’s

Ganz ehrlich, ich musste hier kämpfen und habe oftmals nicht eines der kurzen Kapitel in einem Rutsch beenden können. Denn so sehr ich mich auch als feministisch bezeichnen würde, mir ist der Schreibstil von Moran einfach zu platt und niveaulos. Davon einmal abgesehen, dass die Themen eben nicht neu sind, sondern schon so oft behandelt wurden, dass man das Gefühl hat, all das schon einmal gelesen zu haben. Sind die Kapiteltitel noch catchy, verliest sich das aber schnell und wie gesagt, sie schreibt mir einfach zu vulgär (ohne, dass ich jetzt sonderlich spießig bin). Als Show in Form von Standup-Comedy könnte ich mir das schon besser und um Welten lustiger vorstellen, aber hier ziehen sich die meist oberflächlich behandelten Themen eben unnötig in die Länge, was mich beim Lesen langweilt und somit dazu bringt, das Buch immer wieder zur Seite zu legen.

Für mich ist sie nicht die neue, spritzige Stimme, welche der Feminismus in unserer heutigen Zeit braucht, da sie eben nur wiederholt und mir ihre eigenen Erfahrungen hier auch nicht sonderlich viel bringen. Ganz schlecht machen will ich das Buch aber auch nicht, da es bestimmt für viele eine lustige, leichte Lektüre ist, die man eben so konsumieren kann, wenn man in der Bahn sitzt oder sich einfach im Urlaub entspannen will. Sonderlich mehr kann ich in ihm aber leider wirklich nicht erkennen und wer sich mehr mit Feminismus beschäftigen will, sollte hier nicht zu viel verlangen. Für mich ist sie eine schlechtere Version von Lena Dunham, welche eben lustiger sein will, das nur leider zu Gunsten des Niveaus versucht und eben nicht mit cleveren, neuartigen Ansichten oder Statements. Schade! Ich sollte vielleicht auch noch kurz erwähnen, dass ich das Buch (noch nicht) beendet habe, da ich mich hier wirklich zu zwingen muss und mittlerweile doch lieber zu meinen ebooks greife – was eigentlich schon alles sagt 😉

Kennt ihr das Buch zufällig oder andere Sachen von Caitlin Moran? Wie gefallen sie euch? Bin ich hier irgendwie zu kritisch?

[Lesenswert] Traumpfade – Bruce Chatwin

Schon als ich damals mein Ethnologiestudium (noch mit Schwerpunkt Australien statt Indien) begann, stand Traumpfade von Bruce Chatwin auf meiner Leseliste. Jeder andere meiner Kommilitonen hatte es natürlich schon gelesen, nur ich hatte mal wieder keine Ahnung. Da es dann ständig in der Bib ausgeliehen war und ich damals kaum Geld für Bücherkäufe hatte, geriet es also so langsam in Vergessenheit. Das Internet gab mir immerhin eine gute Zusammenfassung und ich konnte mitreden. Vor kurzem fand ich es aber im öffentlichen Bücherschrank und dachte mir, dass das doch kein Zufall sein kann so kurz vor meiner Reise nach Australien. Also habe ich es mir geschnappt und jetzt hier in Canberra in passender Kulisse gelesen.

Worum geht’s Bruce Chatwin will mehr über die „Songlines“, die Traumpfade der Aborigines, erfahren und macht sich auf durch Australien. Diese Pfade durchziehen den gesamten Kontinent, jede Stelle hat ein Lied und so kam es bzw kommt es noch immer so Konflikten, wenn es um das Thema „Landbesitz“ geht. Land entsteht nur, wenn es besungen wird und die unterschiedlichen Geschichten sind wahnsinnig spannend, wenn auch nicht unbedingt in diesem Buch, dazu aber gleich mehr. Chatwin reist auf jeden Fall durch die verschiedensten Ecken, lernt kuriose Menschen kennen und nimmt einen mit in dieser Mischung aus Roman und Reisebericht.

Wie ist’s Vom Thema her sehr spannend, das kann ich nicht leugnen, aber irgendwie ist mir Chatwin und seine Schreibe leider nicht sonderlich sympathisch. Er schreibt teilweise von oben herab, stellt Menschen sehr schwarz-weiß dar und konnte mich nicht feseln. Viele von ihm gewählten Worte fand ich so gar nicht angenehm zu lesen und seine ewig langen Auszüge aus seinen Notizbüchern habe ich dann auch mehr überblättert.

Um einen Einstieg in das Thema Songlines und Australien zu bekommen, ohne groß Fachliteratur zu lesen, mag das Buch vielleicht geeignet sein. Ich weiß, dass es Freunde von mir sogar zu einem Ethnologiestudium bewogen hat, aber ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Persönlich würde ich da lieber auf das Internet zurückgreifen und mir die Sachen so zusammensuchen. Zum Thema Landrechte findet man wahnsinnig viel, da dies noch immer ein aktuelles Thema ist. Nahm man damals den Aborigines einfach das Land weg, bekommen sie es jetzt nach und nach zurück. Eddie Mabo ist hier ein ganz wichtiger Name, er war der erste, der vor (leider erst!) 25 Jahren eingeklagtes Land zurückbekam, auch wenn er es leider nicht mehr miterlebte. Seitdem ändert sich hier so ganz langsam was, viele „Australier“ denken aber noch immer wie die ersten Siedler. Zumindest, was ich so an Gesprächen in Pubs zu hören bekomme, ist teilweise echt nicht feierlich.

Zurück zum Buch, habe ich bei vielen Anekdoten zu meine Zweifel, ob sie wirklich stattgefunden haben, da sie enorm konstruiert wirken. Somit hatte ich beim Lesen ständig einen Hauch von Skepsis im Hinterkopf und ach, ihr merkt, wir werden leider einfach keine großen Freunde. Positiv anmerken kann ich allerdings, dass ich teilweise lachen musste und vielleicht würde mich ein anderes Buch, wo ich weniger über die Thematik weiß, von Chatwin auch mehr fesseln.

So hohe Erwartungen und Vorfreude, aber es sollte mit uns einfach nichts werden. Schade, aber ich werde das Buch jetzt hier in einen öffentlichen Bücherschrank stellen und hoffentlich jemand anderem damit mehr Freude bereiten. Ganz abgeschreckt, etwas anderes von Chatwin zu lesen bin ich nicht, sonderlich hoch auf meiner Prioritätenliste ist es allerdings auch nicht. So langsam gehen mir hier jetzt die gebundenen Bücher aus, ich habe nur noch ein ungelesenes, was immerhin meinen sehr viel leichter gewordenen Rucksack freut! Habt ihr das Buch zufällig gelesen oder könnt ein anderes zum Thema „Songlines“ empfehlen?

[Lesenswert] The Moons of Jupiter – Alice Munro

Persönlich bin ich ein großer Fan von Kurzgeschichten, die oftmals eine noch länger anhaltende Wirkung auf mich haben als so mancher Roman. Müsste ich mich in diesem Genre für eine Autorin entscheiden, wäre es definitiv die Kanadierin Alice Munro und so will ich euch heute ihren Kurzgeschichtenband „The Moons of Jupiter“ vorstellen. Erschienen ist dieses Werk zwar schon 1982, an Aktualität hat es aber bestimmt nichts verloren!

Worum geht’s Ok, dieser Teil ist ein wenig schwieriger, da es hier statt einer zwölf Geschichten sind. Man kann aber verallgemeinernd sagen, dass es um Beziehungen von Menschen untereinander geht, wobei Munro ein gutes Händchen für ausgefallene, starke und schwache Charaktere hat. Familien sind eine immer wieder auftauchende Thematik und deren Leben, Freude, Ängste, Entscheidungen, Erlebnisse und Schicksale werden zum Schauplatz ihrer Stories. In einigen Geschichten oder Personen, zumindest aber Momenten, wird sich bestimmt jeder Leser zum Teil wiederfinden können und dieses Talent, dass man sich mit ihren Protagonisten identifizieren kann, hat Alice Munro in allem, was ich bisher von ihr in die Finger bekommen habe.

Wie ist’s Man weiß bei Alice Munro zu Beginn nie, wohin die Reise gehen wird und das mag ich sehr. Zwar geben ihre Titel einem zumindest eine grobe Idee, oftmals kommt aber alles dann doch ganz anders. Ihre Geschichten sind ruhig, es passiert nicht unbedingt viel aktiv, aber ihre Charaktere machen eine Veränderung durch, sie „(er-)leben“, entwickeln sich und lassen uns daran teilhaben.

Spannungsgeladen sind die Geschichten nicht, es passiert nicht zwingend etwas dramatisch, ein „Höhepunkt“ bleibt unter Umständen zwar aus, aber trotzdem zieht mich die Autorin durch ihren Schreibstil in einen Bann, dass ich nie nur eine Geschichte von ihr lesen kann. Sie spielt mit Sprache, setzt Worte bewusst ein und das Lesen an sich ist einfach nur ein Genuss. Wie immer empfehle ich euch das Original, es ist nicht sehr kompliziert, sondern in Alltagssprache gehalten und bei der Übersetzung (so gut sie auch sein mag), geht eben doch immer etwas von der Atmosphäre verloren. Und genau diese ist es ja, die Alice Munro so unvergleichlich erschaffen kann. Dass alle Kurzgeschichten in Kanada spielen, oftmals an Orten, wo ich selbst schon gewesen bin, macht den Lesegenuss für mich noch größer, da ich eben weiß, wie es sich anfühlt, dort zu sein, wo die Charaktere gerade sind.

Eine wirkliche Lieblingsgeschichte habe ich in diesem Band nicht, wie immer bei Kurzgeschichtensammlungen lese ich aber von hinten nach vorne und so blieb mir nachhaltig „The Visitors“ in Erinnerung, wo ein Mann Besuch von seinem entfremdeten Bruder bekommt und sie gemeinsam etwas auf Spurensuche in ihrer Kindheit gehen. Sowohl dieses Verhältnis als auch das zwischen dem Mann und seiner Frau werden von Munro so einfühlsam beschrieben, dass man einfach mitfühlen muss und das Buch am Ende mit einer gewissen Schwere zuschlägt, die einen etwas betäubt und definitiv nachdenklich zurücklässt.

Habt ihr schon etwas von Alice Munro gelesen? Wenn ja, was denn und wie hat es euch gefallen? Mittlerweile ist die vielfach ausgezeichnete Autorin weltbekannt, diesen schon vor langer Zeit erschienen Band kennen aber vielleicht doch noch nicht alle und wenn ihr sie mögt, kann ich ihn euch nur ans Herz legen!

[Lesenswert] Hundert Jahren Einsamkeit – Gabriel García Márquez

Wie lange dieses Buch auf meiner „Leseliste“ stand, kann ich euch nicht sagen, ich weiß aber, dass ich es schon in der Oberstufe (also vor lockerflockigen 15 Jahren) kennengelernt habe. Seitdem geriet es immer wieder in Vergessenheit, stand halt so im Regal rum und die Ausrede „dafür brauche ich richtig Zeit“ hat Hundert Jahren Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez dann auch nicht geholfen, dass ich es endlich mal zur Hand nahm. Vor einigen Wochen habe ich es mir dann doch endlich geschnappt und ach, es war ein reiner Genuss, den jeder erleben sollte!

Worum geht’s Erzählt wird die 100-jährige Geschichte mehrerer Generationen der Familie Buendias, in welcher sich viele Momente finden lassen, die ein gutes Bild von Kolumbien zu dieser Zeit mit all seinen Auf und Abs, seinen Veränderungen und besonders seinen Menschen zeichnen. Marquez ist es gelungen, die „Seele Lateinamerikas“ innerhalb dieser Familie und ihrer Lebenswelt, einem kleinen Dorf im ehemaligen Nirgendwo, einzufangen und den Leser mit in diese für ihn so fremde, teilweise unverständliche Welt zu entführen.

Wie ist’s Mit diesem Werk hat Marquez den magischen Realismus weltberühmt gemacht und wer eine Mischung aus realem Setting und magischen Elementen will, der wird dieses Buch nur so verschlingen. Es ist erstaunlicherweise nicht fordern, wenn es um die Sprache geht – sondern leicht verständlich geschrieben und man wird von den Worten gefesselt. Allerdings passiert hier auch einfach verdammt viel, teilweise auf 1-2 Seiten und so habe ich doch meist nur dreißig Minuten am Stück gelesen und dann eine Pause gemacht. Die vielen Ereignisse mussten da erstmal „sacken“. Zum Ende hin, ich muss es gestehen, wurden die Pausen häufiger, da ich nicht wollte, dass das Buch vorbei war – wobei es noch genug andere Bücher gibt, die ich von ihm noch nicht gelesen habe (und hoffentlich im öffentlichen Bücherschrank mal finden werde).

Marquez malt wahnsinnig schöne Bilder mit Worten, so dass man eine sehr gute Vorstellung von den vielen Charakteren und den Schauplätzen bekommt. Ich habe danach seine Autobiographie „Leben, um davon zu erzählen“ gelesen und das war eine tolle Kombination, da viele Dinge, die in Hundert Jahre Einsamkeit passieren, so ähnlich auch in seinem wirklichen Leben stattgefunden haben. Sehr spannend, hier immer wieder Vergleiche ziehen zu können und zu sehen, wie viel Inspiration er in seinem Alltag gefunden hat.

Nicht umsonst hat er den Literaturnobelpreis bekommen, Geschichten erzählen und einen fesseln kann Marquez absolut und ich bin schon ein wenig verärgert über mich selbst, dass es so lange gedauert hat, bis ich ihn endlich gelesen habe. Denn das Buch wirkt nach, einige Passagen davon beschäftigen mich noch immer und man denkt definitiv länger über sie nach. Andererseits bin ich natürlich auch froh, dass ich jetzt noch so viele Bücher von ihm vor mir habe, die ich lesen kann!

Habt ihr Hundert Jahre Einsamkeit oder ein anderes Buch von Marquez gelesen? Wie gefällt euch sein Schreibstil? Ich würde ihn ja am liebsten im Original lesen, aber dafür ist mein Spanisch leider (noch) zu grottig.

[Lesenswert] Shantaram – Gregory David Roberts

Mittlerweile gibt es nur wenige Bücher, die ich noch ein zweites Mal lese, was ich früher als Jugendliche ständig tat. Was daran liegt, dass man eben doch weniger Zeit hat und gleichzeitig ständig neue Bücher auf den Markt kommen, die spannend klingen. Für Shantaram von Gregory David Roberts habe ich jetzt aber wieder eine Ausnahme gemacht und mir Shantaram geschnappt. Viele Reisende, die ich in Indien getroffen haben, haben dieses Buch im Gepäck und ich kann es euch dafür definitiv schon einmal empfehlen. Ich selbst habe es nach meinem ersten Indienaufenthalt kurz vor Abflug in Delhi gekauft und dann schon auf dem Rückflug verschlungen. Mit der Konsequenz, dass ich heulend da saß und sofort zurückfliegen wollte.

Worum geht’s Unter falschem Namen reist unser Autor in diesem semibiographischen Roman nach Bombay und bleibt acht Jahren lang in diesem Moloch. Geflohen aus einem australischen Gefängnis muss er immer auf der Hut sein und sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, jemanden zu vertrauen. Er beginnt, Freunde in Bombay zu finden und Teil des dortigen (Slum-)Lebens zu werden. Roberts lässt sich treiben, nimmt Jobs an, wenn sie sich ergeben, verliebt sich, findet sich plötzlich als Slumdoktor und als Angestellter der Mafia wider. Knüpft wichtige Kontakte, lebt in einem indischen Dorf, landet plötzlich im indischen Gefängnis, arbeitet in Bollywood..es passiert auf diesen fast 1000 Seiten so viel, man kann es gar nicht kurz zusammenfassen. Wichtig ist nur, in diesem Buch geht es um Indien, seine Menschen und wie diese ihr Leben bestreiten. Wie man als Aussenseiter doch Teil dieses zunächst so chaotisch aussehenden Gesamtbildes werden kann und alles einen Sinn ergibt.

Wie ist’s Shantaram wird als fesselndes Meisterwerk beschrieben und da stimme ich komplett zu. Was es für mich aber so besonders macht, ist die Tatsache, dass es Roberst gelingt, Indien und seine Bewohner so zu zeichnen, wie ich sie eben auch kennengelernt habe. Das ging mir mit noch keinem anderen Buch über Indien so, irgendwie fühlte es sich nie „richtig“ an. Hier ist das absolute Gegenteil der Fall, sobald ich anfange zu lesen, bin ich zurück in Indien, kann es riechen, schmecken, einfach mit allen Sinnen in mich aufnehmen.

Dass Roberst gut schreibt, macht die Lektüre natürlich nur leichter. Er nimmt einen mit, aber nicht sanft, nein, er wirft einen in das trubelig Stadt- oder Slumleben, reicht einem mal interpretierend die Hand, mal lässt er die Sachen einfach geschehen und fordert den Leser auf, selbst seine Schlüsse zu ziehen. Seine Charaktere sind großartig, er schafft es, sie nie schwarz oder weiß zu zeichnen, sondern zeigt, dass man nicht gut sein kann, ohne eben auch etwas schlechtes zu haben. Die vielen philosophischen Debatten, die er nebenbei einfügt, bringen den Leser gut zum Nachdenken und das Buch wirkt lange in einem nach. Bei mir so lange, dass ich es nach Jahren erneut lesen musste, da ich es jetzt einem Freund hier geben mag, damit auch er in den Genuss kommen kann.

Ebenfalls sehr interessant ist die Tatsache, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht, der Autor wirklich aus einem Gefängnis in Australien ausbrach, sich in den 80ern durch Indien schlug und schließlich doch in Deutschland gefasst wurde. Mittlerweile lebt er wieder in Australien, genauer gesagt in Melbourne, ist Schriftsteller und ach, was würde ich ihn gerne treffen! Das muss wahnsinnig spannend sein, solch ein Leben „erlebt“ zu haben, andere können sich das nicht einmal ausdenken. Das Manuskript zu diesem Buch wurde auch zweimal von Gefängniswärtern zerstört und doch hat er nicht aufgegeben, sondern es erneut niedergeschrieben, was einiges über seinen Willenskraft aussagt.

Wenn ihr euch für Indien interessiert oder einfach mal einen Roman lesen wollt, der euch einige Tage lang fesseln wird, ich kann euch Shantaram nur ans Herz legen! Für mich eines der besten Bücher, welches ich je gelesen habe und ich weiß jetzt schon, dass ich es irgendwann erneut lesen werde (vielleicht dann ja mal in Bombay und nicht wie gerade in Canberra), da ich so viel daraus für mich mitnehme, wie ich es nur selten aus Büchern getan habe. Ich hoffe sehr, dass es nie verfilmt wird oder ich es zumindest nicht sehen werde, denn ich habe die Welt in meinem Kopf schon so sehr erschaffen, das würde gar nicht funktionieren.

Hat wer von euch Shantaram zufällig schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Was ist für euch so ein Buch, welches sich lohnt, wieder und wieder gelesen zu werden, da man trotzdem noch neue Erkenntnisse daraus gewinnen kann?

[Lesenswert] The Importance of Being Earnest – Oscar Wilde

Getreu meinem „ab und zu muss man mal wieder einen Klassiker lesen“-Motto, schnappte ich mir The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde, welches es als kostenlosen Ebookdownload in meiner Bibliothek gab. Klar kenne ich den Namen Oscar Wilde, wirklich gelesen habe ich den Autor aber bisher noch nicht. Da ich auch keine Ahnung hatte, worum es bei The Imortance of Being Earnest geht, war das definitiv mal ein komplett ungetrübtes bzw unvoreingenommenes Lesevergnügen.


Worum geht’s

Wir haben die beiden Hauptpersonen John und Algernon, die Freunde sind und gleichzeitig in zwei Frauen verliebt, mit denen sie sich verloben wollen. Allerdings nehmen sie es mit der Wahrheit nicht so genau und so kommt es hier zu allerlei lustigen Missverständnissen, bis es am Ende schließlich zu einer wahren Offenbarung kommt, die keiner hat kommen sehen. Naja ok, ein paar Seiten vor Schluß wird es schon sehr offensichtlich, aber es macht trotzdem Spaß.

Wie ist’s

Das Stück besteht aus drei Akten, die allerdings alle recht kurz sind und man somit keine zwei Stunden braucht, um es komplett gelesen zu haben. The Importance of Being Earnest ist leicht im Original zu lesen und bietet einen interessanten Einblick in die damalige Zeit und wie man sich in welcher Schicht verhielt. Oscar Wilde gibt einen Blick in die englische Mittelklasse, die sich sowohl Stadt- als auch Landhäuser leisten kann, aber trotzdem nicht ohne weiteres einfach heiraten kann. Es kommt darauf an, woher man kommt, was in einem Gespräch zwischen Algernon und der Mutter seiner Angetrauten recht deutlich wird.

Insgesamt sind nur wenige Personen für die Handlung in dem Stück wichtig und die Charaktere werden in der kurzen Zeit auch nicht zu ausführlich skiziiert, was ich etwas schade fand. Somit kann ich mir gut vorstellen, dass es noch mehr Spaß macht, das Theaterstück aufgeführt zu sehen, da es so mehr Facetten bekommt.

Insgesamt würde ich jetzt nicht sagen, dass man dieses Stück unbedingt gelesen haben muss, da es aber wirklich kaum Zeit in Anspruch nimmt, lege ich es euch dennoch ans Herz. Es hat lustige Stellen, bringt einen etwas zum Nachdenken und dürfte für diejenigen Leser spannend sein, die zwar Interesse an der englischen Vergangenheit haben, sich aber einfach nicht mit Jane Austen herumquälen wollen. Hier hat man die kurze und knappe Version aus männlicher Sicht.

[Lesenswert] ABC-Challenge 2017 – das Halbzeits-Update!

Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an der ABC-Challenge (hier geht’s zu meinem Endstand) teilgenommen und hatte so viel Spaß dabei, dass ich auch dieses Jahr wieder mit dabei bin. Bei dieser Challenge geht es darum, innerhalb eines Jahres Buchtitel zu lesen, sodass jeder Buchstabe im Alphabet abgedeckt ist. Klingt eigentlich ganz einfach, es gibt jedoch Buchstaben, an denen ich zumindest letztes Jahr verzweifelt bin. Um die Challenge noch einen Ticken schwieriger zu machen, verbiete ich mir nämlich, Bücher nur wegen ihres Anfangsbuchstabens zu kaufen – ich muss sie entweder wirklich unbedingt lesen wollen und/oder sie im öffentlichen Bücherschrank finden. Da ich minimalistischer leben mag und mein Bücherregal sowieso aus allen Nähten platt, kaufe ich mir seit zwei Jahren nur noch sehr selten Bücher; meist leihe ich sie einfach aus oder hole sie aus einem öffentlichen Bücherschrank, wohin sie nach dem Lesegenuss auch wieder gehen.

Da wir jetzt schon im sechsten Monat sind, wird es definitiv Zeit für ein HalbzeitsupdateEs hat sich auch ein wenig getan, wie ihr sehen könnt, aber ich bin noch nicht so weit, wie ich gerne gewesen wäre, bevor es wieder auf Reisen geht, wo man nicht unbedingt überall Bücher findet.

ZWISCHENSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind siebzehn „gelesen“

 

Aging and the Indian Diaspora – Sarah Lamb
Barney’s Version – Mordecai Richler
Cockroaches – Jo Nesbo
Deutschland. Ein Wintermärchen – Heinrich Heine
Everyone has a story – Savi Sharma
Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson
Glamorama – Bret Easton Ellis
How to survive as a rock band – Itchy Poopzkid
India – Shashi Tharoor
Juliet, Naked – Nick Hornby
Kontrabass, Der – Patrick Süskind
Life of Pi – Yann Martel
Mond über Manhattan – Paul Auster
New York Triologie – Paul Auster
O
P
Q
R
Stadt und die Hunde, Die – Mario Vargas Llosa
Timbuktu – Paul Auster
U
V
Weiße Nächte – Fjodor Dostojewski
X
Y
Z

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da ich zu circa 50% englische Bücher lese und das hier auch abgebildet werden darf. Außen vor lasse ich Hörbücher und Ebooks (fragt mich nicht, wieso), wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen.

Von acht Büchern im ersten Zwischenstand habe ich es auf siebzehn Bücher geschafft, was nicht viel klingt und auch nicht sonderlich viel ist. Meine Fachliteratur für die Uni lasse ich hier aber weg und ich habe ständig doppelte Buchstaben gehabt, somit zählen diese Bücher auch nicht rein. Mal sehen, ob ich hier in Australien überhaupt einen öffentlichen Bücherschrank finde, sonst werde ich die nächsten Wochen nur Ebooks und Fachliteratur lesen und die weiteren Buchstaben nicht „abarbeiten“ können..oder mein Freund hier muss mir mal seine Büchereikarte ausleihen, dann mache ich die Bibliothek in Canberra unsicher und finde bestimmt ein paar spannende Sachen!

Macht noch jemand bei der Challenge mit? Wie sieht euer Halbzeitstand aus? Hat jemand einen guten Buchtipp für einen der schwierigeren Buchstaben wie Q? 

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