Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Todeswächter von Veit Etzold

Der Thriller war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Mama an meinen Opa und ich habe mir das Buch auch noch geschnappt, bevor es in den öffentlichen Bücherschrank gewandert ist. Der Todeswächter von Veit Etzold hätte mich von der Covergestaltung nämlich auch so im Geschäft angesprochen, das sah mit dem aufklappbaren Sarg einfach interessant aus!

Todeswächter von Veit Etzold

Worum geht’s In Berlin geschehen drei grausame Morde, eher Hinrichtungen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Doch finden die Ermittler des LKA (allein voran Pathopsychologin Clara) an den Leichen antike Münzen, welche doch auf eine Verbindung schließen lassen. Da es allerdings immer unterschiedliche DNA an den Tatorten und verschwundene Angehörige der Toten gibt, stehen die Ermittler zunächst vor einem Rätsel.

Wie ist’s Die Kapitel sind kurz und spannend geschrieben, somit liest man immer „noch eins“ und plötzlich ist es halb drei in der Nacht. Hier hat der Autor durchweg gewusst, wie man Spannung erzeugt. Der Wechsel zwischen Ermittlern und Killerperspektive ist ebenfalls spannend, mich hat die Geschichte nur irgendwie nicht so ganz gekriegt, die Personen waren mir „egal“, ich konnte keine Verbindung aufbauen. Die Dialoge zwischen den Ermittlern waren sehr flach und auch die einzelnen Beziehungen untereinander einfach unwichtig für die Story (es ist der dritte Band mit dieser Ermittlerin, hier hätte ich mir definitiv mehr gewünscht).

Die Geschichte mit ihren Wendungen ist aber nichts sonderlich Neues, das hat man alles so schon gelesen und würde mich spontan nicht motivieren, mehr von diesem Autoren zu lesen. Man weiß sehr schnell, wer der Mörder ist und aus welchem Motiv, es geht also nur noch im dessen Jagd und dann hat man ein sehr knappes, langweiliges Ende. Sehr gut gemacht fand ich, dass die Schauplätze in Berlin immer etwas beschrieben wurden, man ein gutes Gefühl für die Umgebung bekam und es zu meinem Berlinbild gepasst hat. Die vielen Nietzsche-Zitate passten zwar gut in die Thematik, wurden aber absolut nicht aufgegriffen und standen somit einfach isoliert zwischen der Geschichte herum – das hätte man bestimmt besser lösen können.

Insgesamt kein Buch, welches mir sonderlich lange im Gedächtnis bleiben wird (bis auf die Sache mit dem Hund, die verstörend war) und somit würde ich es jetzt auch nicht weiterempfehlen. Vielleicht muss man die beiden vorherigen Bände gelesen haben, um mehr in der Geschichte zu sein, so war es ein netter Zeitvertreib, aber mehr auch nicht. Hoffentlich freut sich der nächste Besitzer mehr darüber!

[Lesenswert] Ruhm – Daniel Kehlmann

Mein erster Besuch meines liebsten öffentlichen Bücherschranks im neuen Jahr war gleich ein voller Erfolg. Fand ich dort doch den Roman Ruhm von Daniel Kehlmann, welcher zwar schon 2009 erschienen ist, ich ihn aber bis jetzt noch nicht kannte. Das Buch „Die Vermessung der Erde“ des Autors habe ich damals in einer Nacht verschlungen und somit war ich sehr neugierig auf dieses Werk.

Ruhm Daniel Kehlmann

Worum geht’s Wie das Cover schon verrät, bekommen wir hier neun Geschichten, die aber alle auf verschiedensten Wegen miteinander verwoben sind. Ruhm spielt hierbei eine große Rolle, es geht aber auch um die Kommunikation miteinander durch verschiedene Medien. Wir haben den Techniker, der ein Handy bekommt, dessen Nummer vorher einem bekannten Schauspieler gehörte, einen gefeierten Autoren mit Flugangst, den bekannten Schauspieler, der plötzlich als Imitator von sich selbst auftritt, eine Frau, die sich mit Sterbehilfe beschäftigt, noch mehr Autoren und deren Geschichten. Das Thema Identität und Zufall (Schicksal?) wird in den Geschichten auch immer wieder unterschiedlich aufgegriffen und bringt viele unerwartete Handlungen hervor, die den Leser nachdenklich werden lassen.

Wie ist’s Es ist eine sehr interessante Leseerfahrung, da man zunächst nicht versteht, was genau passiert, man aber nach und nach mehr Informationen bekommt und die Geschichten sich ineinander fügen – sie bilden nach und nach ein Netz aus Beziehungen. Manchmal muss man erst überlegen, ob man in der Realität der Personen ist oder man sich in einer Geschichte befindet, die einer der Protagonisten geschrieben hat. Dadurch hat man spannende Perspektivenwechsel und Innen-/Außenansichten. Die Kapitel sind kurz, lassen sich schnell und flüssig lesen und ich würde empfehlen, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Sonst kann es nämlich doch etwas verwirrend werden. Die angesprochenen Themen Kommunikation & Ruhm sind gut umgesetzt, man muss sich jedoch im Hinterkopf behalten, dass es schon 2009 erschienen ist, sich seitdem zumindest bei der Kommunikation noch einiges verändert hat.

Ich hatte großen Spaß mit diesem außergewöhnlichen Buch und kann es rundherum empfehlen. Es ist natürlich etwas ganz anderes als „Die Vermessung der Erde“, ich würde aber definitiv weitere Werke in diesem Stil von Kehlmann lesen. Das Buch wurde 2012 auch verfilmt und sollte ich darüber stolpern, würde ich gerne sehen, wie es umgesetzt wurde.

Habt ihr schon etwas von Daniel Kehlmann gelesen? Oder hat wer zufällig den Film „Ruhm“ gesehen und kann mir dazu etwas sagen? 

[Lesenswert] Foreign Body – Robyn Cook!

Die erste Buchbesprechung 2016 und ich sage es gleich vorneweg, Foreign Body (Die Hand des Bösen) von Robyn Cook war nicht mein Buch! Der Autor war mir vorher unbekannt und da es a) kein mich neugierig machendes Cover hat und b) ein Thriller ist, wäre es nie bei mir gelandet, wäre da nicht die Müllkippe in Yellowknife gewesen, wo ich seit einigen Monaten alle meine Bücher herhabe. Was andere wegwerfen, lese ich jetzt und spende es dann an die Bücherei in Montreal, damit sich noch jemand anderes daran erfreuen kann! Bücher wegwerfen geht aber auch einfach gar nicht!

Foreign Body Robyn Cook

Worum geht’s Die Großmutter der Medizinstudentin Jennifer stirbt vollkommen überraschend nach einer Operation in Indien. Dies erfährt Jennifer allerdings erst durch einen Anruf des Krankenhaus und lässt sie vollkommen verwirrt nach Indien aufbrechen. Dort angekommen, wird sie gedrängt, den Leichnam schnellstmöglichst und ohne Autopsie verbrennen zu lassen und langsam kommen Jennifer Zweifel an den geschilderten Komplikationen. Sie lässt ein befreundetes Pathologen-Paar einfliegen und gemeinsam beginnen sie, zu ermitteln.

Wie ist’s Irgendwie total übertrieben und aus der Luft gegriffen, ich fand das Buch einfach nicht glaubwürdig. Wie Indien dargestellt wurde, gefiel mir nicht sehr und die ganze Erzählart mit all seinen passenden Zufällen war nicht meines. Ich habe mich durchgequält, da ich es zu Ende lesen wollte, aber es hat sich gezogen und gezogen. Da man sich aber nicht großartig konzentrieren musste und die Story so langsam ablief, habe ich das Buch immer morgens um 6 auf dem Weg zur Arbeit gelesen und dafür war es ok. Aber empfehlen würde ich es niemandem und der Autor müsste mir jetzt auch nicht wieder unterkommen. Das war so gar nicht nach meinem Geschmack, dabei klang es zu Beginn noch gut, das Thema „Medizintourismus in Indien“ hätte sehr gut umgesetzt werden können.

Von welchem Buch seid ihr zuletzt enttäuscht gewesen und welches war euer Lieblingsbuch 2015? Eine schwere Frage, ich weiß, aber ich bin auf der Suche nach neuen, guten Bücher, die ich nach Kanada lesen werde!

[Lesenswert] February – Lisa Moore

Lisa Moore ist eine kanadische Autorin, die in Neufundland, genauer gesagt in St. John’s, lebt und ihre Geschichten eben dort ansiedelt. Da dieser Ort eigentlich auch auf meiner Kanada-Reiseliste stand und leider nur vom Totalschaden meines Autos verhindert wurde, war ich mehr als nur neugierig auf dieses Buch! February ist mein erstes Buch von Moore und es wird nicht das letzte bleiben!

February Lisa Moore

Worum geht’s Am 15.  Februar 1982 wird die Ölplattform Ocean Ranger während eines Wintersturms von einer Monsterwelle getroffen und sinkt vor der Küste Neufundlands. Alle 84 Besatzungsmitglieder starben, da man sie aufgrund des Wetters nicht aus den Fluten retten konnte. Helen’s Mann Cal war unter den Opfern und die junge Frau muss nun ohne ihn die vier gemeinsamen Kinder großziehen. Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen und beschreibt eindrücklich, wie Helen mit dem Verlust umgeht und ihr Leben (weiter-)lebt sowie neue, zukünftige Herausforderungen annimmt.

Wie ist’s Lisa Moore hat ein Talent dafür, Emotionen im Leser entstehen zu lassen, ohne ins kitschige, banale oder schon so oft gelesene auszuschweifen. Sie beschreibt geradezu nebenbei, wie der Verlust Helen umwirft, sie jahrelang kämpfen lässt und immer wieder, geradezu unerwartet, umwirft. Man bekommt eine gute Vorstellung, wie das Leben an der Küste Neufundlands abläuft, mit welchen Problemen die Menschen dort zu kämpfen haben und dadurch, dass das Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, bekommt man gleich noch ein bisschen Geschichte vermittelt. Mich hat das Buch sehr berührt, seine leiste Erzählart nimmt einen mit und lässt einem alles um einen herum vergessen. Was dazu führt, dass man plötzlich mit Tränen in den Augen in der vollen Metro sitzt und schwer schlucken muss.

Durch seine kurzen Kapitel und die vielen Zeitwechsel ist das Buch aber gleichzeitig auch sehr spannend, da man nie weiß, was einem als nächstes erzählt wird. Es gibt Rückblenden, welche vor dem Zeitpunkt der Katastrophe spielen, wo man Helen’s und Cal’s Geschichte kennenlernt und ihre gemeinsame Zeit miterlebt. Dann ist man plötzlich in der Gegenwart, wo Helen’s Sohn den Rat der Mutter benötigt und schwupps, ist man auf einmal in der Zukunft, wo ein neuer Mann in Helen’s Leben auftaucht. Mir haben diese Sprünge gut gefallen, da man immer in eine unerwartete Situation geworfen wurde und so sehr viel mehr über Helen’s Trauer lernen konnte.

Ein Buch, welches mich schon nach zwanzig Seiten in seinen Bann gezogen hatte und ich traurig war, dass es nicht noch mehr Seiten hatte, da man die Geschichte durch noch mehr Episoden erweitern hätte können. Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Bücher von Lisa Moore so sind und kann euch dieses definitiv ans Herz legen! Wer es nicht auf Englisch lesen mag, es ist auch auf Deutsch unter dem Titel Und wieder Februar erschienen. 

[Lesenswert] A Walk Across the Sun – Corban Addison

Als mir das Buch von einer lieben Frau in Yellowknife in die Hand gedrückt wurde, hatte ich eigentlich keine sonderlich hohen Erwartungen. Oh, was lag ich falsch! Zwar hatte ich bis dato noch nie von Corban Addison gehört, aber ich habe seinen Debütroman A Walk Across the Sun an nur einem Tag verschlungen! Was bei 530 Seiten durchaus ein paar Stündchen (und viele Tassen Tee) gedauert hat!

A Walk Across the Sun Corban Addison

Worum geht’s Auf der einen Seite haben wir die beiden jungen Geschwister, Ahalya und Sita, die nach einem Tsunami ihre gesamte Familie verloren haben und durch unglückliche Umstände an einen Bordellbesitzer in Mumbai verkauft werden. Eines der Mädchen beginnt dort zu arbeiten, die jüngere Schwester kommt durch erneut sehr unglückliche Umstände als Drogenkurrier erst nach Europa und dann nach Amerika. Die andere Erzählebene des Buches behandelt den amerikanischen Anwalt Thomas, der sich nach beruflichen und persönlichen Problemen, plötzlich in Mumbai bei einer NGO wiederfindet, die sich mit dem Thema Human Trafficking beschäftigt. Beide Geschichten laufen zunächst nebeneinander her, beginnen sich dann aber zu überlappen und Thomas kämpft um Sita!

Wie ist’s Ich habe das Buch geradezu verschlungen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Addison beschreibt ein Indien, welches ich erlebt habe, er stellt die Charaktere grandios dar und bringt einen schnell dazu, Empathie aufzubauen. Durch die verschiedenen Ebenen, die parallel ablaufen, bekommt man einen guten Einblick in die Grausamkeiten, die in den Bordellen stattfinden und das Leben der jungen Mädchen beeinflussen, aber auch in die Seite der Kämpfer gegen diese Zustände. Da Addison selbst Rechtsanwalt ist, kann er sehr gut nachstellen, wie diese Prozesse ablaufen und besonders die fiktive NGO, die vor Ort arbeitet, fand ich sehr spannend!

Da die gesamte Thematik sehr spannend ist, lernt man viel über die Zusammenhänge im Human Trafficking und ich muss sagen, es lässt einen nicht mehr los. Gut geschrieben und fesselnd, ich kann es uneingeschränkt empfehlen und habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass der Autor mittlerweile noch mehr Bücher verfasst hat. Es ist kein Buch für nebenbei, es ist keine nette Geschichte, es ist ans Herz gehender Stoff, mit dem man sich auch danach noch beschäftigen wird. Ich bin die Tage zufällig noch über diese Vice-Reportage über das größte Bordell in Bangladesch gestolpert und verlinke sie mal hier, vielleicht habt ihr 25 Minuten Zeit!

[Lesenswert] How to be good – Nick Hornby

Normalerweise versuche ich, meine Buchreviews immer direkt nach dem Lesen des Buches zu verfassen, da ich aber mittlerweile wieder mehr als ein Buch die Woche schaffe (juhu!), bleibt jetzt doch einiges auf der Strecke. Somit ist es jetzt schon einige Zeit her, dass ich How to be Good von Nick Horny gelesen habe (im Hintergrund seht ihr den See in Yellowknife, welcher mittlerweile zugefroren und mit Schnee bedeckt ist *g*). Nick Hornby dürfte den meisten von euch ein Begriff sein, ich selbst habe schon einige Bücher von ihm gelesen und fand sie alle ausnahmslos klasse! Somit waren die Erwartungen hoch!

Nick Hornby How to be good

Worum geht’s Katie (unsere Ich-Erzählerin) eröffnet ihrem völlig überraschten Mann via Telefongespräch, dass sie sich nach 22 Jahren von ihm scheiden lassen möchte. Die Ärztin, welche schon seit einiger Zeit eine Affäre hat, kann mit ihrem zynischen, alles hassenden Mann einfach nicht mehr weitermachen. Dieser will aber nicht kampflos aufgeben, nutzt ihre zwei gemeinsamen Kinder als Hilfsmittel, um Katie bei sich zu behalten und versucht mit Hilfe eines esoterischen Wunderheilers, ein besserer Mensch zu werden und die Ehe zu retten. Dieser zieht aus finanzieller Not gleich ins gemeinsame Haus ein strapaziert die Nerven von Katie gewaltig.

Wie ist’s Ich muss es sagen, ich mochte das Buch überhaupt nicht und hätte es am liebsten gar nicht zu Ende gelesen. Da es aber doch Nick Hornby war, habe ich immer noch gehofft, dass es mich doch noch kriegen würde und verzweifelt weitergelesen. Stattdessen war ich gelangweilt, fand die Personen alle stark nervend (besonders GoodNews) und konnte mit niemandem so wirklich sympathisieren und lustig fand ich es leider auch nicht. Es hat mir auch vom Schreibstil diesmal nicht so gefallen, da bin ich einfach besseres von dem Autoren gewohnt (A Long Way Down, High Fidelity). Die dem Buch zugeschriebene Sozialkritik wird durch Sarkasmus zwar teilweise gut betont, aber trotzdem war es alles in allem nichts. Vielleicht wollte ich mich aber auch gar nicht mit der „wann ist ein Mensch ein guter Mensch“-Frage einlassen, ich weiß es nicht – insgesamt war einfach nur der Wurm drin und wäre dies mein erstes Hornby-Buch gewesen, wüsste ich nicht, ob ich zu einem zweiten Buch des Autoren greifen würde., leider :/

Schlechte Kritiken schreiben macht keinen Spaß, man fühlt sich dabei definitiv nicht wie ein „guter“ Mensch. Aber vielleicht kann ich ja so den ein oder anderen vor einer Enttäuschung bewahren. Wobei natürlich jeder einen anderen Geschmack hat und ihr dieses Buch vielleicht total gefeiert habt? War das so? Wenn nicht, verratet mir doch, von welchem Buch ihr warum auch immer in letzter Zeit enttäuscht worden seid?

[Lesenswert] Prep – Curtis Sittenfeld

Als ich das Taschenbuch Prep von Curtis Sittenfeld im öffentlichen Bücherschrank entdeckt, musste ich sofort zuschlagen. Zwar hatte ich noch nie davon gehört, aber auf der Rückseite war folgende Time-Review abgedruckt: „Critics have compared…Sittenfeld to Salinger and Plath. But her novel Prep…pegs her as a name to watch in her own right“. Da ich sowohl Plath als auch Salinger geradezu verschlungen habe und noch immer sehr gerne lese, konnte ich gar nicht mehr anders, als das Buch einzupacken!

Prep Curtis Sittenfeld

Worum geht’s Die 14-jährige Lee Fiora will ihrem Leben in Indiana entfliehen und entscheidet sich trotz ihres sehr erstaunten Umfeldes auf das prestigeträchtige Ault Internet in Massachusetts zu gehen. Das Buch begleitet ihr Leben dort über die nächsten vier Jahre bis zu ihrem Abschluss und behandelt die Themen, Freundschaft, Beziehungen, Selbstfindung, Gender, Liebe und beschreibt, was es heißt, in der Highschool zu sein.

Wie ist’s Ich muss sagen, dass das Buch die lobenden Kritiken und den Platz auf der New York Times Bestsellerliste durchaus verdient hat. Es ist zwar nicht ganz so fesselnd, wie ich es mir gewünscht hatte und teilweise etwas langatmig, aber es ist ein absolut überzeugender coming of age Roman. Lee Fiora wird als sehr komplexe Person gezeichnet und die Autorin kommentiert ihr Verhalten immer wieder – eben so, als wäre sie damals das junge Mädchen gewesen, dessen Aufwachsen wir hier am eigenen Leib erfahren. Man kann sich absolut in die Schulzeit hineinversetzen, hat einige Situationen bestimmt auch so erlebt und oftmals sind die dazu geschriebenen Kommentare einfach nur so treffend! Es wird ein hervorragendes Bild von der Hierarchie, dem „Klassenkampf“, dem Gruppenverhalten, welches in jeder Schule (und besonders im Internat) vorherrscht und wie schwer es für jeden Einzelnen ist, seinen Platz darin zu finden.

Mir ist die Hauptperson nicht unbedingt sympathisch, somit habe ich keine sehr enge Verbindung zu ihr aufgebaut und konnte ich das Buch immer wieder zur Seite legen. Teilweise waren einige Passagen auch etwas zu langatmig, aber selbst wenn man dort überfliegt, verliert man nicht viel von der Story. Ich würde nicht so weit gehen und Sittenfeld mit Salinger und Plath zu vergleichen, ganz so herausragend fand ich ihre Stil doch nicht, aber insgesamt hat sie ein sehr gutes Bild vom Heranwachsen in einem Internat gezeichnet.

Wenn ihr gerne coming of age Romane lest, kann ich euch dieses Buch definitiv empfehlen! Mit etwas über 460 Seiten kann man sich damit auch einige Zeit beschäftigen. Lest es ruhig im Original, die Sprache ist einfach gehalten und auch auf unnötig verschachtelten Satzbau wird verzichtet, es liest sich gut runter! 

[Lesenswert] Menschensöhne – Arnaldur Indridason

Seit ich im Januar in Island war und mich Hals über Kopf in dieses Fleckchen Erde verliebt habe, ist meine Faszination für alles, was damit zu tun hat, ungebrochen. Somit habe ich mich sehr gefreut, als ich im öffentlichen Bücherschrank den bereits 2006 erschienen Krimi Menschensöhne von Arnaldur Indridason gefunden habe. Es handelt sich hierbei um das erste Buch aus der sehr erfolgreichenKommissar Erlendur Sveissons Reihe des Autoren – mittlerweile ist Band 11 daraus erschienen.

Menschensöhne

Worum geht’s Inmitten Reykjaviks wird ein pensionierter Lehrer brutal ermordet und zur gleichen Zeit bringt sich einer seiner ehemaligen Schüler in einer Psychiatrie um. Da muss es wohl einen Zusammenhang geben und Kommissar Erlendur Sveinsson beginnt mit Hilfe von Palmi, dem Bruder des Selbstmörders, zu ermitteln. Irgendetwas in der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Personen muss zu der heutigen Tragödie geführt haben.

Wie ist’s Ein absoluter Page-Turner, so fesselnd, dass ich das Buch in zwei Tagen gelesen habe. Ich wusste vorher nicht, dass die Erlendur Sveinsson-Reihe enorm erfolgreich ist und hatte somit gar keine Erwartungen an den Krimi. Ganz großer Fehler und absolute Unterschätzung! Die Personen werden gut beschrieben, man kann sich in sie hineinversetzen und wird durch die Story immer wieder überrascht. Dachte ich zuerst, dass es bestimmt wieder „nur“ um Missbrauch geht, wurde ich hier schnell eines Besseren belehrt. Nein, ich habe so einige Wendungen wirklich nicht kommen sehen und bin von der Fantasie und Erzählgeschwindigkeit des Autors sehr begeistert. Da die Kritiken in seinem Erstling alle noch Schwächen sehen und seine nachfolgenden Bücher loben, will ich mich unbedingt nach und nach durch die Reihe lesen und selbst sehen, ob da was dran ist. Denn ich fand dieses Buch schon klasse – Island als Schauplatz passt super zum Stimmung des Buches!

Kennt ihr das Buch zufällig schon oder andere Werke aus der Erlendur-Reihe? Wenn ihr Krimis mögt, empfehle ich euch den Autoren und wenn ihr Island als Schauplatz auch noch mögt, seid ihr wirklich genau richtig. Meine höchste Empfehlung ist immer, dass ich das Buch meinem Opa zu lesen gebe und das werde ich in diesem Fall definitiv machen. Er liebt Krimis und ich denke, dass ihn die ausgefallene Handlung bei diesem Buch auch begeistern wird!

[Lesenswert] Der rote Schrei – Mary Willis Walker

Ein neuer Tag, ein neuer Krimi – diesmal mit einem Titel, unter dem ich mir absolut nichts vorstellen konnte. Von der Autorin Mary Willis Walker hatte ich auch noch nicht gehört, aber mich machte neugierig, dass Der rote Schrei mit dem Edgar Allan Poe-Preis ausgezeichnet wurde. Der Name war mir immer ein positiver Begriff 😉

Der rote Schrei

Worum geht’s Die Journalistin Molly Cates hat ihr Buch über den verurteilten, geständigen Serienmörder Bronk publiziert, welcher in Kürze hingerichtet werden soll. Sie will noch einen letzten Artikel über ihn schreiben, doch es werden ihr plötzlich Steine in den Weg gelegt..und dann geschieht ein weiterer Mord, der viel zu viele Parallelen zu den Morden von Bronk hat. Gemeinsam mit ihrem Exmann, einem Polizisten, macht sich Molly daran, Licht ins Dunkle zu bringen und die Wahrheit herauszufinden.

Wie ist’s Sehr spannend, ich habe es an einem Tag gelesen! Die Charaktere werden sehr schön beschrieben, man kann sich gut in sie hineinversetzen und ich mag sehr, dass sie „nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet“ sind. Es gibt Widersprüche, was gut ist und die Geschichte spannender macht. Die Mischung aus Spannung, harter Thematik wie der Todesstrafe und seichter Liebesgeschichte funktioniert gut, man kann das Buch leicht runterlesen, aber auch mal aus der Hand legen, wenn man etwas zu erledigen hat. Wieder hineinkommen ist absolut kein Problem!

Ein fast vollkommen rundes Buch, mir war lediglich am Ende etwas zu wenig Zeit, es endete sehr abrupt. Wobei es den Leser nicht im Regen stehen lässt, alle Unklarheiten werden aufgelöst und man kann das Werk getrost beiseite legen. Absolut eine Empfehlung von mir und ich bin immer noch kein großer Krimifan – dieses hier hat mich aber von Beginn an gefesselt und nicht mehr losgelassen!

Kennt ihr die Autorin? Sie hat von diesem Buch noch einen Fortsetzungsroman mit dem Titel „Unter des Käfer’s Keller“ geschrieben und sollte mir dieses in die Hände fallen, kann ich wohl alle Termine an diesem Tag absagen und mich auf der Couch vergraben!

[Lesenswert] Trick of the dark – Val McDermid

Krimis/Thriller sind mit Abstand die häufigsten Bücher in öffentlichen Bücherschränken und da ich in Kanada gerade auf diese angewiesen bin, bekomme ich einen guten Überblick in dieser Kategorie. Viele Autoren, wie auch Val McDermid, sind mir vom Namen her nämlich ein Begriff, gelesen hatte ich aber noch nichts von ihr. Da mich das Cover von Trick of the Dark aber sofort angesprochen hatte, habe ich es mir geschnappt und in zwei Nächten durchgelesen.

Trick of the dark - Val McDermid

Worum geht’s Die Hauptperson Charlie Flint bekommt ein anonymes, mysteriöses Paket mit Zeitungsausschnitten über einen brutalen Mord an ihrem alten College zugeschickt. Da sie gerade in einer persönlichen Krise steckt und von ihrem Job als Psychologin suspendiert wurde, geht sie den Hinweisen nach und muss zurück in ihre eigene Vergangenheit reisen.

Wie ist’s Ganz ehrlich, hätte ich nicht mitten im Yukon ohne Internet gesessen, ich hätte das Buch nicht zu Ende gelesen. Aber da ich nichts anderes zu tun hatte, habe ich mich durchgequält. Ich verband McDermid mit großartiger, spannender Literatur, aber hier dümpelte die Geschichte so dahin, es war einfach langweilig. Man hatte viele Charaktere, die sehr schwarz-weiß gezeichnet wurden – viele Personen waren lesbisch, die andere Hälfte konnte damit gar nicht. Es wurde immer wieder das Thema Coming Out angesprochen, aber in einer so distanzierten Weise, dass es einen komplett kalt ließ.

Die gesamte Mordgeschichte wirkt sehr konstruiert und einfach total unglaubwürdig, so agieren Menschen einfach nicht. Vorhersehbar ist sie auch noch und ach, man will das Buch einfach nur fertig haben – ein Pageturner in negativer Weise quasi. Ich glaube, ich habe hier das eine schlechte Buch von ihr erwischt, andere Bücher haben so begeisterte Kritiken – schade!

Heute also absolut keine Empfehlung, dabei versuche ich in jedem Buch noch etwas Gutes zu finden. Was war euer letzter literarischer Flop?

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