Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Sieben Minus Eins von Arne Dahl

Bei dem schwedischen Kriminalroman Sieben Minus Eins von Arne Dahl war ganz klar das Buchcover ausschlaggebend, denn sonst hätte ich wohl nicht danach gegriffen. Aber sobald man mir einen See mit Nebel und noch ein leeres Kanu gibt, ist mein Interesse geweckt und dankbarerweise war das auch der erste Teil der Berger & Blom Reihe und ich bin nicht mittendrin eingestiegen!


Worum geht’s

Kriminalinspektor Sam Berger kriecht in ein blutiges Kellerloch und ist sich sicher, dass die hier wohl gefangen gehaltene (und ermordete?) Frau kein Einzelfall ist. Irgendwo in Stockholm treibt sich ein Serienmörder herum und er muss ihn finden. Dazu benötigt er allerdings Hilfe und bekommt sie in Form von Molly Blom, die jedoch auch nicht die zu sein scheint, die sie vorgibt..

Wie ist’s

Irgendwie hat mich das Buch zuerst überhaupt nicht gekriegt und ich musste mich schon fast zwingen, jeden Tag für 30 Minuten (mein Leseziel) danach zu greifen. Was daran liegt, dass im Buch viel angesprochen, aber wenig erklärt wird und man somit nur Andeutungen hat, aber keine Ahnung, was uns der Autor wirklich damit sagen will. Zunächst dachte ich auch, dass das schon eine Fortsetzung ist und ich diese Infos aus vorherigen Büchern haben müsste – aber nein, einige Details werden viel später erklärt, andere einfach so stehen gelassen. Fand ich schwierig zu lesen und leider auch etwas demotivierend.

Ab der Hälfte hat sich das dann aber geändert und es wurde endlich so fesselnd, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Da ich nicht zu viel spoilern mag, denn hier gibt es wirklich viele Wendungen, die man nicht kommen sieht, habe ich mir bei der Inhaltsbeschreibung auch schon etwas einen abgebrochen 😉 Plötzlich ist da viel mehr Handlung, alles kommt in Schwung und einige der vorher angesprochenen, ungeklärten Details fügen sich endlich zusammen. Ebenfalls bekommen die Hautpersonen noch einmal ganz andere Rollen und Beziehungen zueinander und das fand ich grandios! Plötzlich passte hier alles für mich (bis auf das Erzähltempo, das hätte immer noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit gebrauchen können).

Sowohl Sam Berger als auch Molly Blom habe eine mit dem Serientäter verbundene Vergangenheit, die sich nach und nach entfaltet und man zu verstehen beginnt, wo hier die Problematik liegt (aber ja, es wird auch etwas unrealistisch in meinen Augen). Man hat also sowohl den Handlungsstrang „Suche nach dem Mädchen“ als auch „Enträtseln der Vergangenheit“ und springt zwischen Sam und Molly hin und her, was dem gesamten Buch sowohl mehr Spannung als auch Komplexität gibt. Hierdurch ist es auch keine banale „Ermittler suchen Serienmöder“-Geschichte.


Mit einer Empfehlung tue ich mich trotzdem schwer, da bin ich ehrlich. Ich hasse es, Bücher abzubrechen und würde mir das leichter fallen, wäre dieses Buch wohl schon nach 2-3 Tagen wieder im öffentlichen Bücherschrank verschwunden. Zwar war das Durchhalten die „zweite Hälfte“ wert, da es dort wirklich viel besser wurde und sich auch der erste Teil etwas erklärte, aber wirklich mehr von diesem Autor will ich im Moment nicht lesen. Dazu fand ich es leider zu lange zu langweilig geschrieben, da man als Leser im Dunkel der kontextlosen Andeutungen zurückgelassen wird.

Aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden und für alle, denen dieses Buch zusagte, gibt es in der Reihe mittlerweile noch vier weitere Bände um das Ermittlungsduo Berger & Blom!

[Lesenswert] Home Body – Rupi Kaur!

Dass es in der finnischen Bibliothek Home Body von Rupi Kaur gibt, habe ich nicht unbedingt kommen sehen, mich aber enorm darüber gefreut. Nachdem ich ihre vorherigen Gedichtbände (Milk & Honey; The Sun and her Flowers) schon verschlungen habe, war ich mir sicher, dass ich auch Home Body innerhalb von wenigen Stunden inhalieren würde – was auch geschehen ist!


Worum geht’s

Aufgeteilt ist das Buch in die Kapitel Mind, Heart, Rest und Awake und beginnt mit den folgenden Worten, die uns schon eine gute Idee geben, wohin die Reise diesmal geht:

after feeling disconnected for so long

my mind and body are finally

coming back to each other

Rupi nimmt uns hier erneut auf eine sehr intime Reise mit, die sie in den letzten Jahren durchlaufen hat. Es geht um das Sich-in-sich-Selbst-Wohlfühlen, die Verbindung von Körper und Geist, um emotionale Hürden (was ist eigentlich „Home“?), um Vergangenheitsbewältigung und wie man an ihr wachsen kann. Teilweise sind die Gedicht sehr roh, man spürt die Verletztheit der Poetin und ist erstaunt über ihre Offenheit, diese mit der Welt in so klaren, oft nur wenigen, dafür aber mächtigen Worten zu teilen.

Wie ist’s

Erneut wollte und konnte ich dieses Buch nicht aus der Hand legen, sondern musste es zunächst in einem Rutsch lesen. Die modernen Gedichte fließen nur so dahin, man liest sie immer weiter runter und vergisst dabei die Zeit und die eigene Lebenswelt etwas. Rupi hat auch hier wieder ihre eigenen Illustrationen hinzugefügt, die eine perfekte Ergänzung zu ihren Worten sind. Viele andere Menschen sagen, dass sie ihnen „aus der Seele“ spricht und teilweise kann ich dieser Aussage auch zustimmen. Man kann sich mit ihr identifizieren bzw ihre Worte auf eigene Situationen umdeuten und fühlt sich gesehen und verstanden.

Dass gleich zu Beginn des Buches so enorm private Themen angesprochen werden, habe ich nicht erwartet, aber da damit der Prozess begann, ergibt es natürlich auch Sinn, sie zuerst zu benennen und den Leser dann auf die Bewältigungsreise mitzunehmen. Rupi gelingt es mit nur wenigen Worten intensive Atmosphären zu schaffen, die in einem nachhallen und man somit immer und immer wieder einige der Gedichte (oder das gesamte Buch) lesen mag.

Auch wenn ich das Buch nicht behalten kann und will, dass es möglichst viele andere Leser begeistert, habe ich mir die für mich wichtigsten Seiten abfotografiert. Denn man kommt immer wieder zu ihren Worten zurück und teilweise finde ich es wahnsinnig spannend, wie ihre Worte auch nach Jahren zwar gleich geblieben sind, ich mich (oder die mich umgebenden Umstände sich) aber so verändert habe, dass ihre Gedichte jetzt anders zu mir sprechen.


Wenn ich irgendwann mal eine kleine Bibliothek in meiner Wohnung haben sollte, werden darin definitiv alle Werke von Rupi Kaur zu finden sein und es gibt niemandem, dem ich ihre Gedichte noch nicht empfohlen habe. Somit ist auch Home Body für mich absolut lesenswert, egal, ob ihr die vorherigen Bände schon gelesen habt oder Neulinge seid und noch nie von Rupi Kaur gehört habt. Wenn ihr euch unsicher seid, schaut mal auf ihrem Instagramaccount vorbei, da bekommt ihr einen sehr guten Eindruck von ihrer Poesie und auch von ihr als Mensch! Ich warte jetzt darauf, dass ich Healing through Words von ihr aus der Bibliothek abholen kann, aber die Warteliste ist lang!


Kennt ihr Rupi Kaur? Wenn ja, wie gefallen euch ihre Gedichte? Hat sie wer vielleicht schon live performen sehen? Das steht definitiv noch auf meiner to-do-Lebensliste 🙂

[Lesenswert] Pandora von Susan Stokes-Chapman

Das zweite Buch aus der finnischen Bücherei durfte für mich die englische Version von dem Bestseller Pandora von Susan Stokes-Chapman werden und ich habe schon gelernt, dass man hier wahnsinnig auf Fantasy und historische Romane steht. Bei der vielen Dunkelheit draussen passt es aber auch einfach, in andere Welten entfliehen zu wollen und so lese ich mich auch mal ein wenig mehr in diesen Genres ein. Ich war sehr neugierig, ob mir Pandora zusagen würde, denn vom Cover her hätte ich es mir schon einmal nicht im Buchladen gegriffen, da es zwar sehr hübsch ist, aber so gar nicht nach meinem regulären Büchergeschmack aussieht.


Worum geht’s

Wir befinden uns in London, genauer gesagt im Jahre 1799, in welchem unsere Hautperson Dora gemeinsam mit ihrem Onkel und seiner Haushaltshilfe/Freundin einen Antiquitätenladen betreibt. Dieser gehörte ehemals Doras Eltern, die bei einer Ausgrabung in Griechenland allerdings tragisch ums Leben kamen und nun leider komplett heruntergewirtschaftet und zu einem Ramschladen unter der Führung des Onkels wurde. Dora selbst träumt davon, Schmuck zu designen und stellt mit Hilfe von Hermes, ihrer Elster, erste Kreationen her, die aus Fundstücken bestehen. Plötzlich jedoch erhält ihr Onkel eine neue Lieferung, eine griechische Vase und ihr aller Leben beginnt sich zu verändern..liegt etwa ein Fluch auf ihr?

Wie ist’s

Leider muss ich sagen, dass es nicht mein Buch war. Es fing spannend an, Dora und ihre Elster waren interessante Charaktere, aber irgendwie verlor es sich immer mehr in irrelevanten Details und die Story zog sich so dahin und hatte die typischen „junge Liebe“, „schwieriges Familienverhältnis“, „unerfüllte Träume“-Themen. Ich habe mir mehr historisch korrekte Fakten gewünscht, die es zwar stellenweise auch gab, aber durch andere Beschreibungen dann irgendwie in Frage gestellt wurden und mich insgesamt dann davon überzeugten, lieber alles unter Fiktion zu setzen. Also natürlich kann man sich Dinge ausdenken, nur wenn ich sie in eine reale Zeit setze und in keine ausgedachte Welt wünsche ich mir persönlich dann auch etwas mehr Recherche. Denn ich will mich als Leser nicht ständig fragen, was jetzt wahren Begebenheiten entspricht und was ausgedacht sein könnte.

Ebenfalls fehlte mir die griechische Mythologie, die so angepriesen wurde. Also ja, sie arbeiten in einem Antiquitätenladen (der vor Fälschungen nur so wimmelt) und Dora wurde nach Pandora benannt und hatte sehr an Griechenland interessierte Eltern, die dort viele Stücke ausgruben. Aber irgendetwas Neues habe ich beim Lesen nicht aus der Welt der griechischen Mythen gelernt und das fand ich schade. Man hätte nebenbei einfach viel mehr Wissen an den Leser vermitteln können und das auf spannende Weise. Stattdessen wird nur immer mal wieder kurz etwas oberflächlich erwähnt, was mich erneut zum Meckern bringt, dass hier die umfangreiche Recherche fehlt. An klischeehafter Romantik fehlt es allerdings nicht 😉

Wobei ich zugeben muss, dass ich einfach nicht die Zielgruppe bin und viele Teenager/junge Erwachsene mit diesem Coming-of-Age-Roman sehr glücklich sein dürften! Statt um geschichtliches und mythologisches Wissen dreht es sich eben primär um die erste Liebe, um die Fragen, was Dora in ihrem Leben will und wie sie sich diese Ziele zu erkämpfen versucht. Das hätte nur auch leider in jedem anderen Setting genauso ablaufen können und hat meine Erwartungen an dieses Buch somit nicht erfüllt (zu flach, zu oberflächlich, teilweise zu unglaubwürdig). Den Schreibstil von Stokes-Chapman fand ich angenehm, man kann das Buch gut und schnell herunterlesen und kommt auch nach einer Pause schnell wieder rein – wodurch es für mich eine angemessene Urlaubs-/Reiselektüre ist, wenn man einfach mal abschalten will.


Ich habe auf meiner Lese-Liste für dieses Jahr noch The Song of Achilles von Madeline Miller stehen und hoffe sooooo sehr, dass wir uns mehr mögen werden! Wenn das jemand von euch schon gelesen hat, lasst mir gerne eure Meinung dazu hier, ob das für mich passen könnte oder ich es einfach lassen sollte. Kennt jemand „Pandora“ und hat vielleicht eine positivere Bewertung für dieses Buch?

[Lesenswert] Dear Edward – Ann Napolitano

Bisher habe ich in Finnland noch keine öffentlichen Bücherschränke gefunden, aber dafür die Möglichkeit, Bücher direkt aus der Bibliothek auszuleihen. Da ich jedoch nicht selbst hingehen und durch die Regale streifen kann (Stichwort: Zehenbruch), schaute ich nun online, welche englischsprachigen Bücher es gibt und ließ mir diese chronologisch nach dem neuesten Erscheinungsdatum anzeigen. Genau so stolperte ich über Dear Edward von Ann Napolitano und bin so glücklich, dass ich dieses Buch erfahren durfte!


Worum geht’s

Der zwölfjährige Edward „Eddie“ Adler fliegt gemeinsam mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Jordan von New York nach Los Angeles, wo sie ein neues Leben beginnen wollen. Doch leider stürzt das Flugzeug ab und nur Eddie überlebt, während alle anderen Passagiere bei diesem tragischen Unglück ums Leben kommen. Das Buch dreht sich um Trauer, Verlust und die Frage, was es bedeutet, nicht nur zu überleben, sondern wirklich weiterzuleben.

Wie ist’s

Das Buch bricht einem immer wieder das Herz, da es um so viele verschiedene Schicksale geht, die dieser Unfall zerstört hat. Gut finde ich, dass auf zwei Zeitebenen erzählt wird und man einerseits den Flug und den Absturz miterlebt und auch die anderen Passagiere näher kennenlernt, andererseits aber das Leben von Eddie und einigen Hinterbliebenen miterlebt. Es ist ganz klar ein Coming-of-Age-Roman, welcher sich aber neben all den typischen Erwachsenwerd-Themen noch mehr mit dem Sinn des (Über-)Lebens beschäftigt, mit der Verarbeitung von Verlust, Trauer, Depression und der Tatsache, dass nur Eddie diesen Absturz überlebt hat.

Natürlich versucht der Junge sich an das neue Leben bei seiner Tante und seinem Onkel in einer Kleinstadt zu gewöhnen, aber sein Bruder fehlt ihm zu sehr. Er versucht diese fehlende Verbundenheit durch Freundschaft mit der gleichaltrigen Nachbarstochter auszugleichen, die ihm zurück in die Gegenwart und ins Leben hilft. Das Buch dreht sich viel um Identität (wer bin ich (nicht), wer will ich (nicht) sein), um den Sinn des Lebens und um die Frage, was man nun machen soll, wenn man solch eine zweite Chance bekommen hat.

Besonders gut gefallen hat mir aber, dass es eben nicht nur um Eddie, den Überlebenden, geht, sondern auch viele andere Schicksale von Passagieren näher beschrieben werden. Es ist keine namenlose Masse, sondern einzelne Menschen, die wiederum Familien hatten, die nun ebenfalls mit ihren Verlust umzugehen lernen müssen. Dies geschieht immer wieder in Bezug auf Eddie, da viele mit ihm sprechen wollen, um sich ihren verstorbenen Lieben näher zu fühlen. Dass dies keine leichte, sondern eine überfordernde Rolle für einen Teenager ist, ist selbstverständlich.

Aber nicht nur die sehr realitätsnah konzipierte Geschichte ist fesselnd und man mag das Buch nicht aus der Hand legen, bis man weiß, wie es ausgeht, gleichzeitig ist es einfach nur gut geschrieben. Einfühlsam trifft es einen selbst immer wieder genau dort, wo es wehtut und man leidet mit den vielen unterschiedlichen Menschen mit. Gleichzeitig freut man sich aber auch über jeden kleinen Schritt Eddies raus aus der Depression und hin Richtung (Weiter-)Leben, sei es seine neu entdeckte Freude über Farne oder das Gewichtheben, welches ihm Ablenkung beschert.


Lustigerweise ist das Buch wohl so gar kein Geheimtipp mehr, denn gerade vor wenigen Tagen wurde seine Verfilmung bei Apple TV als Serie veröffentlicht. Und auch wenn ich sie wohl eher nicht sehen mag, da ich das Buch so grandios finde und meine eigenen Charaktere vor Augen habe, wollte ich das hier kurz angesprochen haben. Eine absolute Leseempfehlung von mir und ich bin froh, dass dieses Buch ziemlich willkürlich zu mir gekommen ist!

[Lesenswert] Der Planetenwanderer von George R.R. Martin

Wenn man an George R.R. Martin denkt, schreit natürlich alles sofort Game of Thrones, da er mit diesem Epos weltweit unfassbar erfolgreich wurde. Auch ich habe diese Serie von ihm schon einmal gelesen und zweimal gesehen und werde beides bestimmt irgendwann erneut in Angriff nehmen. Heute geht es aber um das zumindest mir bis dato unbekanntere Buch Der Planetenwanderer von George R.R. Martin, welches ich zufällig im öffentlichen Bücherschrank fand und natürlich sofort mitnehmen musste!


Worum geht’s

Wir befinden uns in einer Zukunft, in welcher die Menschen den Weltraum erobert haben und dort neue Welten mit unzähligen Siedlungen erschaffen haben. In dieser muss sich der interplanetarische, definitiv verschrobene Händler Haviland Tuf behaupten, welcher mehr oder weniger durch Zufall in den Besitz eines mächtigen Schiffes gelangt. Dieses gehörte nämlich einmal der Erde und war als Saatschiff u.a. zur biologischen Kriegsführung gedacht – Haviland Tuf nutzt es nun aber zur zumindest so definierten Rettung von Bevölkerungen, was er sich durchaus clever belohnen lässt.


Wie ist’s

Grandios und alle meine Erwartungen erfüllend! Man bekommt hier eine spannende Geschichte mit vielen Wendungen, die sich lose aneinander gereiht anfühlt. Was daran liegen dürfte, dass die einzelnen Kapitel eigentlich als Kurzgeschichten um Haviland Tuf geschrieben wurden, aber das tut der Lesbarkeit überhaupt keinen Abbruch. Es fühlt sich nach dem Lesen einer Serie an und das Tolle ist, dass man hier noch beliebig ergänzen könnte, da die Geschichte nicht endet und viele Handlungsstränge offen gelassen werden!

Haviland Tuf ist ein exzentrischer Charakter, dessen Katzenliebe sich durch das Buch zieht und ihn dadurch manchmal zu harmlos für seine Verhandlungspartner wirken lässt. Man hat Spaß dabei zu merken, wie clever er eben doch ist und die Geschichten dadurch immer wieder eine neue Dimension erhalten. Es werden spannende Welten entworfen, die ich gerne noch detaillierter kennenlernen würde und man denkt ständig, wie gerne man auch diese Geschichten verfilmt haben würde!

Aber nicht nur die unterschiedlichen Welten, auch ihre Bewohner sind einfach interessant entworfen und es macht Spaß, in diese komplexe Vielfalt einzutauchen. Das Buch ist mit über 400 Seiten nicht dünn, aber ganz ehrlich, ich hätte auch 800 Seiten gelesen, da es mir nicht langweilig wurde. Ganz im Gegenteil, ich war so vertieft, dass ich mich immer mal wieder zwingen musste, aus dem Fenster zu schauen (ich fuhr gerade mit dem Zug durch das verschneite Finnland, was enorm schön war).

Besonders spannend und leider auch immer aktuell ist hier die Frage, wie ein Einzelner mit so viel Macht umgeht – wird er sie missbrauchen oder wird er versuchen, damit wie auch immer definiertes „Gutes“ zu tun? Darf er eingreifen in das Schicksal anderer Menschen, anderer Bevölkerungen oder darf er nicht Gott spielen? Diese elementaren Fragen werden hier immer wieder aufgegriffen und lassen einen beim Lesen ebenfalls darüber nachdenken.


Für Sci-Fi-Fans, Game of Thrones-Begeisterte, aber auch einfach für Menschen, die es lieben in neue, fantasiereiche Welten einzutauchen, kann ich das Buch besten Gewissens empfehlen. Man wird wunderbar unterhalten, hat überraschende Wendungen, viel Handlung und dazu witzige Charaktere, die man nicht immer gleich durchschauen kann. Mein erstes Buch für 2023 und das war die perfekte Wahl!

[Lesenswert] Der Pfau von Isabel Bogdan

Das neue Lesejahr wollte ich mit einem Buch starten, welches mir meine Mama vor bestimmt schon über einem Jahr mit einer großen Empfehlung in die Hand gedrückt hatte. Die Zusammenfassung von Der Pfau von Isabel Bogdan klang auch genau nach meinem Geschmack, ich wollte es nur am liebsten in einem Rutsch durchlesen und dazu brauchte ich einmal einen freien Tag – gut, dass ich krank wurde und somit gezwungen war, im Bett zu bleiben 😉


Worum geht’s

Eine Gruppe Investmentmanager reist inklusive Psychologin und Köchin für ein Teambuilding-Wochenende auf einen etwas heruntergekommenen Landsitz in den schottischen Highlands. Geplant ist, hier in Ruhe an der nicht optimal funktionierenden Zusammenarbeit abseits der hektischen Büroatmosphäre zu arbeiten, doch dann kommt ein überraschender Wintereinbruch, gepaart mit einem Kurzschluss in den alten Gemäuern und einem verrückt gewordenen Pfau zusammen und wirbelt die chaotische Gruppe sowie die Besitzer und Bediensteten des Landsitzes noch mehr durcheinander. Teambuilding findet statt, aber doch etwas anders als geplant!

Wie ist’s

Absolut herrlich, man amüsiert sich hier wirklich königlich und das immer wieder. Es kommen lustige überraschende Wendungen, die man nicht kommen sieht und man freut sich beim Lesen darüber, wie sich die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge entwickeln und sich auch gegenseitig durchkreuzen. Der Schreibstil ist einfach gehalten, man kann das Buch super runterlesen und kommt – sollte man es doch mal aus der Hand legen – schnell wieder rein, da die Kapitel kurz gehalten sind. Trotzdem ist es fesselnd, da man wissen will, wie die unterschiedlichen Personen weiter handeln und natürlich auch, wie es ausgehen wird.

Der verrückt gewordene Pfau, der die Farbe Blau so gar nicht leiden kann, ist definitiv mal ein ganz spezieller Charakter, welcher mir so noch nicht untergekommen ist. Aber auch die anderen Personen werden wunderbar beschrieben und sind auch alles sehr aussergewöhnliche Zeitgenossen, die mit ihren Spleens sehr zum Amusement beitragen. Sie wachsen einem alle ans Herz und ich war traurig, dass ich plötzlich schon am Buchende angelangt war.

Für Fans von ausgefallenen, charmanten Geschichten mit grandiosem britischen Humor definitiv zu empfehlen und ich habe meinen Kranktag im Bett hierdurch trotzdem genießen können! Als Hörbuch stelle ich mir dieses Werk ebenfalls großartig vor, da muss man bestimmt auch oft laut lachen.

Da mir die so leichte, unangestrengte Erzählart sehr zusagt für Tage, an denen man sich einfach nur entspannen mag, kann ich mir vorstellen, auch in Zukunft mehr von Isabel Bogdan zu lesen. Ihr Buch Laufen klingt da genau nach meinem Geschmack und steht jetzt schon einmal auf meiner Wunschliste 🙂


Habt ihr schon etwas von ihr gelesen? Vielleicht ja sogar Der Pfau? Wie hat es euch gefallen? Bei Amazon sind da ja einige seeeeehr negative Kritiken dabei, die ich so gar nicht nachvollziehen kann.

[Lesenswert] ABC-Lesechallenge 2022 – Endstand!

Da ist die ABC-Lesechallenge 2022 auch schon wieder herum, verrückt, wie schnell die Zeit verfliegt! Wie schon die Jahre zuvor geht es mir bei dieser persönlichen Challenge darum, mindestens einen Buchtitel mit jedem Anfangsbuchstaben des Alphabets zu lesen und das habe ich noch nie komplett geschafft. Ob mir das jetzt im Jahre 2022 endlich gelungen ist, erfahrt ihr nun!

Zwischenstand: 23 von 26 Buchstaben „gelesen“

Altes Land – Dörte Hansen (klick)

Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie (klick)

Anana. Eine Inuit-Legende – Ina Vandewijer (klick)

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Blackout – Marc Elsberg (klick)

Böser Wolf – Nele Neuhaus (klick)

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Caravan – Marina Lewycka (klick)

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dritte Bruder, Der – Nick McDonell (klick)

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Etta und Otto und Russell und James – Emma Hooper (klick)

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Farbenblind – Trevor Noah (klick)

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Geheimcode, Der – Eoin Colfer (klick)

Geheimer Ort – Tana French (klick)

Gestirne, Die – Eleanor Catton (klick)

Guantanamo Boy – Anna Perera (klick)

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Herzstoß – Joy Fielding(klick)

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Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling (klick)

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Ja, damals – Else Hueck-Dehio (klick)

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Komm, ich erzähl dir eine Geschichte – Jorge Bucay (klick)

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Leben ist zu kurz für später, Das – Alexandra Reinwardt (klick)

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Muttertag – Nele Neuhaus (klick)

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Norwegian Wood – Haruki Murakami (klick)

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Oh, wie schön ist Kanada – Bernadette Calonego (klick)

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Paket, Das – Sebastian Fitzek (klick)

Pest, Die – Albert Camus (klick)

Petropolis – Anya Ulinich (klick)

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Q

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Rache, Die – Eoin Colfer (klick)

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Save me – Mona Kasten (klick)

Save us – Mona Kasten (klick)

Save you – Mona Kasten (klick)

Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod, Die – Hakan Nesser (klick)

She explores. Frauen unterwegs – Gale Straub (klick)

Sieben Minus Eins – Arne Dahl (klick)

Slam – Nick Hornby (klick)

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Tiefe Wunden – Nele Neuhaus (klick)

Tiger Ladies, The – Sudha Koul (klick)

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Unsere kleine Stadt – Thornton Wilder (klick)

Unter dem Eis – Gisa Klönne (klick)

Unter Paaren – Thomas Lang (klick)

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Verlassen – Tahar Ben Jelloun (klick)

verlorene Kolonie, Die – Eoin Colfer (klick)

Verschwörung, Die – Eoin Colfer (klick)

Viva Polonia – Steffen Möller (klick)

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Wald ist Schweigen, Der – Gisa Klönne (klick)

Was man von hier aus sehen kann – Mariana Leky (klick)

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X

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Y

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Zarengold. Ein Darmstadt-Krimi – Michael Kibler (klick)


Wieder bin ich knapp gescheitert und habe es nicht geschafft, alle Buchstaben des Alphabets zu lesen. An Q, X und Y hat es gehangen und ich hatte die Jahre zuvor eher weniger Probleme, ein englischsprachiges Buch mit Y zu finden, aber 2022 war der Wurm drinnen..und ich habe zwar Quo Vadis hier liegen, aber es klingt sooooo langweilig, dass ich mich nicht überwinden durfte. Insgesamt gelesen habe ich dieses Jahr 44 Bücher gelesen, was mir gut gefällt und da ich meist mehrere Bücher zeitgleich lese, habe ich noch ein paar, die fast durchgelesen sind hier.

Da ich es mag zu protokollieren, was ich alles lese (und so bereue, das nicht schon seit meiner Jugend gemacht zu haben), werde ich natürlich auch 2023 wieder an der ABC-Lesechallenge teilnehmen und versuchen, endlich ein spannend klingendes Buch mit Q zu finden. Und vielleicht schaffe ich es sogar, noch ein paar Bücher mehr zu genießen, da es für mich Anfang 2023 erst einmal nach Nordfinnland geht und man da ja besonders gut drinnen im Warmen sitzen und lesen kann, wenn draußen die dunkle Welt einfriert.

[Lesenswert] Norwegian Wood – Haruki Murakami

Von sooooo vielen Menschen wurde mir der erste Bestseller Norwegian Wood von Haruki Murakami empfohlen, dass ich es einfach lesen musste. Seit 2009 besitze ich es (ich weiß noch genau, wo in Delhi ich es damals gekauft habe) und nahm es immer mal wieder in die Hand. Aber es klang einfach nur nach einer banalen Liebesgeschichte und somit konnte ich mich nie dazu „durchringen“..absurde Worte für ein millionenfach verkauftes Buch, ich weiß! Aber hey, 2022 habe ich es endlich geschafft!



Worum geht’s

Gemeinsam mit Toru Watanabe erinnern wir uns durch den Song „Norwegian Wood“ von den Beatles zurück in seine Jugend. Diese ist geprägt von vom Verlust seines besten Freundes und einer sehr komplizierten Liebesgeschichte bzw sogar zweien. Beide Frauen, Naoko und Midori könnten nicht unterschiedlicher sein und Toru kann sich einfach nicht entscheiden, während er als Theaterstudent gleichzeitig versucht herauszufinden, was er im Leben eigentlich will.

Wie ist’s

Nur durch den Klappentext hat mich das Buch irgendwie nie soooo sehr interessiert und es dauerte wirklich ewig, anzufangen. Dann hat mich Murakami aber doch immer mehr in den Bann gezogen und etwa ab der Hälfte wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht mit Toru, Naoko und Midori. Besonders gut thematisiert fand ich die psychischen Abgründe, in welchen die Personen wandelten und dass Depressionen und Suizid auf sehr einfühlsame Weise thematisiert wurden. Für die damalige Zeit (das Buch kam 1986 glaube ich in Japan heraus) definitiv ungewöhnlich!

Die Erzählweise ist langsam, man durchlebt mit Toru seine Erinnerungen erneut und hat hier eine dramatische Coming of Age-Geschichte, von der man aber immerhin weiß, dass er daraus hervorgehen irgendwie lebend wird. Da Japan für mich eine enorm interessante Kultur hat, fand ich diese junge und später reflektierte Perspektive darauf spannend und sehr gut beschrieben. Wann immer in dem Buch übrigens „Norwegian Wood“ thematisiert wurde, habe ich das Lied von den Beatles beim Lesen laufen lassen, aber also meins ist es nicht 😉

Unerwarteterweise hallt das Buch in mir nach, ich habe es vor etwa zwei Monaten gelesen und denke noch manchmal daran zurück. Dabei ist es weniger die Geschichte eines Jungen, der zwei unterschiedliche Frauen liebt, sondern eher die Geschichten der Frauen, die so komplex waren, die mich berühren. Ich kann also doch nachvollziehe, wieso dieser Roman ein internationaler Bestseller geworden ist!


Das Verlangen, das Buch noch einmal zu lesen, habe ich allerdings nicht, somit ging es schon in den öffentlichen Bücherschrank und erfreut hoffentlich noch andere Menschen mit seiner zwar langsamen, aber dafür sehr sensiblen, zum Nachdenken und Mitfühlen anregenden Erzählform. Habt ihr Norwegian Wood zufällig auch schon gelesen? Oder habt ein anderes Buch von Murakami, welches ihr empfehlen könnt?

[Lesenswert] She Explores. Frauen unterwegs – Gale Straub

Meine Mama drückte mir das Buch She Explores. Frauen unterwegs von Gale Straub in die Hand und sagte, dass ich mir das unbedingt anschauen müsse. Anschauen passt hier definitiv auch viel besser als lesen, denn die einzelnen, kurzen Texte von insgesamt 40 Frauen werden mit wunderbaren Bildern illustriert, die dieses Buch zu einem wahren visuellen Genuss werden lassen.


Worum geht’s

She-Explores bzw Gale Straub bringt in diesem Buch 40 inspirierende Outdoor-Geschichten von Frauen mit wunderschöner Landschaftsfotografie zusammen. Die Stories gehen häufig darum, keine Angst zu haben, sondern die eigenen Komfortzone zu verlassen und zu schauen, was sich dahinter alles verbirgt. Thematisiert wird hier besonders das Alleine-Reisen, sei es zu Fuß, per Rad oder auch im umgebauten Van und das sowohl bei kürzeren Tagestouren als auch als eigenständiger Lebensstil. Am Ende der Kapitel werden immer kurze Tipps zum jeweiligen Thema gegeben, welches für Einsteiger bestimmt eine gute Hilfe darstellt (und wenn auch nur, um sich sicherer zu fühlen bei diesen ersten Schritten).



Wie ist’s

Definitiv schön anzuschauen und super, um es immer mal wieder zur Hand zu nehmen – für mich das ideale Coffeetable-Buch, welches einem sofort Inspiration geben kann oder zumindest einen Ausflug in die jeweilige Landschaft. Die Bilder sind wunderschön, wobei ich da immer sofort dran denken muss, dass die Natur in Wahrheit noch beeindruckender und atemberaubender ist. Die einzelnen Texte sind kurz und nett, die Schreibstile „normal“, was nicht abwertend gemeint ist, aber meist nicht sehr fesselnd. Was auf 1-3 Seiten aber auch immer kompliziert ist. Man bekommt einen ganz kurzen Einblick in das Leben und die Gedankenwelt der 40 sehr unterschiedlichen Frauen – und was ich toll finde ist, dass am Ende des Buches alle mit ihren Instagramaccounts oder anderen sozialen Medien aufgeführt sind, wodurch man ihnen folgen und mehr über die jeweilige Person erfahren kann.

Die jeweiligen Tipps am Ende der Kapitel fand ich sehr schwach, aber gut, ich lebe genau diesen Lifestyle auch schon viele Jahre und weiß somit, was für mich da wie am besten funktioniert. Für jemanden, der aber komplett neu in diese Welt eintauchen will, sind sie vielleicht sinnvoll..aber das meiste ist mit gesundem Menschenverstand eben schon vorher klar. Hier hätte man den Platz für mich sinnvoller nutzen können (und ja, das waren nur wenige Seiten, aber ich überflog sie dann schnell).

Statt wirklichen Routentipps (was ich zunächst erwartete) bekommt man hier nur grob gesagt, wo die jeweiligen Bilder aufgenommen wurden bzw wo die Frauen so unterwegs sind. Ich hätte mich über ein paar präzisere Infos gefreut, wo die jeweiligen Frauen besonders gerne ihre Abenteuer erleben und mir somit neue Inspiration für konkrete Orte gesucht. Hier weiß man dann, dass sie z.b. im Redwood National Park wandert, aber eben nicht genaueres über die besonders tollen Trails.


Das Buch ist für mich eine schöne Geschenkidee für Freundinnen, die gerne reisen und immer neue Inspiration suchen und vielleicht auch schon mal alleine unterwegs waren oder es sein wollen. Persönlich reise ich schon über zehn Jahren alleine durch die Welt und finde es ganz wunderbar und gar nicht beängstigend. Klar, man ist auf sich allein gestellt und muss definitiv immer wieder aus seiner Comfort-Zone heraustreten, aber ich habe dabei so unendlich viel über mich selbst gelernt..ohne wäre ich heute einfach ein anderer Mensch. In meinem Freundeskreis versuche ich auch immer, dazu zu ermutigen, viele meiner Freundinnen sagen aber, dass es doch langweilig sei – war mir ehrlich gesagt noch nie, da man immer wahnsinnig spannende Menschen (die einen nicht umbringen wollen) kennenlernt und absolut neue Perspektiven auf die Welt erhält. Aber gut, ich bin auch Ethnologin, da muss ich diesen Drang ja einfach haben! Somit ist dies vielleicht für die ein oder andere ein tolles, motivierendes Geschenk, um sich dann doch auch mal zu trauen.

[Lesenswert] Caravan von Marina Lewycka!

Der Roman Caravan von Marina Lewycka stand definitiv schon einige Jahre auf meiner Leseliste und umso mehr freute ich mich, als ich ihn im öffentlichen Bücherschrank entdeckte. Ich bleibe dabei, dass ich dieses Konzept der öffentlichen, kostenlosen Bibliotheken, die meist jederzeit zugänglich sind, einfach liebe – und dadurch selbst viel weniger Bücher kaufe und auch horte. Denn eigentlich geht jedes Buch, welches ich in einem öffentlichen Bücherschrank finde, auch wieder dorthin zurück, um noch vielen Leuten eine Freude zu machen. So, jetzt aber zum eigentlichen Thema, wie gefiel mir meine erste Lesebegegnung mit Marina Lewycka?



Worum geht’s

Eine Truppe Erdbeerpflücker wird in Groß-Britannien gnadenlos ausgebeutet und lebt unter alles andere als guten Umständen in zwei Wohnwagen direkt am Feldrand. Die Männer und Frauen aus China, der Ukraine, Polen und Malawi kamen mit großen Zielen und falschen Versprechungen zu dieser Arbeit und arrangieren sich irgendwie mit der Situation. Bis der Bauer bei einem Unfall verletzt wird und sie Hals über Kopf mit dem Wohnwagen fliehen..wohin, das wissen sie auch nicht, aber schlechter kann es ja nicht mehr werden..so beginnt eine turbulente Reise durch das Land und verändert die einzelnen Schicksale nachhaltig, auch das eines Hundes.

Wie ist’s

Definitiv ein gesellschaftskritischer, noch immer sehr aktueller Roman, der jedoch nicht belehrend wirkt, sondern fast nebenbei die teilweise schrecklichen Alltagsrealitäten aufzeigt, die u.a. auf skrupellose, ausbeutende Globalisierungsnebenwirkungen zurückzuführen sind. Persönlich finde ich die Geschichte(n) gut geschrieben, man fühlt mit, kann sich in die einzelnen Personen und ihre Dilemmata hineinversetzen und will wissen, wie es weitergeht. Lediglich de Hund, der eine eigene Stimme bekam, hätte weggelassen werden dürfen, das fand ich etwas mühsam zu lesen so ohne Punkt und Komma (und ich liebe Hunde!).

Grausamkeiten werden sachlich beschrieben, wodurch sie fast noch schlimmer wirken und die Momente in der Halle der Hühnermassenzucht hallen nachhaltig nach. Wäre ich nicht schon Vegetarier, spätestens hier hätte ich aufgehört, Tiere zu essen. Dabei wird gar keine überdramatisierende Sprache benutzt, sondern die Realität alleine reicht, dass einem übel wird. Viele Szenen wirken sehr real, als wären sie persönlich erlebt worden und die Autorin wuchs selbst als Tochter ukrainischer Einwanderer in Deutschland und Groß-Britannien auf und hat die einzelnen Momente vielleicht nicht am eigenen Leib erlebt, aber doch erzählt bekommen. Man lernt in scheinbar banalen Nebensätzen viel über die Situationen, aus denen die unterschiedlichen Menschen fliehen mussten und wie unterschiedlich ihre Meinungen über diese Missstände und Probleme in ihrer Heimat sind.

Was ich etwas unnötig fand, war die „Liebesgeschichte“ und die vielen sexuellen Beschreibungen und Anspielungen, die einfach langweilig waren, da sie nichts zur Story beitrugen. Ja, bisschen Coming of Age in der Fremde und ein bisschen mehr Realität als Traumprinz, aber das hätte abgekürzt werden dürfen. Ich muss nicht unbedingt bei allen sexuellen Erfahrungen und Gedanken aller Personen dabei sein, interessant fand ich hier nur unseren Jungen aus Malawi, der sehr katholisch erzogen wurde und sich von der „Fleischerslust“ fernhalten wollte..und niemand verstand, was er da mit den Fleischern für ein Problem hat. So, das war es dann aber auch mit meinem Meckern.


Marina Lewycka wird in meinen Augen zu recht für ihren Schreibstil und ihre realen Geschichten gefeiert und ich bin froh, endlich selbst etwas von ihr gelesen zu haben. Das Buch wird etwas in mir nachhallen, was die Alltagsrealitäten vieler Gastarbeiter in der EU betrifft und somit empfehle ich es auch weiter. Keine seichte, gute-Laune-Lektüre, wobei man durchaus auch lachen wird, nur mit etwas zu viel konstruierter Liebesgeschichte und in Großbuchstaben geschriebenen Hundegedanken. Ich habe noch die kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch von ihr auf meinem Lesestapel und freue mich schon darauf – werde jetzt aber erst einmal eine Pause machen und ein paar thematisch ganz weit entfernte Romane lesen 🙂

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