Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Unter dem Eis von Gisa Klönne

Nachdem ich den ersten Roman (Der Wald ist Schweigen) von Gisa Klönne an einem Tag nur so verschlungen habe, lief ich zurück zum öffentlichen Bücherschrank und holte mir auch ihren zweiten Krimi. Denn egal, worum es eigentlich geht, ich wollte Unter dem Eis von Gisa Klönne sofort lesen und schauen, ob er mich erneut so in seinen Bann ziehen würde!


Worum geht’s

Erneut haben wir nicht nur einfach einen Kriminalfall in Deutschland, diesmal geht es auch noch nach Kanada. Judith Krieger, unsere Kriminalhauptkommissarin aus dem 1. Band, ist aktuell noch vom Dienst befreit, hat ihre Vergangenheit aber mit Psychologen gut aufgearbeitet und steht kurz vor ihrem erneuten Wiedereintritt. Da meldet sich ein ehemaliger Schulkamerad bei ihr, dass eine Mitschülerin von damals verschwunden sei und er es sich einfach nicht erklären kann. Somit nutzt Judith ihre letzten freien Tage, um sich näher mit Charlottes Verschwinden zu befassen und was das mit Eisvögeln und Kanada zu tun haben könnte. Genau, diese Recherche führt sie dann zwingend in die Wildnis Kanadas..auf der anderen Seite haben wir Manni, ihren ehemaligen Kollegen, der strafversetzt wurde und sich jetzt plötzlich mit dem Verschwunden eines Jungen und seines Dackels beschäftigen darf. Hier scheint es zunächst gar keine Spur zu geben, was ihr zum Verzweifeln bringt, während er gleichzeitig mit privaten Problemen zu kämpfen hat.


Wie ist’s

Spannend, aber nicht so fesselnd wie der erste Band. Dabei finde ich beide Handlungsstränge interessant konstruiert, also sowohl die verschwundene Schulkameradin und der daraus resultierende Trip nach Kanada sowie der verschwundene Jugendliche samt verschwundenem Dackel. Denn auch wenn beide nicht miteinander zusammenhängen, so gibt es doch Parallelen, die sich um das Themen Mobbing, Ausgrenzung und (seelische) Gewalt unter Jugendlichen drehen, welche natürlich auch schon zu Kindheitszeiten der Ermittler präsent waren. Wie grausam es hier zugehen kann, ist immer wieder erschreckend und man kann gar nicht anders, als an die eigene Kindheit zu denken. Die Autorin arbeitet erneut primär mit der Psyche der Menschen, lässt uns langsam in die einzelnen Charaktere eintauchen und kreiert so eine gute Mischung aus Realität, Empathie und Unverständnis.

Überraschend fand ich die viele Infos über Eisvögel, die man so nebenbei präsentiert bekommen hat und muss sie hier noch einmal positiv erwähnen. Das ist zwar einerseits sehr spezifisches und auch wohl für mich unnötiges Wissen, aber ich hatte viel Spaß hiermit und bin froh, dass die Autorin wirklich recherchiert und viele Fakten präsentiert hat. Nach der Lektüre habe ich mich dann auch noch ein bisschen mehr mit Eisvögeln und ihrem Lebensraum beschäftigt und würde jetzt zumindest einen erkennen, wenn er mir mal vor die Augen flattern sollte. Also ein guter Ausgleich zu den sonstigen düsteren Themen, die man in Unter dem Eis zu lesen bekam.

Leider war der Krimi insgesamt trotz der beiden komplexen Hauptcharaktere Judith und Manni doch irgendwie nichts besonderes. Ich musste nicht direkt weiterlesen, sondern konnte ihn mir über ein paar Tage hinweg in Häppchen gönnen, ohne zu neugierig zu sein, wie es weitergeht. Versteht mich nicht falsch, das Buch ist nicht schlecht geschrieben und hat seine spannenden Momente (besonders die Suche nach dem vielleicht doch noch lebenden Jugendlichen), aber es endet recht ziemlich fad. Was mich überrascht hat, da ich von dem ersten Band eben so begeistert war und somit hohe Erwartungen hatte.


Muss ich diese Krimi-Reihe nun weiterlesen? Nein, es brennt mir nicht direkt unter den Fingernägeln, das muss ich zugeben. Würde ich einen weiteren Band mitnehmen, wenn ich ihn zufällig im öffentlichen Bücherschrank entdecke? Ich glaube schon, da ich von Band 1 noch nachhaltig begeistert bin und somit schauen würde, ob mich ein weiterer Krimi von Gisa Klönne nicht doch wieder in seinen Bann ziehen würde. Aber dieses Mal wären meine Erwartungen nicht mehr allzu hoch und somit..würde es vielleicht wieder besser passen 😉

Hattet ihr das auch schon mal, dass ihr von einem Serienauftakt maßlos begeistert gewesen seid und Band 2 euch dann verwirrt-enttäuscht zurückgelassen hat? Wenn ja, bei was denn?

[Lesenswert] Der Wald ist Schweigen von Gisa Klönne

Manchmal reicht schon ein Cover und man ist neugierig, worum es in einem Buch geht. So geschehen ist das letzte Woche mit Der Wald ist Schweigen von Gisa Klönne, wo mir die Autorin bis dato komplett unbekannt war. Nach nur einem Tag hatte ich das Buch durch und eilte zum öffentlichen Bücherschrank zurück, weil ich dort ein weiteres Buch der Autorin beim letzten Stöbern gesehen hatte. Denn fesselnd schreiben, das kann Gisa Klönne!


Worum geht’s

Mitten im Wald wird auf einem Hochsitz die nackte Leiche eines jungen Lehrers gefunden und Kommissarin Judith Krieger beginnt zu ermitteln. Nicht allzu weit entfernt leben „esoterische“ Aussteiger in einem Yoga-Meditationshof, die irgendetwas damit zu tun haben könnten, aber auch die neue Försterin, die den Toten fand, verbirgt etwas vor der Polizei. Judith Krieger muss gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Manni Korzilius herausfinden, was da eigentlich passiert ist, wobei die Zusammenarbeit alles andere als optimal verläuft und Judith in ihrem eigenen, traurigen Schicksal mehr und mehr zu versinken droht.

Wie ist’s

Von der Story klingt es jetzt gar nicht neu und aufregend, aber durch ihren Schreibstil hat Gisa Klönne mich einfach weiter und weiterlesen lassen. Nachts um 1 war ich dann fertig und froh zu wissen, was da jetzt wirklich alles passiert ist. Die Personen wurden mit Ecken und Kanten eingeführt, was ich mochte und sie haben manchmal Dinge getan, die man als Leser nicht erwartet hat. Besonders Judith Krieger gefiel mir und nicht nur mir, denn wie ich jetzt weiß, gibt es mittlerweile noch fünf weitere Bücher in dieser Krimiserie.

Es ist ein düsterer Roman und das nicht nur aufgrund der Morde. Es geht auch viel um die menschliche Psyche, wie sie mit Trauer, Leid und Schuld umgeht. Judith Krieger hat ihren ehemaligen Kollegen Patrick bei einem Einsatz verloren und gibt sich die Schuld an seinem Tod. Woran sie nach und nach zerbricht, was sich natürlich auch auf ihre Arbeit, ihre Beziehung und somit auch auf ihre Identität auswirkt. Dieser Kampf wird hier immer wieder thematisiert und mit der Geschichte verwoben.

Dass es zu viel Misskommunikation und fehlender Kooperationsbereitschaft bei den Ermittlern kommt, fand ich ebenfalls sehr realistisch beschrieben. Denn genau solche Hürden haben wir auch im Alltag zu meistern, wo man eine Nachricht sendet, aber beim Empfänger etwas ganz anderes ankommt und man bestenfalls für Verwirrung und schlimmstenfalls für Ärger sorgt. Hier hat es dann leider aber auch die Ermittlungen behindert und für frustrierte Alleingänge auf beiden Seiten gesorgt, die eben auch gefährlich sein können.

Sehr ausgefallen fand ich, dass es einen Bezug zu Indien in dem Buch gibt, zu Yoga und Meditation, was ich zunächst nicht habe kommen sehen, da es für mich nach „Mord im Wald + Aufklärung“ klang. Somit war ich sehr positiv überrascht, in diese Kulisse hineinzukommen, mit der ich eben auch viel anfangen kann. Dass ich aktuell täglich Yoga mache, hat da noch einmal doppelt gut gepasst 😉


Insgesamt also genau mein Buch, wenn ich mal ein paar Stunden komplett abtauchen will, da es spannende Wendungen und eine sehr fesselnde Schreibweise hatte. Das zweite Buch habe ich mittlerweile auch schon durch, das stelle ich euch nächste Woche vor und leider, leider gibt es keine weiteren Krimis mehr von ihr hier in meinem Bücherschrank. Wobei ich aber auch sagen muss, dass ich jetzt erst einmal genug Krimis gelesen habe, aber diesen hier kann ich sehr empfehlen – auch als Geschenk, wenn es nicht für ein Krimidinner oder einen Escaperoom reicht, denn man fiebert und rätselt einfach konstant mit!

[Lesenswert] Zarengold. Ein Darmstadt-Krimi von Michael Kibler

Wahrscheinlich hätte ich Zarengold von Michael Kibler ohne meine ABC-Challenge nie in die Hand genommen, aber mir fehlte noch ein Titel mit Z. Auch lese ich ihm Oktober vermehrt Krimis und somit passte es gerade sehr gut, als ich vor wenigen Tagen dieses Buch entdeckt. Dass es am Ende sogar ein sehr spannender Glücksgriff geworden ist, hatte ich nicht erwartet, aber dazu gleich mehr!

(im Hintergrund kann man einen der Schauplätze, den Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe erkennen)

Worum geht’s

Im Abstand von nur wenigen Tagen werden zwei Tote in Darmstadt (meiner aktuellen Wahlheimat) gefunden und sie scheinen irgendwie miteinander zusammenzuhängen. Die Verbindung besteht darin, dass der erste Tote an der Russischen Kapelle auf der Mathildenhöhe gefunden wurde (und wohl einen Einbrecher dort überraschte) und die zweite, brutal ermordete Frau aus der Ukraine kommt. Ihre Leiche wird in den „Katakomben“, den ehemaligen Kühlkellern der Darmstädter Brauereien durch einen anonymen Anruf bei der Polizei entdeckt. Hauptkommissarin Margot Hesgart und ihr Kollege Steffen Horndeich beginnen mit ihren Ermittlungen, während sie gleichzeitig ihr Privatleben mit einigen Höhen und Tiefen navigieren müssen.


Wie ist’s

Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht allzu hoch, ich habe seichte Unterhaltung erwartet. Und diese zwar auch bekommen, aber ich war gefesselt und habe das Buch in nur zwei Sitzungen durchgelesen. Denn es wurde für mich dadurch spannend, da ich die Orte kannte, an denen alles spielte (bis auf wenige fiktive Restaurants) und somit immer die jeweilige Hintergrundkulisse vor Augen hatten. Ich musste teilweise lachen, wenn die Charaktere mal wieder ewig nach einem Parkplatz suchen musste, da das in Darmstadt definitiv ein großes Problem ist und hatte meine Freude an den teils hessisch-sprechenden Personen.

Die Geschichte ist glaubwürdig, es passieren nicht zu viele verrückte Dinge und gleichzeitig hat der Autor sehr gut über die Darmstadts Geschichte recherchiert. Denn er hat eines der letzten Geheimnisse um die russische Zarenfamilie genommen und mit Darmstadt verknüpft und das ist realistisch. Die Personen werden etwas eingeführt, man merkt aber auch, dass es der zweite Teil dieser Darmstadt-Krimis ist, da das manchmal etwas kurz gehalten wird. Fand ich aber nicht tragisch, mich haben die persönlichen Themen und Beziehungen weniger interessiert, ich habe mit den Personen etwas mitgefühlt, wollte aber primär wissen, was es nun mit diesen beiden Morden auf sich hat.

Insgesamt spielt der Krimi an nur wenigen Tagen im Dezember und diese Tage sind auch die jeweiligen Kapitel. Was ich nett gemacht fand und man merkte, wie viel oder auch wenig da manchmal passiert, sei es in der Polizeiarbeit oder im Privatleben der Ermittler.

Für mich war der Krimi durch seinen Lokalbezug besonders lesenswert, somit weiß ich nicht, ob das nicht zu detailliert für Leute geschrieben ist, die sich hier nicht auskennen. Denn in welchen Straßen man im Berufsverkehr steht, ist vielleicht ziemlich egal, wenn man sich hier nicht auskennt, aber ich mochte dies. Es hat dem Buch einen besonderen Charme gegeben und dass ich in dem Viertel lebe, wo die Morde passiert sind, hat es eben noch realer gemacht. Somit bin ich auch nicht abgeneigt, noch weitere Darmstadt-Krimis von Michael Kibler zu lesen, denn wie ich mittlerweile weiß, gibt es da noch eine ganze Menge von. Lustig, dass ich bisher noch nie etwas davon gehört habe, aber gut, es ist auch nicht unbedingt mein Genre.


Kennt ihr die Darmstadt-Krimis zufällig? Oder habt ihr schon Krimis gelesen, die in eurer Heimatstadt spielen? Wenn ja, wie hat euch das gefallen? Zu Beginn fand ich es ehrlich gesagt etwas gruselig, dass Menschen dort ermordet wurden, wo ich mehrmals in der Woche langlaufe.

[Lesenswert] Die Artemis Fowl-Reihe von Eoin Colfer!

Artemis Fowl ist so ein Name, den ich schon gefühlt ewig kenne und auch wusste, dass er der Protagonist einer enorm erfolgreichen irischen Jugendbuch-Reihe ist. Da ich selbst aber schon zu alt war, als sie rauskam, habe ich es bei diesem Halbwissen belassen, bis ich jetzt plötzlich Band 2-5 vor der Nase hatte und meine Chance witterte, doch noch zu erfahren, worum es hier eigentlich genau geht. Die Verfilmung, die vor nicht allzu langer Zeit negative Schlagzeilen machte, will ich auf jeden Fall nicht sehen, somit bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als die Bücher zu lesen 😉

Um aber wirklich ganz am Anfang zu beginne, habe ich dann zuerst den 1. Band Artemis Fowl beim Puzzlen als Hörbuch genossen und mich von Eoin Colfer in diese magische Welt entführen lassen. Die Verschwörung (Band 2), der Geheimcode (Band 3), die Rache (Band 4) und die verlorene Kolonie (Band 5) habe ich dann aber selbst wieder gelesen und bin nun noch unschlüssig, was ich mit den drei verbliebenen Bänden machen werde. Denn kaufen will ich sie nicht und auch als Hörbuch nicht unbedingt hören, da ich einfach lieber lese (da bin ich aufmerksamer).


Worum geht’s

Die aus insgesamt acht Bänden bestehende Jugendserie dreht sich um den Menschenjungen Artemis Fowl, dessen Vater spurlos verschwunden ist. Gemeinsam mit seinem Leibwächter Butler muss er nun für seine Familie sorgen und da er ganz gut darin ist, Dinge zu stehlen, kommt er in den Besitz des Buchs der Unterirdischen. In dieser Welt wittert Artemis nämlich Gold und hat keine Ahnung, worauf er sich wirklich einlässt, als er die Elfe Holly Short entführt und Lösegeld von der ZUP (Zentrale Untergrund-Polizei) zu erpressen versucht.

In den nächsten Bänden taucht man dann tiefer in die Welt der Unterirdischen ein, die durch Artemis mit der Menschenwelt verbunden bleibt und lernt das Erdvolk, u.a. einen Zentauren, einen Zwerg, Trolle und viele Kobolde näher kennen, die es mal mehr und mal weniger gut miteinander meinen.


Wie ist’s

Eine sehr spannende Reise in eine unbekannte Welt mit interessanten Charakteren und Wendungen, die man nicht immer gleich kommen sieht. Aber eben auch ein Jugendbuch und somit nicht uuuuunbedingt enorm komplex. Meist habe ich die Bücher an 1-2 Tagen durchgelesen und konnte das sehr entspannt machen, da sie leicht und flüssig geschrieben sind. Artemis Fowl ist ein Junge und handelt auch so, wobei er gleichzeitig doch sehr intelligent und frühreif ist. Über die Bände hinweg merkt man, wie er älter wird, was die Bücher auch zu einem Coming of Age Abenteuer machen. Die Reihe wird häufig mit Harry Potter verglichen und ich kann sehen, wieso.

Schön fand ich, dass sich nicht immer nur alles um Artemis Fowl dreht, sondern auch den Nebencharakteren mehr Entwicklungsraum gegeben wird sowie gerne einmal neue Figuren hinzukommen. Dadurch wird es für mich insgesamt spannender und ich hatte keine Langeweile, die vier Bücher direkt hintereinander zu lesen. Danach hätte ich aber auch eine Pause gemacht, selbst wenn ich die restlichen Bücher gehabt hätte, aber ich glaube, als junge Leserin hätte ich mich komplett in dieser Welt verlieren können.

Dass nicht alle Charaktere nur gut oder nur böse waren und dass bei einigen mit einer ordentlichen Portion Ironie geschrieben wurde, hat mir gefallen und die Fantasy-Reihe für mich insgesamt auch etwas erwachsener gemacht. Persönlich könnte ich sie mir gut vorstellen, wenn man mit seinem Kind gemeinsam ein Buch lesen will, wobei man sich auch als Erwachsener nicht absolut langweilt und auch einmal ernstere Themen diskutieren kann. Denn die gibt es, da z.b. auch Tod und Trauer eine Rolle spielen.


Ich freue mich, dass ich jetzt mehr als nur den Namen Artemis Fowl kenne und hatte Spaß! Ist es die intellektuell stimulierendste Lektüre alle Zeiten? Natürlich nicht, aber es ist gut geschrieben Fantasy, die einen in liebevoll entworfene Welten entführt und man gar nicht vermeiden kann, dass einem einige Personen sehr ans Herz wachsen. Werde ich die restlichen Bücher irgendwann lesen? Ja, denn ich will wissen, wie es am Ende ausgeht 🙂

[Lesenswert] Petropolis von Anya Ulinich!

Hätte meine Mama mir Petropolis von Anya Ulinich nicht in die Hand gedrückt, hätte ich es wahrscheinlich nie gelesen. Denn der Zusatz Die große Reise der Mailorder-Braut Sasche Goldberg klang für mich irgendwie nach Kitsch – und ich kann jetzt schon einmal sagen, dass das ein absolut dummes Vorurteil meinerseits war, denn kitschig ist hier gar nichts.


Worum geht’s

Sascha wächst mit ihrer Mutter in der russischen Ortschaft Asbest 2 auf und das ist nun wiederum genauso wie es klingt. Irgendwo halbvergessen im postsowjetischen Sibirien versucht das Mädchen mit jüdischem Namen und zu dunkler Haut sich seiner Umwelt anzupassen, verliebt sich, wird schwanger, erschwindelt sich an einer renommierten Kunstschule in Moskau einen Platz und will doch noch weiter fliehen. Als russische Mailorder-Braut gelangt sie in das so verheißungsvoll klingende Amerika, wo sie zunächst der geplanten Hochzeit in Phoenix entflieht und später erneut aus einem sklavenähnlichen Verhältnis in Chicago abhauen muss..um in Brooklyn anzukommen.


Wie ist’s

Enorm fesselnd geschrieben und man ist sofort Fan von Sascha und sehr neugierig, wie ihr Leben verlaufen wird. Russland in dieser tristen, schweren Zeit wird sehr gut dargestellt und man fühlt die Aussichtslosigkeit mit, die die Jugendlichen (und auch Erwachsenen) hier haben. Wer nicht zum Militär geht, hat quasi keine Chance auf einen Job und muss entweder in eine Stadt ziehen oder sich der Arbeitslosigkeit und Armut hingeben. Kein Wunder also, dass auch Sascha hier weg will und sich Wege sucht, dieses Ziel zu erreichen.

Das ist ein Coming of Age Roman, der für mich alles hat. Er spielt in mehreren spannenden Umgebungen, hat wunderbar unkonventionelle Charaktere, die man näher kennenlernen will und immer wieder (durchaus tragische) Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen. Aber nicht nur das Leben in Russland, auch ihre Erlebnisse und Kontakte in den USA sind enorm interessant, da sie sich in Parallelwelten bewegt, die mir selbst unbekannt sind. Die Suche nach ihrem Vater, der selbst schon viele Jahre früher in die USA zog, lässt einen mitfiebern und man wünscht Sascha ein happy end, wenn sie schon ihre Mutter (und Tochter) in Sibirien zurücklassen musste.

Insgesamt hätte das Buch für mich sogar noch länger sein können, da Sascha zwar irgendwie in ihrem neuen Leben angekommen ist, es da aber doch noch viele Hindernisse geben dürfte und ich diese gerne mit ihr gemeinsam erlebt und überwunden hätte. Interessante Themen, teilweise skurrile (aber real wirkende) Geschehnisse, komplexe Charaktere mit Nachhall, gepaart mit einem witzigen, klaren und spannenden Schreibstil haben mich hier wirklich begeistert und ich würde gerne noch mehr von Anya Ulinich lesen!


Kennt jemand von euch zufällig das Buch? Und hattet ihr es auch schon, dass ihr ein Buch aufgrund seines Titels/Covers komplett falsch eingeschätzt habt? Ich mag das ja gerne, denn so werden mir meine Vorurteile immer wieder gut bewusst gemacht 😉

[Lesenswert] Etta und Otto und Russell und James von Emma Hooper!

Vor zwei Wochen stöberte ich im öffentlichen Bücherschrank mal wieder ein wenig auf der Suche nach meinen noch fehlenden Buchstaben (siehe ABC-Challenge 2022) und freute mich sehr, als ich den Roman Etta und Otto und Russell und James von der kanadischen Autorin Emma Hooper fand. Denn das E fehlte mir noch und dieses Buch klang ganz nach meinem Geschmack!


Worum geht’s

Emma ist 83 und hat noch nie das Meer gesehen. Somit macht sie sich auf, über 3000km bis zur Ostküste Kanadas zu laufen und ihr Mann Otto lässt sie ziehen. Nachbar Russell ist allerdings besorgt und versucht, Emma zu finden und zum Umkehren zu bringen. Während ihrer Wanderung trifft Emma schnell auf James, einen Kojoten, der sie von nun an begleitet und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

Wie ist’s

Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr wurde ich in die Geschichte von Emma, Otto und Russell hineingezogen (und ja, James war mir auch sympathisch). Zu Beginn bemerkt man es noch nicht, aber Emma leidet an Demenz, die immer stärker auftritt, was von der Autorin zum Ende hin auch im Schreibstil aufgegriffen wird. Die Geschichte wird mit vielen Rückblenden erzählt und man erfährt, wie Emma, Otto und Russell aufgewachsen sind, welche Beziehungen sie zueinander haben und was damals alles passiert ist. Viele Traumata werden aufgedeckt, die das Leben der Personen bis heute bestimmen. Aber auch die Zeitebene springt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und so erfährt man nicht nur, wie es Emma auf ihrer Reise geht, sondern auch, wie Otto und Russell mit dieser Veränderung umgehen.

Mir hat der Roman durch diese Vielfalt an Perspektiven und Zeitebenen sehr gefallen, er wurde einfach nie langweilig und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das Ende fand ich nicht ganz so spektakulär, hier hätte ich mir etwas „mehr“ gewünscht, aber wir können sagen, dass es realistisch war. Der Schreibstil von Emma Hooper gefiel mir sehr gut, er war einfach, aber man musste manchmal zwischen den Zeilen lesen, um zu merken, was da eigentlich gerade passiert ist. Also ein paar Mal musste ich innehalten und die Sätze nochmal lesen, in denen große Dinge passieren, die aber ganz nebensächlich erzählt wurden. Fand ich gut gemacht und mal etwas anderes zur eher ausschmückenden Schreibart anderer Autoren.

Besonders berührt haben mich in diesem Buch die früheren und aktuellen Briefwechsel zwischen Etta und Otto, in denen man manchmal sehr viel herauslesen konnte. Was die Autorin aber auch einfach so stehen lässt und die Sachen nicht später noch aufdeckt. Fand ich interessant gemacht, da es sich wirklich mehr nach „die Story mit den Personen“ erleben anfühlte anstatt der allwissende Beobachter zu sein.

Für mich war das eine tolle Lektüre, die ich zuerst im Sonnenschein im Park und dann abends im Bett gelesen habe und dabei in ihren Bann gezogen wurde. Gleichzeitig hallen einzelne Themen auch noch nach, teils grausame Dinge sind den Personen zugestoßen und man grübelt, wie man vielleicht selbst damit umgegangen wäre und wie man in der jeweiligen Situation gehandelt hätte. Ein spannender Einblick in eine historische Epoche Kanadas, von der ich bisher wenig gelesen habe!


Für mich ein absoluter Glücksfund, also danke einmal wieder lieber Bücherschrank! Im Geschäft hätte ich das Buch nie im Leben gesehen und auch sonst wäre ich wohl eher nicht darauf gestoßen. Jetzt würde ich aber doch gerne noch etwas von Emma Hooper lesen um zu sehen, ob ihr Schreibstil auch in anderen Kontexten funktioniert. Kennt ihr das Buch oder die Autorin zufällig? Hattet ihr auch schon einmal solch einen Glückfund im Bücherschrank?

[Lesenswert] ABC-Challenge 2022 – 3. Update!

Das vorletzte Update meiner ABC-Lesechallenge 2022 ist schon hier, wie schnell die Zeit verfliegt! Wie schon die Jahre zuvor geht es mir darum, einen Buchtitel mit jedem Anfangsbuchstaben zu lesen und das habe ich noch nie komplett geschafft. Wie es aktuell aussieht, erfahrt ihr jetzt!

Zwischenstand: 18 von 26 Buchstaben „gelesen“

Altes Land – Dörte Hansen (klick)

Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie (klick)

Anana. Eine Inuit-Legende – Ina Vandewijer (klick)

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Blackout – Marc Elsberg (klick)

Böser Wolf – Nele Neuhaus (klick)

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C

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dritte Bruder, Der – Nick McDonell (klick)

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Etta und Otto und Russell und James – Emma Hooper (klick)

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Farbenblind – Trevor Noah (klick)

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Geheimcode, Der – Eoin Colfer (klick)

Geheimer Ort – Tana French (klick)

Gestirne, Die – Eleanor Catton (klick)

Guantanamo Boy – Anna Perera (klick)

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Herzstoß – Joy Fielding(klick)

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Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling (klick)

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J

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Komm, ich erzähl dir eine Geschichte – Jorge Bucay (klick)

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Leben ist zu kurz für später, Das – Alexandra Reinwardt (klick)

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Muttertag – Nele Neuhaus (klick)

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Norwegian Wood – Haruki Murakami (klick)

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Oh, wie schön ist Kanada – Bernadette Calonego (klick)

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Paket, Das – Sebastian Fitzek (klick)

Pest, Die – Albert Camus (klick)

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Q

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Rache, Die – Eoin Colfer (klick)

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Save me – Mona Kasten (klick)

Save us – Mona Kasten (klick)

Save you – Mona Kasten (klick)

Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod, Die – Hakan Nesser (klick)

Slam – Nick Hornby (klick)

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T

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Unsere kleine Stadt – Thornton Wilder (klick)

Unter Paaren – Thomas Lang (klick)

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Verlassen – Tahar Ben Jelloun (klick)

verlorene Kolonie, Die – Eoin Colfer (klick)

Verschwörung, Die – Eoin Colfer (klick)

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W

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X

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Y

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Z

Waren es bei der Halbzeit (also vor drei Monaten) 13 Buchstaben und insgesamt 18 Bücher, so sind es jetzt 18 Buchstaben und insgesamt 32 Bücher! Was mich freut, denn ich komme wieder mehr ins Lesen rein, aber ihr seht, ich lese die falschen Buchstaben 😉 Wie immer fehlt mir da besonders am Ende des Alphabets noch einiges und ich bin mir unsicher, ob ich da noch viel schaffen kann. Denn für mich uninteressant klingende Bücher will ich dann auch nicht lesen, selbst wenn sie mit X,Y oder Z anfangen. Noch habe ich aber Hoffnung, dass ich entweder in meinem SUB (Stapel ungelesener Bücher) doch noch etwas finde oder in einem der öffentlichen Bücherschrank..besonders Y dürfte bei englischsprachigen Büchern eigentlich kein Problem sein.

Macht wer von euch auch zufällig diese oder eine andere Lesechallenge? Wenn ja, wie läuft es denn bei euch bisher so? Und habt ihr schon eine Buchempfehlung für 2022?

[Lesenswert] Geheimer Ort – Tana French!

Nachdem ich beim Rückwärts-Ausparken ein geparktes Motorrad übersehen und umgefahren hatte, brauchte ich Ablenkung. Im öffentlichen Bücherschrank fand ich den Kriminalroman Geheimer Ort von Tana French und fand, dass er nach leichter-spannender Unterhaltung klang, die mich an einen anderen Ort entführt. Von Tana French habe ich schon einmal ein Buch gelesen und fand es ganz gut – also auf zu Runde 2!

Worum geht’s

Im Park eines renommierten Dubliner Mädcheninternats wurde vor einem Jahr die Leiche eines sechzehnjährigen Jungen vom nahen Jungeninternat entdeckt. Er wurde erschlagen, aber die damalige Leiterin der Ermittlungen, Antoinette Conway, konnte keinen Mörder oder auch nur die Tatwaffe finden. Jetzt taucht ein Foto des Toten am Schwarzen Brett des Mädcheninternats auf mit der Notiz „Ich weiß, wer ihn getötet hat“. Conway wittert eine zweite Chance, diesen Fall doch noch zu lösen und bekommt die Unterstützung des jungen Detective Stephen Moran. Gemeinsam haben sie nun einen Tag Zeit, die Wahrheit aus den acht irgendwie beteiligten Mädchen herauszubekommen..welche sich in Cliquen und Intrigen spalten und es den Ermittlern alles andere als einfach machen.


Wie ist’s

Leider nicht soooo ablenkend und fesselnd, wie ich mir erwünscht hatte. Zwischendrin kam mir auch immer wieder der Gedanke, dass ich dieses Buch schon gelesen hatte, da es einfach so generisch war. Wir haben verschiedene Zeit- und Erzählebenen, was ich ganz gut fand, um es spannender zu gestalten. Aber dann kommen da eben sooooo viele schon so oft gelesene Teenagerprobleme, welche sich teilweise über etwas zu viele Seite ziehen und sich in wirklich irrelevanten Details verlieren. Das ganze Hin und Her zwischen den heranwachsenden Mädchencliquen sowie mit den Jungen aus dem anderen Internat war mir auf Dauer leider zu langweilig. Hinzu kommt noch eine etwas übersinnliche Ebene, mit der ich leider null anfangen konnte, da es für mich unrealistisch wurde.

Gefallen haben mir die beiden irischen Ermittler, die gut eingeführt wurden und zwar nicht wirklich sympathisch war, aber man doch mit ihnen mitfühlte und ich die sich zwischen ihnen entwickelnde Dynamik spannend fand. Ebenso fand ich das Setting „Irland“ und „Internatsleben“ etwas außergewöhnlich, da ich selten Bücher zu diesen Themen lese. Aber ich muss auch sagen, nach diesem Buch, welches einfach so 200 Seiten zu lang war, habe ich erstmal keine Motivation, mehr von Tana French zu lesen. Es war nicht schlecht, aber es war einfach nichts besonderes und da ich noch enorm viele Bücher habe, die ich lesen will – will ich meine Zeit aktuell lieber mit diesen verbringen. Aber keine Angst, Geheimer Ort steht schon wieder im öffentlichen Bücherschrank und kann dem nächsten Leser hoffentlich mehr Spannung und Freude bereiten!


Habt ihr schon Bücher von Tana French gelesen? Was sagt ihr, worth the hype? Könnt ihr andere gute Bücher, die ich in Irland spielen, empfehlen?

[Lesenswert] Oh, wie schön ist Kanada von Bernadette Calonego

Meine Mama drückte mir bei einem Besuch das Buch Oh, wie schön ist Kanada von Bernadette Calonego in die Hand und somit fing ich gleich auf dem Rückweg im Zug noch mit Lesen an. Zwei Tage später bin ich auch schon durch damit und kann sagen, dass es eine entspannende, leichte Urlaubslektüre ist, die mir die 38 Grad im Dachgeschoss leichter gemacht haben!


Worum geht’s

Eine deutsche Auslandskorrespondentin flieht aus ihrem Büro zu einer Freundin aufs Land nach Kanada, was nach Idyll und Sehnsuchtsort klingt. Dort angekommen, lernt sie aber erst einmal kennen, was es heißt, off the grid zu leben und dass das gar nicht nur idyllisch, sondern auch sehr anstrengend sein kann. Verliebt in das Land und einen passenden Kanadier hat sie sich dann allerdings doch recht schnell und beginnt, ihr Leben in Vancouver zu organisieren. Dabei gibt es immer wieder interkulturelle Situationen, die in amüsanten Fehltritten und Missverständnissen enden, welche sie im Buch schildert.

Wie ist’s

Eine super Urlaubslektüre, da die einzelnen Anekdoten unterhaltsam und nicht zu lang sind. Man bekommt kleine – mal mehr oder weniger zusammenhängende – Erlebnisse berichtet und die Autorin hat einen leicht zu lesenden Schreibstil. Manchmal haut sie mir zu viele (uninteressant präsentierte) Fakten heraus, wenn es z.b. um geschichtliche Daten geht, aber gut, es gibt bestimmt auch Leute, die genau das wiederum mögen. Für mich sollte es bei der Hitze nur unterhaltsam sein, groß meinen Kopf anstrengen wollte ich nicht.

Da ich selbst ein Jahr in Kanada gelebt habe, war es interessant zu vergleichen, welche Situationen und Menschentypen ich auch kennengelernt habe und wo wir doch gänzlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Mit meiner deutschen Direktheit habe ich zu Beginn auch den ein oder anderen vor den Kopf gestoßen und musste erst lernen, was man wie anspricht. Habe ich drei Monate in meinem Job etwas falsch gemacht und es mir niemand direkt gesagt? Ja 😉 Habe ich dann zufällig erfahren, nachdem ich meine Kündigung eingereicht habe..aber gut, wieder was gelernt!

Wenn ihr also ein bisschen mehr über das Leben in Kanada (wohlgemerkt, das Buch ist von 2011) erfahren wollt oder vielleicht noch ein Buch für einen Urlaub in Kanada braucht, wäre das vielleicht was für euch. Da die einzelnen Kapitel kurz sind und auch nicht so enorm fesselnd, kann man es spontan aus der Hand legen, was ich bei Reiselektüren immer positiv finde. Man kommt schnell wieder rein und muss sich nicht sehr konzentrieren, also auch ein gutes Buch für unterwegs in Bus und Bahn.

[Lesenswert] Blackout von Marc Elsberg!

Gesehen habe ich Blackout von Marc Elsberg natürlich schon sehr oft, der Roman stand sooooo lange auf der Bestseller-Liste, man konnte gar nicht an ihm vorbei! Da der Autor gerne mit Frank Schätzing (sein Schwarm ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher) verglichen wird, musste ich jetzt aber doch selbst mal schauen, ob der Hype gerechtfertigt ist. Spoiler: für mich mit diesem Buch absolut!


Worum geht’s

Blackout – Morgen ist es zu spät beginnt an einem kalten Februarmorgen, an dem plötzlich in Europa der Strom ausfällt. Was zunächst noch nicht so dramatisch scheint, bis den einzelnen Ländern bewusst wird, dass überall nichts mehr geht. Piero Manzano, ein italienische Informatiker, vermutet schnell einen Hackerangriff und versucht, die zuständigen Behörden zu warnen. Diese wollen dem Spinner zunächst nicht zuhören, beginnen ihm dann doch zögerlich zu glauben – bald schon gerät er dann selbst in den Verdacht von Europol, während seine Eltern und Schwiegereltern nahe eines Atomkraftwerks ausharren, welches ebenfalls mit dem Stromausfall zu kämpfen hat. Gleichzeitig spielen sich in Europa nach kürzester Zeit schon dramatische Szenen ab, die immer mehr außer Kontrolle geraten.

Wie ist’s

Dank der vielen verschiedenen, sich ineinander verwebenden Handlungsstränge und sehr kurzen Kapiteln lesen sich diese 800 Seiten runter wie nichts. Wahnsinnig spannend, bedrückend realistisch (ja, ich will jetzt einen eigenen Brunnen im Garten haben) und enorm gut geschrieben. Man lernt einiges aus diesem Buch und das mit einem Szenario, welches sich einerseits ganz weit weg anfühlt, andererseits aber durchaus irgendwie doch geschehen könnte. Es macht bewusst, wie abhängig wir von dem Funktionieren unseres Systems sind, welches doch immer mehr ins Wanken gerät.

Die Details, wie unser Stromnetz aufgebaut ist und was da alles dran hängt, können am Anfang etwas überladend und langweilig wirken. Für mich war es das nicht, weil ich mich nie wirklich mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Zwar nehme ich es dank diverser Auslandsaufenthalte nicht mehr als verständlich hin, dass ich immer Strom habe, wohl aber, dass er immer irgendwann wieder zurückkommt. Hier nun lernt man, was passiert, wenn das nicht der Fall ist. Dass man plötzlich nicht nur keinen Strom mehr hat, sondern kein Leitungswasser, kein Benzin mehr Pumpen kann und auch die Supermärkte schnell zusammenbrechen und man plötzlich keine Nahrungsmittel mehr bekommt. Da überlegt man sich plötzlich doch, ob man nicht mal Wasser und Lebensmittel für einige Tage (wie es die Bundesregierung einem ja vorschlägt) zuhause lagern sollte..auch wenn man den Teufel natürlich nicht an die Wand malen will. Das Buch regt hier definitiv zum Nachdenken an.

Die Hauptfiguren fand ich gut herausgearbeitet, man fühlt und leidet mit, die ein oder andere Träne floß da durchaus bei mir, weil die Einzelschicksale einem nahegehen. Wer warum hinter diesem Anschlag steckt, kommt mir an einigen Stellen allerdings etwas zu kurz, man merkt, dass darauf nicht das Hautaugenmerk des Autors lag. Was aber auch wieder nachvollziehbar ist, denn sonst wäre der Thriller wohl noch um einiges länger geworden. Und wie immer wird hier noch eine Liebesgeschichte eingebaut, die man sich einfach sparen könnte (warum braucht das eigentlich jedes Buch?).



Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, ich habe das Buch an zwei Tagen verschlungen und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefesselt! Super finde ich auch, dass Elsberg mit Black Hole eine Kurzgeschichte herausgebracht hat, die zehn Jahre nach Blackout spielt – die will ich jetzt natürlich auch noch lesen, denn das Buch endet für mich zu früh! Habt ihr Blackout auch gelesen? Wie hat es euch gefallen?

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