Schlagwort: ABC-Challenge

[Lesenswert] Die seltsamsten Orte der Welt – Alastair Bonnett

Ihr wisst, ich reise viel und das auch gerne an eher weniger touristisch erschlossene Orte. Somit war ich natürlich neugierig, worum es in dem Buch Die seltsamsten Orte der Welt von Alastair Bonnett genau geht. Seltsam – nicht im Sinne von Dark Tourism, davon halte ich nämlich so gar nichts – klingt nämlich per se genau nach meinem Geschmack! (Die Ecke oben rechts wurde ernsthaft von einem Affen angefuttert, der mir an diesem Strand meine Tasche geklaut hat) 🙂

Worum geht’s Das Buch ist eingeteilt in die Kapitel verlorengegangene Orte, versteckte Geographien, Niemandsländer, Geisterstädte, Ausnahmeräume, Enklaven und abtrünnige Nationen, schwimmende Inseln und vergängliche Orte. Ihr seht, eine bunte Mischung und je Kapitel hat man dann mehrere Orte, die vom Autoren genauer beschrieben werden.

Wie ist’s Der Anfang ist etwas zäh, da der Autor sich dem Thema zunächst wissenschaftlich nähert. Was nicht verkehrt ist, nur nicht unbedingt sehr geeignet für eine Strandlektüre und ohne Vorwarnung 😉 Aber als ich dann erstmal drin war, hatte ich Spaß. Einige Orte fand ich spannend, andere eher langweilig, aber da es immer nur wenige Seiten pro Ort waren, war die Mischung gut. Man konnte immer ein wenig lesen und dann wieder ins Wasser springen. Groß nachdenken musste man nicht, es war nicht anstrengend geschrieben und hat eher zur Inspiration gedient. Wobei, ich glaube nicht, dass ich einen der seltsamen Orte nach diesem Buch unbedingt besuchen müsste, ich habe mir zumindest keinen notiert.

Interessant fand ich, dass auf vielen Karten zum Beispiel noch immer Inseln eingezeichnet sind, die es gar nicht mehr gibt (bzw wird ihre Existenz per se angezweifelt) und auch vom Genfer Freihafen hatte ich zum Beispiel noch nie gehört. Über den Fuchsbau (ja wirklich, da wo der Fuchs wohnt) oder die Verkehrsinsel hätte ich allerdings nicht unbedingt die Gedanken des Autoren gebraucht, welche er mit Fragen der Identität verknüpft, aber das ist eben wieder Geschmacksache.

Insgesamt ist die Sammlung an kuriosen Orten nett, kurzweilig und unterhaltend, ich würde es aber nur empfehlen, wenn man sich auf die wissenschaftliche, teilweise eben eher trockene Sprache des Autoren einlassen mag. Wer einfach nur nette Reiseberichte und Inspiration für ungewöhnlichere Urlaube sucht (wie es mir das Cover signalisiert hat), das ist nicht euer Buch.

[Lesenswert] Sansibar oder der letzte Grund – Alfred Andersch!

Mit Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch habe ich endlichen einen weiteren „will ich schon ewig mal lesen“-Klassiker ausgelesen und auch diesen lustigerweise in einem Hostel auf Tioman (einer Insel vor Malaysia) gefunden. Somit habe ich ihn geschwind an einem Tag gelesen und für den nächsten Gestrandeten zurückgelassen 😉

Worum geht’s In einer kleinen Hafenstadt an der Ostsee treffen fünf Menschen (und eine Holzskulptur, welche als Bindeglied der Gruppe agieren wird) im Jahre 1937 zusammen, die sich vorher nicht kannten und nichts gemeinsam haben, außer den Wunsch, Deutschland unbeobachtet zu verlassen. Es handelt sich dabei um Gregor (Mitglied & Verbindungsmann in der KP, auf der Flucht), den Fischer Knudsen (ebenfalls in der Partei und der Mann mit dem Fluchtboot vor Ort), den Jungen (Lehrling des Fischers, der von der Welt und Abenteuern träumt), die Jüdin Judith (die ihrer Mutter versprach, zu fliehen) und den Pfarrer Helander (der seine Holzstatue des „Lesenden Klosterschüler“ retten will, welche als entartete Kunst deklariert wurde).

Wie ist’s Den Titel des Buches kennt man, aber ich hatte absolut keine Ahnung, worum es geht und dachte ja, irgendwie um Ostafrika. Kann man noch weiter von der Realität entfernt liegen? Nicht wirklich 😉 Da ich vorher auch nicht las, worum es geht, wurde ich hier ständig neu überrascht. Ich mochte die unterschiedlichen Charaktere sehr und fand es spannend, wie ihre Schicksale miteinander verwoben wurden. Durch die verschiedenen Blickwinkel bekommt man einen guten Einblick über das Leben in der NS-Zeit; gleichzeitig wird einem bei der Lektüre nicht langweilig, da sie eben ständig zwischen den Personen (und deren kurzen Kapiteln) hin und her springt.

Es ist einfach geschrieben, man kann das Buch leicht runterlesen und muss sich nicht enorm konzentrieren. Aufgrund der kurzen Kapitel kann man auch gut Pausen einlegen; die beste Urlaubslektüre ist es allerdings nicht, da das Thema einen mitnimmt und man sich wieder einmal fragt, wie zur Hölle das alles passieren konnte. Da es sehr fesselnd geschrieben ist, habe ich es allerdings an einem Tag runtergelesen, ich wollte doch wissen, wie es für alle Beteiligten ausgehen wird.

Andersch selbst wurde 1933 aufgrund seiner politischen Aktivitäten (er war im Kommunistischen Jugendverband) im KZ Dachau interniert, was dem Roman noch mehr Bedeutung verleiht. Ich finde, dass dies ein Buch ist, was man gelesen haben sollte, es durchaus den Status des „Klassikers“ verdient und einen lange zum Nachdenken bringen wird.

[Lesenswert] Balzac und die kleine chinesische Schneiderin – Dai Sijie

Schon wieder so ein Titel, den ich zwar kannte, aber nicht wirklich wusste, worum es in dem Buch eigentlich geht. Somit wurde es echt mal Zeit, dass Balzac und die kleine chinesische Schneiderin von Dai Sijie lese und weiß, welche Geschichte sich hinter dem Titel verbirgt!

Worum geht’s Es geht sogar ein bisschen um Balzac, denn seine Bücher werden von Luo und seinem Freund am „Ende der Welt“ gelesen. Die beiden chinesischen Studenten wurden zur kulturellen Umerziehung unter Mao in ein Bergdorf geschickt, wo es außer Feldarbeit nur wenig zu tun gibt. Bis sie eine Kiste mit verbotenen Bücher in die Hände bekommen und mit diesen Geschichten, welche sie nach der Letüre weitererzählen, ihre Umwelt unterhalten. Besonders die junge Schneiderin hat es den beiden Studenten angetan und so wird sie mit Balzac, Dostojewski, aber auch Dumas und Stendhal umgarnt.

Wie ist’s Mir gefällt die Erzählart von Dai Sijie sehr gut, da sie fesselnd ist, aber auf subtilere Art und einfach ein Genuss, man badet nur so in seinen Worten. Er war selbst drei Jahre zur kulturellen Umerziehung in einem Bergdorf (von 1971-74) und weiß somit, wovon er schreibt. Die Geschichte ist eher leise, die Handlungen stehen nicht im Vordergrund, sondern es geht um Liebe. Liebe zwischen Menschen, Liebe zum Leben, aber auch Liebe zur Literatur. Wie wichtig Bücher sind, um aus einer Welt zu fliehen, die das Individuum in seiner Entfaltung unterdrückt. Nicht nur die beiden Studenten, auch die Schneiderin, welche als „wenig schulisch gebildet“ beschrieben wird, nutzt die Literatur, um sich aus ihrer Lage zu befreien.

Ein Buch, welches mir trotz der nicht unbedingt fröhlichen Hintergrundgeschichte häufig ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, da ich nachfühlen kann, wie bedeutend Bücher für die Charaktere sind. Denn auch ich kann nicht ohne und kann mir keine Welt vorstellen, wo ich nicht meinem Alltag mit einer guten Geschichte entfliehen kann. Es gibt doch einfach nichts schöneres, als ein paar Stunden in eine andere Welt einzutauchen und dann mit neuer Energie (und vielleicht auch einer anderen Perspektive) wieder in der eigenen Realität aufzutauchen. Solch eine gut geschriebene Liebeserklärung an Literatur zu lesen tut mir dann natürlich enorm gut. Verfilmt wurde die Geschichte auch, aber ich will den Film nicht sehen, dazu hat mir das Buch zu gut gefallen!

Kennt ihr das Buch gelesen und hat es euch ähnlich verzaubert? Ich habe es an zwei Tagen durchgelesen und wurde zum Ende hin (welches ich übrigens sehr gut finde) immer langsamer, um noch etwas länger von ihm zu haben – wegen mir hätte Sijie da gerne noch 100 Seiten mehr schreiben dürfen!

[Lesenswert] Der Spieler – Fjodor Dostojewski!

Juhu, da habe ich doch tatsächlich Der Spieler von Fjodor Dostojewski in meinem Hostel auf Tioman gefunden 🙂 Seit Ewigkeiten will ich das Buch schon lesen, Dostojekwsi ist einer meiner Lieblingsautoren, doch bisher hatte ich noch nie Glück, dieses Buch in einem öffentlichen Bücherschrank zu finden. Zwar sind Strand und Sonne nicht unbedingt die passende Kulisse für diesen kurzen Roman, aber hey, da musste ich eben durch..und mit Ice Tea geht das auch!

Worum geht’s Der Titel verrät es schon, die Hauptfigur unseres Romans ist dem Glücksspiel verfallen, genauer gesagt dem Roulette. Als angestellter Hauslehrer eines verschuldeten Generals kommt der Russe Alexsej Iwanowitsch in den Kurort Roulettenburg (Deutschland), wo er sich nicht nur unglücklich verliebt, sondern durch das Spielen am Roulette-Tisch immer wieder hoch verschuldet.

Wie ist’s Persönlich lese ich Dostojewski nicht der Geschichte, sondern der Atmosphäre und den einzelnen Charakteren wegen. Es gelingt ihm einfach, jede noch so für mich uninteressant klingende Story mit Worten zu malen, die einen fesseln. Spannend an der Geschichte des Spielers ist, dass Dostojewski hier definitiv autobiographisch schreibt, da er selbst sein Leben lang mit dem Glückspiel bzw der Sucht zu kämpfen hatte. Die unglückliche Liebe hat er ebenfalls erlebt und hier verarbeitet. Das Werk ist leicht zu lesen, man taucht schnell in die menschlichen Abgründe ein, welche von Geld, Macht und Liebe dominiert werden und beginnt, sich selbst ein wenig in diesen Gedanken zu verlieren.

Dostojewski kann einem sehr gut vermitteln, wie Spielsüchtige denken, wieso sie immer wieder in das Casino zurückkehren, um noch mehr Geld zu verlieren. Nicht nur der Hauslehrer, auch eine alte Tante ruinieren sich vor Ort, was klarmachen soll, dass es jeden „treffen“ kann. Der Roman zeigt, wie ein Mensch schließlich komplett von der Spielsucht besessen sein kann, sodass ihm alles andere egal zu sein scheint. Keine Urlaubslektüre (ich habe es am Strand liegend versucht), da man hier nicht unbedingt gute Laune bekommt, aber definitiv ein Klassiker, den man einmal in ein paar ruhigen, verregneten Stunden gelesen haben sollte! Achja, Dostojewski soll diesen Roman seiner Frau übrigens in nur 26 Tagen diktiert haben, da er die Rechte an ihm schon verpfändet hatte, bevor er geschrieben war.

Welches ist euer Lieblingswerk von Dostojewski? So langsam sollte ich alle durch haben, aber das Gute daran ist, dass man sie auch immer wieder lesen kann, da einen die Atmosphäre einfach umhaut. Den Spieler habe ich aber zurück ins öffentliche Bücherregal gestellt, so kann sich jemand neues daran erfreuen!

[Lesenswert] Das Rosie-Projekt – Graeme Simsion

Da ich versuche, mindestens ein nichtwissenschaftliches Buch die Woche zu lesen, kann ich euch dieses jeweils gleich im Anschluss vorstellen. An nur zwei verregneten Nachmittagen in London habe ich mich mit Das Rosie-Projekt des australischen Schriftstellers Graeme Simsion beschäftigt und es nun wieder brav in den öffentlichen Bücherschrank gebracht, damit es jemand anderem Freude bereiten kann. Wer unkonventionelle Liebesgeschichten mag, der sollte unbedingt weiterlesen!

Worum geht’s Don Tillmann (welcher mich irgendwie an Sheldon und Sherlock erinnerte) ist ein Wissenschaftler. Und sucht eine Frau zum Heiraten. Da ihm soziale Beziehungen nicht unbedingt liegen (das Aspergersyndrom schwankt hier immer mit), entwickelt er einen sechszehnseitigen Fragenkatalog, welchen potentielle Kandidaten auszufüllen haben. Die Psychologiedoktorandin und Barkeeperin Rosie stolpert zufällig in sein Leben, entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen von einer „passenden“ Frau, aber spätestens als sie gemeinsam auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater gehen, bei welcher Don seine Expertise unter Beweis stellen kann, beginnen sich seine „Ideale“ zu verändern.

Wie ist’s Zunächst einmal ist dieses Buch enorm gehyped worden und hat einen Nachfolgeroman bekommen. Meist liegt mein Geschmack abseits des Mainstreams und dann auch noch eine Liebesgeschichte..aber ich wollte es zumindest einmal versuchen. Es ist lustig geschrieben, es kommen unerwartete Wendungen, die einen überraschen und fesseln, doch ändern sie nichts am Plot, dessen Ende einem schon zu Beginn klar ist. Die Figuren sind ausführlich beschrieben, man kann ihr Handeln nachvollziehen und mitfühlen, teilweise finde ich sie aber zu sehr in stereotype Kategorien gepackt. Da hätte der Autor einfach ein wenig mehr Nuancen nutzen können.

Es ist und bleibt eine Liebesgeschichten. Welche eben einmal etwas ausgefallenere Charaktere hat. Es ist seicht, man kann das Buch in einem Rutsch runterlesen oder ohne Probleme nach einer Unterbrechung wieder in die Story finden. Die ideale Urlaubs-/Strandlektüre oder wenn man zur Arbeit pendelt. Den Nachfolger werde ich nicht lesen, dazu hat es mich einfach nicht genug begeistert, aber sollte Simsion vielleicht bei seinem nächsten Werk thematisch in eine andere Richtung gehen, wäre ich dabei.

Kennt ihr das Rosie-Projekt und vielleicht sogar den zweiten Band? Wie hat euch die Geschichte gefallen und an wen hat euch Don erinnert?

[Lesenswert] The Girls: a novel – Emma Cline

Woohoo, ich bin endlich mal wieder zum Lesen gekommen, man glaubt es kaum! Ihr wisst, ich liebe Bücher, am liebsten würde ich den halben Tag lesend und die andere Hälfte mit schreiben, essen und etwas erleben verbringen. Auch an meiner ABC-Lesechallenge 2018 arbeite ich noch, aber ich glaube, wie auch schon im letzten Jahr werde ich es nicht hinkriegen, ALLE Buchstaben abzuarbeiten. Gut, dass bald 2019 ist und ich eine neue Chance habe (und noch so einen verdammt hohen Stapel mit Werken, die ich schon längst gelesen haben wollte).

The Girls: a novel von Emma Cline stand schon seit seinem Erscheinen auf meiner „to-read“-Liste und somit habe ich mich enorm gefreut, als ich in Mexico City das Buch doch tatsächlich in einem öffentlichen Bücherschrank in der U-Bahn fand. Besser geht’s doch nicht, somit war das meine Urlaubslektüre für die Stadt (und die Pyramiden von Teotihuacan) und steht jetzt auch schon wieder brav in seinem Regal – oder wird von jemandem verschlungen, wer weiß! Dankenswerterweise war es auf Englisch, mein grausiges Spanisch ist nämlich definitiv noch nicht gut genug für ein Buch, die Museumsschilder hingegen gehen. Ok, jetzt aber zu den Mädels!

Worum geht’s Angesiedelt in den 60er Jahren haben wir unsere vierzehnjährige Hauptprotagonistin Evie, die ihren letzten Sommer „in Freiheit“ genießen will, bevor sie auf ein Internat geschickt wird. Sie hat zunächst ein paar typische „Teenagerprobleme“ (Probleme mit der besten Freundin und ihren kürzlich geschiedenen Eltern, eine unerwiderte Verliebtheit in den Bruder der besten Freundin, Langeweile und die Suche nach sich selbst), welche jedoch etwas ins Abseits geraten, als sie eine Gruppe Mädchen im Park entdeckt. Besonders ein Mädchen, Suzanne, zieht ihren Blick magisch an und somit beginnt sie, ihnen zu folgen und Kontakt aufzunehmen. Schnell lernt sie, dass die so frei erscheinenden, unkonventionellen Mädchen außerhalb der nordkalifornischen Stadt auf einer Ranch mit wenig Essen und Regeln, dafür aber mit viel Drogen und Liebe leben und einen „Anführer“ namens Russell haben, welche sie allem verfallen scheinen. Evie wird neugierig und will das Leben auf der Ranch kennenlernen, was schließlich in einem Albtraum endet.

Wie ist’s Es hat mich überrascht, denn der Klappentext klingt so viel reißerischer als das Buch ist. Es ist keine Horrorstory von einer Sekte, die gewalttätig wird, das ist nur der Rahmen, in welchem dieser so berührende Coming of Age Roman spielt. Er hat zwei Zeitebenen, 1969 und das Heute, wo Evie als erwachsene Frau die Situation erneut durchlebt. Ich mag den Schreibstil von Emma Cline, er fesselt einen auf sanfte Weise, ohne plakativ zu sein. Aber man will wissen, wie es weitergeht, was Evie entscheidet, wo ihr Leben hingehen soll.

Emma Cline haucht ihren Charakteren Leben ein, man kann sich mit ihnen identifizieren, da sie so breit aufgestellt sind. Es sind Teenagersorgen, die wir alle mal durchlebt haben und so fragt man sich natürlich, was man selbst an dieser Stelle getan hätte. Und ärgert sich über Dinge, die Evie über sich ergehen lässt, welche man auch selbst über sich hat ergehen lassen..diese Passivität, mit der wir Frauen als Mädchen zu kämpfen haben, kommt sehr gut durch. Die Angst, dass man anderen nicht gefällt, dass man nicht gemocht wird, dass man eben versucht, so zu sein, wie andere einen haben (und lieben) wollen – die vielschichtige Beziehung zwischen Evie und Suzanne ist für mich Kernstück dieses Buches.

Für mich ist es eine Urlaubslektüre, die gut unterhält, einen nachdenklich, aber nicht zu nachdenklich stimmt und ein Buch, über welches sich gut reden lässt. Einige Sätze sind wunderschön geschrieben, die wenigsten klingen allerdings lange nach (da versprechen all die Lobeshymnen auf den ersten Seite doch etwas viel). Da ich gerade Wild Wild Country (auch eine absolute Empfehlung)gesehen habe, hatte ich irgendwie ständig diese Bilder im Kopf und teilweise beide Szenarien auch etwas vermischt.

Habt ihr The Girls von Emma Cline zufällig schon gelesen oder steht es auch noch auf eurer Liste? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Und wenn wer noch eine aktuelle Empfehlung für einen weitere, gelungenen Coming of Age-Roman hat, nur her damit! 🙂 Eine Bestellung hier steht in nächster Zeit nämlich an!

[Lesenswert] Tödliche Tropfen – Jakob Stein

Meine Mama brachte sich dieses Buch als Flugzeuglektüre mit in die USA und da sie es sowieso hier lassen wollte, habe ich das recht dünne Büchlein dann auch mal geschwind gelesen. Vorneweg, ich bin kein großer Krimi-Fan, sie müssen schon ausgefallen gut geschrieben sein, dass ich sie lese und besonders mit lokalen Kriminalromanen tue ich mir doch schwer. Somit hatte Tödliche Tropfen von Jakob Stein, welcher sich hauptsächlich auf und um den Frankfurter Flughafen abspielt, keinen leichten Start!

Worum geht’s Die schlimm zugerichtete Leiche einer Frau wird in einem Feuerwehrübungsplatz auf dem Frankfurter Flughafen gefunden. Hauptkommissar Schwaner und sein Team beginnen die Ermittlungen in etwas ruckeliger Zusammenarbeit mit den zuständigen Personen am Flughafen und finden sich kurze Zeit in der Welt der teuren Weine wieder.

Wie ist’s Dieses Buch ist das dritte Buch von Jakob Stein und hat – wie schon die Vorgänger – den Frankfurter Hauptkommissar Martin Schwaner als Hauptperson. Somit werden er und sein Team lose vorgestellt, man baut nicht wirklich eine Beziehung zu den unterschiedlichen Personen auf und das Buch kratzt emotional definitiv nur an der Oberfläche. Die Story entwickelt sich schnell, die Sätze sind kurz und die Beschreibungen knapp. Es liest sich teilweise mehr wie ein Blogbeitrag/Zeitungsartikel und konnte mich hierdurch nicht überzeugen. Fesselnd ist der Plot leider auch nicht, da vieles eben nur angeschnitten wird und somit baut sich da für mich kaum Spannung auf.

Da ich viel auf dem Frankfurter Flughafen unterwegs bin und auch die Gegend kenne, waren die Hintergrundkulissen-Blicke spannend, aber erneut viel zu knapp. Und wie andere kritisieren, wohl auch inkorrekt, hierzu kann ich aber nichts sagen. Zur eigentlichen Geschichte, ohne zu viel zu verraten: es kommt am Ende eine Wendung, die überrascht, Sinn ergibt, aber so viel besser hätte verwertet werden können. Das Thema Weinhandel und Betrug ist keines, mit dem ich viel in Kontakt komme, aber es hätte durchaus spannend(er) vermittelt werden können.

Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt, mehr von dem Autoren oder Krimis, welche den Weinhandel thematisieren, zu lesen. Wenn man kurze, seichte Unterhaltung mag (ich las es beim Laufen vom Flughafen zu meinem Hotel quasi nebenbei), Sätze, die schnell und einfach zu lesen sind und man das Buch auch problemlos mal weglegen kann..vielleicht ist das eures, wenn ihr gerne mehr über den Frankfurter Flughafen lesen wollt. Ansonsten würde ich euch eher davon abraten und habe das Buch jetzt auch hier zurückgelassen, vielleicht freut sich ein anderer Hotelgast darüber.

Kennt ihr ein Buch von Jakob Stein? Mögt ihr regionale Krimis? Was könnt ihr empfehlen? Ich fand ja Winterkartoffelknödel von Rita Falk damals (bevor der Hype losging) sehr unterhaltsam!

[Lesenswert] Im Reich der Königin von Saba – Carmen Rohrbach

Als ich das Buch Im Reich der Königin von Saba von Carmen Rohrbach im öffentlichen Bücherschrank fand, schnappte ich es mir sofort. Ich mag Dokumentationen mit starken, weiblichen Charakteren und diese Story klang somit genau nach meinem Geschmack.

Worum gehts Die Autorin reist zunächst in den Jemen, um Arabisch zu lernen und danach alleine mit einem Kamel durch den Jemen zu wandern. Diese Idee gestaltet sich in der Realität allerdings als weitaus schwieriger und zeitintensiver, da es zum Beispiel nicht erlaubt wird, dass sie ohne männliche Begleitung unterwegs sein darf. Carmen Rohrbach umschifft all diese Hindernisse allerdings nach und nac und kommt doch noch zu ihrem Abenteuer!

Wie ist‘s Ich habe das Buch sehr schnell gelesen und fand es in Ordnung. Es war jetzt nicht unheimlich fesselnd, ich konnte es gut aus der Hand legen und war nicht zu invested in die Geschichte. Denn irgendwie bleibt die Autorin etwas unnahbar und so baute ich wenig Empathie auf. Sehr interessant fand ich jedoch die Einblicke in das Land, den Alltag, die kurzen Vorstellungen von Menschen, die sie dort kennenlernte und man quasi nebenbei etwas von der Kultur lernt. Und auch. Wie unterschiedlich sie in diesem Land ist, welches im Aufbruch scheint. Sie geht auch auf die Geschichte ein, gibt viele Infos zu den Städten, die sie bereist und man lernt, wie man mit einem Kamel umzugehen hat. Was ich wohl eher kaum im Leben brauchen werde, aber wer weiß, sollte ich doch mal ein wildes Kamel treffen, bin ich vorbereitet.

Insgesamt nicht die beste Reisereportage, die ich je gelesen habe, aber auch nicht die langweiligste und somit würde ich sie euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr über den Jemen lernen wollt und/oder den Umgang mit Kamelen 😉

[Lesenswert] Wer die Nachtigall stört – Harper Lee

Gaaaaang gemütlich arbeite ich meine „Klassiker, die mal doch mal gelesen haben sollte“-Liste ab und da stand natürlich auch Wer die Nachtigall stört von Harper Lee drauf. Haben viele von euch bestimmt im Englischunterricht gelesen, sollten wir auch, aber irgendwas kam dann damals doch dazwischen. 1960 ist das Buch erschienen, Harper Lee hat dafür den Pulitzer-Preis gewonnen und dann einfach nie wieder ein Buch geschrieben. Kann man auch mal machen 😉

Worum geht’s Das Buch ist ein Coming of Age Roman, welcher in einer Kleinstadt in den Südstaaten der USA während der Great Depression (genauer 1933-1935) spielt. Scout und ihr älterer Bruder Jem erleben Alltagsrassismus an jeder Ecke, welcher sich intensiviert, als ihr Vater in seiner Tätigkeit als Anwalt einen wegen Vergewaltigung einer weißen Frau angeklagten Afroamerikaner vor Gericht verteidigt. Thematisch geht es in dem Buch aber auch um Freundschaft, Aufwachsen ohne Mutter, erste Liebe, das Geschehen in der Nachbarschaft und die Kindheit von Scout wird sehr komplex vor dem Leser ausgebreitet.

Wie ist’s So viel mehr als ich dachte! Man hat mit dem Buch ein paar Schlagworte im Kopf, die Geschichte wird aber viel komplexer erzählt und besonders aus Sicht des Mädchens wird dies sehr spannend. Anfangs dachte ich erst, ok, vielleicht habe ich das Buch doch falsch eingeordnet, aber Harper Lee baut die Geschichte sehr langsam auf, gibt einem quasi nebenbei Infos mit, wie das Leben in der Zeit ausgesehen haben mag, wie schrecklich der zwischenmenschliche Umgang teilweise war, wie wenig an der einen, dafür aber sehr viel an der anderen Ecke reflektiert wurde. All dies erlebt Scout, welche herausfinden muss, was ihre Ansichten sind und hier wird der Leser sehr gut mitgenommen.

Wieder ein Buch, was gerne noch etwas länger hätte sein dürfen, wobei das Ende durchaus „rund“ ist, den Leser zwar nachdenklich, aber nicht mit drängenden Fragen zurücklässt. Der Schreibstil ist sehr angenehm, er fließt daher, doch kann man durch die kurzen Kapitel auch gut mal aufhören (wenn man aus dem Bus aussteigen muss). Stark konzentrieren muss man sich beim Lesen nicht, aber es macht Spaß. Teilweise kommen aber auch Tode um die Ecke, die so unerwartet sind, dass ich doch noch einmal zurückblättern musste, ob ich da ein Anzeichen für überlesen hatte.

Scout und Jem sowie ihr Freund Dill und Atticus (ihr Vater) werden sehr gut porträtiert, bei einigen anderen Charakteren hätte ich mir aber doch noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Zwar gelingt es der Autorin sie allein durch ihre Handlungen und wegen Äußerungen gut einordbar zu machen, aber ich hätte einfach gerne noch mehr von ihnen selbst gehört. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, da ich einfach noch 50 Seiten mehr gewollt hätte.

Habt ihr das Buch auch gelesen, vielleicht sogar in der Originalversion „To kill a mockingbird“? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Und an welchen Klassiker werdet ihr euch als nächstes wagen? Da bei ibooks viele Klassiker lizenzfrei zu kriegen sind, werde ich da dieses Jahr noch den ein oder anderen lesen!

[Lesenswert] Leben gehen – Anne Tyler

Anne Tyler ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der amerikanischen Gegenwartsliteratur und wäre es nicht für den öffentlichen Bücherschrank, hätte ich wohl noch lange Zeit nichts von ihr gehört. Oder gelesen. Sie gewann für ihren Roman „Atemübungen“, welchen ich auch noch hier habe, sogar den Pulitzerpreis, aber zum Glück ist es ja nie zu spät, sich solches Wissen noch anzueignen. Da ich mit einem kleineren Werk von ihr starten wollte, schnappte ich mir somit zunächst einmal Leben gehen.

Worum geht’s Evie lebt das recht unaufregende Leben eines zurückgezogenen Highschool-Teenagers in einer kleinen Stadt in North Carolina, wo nicht allzu viel passiert. Durch Zufall entdeckt sie im Radio den lokalen Musiker Bertram „Drumstrings“ Casey und entscheidet, gemeinsam mit einer Freundin ein Konzert von ihm zu besuchen. Was sie auch tut und einige Konzerte und eine etwas skurrile Tat (sie ritzt sich den Namen „Casey“ auf der Club-Toilette auf die Stirn) später, kommt sie sogar mit Drum in Kontakt und es beginnt, sich unter externem Druck seitens seines Drummers und Managers David eine ungewöhnliche Teenagerliebe zu entwickeln, welche jedoch unter keinem guten Stern steht.

Wie ist’s Schwierig. In dem Sinne, dass ich die Charaktere sehr gut entworfen fand, die Geschichte aber leider etwas zu „un-rund“, da fehlten mir einfach noch so 20-30 Seiten, in welchen mehr passiert oder zumindest darüber gesprochen werden sollte. Dass Evie sich den Namen in die Stirn ritzt, ist ein so untypisches Verhalten für sie, welches sie aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen lässt, alles hinterfragen lässt und da hätte man noch so einiges mehr schreiben können. Ebenso die Reaktion von Casey auf diese Tat einer ihm bis dato unbekannten Person, die ihn alles andere als kalt lässt. Sowohl Evie als auch Casey sind spannende Protagonisten, welche mit der ein oder anderen Überraschung um die Ecke kommen und langweilig wird die Story nicht, aber teilweise kann man die Geschehnisse und Entscheidungen einfach nicht nachvollziehen. Das Buch dümpelt nur manchmal etwas sommerlich-schwer daher, was zwar einerseits Stimmung erzeugt, teilweise aber auch etwas demotivierend wirkt und einen dazu anregt, eine Lesepause zu machen.

Mir gefällt der ausgefallener Schreibstil, aber allein von diesem Buch aus, welches sie übrigens 1970 veröffentlichte, würde ich nicht denken, dass Anne Tyler später mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde. Was mich aber nur noch mehr neugierig auf „Atemübungen“ macht! Ich habe den auf dem Buch basierenden Film von 1999 übrigens als Trailer bei Youtube gefunden und sollte ich mal viel Zeit haben, würde ich mir den doch glatt anschauen!

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