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[Lesenswert] Odins Insel – Janne Teller

Als eine Mischung aus Weihnachtsmärchen, Buch über die Liebe und eine Reise in die nordische Mythologie wird Odins Insel von Janne Teller auf dem Buchrücken angepriesen und passte für mich dadurch ideal in den Dezember. Wirklich viele Bücher dänischer Autoren habe ich bisher auch noch nicht gelesen und war somit gespannt, was es da abseits von Krimis & Thriller noch so gibt!

Worum geht’s

Sigbrit Holland findet einen alten, halb erfrorenen alten Mann, als sie abends nach Hause fährt. Dieser scheint ihr verwirrt, da er ihr eine komisch klingende Geschichte erzählt von Unheilsbotschaften, die er überbringen muss, seinem Pferd, für das er einen Arzt braucht und von einer Insel vor der Küste Dänemarks, von der sie noch nie gehört hat. Somit bringt sie Odin zunächst in ein Krankenhaus, da sie einen Schock vermutet, bald aber damit beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren, was es mit dieser unbekannten Insel auf sich haben könnte.

Wie ist’s

Es ist seeeeehr ausführlich, oft enorm detailreich geschrieben und somit in Teilen etwas langatmig (wie ich es irgendwie erwartet habe). Manchmal passiert auch viele Seiten nichts, aber Janne Teller gelingt es hier, Stimmung und Atmosphäre enorm dicht zu vermitteln. Somit habe ich das Buch zwar häufiger mal zur Seite gelegt, wollte aber doch immer wieder weiterlesen und wissen, wie die Geschichte um Odin ausgehen wird.

Die einzelnen Charaktere werden sehr schön beschrieben, man beginnt, mit ihnen mitzufühlen und schlüpft durch sie etwas in die Erzählung hinein. Odin wächst einem sofort ans Herz, man will ihn am liebsten selbst zurück zu seiner Insel bringen, aber auch Sigbrit hat schwere Entscheidungen zu treffen, wo man mitfiebert. Es wird definitiv etwas „dänisches“ Lebensgefühl vermittelt und mir eine spannende Welt offenbart, die ich nicht kenne (denn bisher war ich nur ein Kopenhagen und das ist weit weg in dieser Geschichte).

Da es viele Anspielungen an die nordische Mythologie hat, habe ich mich dann erst einmal da genauer eingelesen und muss sagen, enorm spannend! Klar war mir Odin ein Begriffe, aber jetzt weiß ich auch ein bisschen mehr über ihn und die restliche Götterwelt, ihr Verhältnis zueinander und wie sich Ragnarök wohl zugetragen hat. Also alleine dafür hat sich das Lesen dieses Buches schon gelohnt, da es mich inspiriert hat, mehr zu lernen!

Insgesamt ist es kein Buch, was ich zwingend weiterempfehlen würde, da es doch von seinem Themengebiet recht sehr spezifisch und eben etwas langatmig geschrieben ist, aber ich hatte Spaß dabei, immer mal wieder so 40-50 Seiten am Stück zu lesen. Sollte ich nochmal ein Buch von Janne Teller im öffentlichen Bücherschrank finden, würde ich es – wenn es vom Thema spannend klingt – mitnehmen und sehen, ob ich mich mittlerweile an ihre Schreibweise gewöhnt habe. Kennt ihr das Buch zufällig und wenn ja, wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Der Junge im gestreiften Pyjama – John Boyne

Mir sagte zwar das Buchcover von Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne, aber ich hatte keine Ahnung, worum es geht. Also schnappte ich es mir aus dem öffentlichen Bücherschrank, um den Buchrücken zu lesen – und war irritiert. Denn dort standen nur vier Kurzreviews von u.a. der FAZ und der Welt, aber keine Inhaltsangabe. Jetzt war ich natürlich mehr als nur neugierig und das Buch durfte mit zu mir!

Worum geht’s

Ich will euch nicht spoilern, sondern die Worte wiedergeben, die vorne im Buch geschrieben sind: „Die Geschichte (…) ist schwer zu beschreiben. Normalerweise geben wir an dieser Stelle ein paar Hinweise auf den Inhalt, aber bei diesem Buch – so glauben wir – ist es besser, wenn man vorher nicht weiß, worum es geht. Wer zu lesen beginnt, begibt sich auf eine Reise mit einem neunjährigen Jungen names Bruno. (…). Früher oder später kommt er (…) an einen Zaun. Zäune wie dieser existieren auf der ganzen Welt“.

Wie ist’s

Ohne nun vorher irgendwie nach der Handlung zu suchen, habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, da ich es einfach nicht aus der Hand legen wollte. Zu Beginn ist man erst noch etwas unsicher, in welchem historischen Setting man sich befindet, da man es durch die Augen eines kleinen Jungen kennenlernt. Doch wird einem schnell klar, worum es geht und man beginnt, böse Vorahnungen zu erhalten.

John Boyne schreibt wahnsinnig gut, er fesselt mit seinen Worten und auch wenn teilweise nicht viel „Handlung passiert“, so gelingt es ihm doch, den Leser an einen grauenvollen Ort zu bringen und ihn dort zu halten. Man will einerseits wissen, wie es weitergeht, andererseits aber nicht, dass das Buch schon zu Ende ist, da man mit Bruno noch mehr erforschen mag (sein liebstes Spiel). Die Kinderperspektive auf diese schreckliche historische Epoche ist wahnsinnig spannend, da man sie nicht in Geschichtsbüchern liest und so einfach noch einen neuen Blick bietet.

Ich will wirklich nicht verraten, worum es geht, weswegen ich nicht viel mehr schreiben kann außer: lest dieses Buch! Nicht nur, weil es wahnsinnig gut geschrieben ist, sondern weil es berührt. Es lange in einem nachhallt, einen zum Denken, Verzweifeln, aber auch zum Hoffen bringt, dass die Menschheit vielleicht doch etwas gelernt hat. Und weil es eines der wenigen Bücher ist, deren Ende ich uneingeschränkt mag, Boyne hat eine absolut runde Geschichte von Anfang bis Ende erzählt und ich hoffe sehr, in Zukunft mehr von ihm zu lesen!

[Lesenswert] Sofies Welt – Jostein Gaarder

Ich weiß gar nicht, wie genau Sofies Welt von Jostein Gaarder an mir vorbeigehen konnte, denn ich erinnere mich genau, dass das jeder in meinem Umfeld gelesen hat, als ich so 15 war. Aber irgendwie sollte es nie sein, bis ich das Buch jetzt im öffentlichen Bücherschrank entdeckte und Lust hat, Philosophie auf einfachem Wege mit Spaß näher gebracht zu bekommen.

Worum geht’s

Kurz vor ihrem fünfzehnten Geburtstag bekommt Sofie auf einmal merkwürdige Post. Es scheint sich um Briefe von einem unbekannten Absender an sie zu handeln, welche sich um die Geschichte der Philosophie drehen. Zunächst will das Mädchen nur herausfinden, wer dahinter steckt, doch dann wird ihr Interesse für philosophische Themen geweckt und sie beginnt, sich intensiver mit den einzelnen Personen und Denkrichtungen zu beschäftigen.

Wie ist’s

Es macht Spaß zu lesen, man bekommt einen guten Überblick über verschiedene Philosophen und Denkrichtungen und das auf einfache Weise. Kein wirkliches Fachbuch, da es in eine fiktive Geschichte eingebunden ist, aber man bekommt komplexe Themen hier kurz und knapp erklärt. Klar bleibt man an der Oberfläche, aber man kann sich danach ja selbst weiter mit den einzelnen Themen beschäftigen. Gut finde ich, dass man immer wieder Zusammenhänge aufgezeigt bekommt, z.b. wer hat wen beeinflusst.

Die Geschichte um Sofie, ihren Vater, der ständig unterwegs ist und ihren Philosophielehrer Alberto ist spannend konzipiert. Man wechselt hier Perspektiven, um mal nicht genau zu verraten, was passiert. Aber für ein Jugendbuch finde ich es wirklich gut geschrieben und hatte von der ersten bis zur 600. Seite Freude. Durch die fiktiven Kapitel hat man auch immer eine kleine Denkpause, was super ist! So muss man das Buch nicht aus der Hand legen, sondern kann sich beim Lesen entspannen.

Auch wenn es schon zwanzig Jahre alt ist (und seitdem natürlich einiges in der Philosophie passiert ist, ich persönlich bin ja wahnsinnig fasziniert von Consciousness & David Chalmers), hat das Buch nichts an Aktualität verloren und ich finde, dass es jeder einmal gelesen hat. Da ich mit einem Marker wild einzelne Sätze hervorgehoben habe, werde ich dieses Buch auch nicht zurück in den öffentlichen, sondern in meinen Bücherschrank stellen und bestimmt mal wieder zur Hand nehmen. Was sehr selten passiert und zeigt, wie gut es mir gefallen hat.

Also, wer ein Weihnachtsgeschenk – egal, ob für einen Teenager oder einen an Philosophie interessierten Menschen – sucht, vielleicht ist das ja was!

[Lesenswert] Narbenkind – Erik Axl Sund

Keine fünf Minuten, nachdem ich Krähenmädchen, den 1. Band der Victoria-Bergman-Reihe ausgelesen hatte, schnappte ich mir schon den Nachfolger Narbenkind von Erik Axl Sund. Das Ende war so offen und spannend, ich wollte einfach sofort wissen, wie es nun weitergeht! Für Freunde von schwedischen Psycho-Thrillern, diese Trilogie ist für euch gemacht!

Worum geht’s

Die Kommissarin Jeanette Kihlberg ermittelt in einer Reihe bestialischer Jungenmorde in Stockholm, als sie plötzlich von diesem Fall abgezogen wird. Denn ein wichtiger Geschäftsmann wird bestialisch ermordet und sie soll hier bei der Aufklärung mithelfen. Hilfe erhofft sich sich bei ihrer neuen Bekannt-/Liebschaft, der Psychologin Victoria Bergman, welche ihr ein Täterprofil erstellen soll. Doch irgendwie scheint Victoria selbst in den Fall verstrickt, die mit immer mehr Blackouts zu kämpfen hat.

Wie ist’s

Wie schon der erste Teil ist es verdammt spannend und durch die kurzen Kapitel sehr lesbar. Man kann einfach immer „noch schnell ein weiteres“ Kapitel lesen, bis man doch wieder 100 Seiten weiter ist und es plötzlich mitten in der Nacht. Die Figuren entwickeln sich recht spannend weiter, ein paar Sachen sind jedoch recht vorhersehbar und hätten kreativer gelöst werden dürfen.

Für mich sind die vielen Rückblicke von Victoria teilweise etwas zäh und langweilig gewesen (wobei es wirklich keine leichte Kost ist, da es im Inzest und Pädophilie geht) und manchmal steigt man in der Geschichte nicht durch – sagen wir, zum Ende hin wird etwas entdeckt und ich muss sagen, ich habe keine Ahnung, wer die dabei betroffene Person ist 😉 Was bestimmt in der Story erzählt wurde, aber es wird sehr verworren und irgendwie..ich hoffe, der dritte Teil bringt hier etwas mehr Klarheit! Die Sprache ist klar, manchmal sehr direkt und dadurch schmerzhaft, da Morde sehr detailreich beschrieben werden; was bestimmt nicht jedermanns Sache ist.

Wäre dies der 1. Teil der Reihe gewesen, bin ich nicht sicher, ob ich weitergelesen hätte, da es mich nicht so enorm gefesselt und begeistert hat. Aber da ich nun schon mittendrin bin, werde ich mir den dritten Teil bestimmt noch besorgen (vielleicht findet er sich ja bald in dem öffentlichen Bücherschrank, wo Teil 1 & 2 jetzt schon wieder stehen). Kennt ihr die Trilogie zufällig? Wenn ja, wie hat sie euch gefallen?

[Lesenswert] Krähenmädchen – Erik Axl Sund

Als ich das Krähenmädchen von Erik Axl Sund (und den zweiten Band aus der Trilogie) im öffentlichen Bücherschrank fand, dachte ich zunächst, dass dieser schwedische Psychothriller-Serie absolut nichts für mich ist. Da mir aber ein recht langweiliges Wochenende bevorstand, nahm ich sie doch mal „für den Fall“ mit und kann nun sagen, dass ich die beiden nicht gerade dünnen Bände an 2,5 Tagen durchgelesen habe.

Worum geht’s In Stockholm tauchen in kurzen Abständen die Leichen schwer misshandelter Jungen auf, welche alle nicht vermisst zu werden scheinen. Kommissarin Jeanette Kihlberg beginnt gemeinsam mit einem Kollegen in dem Fall zu ermitteln und stößt nach kurzer Zeit auf die Psychologin Sofia Zetterlund, bei der eines der Opfer in Behandlung war. Sie ist spezialisiert auf Menschen mit multiplen Persönlichkeitsstörungen und hat eine andere Patientin namens Victoria Bergman in Behandlung, deren Name im Rahmen der Ermittlungen auch auftaucht.

Wie ist’s Gelesen habe ich den ersten Band primär, weil ich neugierig war, wie das schwedische Duo so schreibt und ob man beim Lesen merkt, dass es zwei Autoren gibt. Herauskommt ein fesselnder Schreibstil, der mir besonders durch die kurzen und hin- und her springenden Kapitel sehr gut gefallen hat. Man liest „schnell noch eines“ und schwupps, sind wieder dreißig Minuten um.

Die einzelnen Personen werden gut eingeführt, ich mag, dass es viele Rückblenden über ihr Leben gibt und man dadurch beginnt, mit ihnen zu fühlen und zu fiebern. An wenigen Stellen wurde es etwas langweilig-wiederholend, aber es hält sich echt in Grenzen. Band 1 endet mit einem spannenden Cliffhanger und so war ich froh, dass ich gleich mit dem nächsten Teil weitermachen konnte. Hoffen wir, dass das bei Band 2 nicht der Fall ist, sonst muss ich mir den letzten Teil noch irgendwie besorgen.

Pers se ist es weder von der Handlung noch von dem Setting ein sonderlich „andersartiger“ Psychothriller, sondern man bekommt genau, was man von einem dunklen, in Schweden spielenden, Werk erwartet. Aber die Schreibe der beiden Autoren ist definitiv dafür verantwortlich, dass man in die Geschichte gesogen wird und somit spreche ich hier eine Empfehlung aus! Auch wenn man eigentlich nicht noch einen Skandinavien-Krimi lesen will, diese Reihe ist wirklich lesenswert! Aber kleiner Spoiler: es geht um die Themen Pädophilie und Inzest, also keine leichte und teilweise wirklich verstörende Kost in menschliche Abgründe, in die man nicht in jeder Laune gehen mag.

[Lesenswert] The Binding Chair – Kathryn Harrison!

Endlich habe ich es fertig, was war es ein Kampf zwischen The Binding Chair von Kathryn Harrison und mir! Über Wochen habe ich das Buch immer wieder zur Hand genommen, aber selten mehr als zwei Kapitel am Stück gelesen, da es mich einfach nicht gekriegt hat. Was komisch ist, denn die Handlung (das Leben einer Frau in China) klang soooo gut, aber geschrieben war es so, so, so langweilig.

Worum geht’s Um das Leben von May, welche als Mädchen ihre Füße von ihrer Großmutter zunächst gebrochen und dann als Lotusfuß zusammengebunden bekommt. Dies soll ihr später eine bessere Heirat ermöglichen. Diese erweist sich jedoch als ein schrecklicher Fehler und das noch immer junge Mädchen flieht vor ihrem Ehemann und von ihrer Familie entschiedenen Leben nach Shanghai, wo sie ein sehr abenteuerliches Leben führt, in welchem sie sich immer wieder ohne Hilfe durchschlagen muss. Dabei lernt sie spannende Menschen und andere Welten kennen und findet sich irgendwann in Frankreich wieder.

Wie ist’s Leider hat mich das Buch einfach nicht in seinen Bann gezogen, so sehr ich es mir auch gewünscht habe. Dabei hätte es von der Geschichte her durchaus das Potential gehabt, nur war es vom Schreibstil her einfach nicht fesselnd. Somit las ich immer mal wieder ein Kapitel, aber dieses „ich will wissen, wie es weitergeht“-Gefühl kam nie auf. Die einzelnen Personen waren spannend, aber auch hier konnte ich keine Empathie aufbauen – was auch daran lag, dass ich die ersten Kapitel absolut in Zeit und Raum verloren war, da es wild durcheinander ging und man der Autorin bei ihren Zeitsprüngen einfach nicht folgen konnte. Man sollte nach der Lektüre nochmal den Beginn lesen, dann wird definitiv einiges klarer, aber irgendwie hatte ich keine Motivation mehr.

Angepriesen wurde das Buch als genauso fesselnd wie Die Geisha von Arthur Golden, eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Und nein, diesem Vergleich kann es für mich absolut nicht standhalten, ich bin hier wirklich enttäuscht. Denn ich wäre gerne in das Leben von May in China eingetaucht, statt nur an der langweiligen Oberfläche vor mich hinzudümpeln, schade! Aber mit uns beiden hat es wohl einfach nicht sein sollen und ich denke nicht, dass ich noch einmal etwas von Kathryn Harrison lesen werde – aber sollte ich wieder etwas über Frauen in China finden, würde ich das sofort mitnehmen, da ich mehr über dieses Land erfahren mag! Meine bisherige Zeit dort war nämlich definitiv zu kurz und wer weiß, wann ich erneut dorthin fliegen werde!

Hattet ihr auch schon einmal das Problem, dass euch die Story wahnsinnig anmacht, aber das Buch sooooo schrecklich geschrieben ist, dass ihr einfach nicht weiterkommt? Ich quäle mich meist trotzdem durch, aber hier hat es echt Wochen gedauert (und eigentlich lese ich ein Buch in 2-3 Tagen).

[Lesenswert] Picknick auf dem Eis – Andrej Kurkow

Hach, was habe ich mich gefreut, als ich Picknick auf dem Eis von Andrej Kurkow im öffentlichen Bücherschrank gefunden habe! Schon ewig wollte ich etwas von dem in Kiew lebenden Autor lesen und endlich sollte es soweit sein. Dass es Picknick auf dem Eis war, umso besser, denn die Story ist genau nach meinem Geschmack!

Worum geht’s Viktor führt ein einsames Leben in Kiew, welches nur von dem vor einem Jahr bei ihm eingezogenen Pinguin Mischa aufgeheitert wird. Er schreibt erfolglos an Romanen und lebt so vor sich hin, bis er beginnt, als Nekrologe für eine Zeitung zu arbeiten. Denn erstaunlicherweise schreibt er Nachrufe für Menschen, die noch nicht gestorben sind..was sich dann allerdings rasch zu ändern beginnt und Viktors Leben auf den Kopf stellt!

Wie ist’s Kurkow schreibt wahnsinnig gut, ich habe jede Seite genossen und mir sogar zwei Zeilen rausgeschrieben (das passiert echt selten!). Die Geschichte ist skurril, aber eben doch möglich und der Einblick in das Leben in Kiew enorm spannend. Der Pinguin ist ein sehr lustiger Charakter und so absurd es klingt, er passt als WG-Genosse und auch alle anderen Handlungen sind zwar auf den ersten Blick unmöglich, auf den zweiten Blick ergeben sie dann aber doch Sinn und man hinterfragt ihre Glaubhaftigkeit nicht mehr, sondern taucht einfach weiter in das Buch ein.

Eine absolute Empfehlung für alle, die sich von Sprachgewalt begeistern lassen wollen, von Sätzen, die einen treffen, die nachhallen, die so wunderbar beschreiben, was man selbst zwar fühlt, aber nicht unbedingt ausdrücken kann. Besonders in der aktuellen Pandemie-Situation hat mir das Buch wirklich geholfen, mich abzulenken und gleichzeitig doch im Hier und Jetzt zu sein. Ich liebe russische Autoren und Kurkow (welcher aus St. Petersburg kommt) hat diese Liebe nur noch intensiviert.

Mit nur einer Unterbrechung habe ich das Buch durchgelesen und wollte wirklich nicht, dass es vorbei ist. Ich hatte Angst, dass das Ende ihm nicht gerecht wird, aber oh, das wird es! Auf nur wenigen Seiten kommt hier einerseits ein Abschluss, andererseits öffnen sich neue Welten! Doch lustigerweise fand ich diese Woche in einem anderen öffentlichen Bücherschrank Pinguine frieren nicht, was quasi der ergänzende Nachfolger ist und ach, natürlich musste es sofort mit!

Von Kurkow werde ich definitiv noch mehr lesen, seine Erzählart begeistert mich und auch die absurden, aber doch realen Geschehnisse haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Kennt ihr etwas von ihm? Wenn ja, welches Buch könnt ihr denn empfehlen? Graue Bienen?

[Lesenswert] Velocity von Dean Koontz

Da ich schon einiges von dem Autoren nur so verschlungen habe, habe ich mich sehr auf das Lesen von Velocity von Dean Koontz gefreut und mir für einen besonderen Moment aufgehoben. Er schreibt einfach so fesselnd, dass man seine Bücher am besten morgens beginnt und sich für den Rest des Tages und der Nacht nichts mehr vornimmt!

Worum geht’s Barkeeper Billy findet nach einer Schicht einen Zettel unter seinem Scheibenwischer, welchen er für einen schlechten Scherz hält. Denn er besagt, dass entweder eine junge Lehrerin stirbt, wenn Billy ihn nicht zur Polizei bringt oder eine alte Dame, wenn er den Zettel zu ihnen bringt und Hilfe einfordert. Billy unternimmt nichts und am nächsten Tag ist eine junge Frau tot und eine zweite Notiz in seinen Händen..ein grausames Spiel beginnt, welchem Billy sich nicht entziehen kann.

Wie ist’s Oh, was wurde ich sofort in die Geschichte hineingesogen und wollte wissen, wie es weitergeht und welche moralischen Dilemmata Billy vor sich hat. Der Moment, wo er vom gejagten Opfer zum Jäger des Notizschreibers wird, ist Koontz genial gelungen. Man fiebert mit Billy, welcher gut herausgearbeitet wird, mit, überlegt, wie man an seiner Stelle handeln würde und wie diese Geschichte wohl doch noch irgendwie gut ausgehen kann.

Leider enttäuschen mich die letzten fünfzig Seiten, das Ende ist nicht gewohnt spektakulär, sondern fühlt sich mehr nach „Koontz wollte fertig werden“ an. Statt schnellem Feuerwerk und noch verrückten Wendungen, kommen wenig überraschende Tatsachen, die zwar Sinn ergeben, aber halt eben nur so ok sind. Die Nebenstory bezüglich Billys Frau ist mir auch zu intensiv beschrieben, da sie ehrlich gesagt nicht viel zum eigentlichen Plot beiträgt und alles in die Länge zieht.

Insgesamt nicht das beste Buch, welches ich von Dean Koontz gelesen habe und ich werde es auch nicht in meiner Sammlung behalten, sondern in einen öffentlichen Bücherschrank stellen – dass hoffentlich jemand anderes mehr Freude daran hat. Aber ich werde trotzdem weitere Bücher von ihm lesen, da auch dieses mich zu Beginn enorm gefesselt, nur am Ende eben etwas müde hat werden lassen.

Kennt ihr Bücher von Dean Koontz? Wenn ja, welches könnt ihr besonders empfehlen? Zum Einsteigen würde ich definitiv Odd Thomas sagen, das ist einfach nur richtig, richtig spannend!

[Lesenswert] Dunkel (Die Hulda Trilogie Band 1) von Ragnar Jónasson!

Den Krimi Dunkel von Ragnar Jónasson habe ich meinem Opa zum Geburtstags geschenkt, da er verdammt gut Kritiken bekommen hat. Unter anderem wurde er als einer der besten 100 Krimis und Thriller seit 1945 von THE TIMES ausgesucht und da ich Island-Krimis doch sehr mag, wollte ich ihn jetzt natürlich auch lesen!

Worum geht’s Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir aus Reykjavik soll vorzeitig in den Ruhestand gehen, darf sich aber zuerst noch einen letzten Fall, einen Cold Case aussuchen. Sie entscheidet sich für eine russische Asylsuchende, die letztes Jahr tot am Meer gefunden wurde und hat keine Ahnung, wie sehr ihr Leben plötzlich in Gefahr ist.

Wie ist’s Ragnar Jónasson kann schreiben, ich habe Dunkel an einem Tag durchgelesen. Wir haben verschiedene Erzählebenen und Zeitsprünge, die das Buch wahnsinnig spannend machen und man immer nur noch eines der recht kurzes Kapitel lesen mag. Bis man dann am Ende des Buches angekommen ist und eigentlich sofort mit Band 2 weitermachen will.

Die Story ist jetzt nicht absolut neu und umwerfend, aber sie hat Wendungen, die ich nicht kommen sah und besonders zum Ende hin wird es richtig fesselnd! Die einzelnen Figuren, allen voran natürlich Hulda, werden sehr gut beschrieben, der Leser sympathisiert nicht unbedingt mit ihnen, kann aber doch nachvollziehen, wieso sie wann wie handeln; und wird dann aber doch wieder überraschten, wenn sie Facetten zeigen, die bisher noch nicht durchgedrungen sind. Durch die verschiedenen Erzählstränge erhält man auch erst nach und nach wichtige Details, um die Story zu verstehen, aber ich mag das sehr!

Was mich ein wenig störte (und Achtung, Meckern auf hohem Niveau) ist die förmliche Ansprache, die im Buch ständig benutzt wird. Das „Sie“ verwendet man in Island wenig, man bleibt beim „Du“ und das ist hier natürlich ein Übersetzungs“problem“, aber es hat mir ab und zu etwas die Stimmung zerstört.

Der zweite Teil Die Insel ist gerade vor zwei Wochen erst erschienen und Der Nebel kommt Mitte September raus. Beide Bücher werde ich definitiv lesen, wobei ich wahrscheinlich einfach bis Herbst warte und dann direkt von Band 2 zu Band 3 übergehen kann. Denn wenn der ähnlich spannend endet, würde ich mich hier sonst nur unnötig quälen, wenn ich direkt weiterlese.

Kennt ihr etwas von Ragnar Jónasson? Vielleicht sogar die Hulda-Reihe und dieses Buch? Wenn ja, wie gefällt euch sein Schreibstil und diese Story?

[Lesenswert] Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen

Von Opa habe ich mir Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen geschnappt, denn irgendwie klang die Story etwas nach Stranger Things (wo mir immer noch 1,5 Staffeln fehlen, Schande über mein Haupt) und somit war ich neugierig! Und schwupps, war mein Samstag weg und ich mit dem Buch fertig 😉

Worum geht’s In einer eigentlich idyllischen Kleinstadt beginnen Jugendliche plötzlich, gewaltvolle Taten bis hin zu Mord zu begehen, welche die Einwohner in einem Schock-Zustand zurücklässt. Die „neu hinzugezogene“ Ärztin Claire versucht, sich gemeinsam mit dem Polizeichef Kelly einen Reim aus diesen Taten zu machen..und plötzlich beginnt auch ihr eigener Teenagersohn Noah erste Anzeichen von Persönlichkeitsveränderung zu zeigen.

Wie ist’s Verdammt spannend, ich muss es sagen. Angepriesen wird es als „Medizin-Thriller wie von Michael Crichton, der auf dem Terrain von Stephen King spielt“ und das passt! Mir gefiel der Schreibstil von Tess Gerritsen, man will immer „nur noch ein Kapitel lesen“ und schwupps, ist es 3 Uhr morgens und man am Ende. So etwas will ich haben, wenn ich denn mal einen Krimi lesen! Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, welche einen noch mehr an das Buch fesseln, das Ende kam dann aber doch etwas langweilig um die Ecke.

Die Charaktere werden gut eingeführt, die unvermeidbare Liebesgeschichte hätte für mich auch wegbleiben (oder etwas weniger kitschig sein dürfen..), aber der kleine Ort mitten im Nirgendwo mit seinen Bewohnern wird atmosphärisch gefüllt. Es war auch eine gute Balance aus medizinischem/anthropologischem Fachjargon und eben normaler Sprache, wodurch ich nie gelangweilt war.

Jupps, ich würde definitiv mehr von Tess Gerritsen lesen, ein Name, den ich zwar kannte, aber noch nie zu einem ihrer Werke gegriffen habe. Also, sollte ich mal eins im öffentlichen Bücherschrank finden, darf es mit zu mir..wobei nichts von ihren romantic novels, da bin ich dann doch raus.

Habt ihr schon etwas von Gerritsen gelesen? Vielleicht ja sogar Trügerische Ruhe? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? 🙂

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