Schlagwort: Buchtipp

[Lesenswert] Der Kontrabaß – Patrick Süskind

Was ich an den öffentlichen Bücherschränken so liebe, ist, dass man über Bücher stolpert, die man sonst nie gefunden hätte. So ist es mir auch mit Der Kontrabaß von Patrick Süßkind gegangen, denn im Buchladen oder bei Amazon wären wir uns einfach nie begegnet. Was enorm schade gewesen wäre, ich habe das dünne Büchlein nämlich in einem Rutsch verschlungen und mochte es so gerne, dass sowohl Opa als auch Mama es nach mir lesen mussten durften. Patrick Süskind kennt man ja von seinem Bestseller „Das Parfum“ (was übrigens genau so alt ist wie ich), ein anderes Buch hatte ich bis dato aber noch nie gelesen.

Worum geht’s Der Name verrät es eigentlich ziemlich gut, es geht um einen Kontrabaßspieler, welcher sich über diverse Ungerechtigkeiten, wenn es zu seinem Instrument kommt, beklagt. Die Novelle ist primär ein Monolog unseres Musikers, der in seiner schallisolierten Wohnung sitzt, unglücklich verliebt in die Sopranistin Sarah ist und uns seine Hassliebe zu seinem Instrument, seinem Begleiter, seinem Mitbewohner, seinem Freund, seinem Feind und seinem ständigen Begleiter erzählt.

Wie ist’s Süskind schreibt großartig, ich musste häufiger laut auflachen und konnte das Buch nicht aus der Hand legen (wahnsinnig gerne würde ich es als Theaterstück sehen). Man kann sich (auch wenn man absolut nichts mit Musik zu tun hat) sehr gut in unseren Musiker hineinversetzten, fühlt und leidet mit, ist frustriert, geht mit ihm in der Musik auf und fällt wieder hinab. Das Buch regt zum Nachdenken an, man überlegt sich, ob unser Protagonist noch von seinem Instrument oder schon von sich spricht, gepaart mit einer Menge (Selbst-)Ironie, die ihn aber gleichzeitig lähmt, etwas an seinem Schicksal zu ändern. Das Ende bleibt offen, was ich ebenfalls sehr mochte, da man sich nun selbst überlegen kann, ob man ihm ein (nicht gerade passendes) Happy End gönnen mag. Auch sehr schön ist, dass immer wieder Kontrabaß-Stücke angesprochen werden, die man sich dann bei Youtube etc raussuchen und während der Lektüre hören kann. Ich finde so einen doppelten Sinnes-Genuss ja immer großartig und hatte dadurch noch mehr Spaß.

Ich mag hier nicht zu viel von der Story schreiben, sonst muss man sie nicht mehr lesen, aber ich kann euch das dünne Büchlein wirklich nur empfehlen, wenn ihr mal 1-2 Stunden Zeit habt und etwas anderes lesen wollt. Sollte ich es mal als Aufführung finden, werde ich es mir definitiv angucken und dabei mehr als nur Spaß haben 🙂

[Lesenswert] Schachnovelle – Stefan Zweig

Das Buch kennen bestimmt einige von euch, es steht auf vielen Leselisten von Schulen, ich selbst habe es aber nie im Unterricht lesen müssen. Da ich aber endlich etwas mit dem Titel verbinden wollte, freute ich mich, als ich das dünner Werk Schachnovelle von Stefan Zweig im öffentlichen Bücherschrank fand. Den verregneten 1. Mai habe ich dann einfach mit der kurzen Lektüre und dem längeren darüber Nachdenken verbracht.

Worum geht’s Wir befinden uns auf einem Schiff von New York nach Buenos Aires, unter dessen Passagieren sich der amtierende Schachweltmeister befindet. Unser Erzähler bringt diesen mit anderen Schachbegeisterten schließlich dazu, eine Partie gegen sie zu spielen. Während sie zunächst verlieren, rettet ein unbekannter Österreicher sie schließlich und setzt den Schachweltmeister unter Druck. Dieses verlangt ein weiteres Spiel, nachdem er doch wirklich dazu gezwungen wurde, gegen diesen unbekannten Möchtegern zu kapitulieren und es beginnt ein kräfte- und nervenzehrendes Duell.

Wie ist’s Zunächst klang die Story nicht so pralle, ich bin ehrlich und wäre das Buch sehr dick gewesen, ich hätte wohl nicht angefangen. Neugierig war ich aber doch, wieso es so gerne als Schullektüre verwendet wird und kann jetzt sagen, auch in der Kürze bekommt man hier viele Themen. Zunächst schreibt Stefan Zweig natürlich gut und fesselnd, ich habe die Schachnovelle in einem Rutsch gelesen. Die Thematik, die sich nach und nach offenbart, nämlich die Vergangenheit des unbekannten Schachspielers als Gefangener der Gestapo, ist sehr spannend und sein psychischer Verfall einfach nur noch fesselnd. Was falsch klingt, leider aber meine Wahrheit ist. Man fiebert mit, man leidet, man will ihn in das Hier und Jetzt zurückholen und ihm sagen, dass alles in Ordnung ist oder zumindest sein wird.

Achso, Angst, dass das Buch nur für Schachkenner interessant ist, muss man nicht haben. Zwar geht es auch um das Spiel, aber es bietet die Rahmenhandlung und dominiert die Geschichte nicht. Eine „Schachvergiftung“, wie unser Protagonist sie erlitten hat, bekommt ihr nicht, keine Angst. Außer man sperrt euch vielleicht nur mit der „Schachnovelle“ über einen unbekannten Zeitraum in einem Raum ein, dann könnte das doch passieren.

Viel mehr will ich nicht verraten, lest das dünne Büchlein am besten selbst und lasst euch auch begeistern. Schade, dass sich unser Deutschlehrer damals dagegen entschieden hat, nachdem ich es durch hatte, mussten nämlich jetzt meine Freunde zum Diskutieren ran, die alle etwas mitleidig geguckt haben 😉 Habt ihr das Buch damals lesen müssen oder so zufällig gelesen? Wie hat es euch gefallen? Von Stefan Zweig kenne ich kein weiteres Werk, werde mich da aber irgendwann (wenn ich mehr Zeit habe) bestimmt weiterbilden.

[Lesenswert] The curious incident of the dog in the night-time – Mark Haddon

Vor Jahren kam dieses Buch durch einen Freund in meinen Besitz, wo es jetzt lange Zeit einfach so im Regal stand. Da ich eben diesen Freund aber die Tage in Berlin besuchte (und er das Buch selbst nie gelesen hat), nahm ich die Zugfahrt zum Anlass, es einfach mal zu lesen. Ohne große Erwartungen fing ich also mit The curious incident of the dog in the night-time von Mark Haddon an und was soll ich sagen, ich habe es einfach nur verschlungen! Ganz, ganz, ganz große Liebe und ich habe meinen Freund auch schon überzeugt, dass er es jetzt lesen muss!

Worum geht’s Der 15-jährige Christoper lebt mit seinem Vater in einer Reihenhaussiedlung, wo er eines Abends den toten Hund der Nachbarin findet. Zunächst wird ihm der Mord unterstellt, da er Asperger hat und niemand so genau weiß, was er mit dem Hund zu tun hatte. Da sich die Polizei nicht weiter um den Fall kümmert, beschließt Christopher schließlich selbst, den Mord aufzuklären und beginnt Nachforschungen in der Nachbarschaft anzustellen. Hier beginnt er, viel wichtigere Geheimnisse aufzudecken, die ihn schließlich dazu bringen, sich ganz alleine auf eine Reise nach London zu begeben.

Wie ist’s Mark Haddon schreibt ganz wunderbar, hier wird einem eine sehr gute Geschichte mit vielen unerwarteten Wendungen erzählt. Zumindest habe ich vom Klappentext her etwas ganz anderes erwartet und dann wurde es so viel tiefer und dunkler, grandios! Unsere Hauptperson Christopher ist so interessant und vielschichtig, da ich mich gerade sowieso mit Asperger beschäftige, war das auch einfach genau das richtige Buch. Teilweise sind seine Handlungsweisen auf den ersten Blick „seltsam“, man wird aber durch seine Sicht gelenkt und beginnt zu verstehen, wann er wie handelt.

Die Illustrationen und z.b. Berechnungen sind ebenfalls sehr passend für das Buch, sie geben einem ein noch besseres Verständnis in die Lebenswelt von Christopher. Die Sprache von Haddon selbst ist leicht und flüssig zu lesen, er verzichtet auf unnötige Verschachtelungen. Ein paar spannende Referenzen zu anderen Büchern baut er aber auch ein, wenn sich jemand weiter mit einer bestimmten Thematik beschäftigen will. Da die Kapitel kurz sind, kann man das Buch auch gut mit Unterbrechungen also z.b. morgens in der Bahn lesen, denn man findet immer wieder sehr schnell hinein. Da es aber wirklich fesselnd ist, würde ich es euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr Zeit habt, um euch komplett in einer Geschichten zu verlieren. Schön ist ebenfalls, dass das Buch nachwirkt und man sich über viele Dinge, wie man selbst die Welt wahrnimmt, Gedanken macht. Mir hat es definitiv geholfen, einen besseren Blick in die Lebenswelt von Menschen mit Asperger zu erhalten und dass es dann auch noch ein Coming of Age Roman in seinen Anfängen ist, hat die Sache für mich komplett rund gemacht!

Eine Stelle aus dem Buch, die ich besonders gut fand, schreibe ich euch auch noch kurz auf: „Prime numbers are what is left when you have taken all the patterns away. I think prime numbers are like life. They are very logical but you could never work out the rules, even if you spent all your time thinking about them“.

Wer etwas für’s Herz will, was einen mitnimmt und doch mal etwas anderes ist, für den ist dieses Buch genau das Richtige und spontan würde ich es jedem empfehlen. Traut euch auch gerne an die englische Version, Mark Haddon schreibt sehr verständlich und verschachtelt nicht unnötig! Kennt es wer zufällig schon und ist davon ebenfalls begeistert?

[Lesenswert] Der Fremde – Albert Camus

Bestimmt habt ihr alle diese Klassiker, die ihr schon vor ewigen Zeiten gekauft, dann aber doch nie gelesen habt. So erging es mir mit DEM Existentialismus-Werk schlechthin, Der Fremde von Albert Camus, welches auch schon Jahre (sechs sagt mir Amazon) in meinem Regal steht und dabei locker-flockig in drei Stunden gelesen sein kann. Drei Stunden, die ich definitiv oft genug hatte, aber dann doch eher zu Sartre griff, wenn ich in der Laune war. Gut, dass ich diese Lücke jetzt endlich schließen und mich ganz in Camus verlieren konnte.

Worum geht’s Die Story ist im Grunde schnell erzählt, Hauptperson ist ein in Algerien lebender Franzose, der durch unglückliche Zufälle einen Mord begeht und dafür ins Gefängnis muss. Unser Protagonist ist eigentlich ein Büroangestellter namens Meursault, welcher ein unaufgeregtes, passives Leben führt und durch nichts zu erschüttern scheint. Zu Beginn des Buches stirbt seine Mutter, die in einem Altenheim lebt und keine sonderlich eng scheinende Bindung zu ihm hatte. Er fährt teilnahmslos zur Beerdigung, kommt zurück und beginnt sofort durch Zufall eine Liebesbeziehung mit einer Kollegin.

Gleichzeitig lernen wir seine Nachbarn kennen, mit denen er etwas interagiert und dann durch einen unglücklichen Zufall in eine Lüge verstrickt wird, die schließlich den Weg zu dem Mord ebnet. Meursault erschießt während eines Strandbesuches mit besagtem Nachbarn einen ihm unbekannten arabischen Mann mit der Waffe seines Nachbarn „wegen der Sonne“. Diese Aussage wird ihm als Unmenschlichkeit vorgeworfen und das Gericht will in einem Prozess herausfinden, ob der Angeklagte wirklich moralisch so verdorben und verroht ist, wie er den Anschein macht.

Wie ist’s Das Buch ist in zwei Teile untergegliedert, die Ereignisse vor dem Mord und die Gerichtsverhandlung nach der Verhaftung, was ihm eine einfache Struktur verleiht. Die Wirkung, die das Buch auf mich hat, ist nicht wirklich leicht in Worte zu fassen, aber zunächst einmal war ich absolut gefesselt und habe es in einem Rutsch gelesen. Dass ich es erneut lesen werde, steht auch außer Frage, das muss ich spätestens in einem Jahr erneut machen. Der Anti-Held Meursault, der sich nicht in die „gelebten, sozial erwarteten“ Regeln von Heuchelei und Lügen in die Gesellschaft einfügt, ist eine enorm spannende Gestalt. Camus hat hier einen ganz dem Existentialismus entsprechenden Charakter sowie eine Grundstimmung im Buch entworfen, die man unbedingt selbst lesen muss, um sie zu verstehen. Worte darüber zu schreiben widerspricht genau dem, was ausgedrückt werden soll.

Man kann sich leicht in Meursault hineinversetzen, viele seiner Gedanken zum Thema „Sinnesleere“ nachvollziehen und auch der Mord erscheint plötzlich gar nicht mehr so abwegig, man kann ihn irgendwie begreifen, wenn man sich darauf einlässt. Seine Gleichgültigkeit zu diesem „absurden Leben“, zu dem Leben im Allgemeinen in Kombination mit Gefühls- und Gotteslosigkeit, welche besonders der Gefängnispriester nicht fassen kann, werden dem Leser durch die schlichte, oftmals sehr klare Sprache Camus unbewusst nahegebracht. Das Buch wirkt in jedem Satz, hallt in einem nach und lässt einen noch lange nicht nur über unsere Hauptperson hier, sonder das Leben nachdenken.

Diese „Kritik“ zu schreiben, ist mir echt nicht leicht gefallen, irgendwie kann ich alles, was es so in mir auslöste, noch nicht richtig in Worte fassen. Dass es verdient als ein Weltklassiker gilt, unterschreibe ich sofort und auch, dass ich sowohl dieses noch einmal wie auch weitere Werke von Albert Camus dringend lesen muss. Schande über mein Haupt, dass ich so viele Jahre damit gewartet habe, das hätte mich bestimmt retrospektiv gesehen einige Dinge ganz anders wahrnehmen lassen. Solltet ihr es auch noch nicht kennen, ich lege es euch absolut ans Herz und keine Angst, es ist nicht kompliziert geschrieben!

[Lesenswert] Weiße Nächte: Eine Liebesgeschichte – Fjodor Dostojewski

Heute habe ich einen Klassiker für euch, den ich auf Empfehlung einer Freundin kaufte und dann erst einmal Jahre lang im Regal stehen hatte, da ich irgendwie nie Lust auf „eine der schönsten Liebesgeschichten der Weltliteratur“ hatte. Jetzt habe ich die schon 1848 geschriebene Novelle Weiße Nächte: Eine Liebesgeschichte von Fjodor Dostojewski aber doch endlich zur Hand genommen und 110 Seiten innerhalb weniger Stunden nur so verschlungen. Und ja, statt in den öffentlichen Bücherschrank stelle ich es wieder in mein Regal, da ich es definitiv noch einmal lesen mag!

Worum geht’s Unser Erzähler, ein einsamer, etwas unglücklich wirkender Städter, streift durch die abendlichen Straßen von St. Petersburg als er eine junge, weinende Frau entdeckt. Unter dem Vorwand, Nastenka vor einem betrunkenen Mann zu beschützen, nähert er sich ihr und die beiden beginnen ein Gespräch. Schnell wird klar, dass auch sie unglücklich mit ihrem Leben ist und sie beginnen, sich ihre Geschichten zu erzählen. Sie treffen sich noch in drei weiteren Nächten und zwischen dem Austausch von Ängsten und Sehnsüchten beginnt, sich eine zarte Liebe zwischen ihnen zu entwickeln, die jedoch an der Realität scheitert.

Wie ist’s Dostojewski schreibt natürlich auch hier großartigst, allein sein erster Satz aus diesem Werk wurde schon so oft zitiert, aber ich schreibe ihn euch auch noch einmal: „Es war eine wundervolle Nacht, eine solche Nacht, wie sie vielleicht nur vorkommen kann, wenn wir jung sind.“ Der Roman wird als „empfindsam“ beschrieben und das ist er auch. Man bekommt hier sehr viel Inneneinsicht in die Gefühlswelt der beiden Hauptpersonen, was durchaus schmerzend sein kann. Es ist kein heiterer Liebesroman, keine Chic-Lit-Lektüre (nicht negativ gemeint!), die euch auflachen lässt, sondern man hat eben diese melancholisch-russische Atmosphäre, die ich so liebe.

Dass sich unser Erzähler in das Mädchen verliebt, welches wiederum auf die Rückkehr eines Mannes wartet, den sie heiraten will, ist tragisch und man wartet eigentlich nur darauf, dass es zu einem dramatischen Ende kommt. Denn von außen betrachtet, kann diese Situation nicht gut ausgehen und doch gelingt es Dostojewski immer wieder, kleine Zweifel zu säen und Hoffnung im Leser zu wecken. Um diese dann natürlich wieder zu zerstören, was ihm wunderbar gelingt und das Buch so zu einem sehr intensiven Leseerlebnis macht! Hat man es durch, legt man es zwar aus der Hand, denkt aber noch einige Tage über die Handlung nach.

Die Novelle ist natürlich auch ganz klar „Zeichen ihrer Zeit“ und somit sehr spannend, wenn ihr euch für das frühere Russland und seine Sprache interessiert. Klar, ich habe die deutsche Übersetzung gelesen, aber hier wurde ein sehr guter Job gemacht und die teilweise sehr einfache, aber doch überschwängliche, nicht gerade moderne Sprache gibt einem viel Atmosphäre mit. Besonders empfehlen kann ich es Leuten, die sich an Dostojewski erst einmal herantasten wollen, da es eines seiner leicht zu lesenden Werke ist und eben auch nicht besonders dick..danach kann man sich ja gleich mit „Der Idiot“ ein zweites, etwas verwirrenderes Lesevergnügen geben.

Kennt ihr das Buch? Wie hat es euch gefallen und was ist euer Lieblingswerk von Dostojewski? Ich bin noch während der Abizeit total der russischen Literatur verfallen (natürlich klassisch mit Tolstoi und Gogol) und wenn ihr da Interesse habt, kann ich gerne noch mehr zeitgenössische russische Autoren vorstellen! 

[Lesenswert] How to survive as a rock band – Itchy Poopzkid

Auch an Tag 4 in Deutschland kämpfe ich noch mit dem Jetlag und wache schön in australischer Zeit mitten in der Nacht auf. Diese Zeit nutze ich dann aber produktiv, mich durch mein SUB-Regal zu lesen und habe mit How to survive as a rock band von der Punkrock-Band Itchy Poopzkid angefangen. Es ist bestimmt schon zehn Jahre her, dass ich auf dem ersten Konzert von ihnen war und die Musik hat mich einige Jahre begleitet. Fast noch besser fand ich aber immer die Livekommunikation von Sibbi & Panzer, die sich so auf der Bühne und in den danach geschriebenen Konzertberichten (damals noch auf scheisscombo.de) offenbarte. Diese waren immer so lustig, dass ich wirklich laut auflachen und mit den Tränen kämpfen musste. Somit wusste ich schon, bevor ich das Buch auch nur in der Hand hatte, dass ich viel Spaß damit haben werde!

Worum geht’s Man bekommt einen guten Einblick, was wirklich in einer Band abläuft und das Buch selbst sieht sich als „ultimativen Ratgeber einer trendresistenten Non-Hit-Wonder Band“. Thematisch beginnt das Werk bei der Bandgründung, legt offen, wie man ein Studioalbum aufnimmt, was alles auf Tour passieren kann und geht noch kurz auf Plattenverträge ein. Mammutanteil des Buches hat das Leben auf Tour und das ist auch mit Abstand das beste Kapitel, da einen die Anekdoten hier zum Lachen vor Weinen bringen. Dank vieler kurzer Unterkapitel wird einem auch nie langweilig und der Schreibstil ist genau nach meinem Geschmack.

Wie ist’s Noch immer wahnsinnig komisch, selbstironisch und teilweise so skurril, dass man es fast nicht glauben will. Die knapp 200 Seiten lesen sich sehr schnell runter, sie sind schön designt, man hat einiges an Bildern und insgesamt macht das Buch einfach gute Laune. Die reinkopierten Konzertberichte sind absolut spitze, ich musste nachts ins Kissen lachen, um niemanden zu wecken, die restliche Schreibe des Buches ist etwas „informativer“ und weniger witzig, aber so kurz gehalten, dass es dem Vergnügen keinen Abbruch tut. Solltet ihr die Band mögen oder mal einen Einblick in das Leben einer Punkrockband haben wollen, würde ich es euch definitiv empfehlen!

[Lesenswert] The Best American Essays 2013 edited by Cheryl Strayed

Optisch hat das Buch schon einiges mitgemacht und wäre ich kein großer Fan von Essays und Cheryl Strayed, hätte ich es auch nie aus dem öffentlichen Bücherregal gezogen. So konnte ich die äußeren Makel aber übersehen und The Best American Essays 2013 Edited by Cheryl Strayed and Robert Atwan flugs mit auf meine einsame Insel nehmen. Persönlich liebe ich Essays, da sie mich trotz ihrer Kürze meist zum Nachdenken anregen und man viele unterschiedliche Themen und Perspektiven in nur einem Buch erhält. Besonders angezogen hat mich die Tatsache, dass Cheryl Strayed die Essays danach auswählte, dass „each of these essays left me saying Ah at the end, with joy or sorrow or recognition, with delight or dread or awe or all of those things mixed together. As if nothing would ever be the same again“.

Worum geht’s Insgesamt sind es 26 Essays, von sehr bekannten bis zumindest von mir noch nie gehörten Autoren und es sind sowohl große Zeitschriften, aber auch kleinere, regionale Vertreter dabei. Die Mischung ist alleine von diesen beiden Punkten schon sehr abwechslungsreich, die Themen und Schreibstile ergänzen das aber noch einmal und nach jedem Essay ist man gespannt, wie es noch weitergeht. Ich weiß nicht, ob die Reihenfolge von Cheryl festgelegt wurde, aber sie hat mir richtig gut gefallen, da es nicht drei schwere und drei seichtere Teile hintereinander waren, sondern immer genug Abwechslung, dass einem nie langweilig wurde.

Wie ist’s Ganz genau nach meinem Geschmack und jedes Essay hatte eine richtig gute Message, die absolut zum Nachdenken anregte und Cheryl’s Anspruch, dass etwas nach dem Lesen anders ist, definitiv genügt. Nach jedem Autoren habe ich eine kurze Pause eingelegt, nachgedacht, mir Notizen gemacht, was ich näher recherchieren mag und ich kann nicht ein Essay herauspicken, welches mir nicht gefiel. Die unterschiedlichen Themen und Stile waren erfrischend, ich kann noch von jedem Einzelnen eine Zusammenfassung geben und sagen, was mir besonders gefallen hat und das habe ich bei 26 Stück eigentlich nicht erwartet. Wahnsinn, dass die Qualität hier durchgehend so fantastisch ist und ich will definitiv mehr von den einzelnen Autoren lesen. Müsste ich jetzt wirklich (mit Pistole am Kopf) einen Liebling wählen, würde es wohl Highway of Lost Girls von Vanessa Veselka für GQ werden, der eine so starke, atmosphärische Wirkung hatte, dass ich Gänsehaut bei 35 Grad am Strand bekam.

Das Beste an diesem Band ist die Tatsache, dass er von 2013 ist und ich so noch viele andere lesen kann – für The Best American Essays 2016 hat Jonathan Franzen die Ehre gehabt und sich die Essays nach seinem Kriterium „risk“ ausgesucht, was mich auch schon wieder total neugierig macht. Schade, dass wir so etwas nicht auch für deutsche Autoren haben, vielleicht sollte ich das irgendwie mal einführen, denn ach, ich hatte wirklich mit das beste Leseerlebnis 2016 mit diesem schon so kaputtgelesenen Buch. Am liebsten würde ich es mit zurück nach Deutschland schleppen und ins Regal stellen, aber a) will ich weiterhin minimalistisch leben und b) sollen möglichst viele Leute in diesen Genuss kommen und zum Nachdenken angeregt werden. Mal sehen, wie lange es in meinem liebsten Restaurant im öffentlichen Bücherregal stehenbleibt.

Kennt wer von euch die Reihe oder kennt weitere gute Essaybände, die ich lesen könnte? Bestimmt haben viele von euch „Wild“ gelesen, den Film gesehen oder zumindest dank der neuen Gilmore Girls Staffel von Cheryl Strayed gehört, die ich euch nicht nur als Editor dieses Bandes, sondern auch als Autorin empfehlen kann. Da sollte man sich aber lieber gleich das Wochenende freinehmen, denn wenn man mit einem ihrer Bücher anfängt, kann man nicht mehr aufhören!

[Lesenswert] Life of Pi – Yann Martel

Als ich mit meinem Studium begann, wozu ich viele englische Texte lesen musste, wollte ich nebenbei auch noch unterhaltsame, englische Bücher lesen. Damals pickte ich als erstes Buch Life of Pi von Yann Martel und verzweifelte daran. Aus Lust wurde Frust und ich hob es mir für „später“ auf. Dass daraus über zehn Jahre wurden, hatte ich nicht erwartet, aber zum Glück stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok darüber. Bücher mit Indienthematik lese ich besonders gerne in Indien und wenn dann noch Orte vorkommen, die ich schon besucht habe, bin ich absolut begeistert.

Worum geht’s Der deutsche Titel „Schiffbruch mit Tiger“ ist etwas aussagekräftiger und bringt die Story ziemlich gut auf den Punkt. Wir haben den jungen Inder Pi, der als einziger den Untergang des Schiffes überlebt, welches seine Familie und ihn nach Kanada bringen soll. Mit ihm Boot befinden sich zunächst eine Hyäne, ein Zebra und besagter Tiger. Ein Überlebenskampf bahnt sich an, welcher in einem spannenden Abenteuerroman mit vielen Details verpackt ist.

Wie ist’s Zu Beginn war ich etwas verwirrt, denn das Buch spielt auf zwei Erzähl-Ebenen und bis es zum eigentlichen Schiffbruch kommt, dauert es einige Seiten. Die aber sehr gut geschrieben sind, Einblick in das Leben in Indien geben und einfach Spaß machen und Spannung aufbauen. Das gesamte Buch ist leicht zu lesen (lustig, dass ich das jetzt einfach sagen kann), es ist witzig, grausam, berührt und man will es nicht aus der Hand legen. Man fiebert mit Pi mit, hofft auf ein Happy End, ist sich teilweise selbst nicht so ganz sicher, was Realität, was Traum ist und schwankt immer mal wieder. Insgesamt waren da einige Twists dabei, die ich nicht hab kommen sehen und ach, es ist ein großer Lesespaß und verdient all die Preise und Lobeslieder, die es bekommen hat. Schande über mein Haupt, dass ich so lange damit gewartet habe!

Auch ganz überraschend kam für mich die Beschäftigung mit verschiedenen Religionen, das Buch bietet einiges an Tiefe und kann zu spannenden Diskussionen anregen – jupps, ich habe die Erfahrung gemacht und war hin und weg. Spontan würde ich auch sagen, dass das Buch jedem gefallen wird, es ist einfach so erfrischend anders, man kann die Geschichte einfach nicht nicht mögen. Würde ich definitiv verschenken, wenn ich wüsste, dass die Person es noch nicht kennt und ich brenne jetzt, weitere Bücher des kanadischen Autoren zu lesen.

Habt ihr Life of Pi gelesen oder gesehen? Mir geht es jetzt so, dass ich das Buch so toll finde, dass ich den Film nicht sehen mag, da ich meine eigenen Vorstellungen nicht zerstören mag. Wenn euch der Film gefällt, würde ich aber doch den Griff zum Buch vorschlagen, da dieses bestimmt ausführlicher ist!

[Lesenswert] Stadt – Land – Überfluss von Jörg Schindler

Über das Buch Stadt – Land – Überfluss: Warum wir weniger brauchen als wir haben von Jörg Schindler stolperte ich das erste Mal direkt nach seinem Erscheinen im Dussmann, schaut rein, fand es interessant, kaufte es aber nicht (da Buchkaufstop). Jetzt fand ich es zufällig bei einem Freund im Regal und lieh es mir gleich mal aus 🙂

Stadt Land Überfluss

Worum geht’s Der Titel verrät es schon, es geht um den Überfluss in unserer Gesellschaft und das beleuchtet der Autor anhand diverser Themen. Sei es Essen, Medizin, Körperkult, Reisen, Arbeit, Fußball, Autos, Shopping, Kommunikation oder unser Zeitmangel im Alltag, zu jedem der Bereich hat er locker-leichte Geschichten parat. Aufgelockert wird alles noch durch passende Zitate und eben Gegenbeispiele von Menschen, die sich nicht diesem Überfluss-Leistungs-„Druck“ beugen, sondern ihr eigenes Ding machen. Statt „so viel wie nur möglich“ geht es hier um das bewusste Konsumieren, über den Gewinn an Lebensqualität, Zeit und Zufriedenheit durch eben diesen Lebensstil.

Wie ist’s Nett. Kein mein Leben veränderndes Buch, kein „must du unbedingt gelesen haben“-Kandidat, aber man kann es schnell runterlesen, zwischendrin aufhören und doch wieder gut reinfinden. Die Kapitel sind nicht allzu lang, durch die Themenvielfalt ist es sehr abwechslungsreich und ich hatte es schnell durchgelesen. Einige Stories klingen sehr klischeehaft, aber hey, die muss es ja auch geben. Man bekommt hier aber nicht nur private Aussteiger-Stories erzählt, sondern auch z.b. die (negative) Entwicklung von Medizin und Autoindustrie verdeutlicht.

Wer sich mit dem Thema Selbstverwirklichung (wo ist der Sinn bzw Nutzen? Bin ich/Muss ich höher/schneller/weiter?) beschäftigt oder neu im Bereich Minimalismus und Entschleunigung ist, wird hier bestimmt einige spannende Sachen erfahren. Für schon in diesen Themen belesene Menschen ist das Werk aber nicht mehr allzu „neu“, das meiste weiß man dann schon. Schön aufbereitet ist es aber trotzdem und ich denke, besonders als Geschenk für Menschen, die sich über ihr Leben beklagen, genau das Richtige! Zum Nachdenken regt es nämlich allemal an!

Da hat es mich zwei Jahre gebraucht, dieses Buch zu lesen, ich würde sagen, das passt ja auch..statt „muss ich sofort haben“ eben „mal sehen, wann sich unsere Wege wieder kreuzen“. Solltet ihr es finden und vom Thema her spannend findet, lest doch mal ein wenig rein..apropros in bisschen über einem Monat ist schon wieder Buchmesse in Frankfurt, ich freue mich! 🙂

[Lesenswert] Zero Day – David Baldacci

So langsam habe ich mich durch meinen Stapel „Bücher, die ich auf der Müllkippe in Yellowknife mitgenommen habe“ durchgelesen und gerade Zero Day von David Baldacci beendet. Das Buch bildet den Auftakt der „John Puller“-Reihe, die man aber nicht unbedingt chronologisch lesen muss..zumindest ich habe das nicht getan und schon spätere Bände gelesen, die man auch ohne Vorwissen verstehen kann.

Zero Day David Baldacci

(hinten links im Bild seht ihr übrigens die „Kleine Meerjungfrau“ in Kopenhagen)

Worum geht’s Wir haben den Mitdreißiger John Puller, welcher aus der Armee ausgeschieden und jetzt für die Militärpolizei aus Spezialermittler tätig ist. Er bekommt die Auftrag, den brutalen Mord an einem Armeeangehörigen und seiner Familie in einem kleinen Örtchen in Virginia aufzuklären. Zu Beginn seiner Ermittlungen lernt er die einheimische Polizistin Samantha Cole kennen, mit der er sich nach kurzen Rangeleien verbündet.

Wie ist’s Der Beginn ist sehr spannend, man wird in der Leben John Puller’s eingeführt (der geistig-verwirrte Vater, der wegen Staatsverrat im Gefängnis sitzende Bruder, die eigenen PTBS) und kann sich gut in die Figur und ihr Denken hineinversetzen. Manchmal kommt der us-militärische Pathos etwas zu stark rüber, aber das ist man von anderen Büchern von Baldacci schon gewohnt und man kann einfach drüber lesen. Die ersten Ermittlungen in Virginia sind verwirrend, es scheint zunächst keinen und dann zu viele Verdächtige zu geben und man beginnt, sich selbst Theorien zusammenzuspinnen. Interessant fand ich das Setting in einem Ort, der vom Kohleabbau lebt und somit ganz andere Probleme als die Durchschnittskleinstadt hat.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, keine Bandurmsätze, die unnötig verschachtelt sind und die Sprache ist ebenfalls gut verständlich. Ich empfehle immer Bücher im Original zu lesen, hier wird bei der deutschen Übersetzung auf Amazon aber auch wirklich gemeckert – somit, wenn ihr B1 oder so seid, das Buch kriegt ihr locker ohne viel Vokabelnachschlagen hin! 2/3 des Buches haben mich gefesselt, danach wurde es aber irgendwie abstrus, zu konstruiert und das Ende war dann auch leider sehr schwach. Nicht soooo enttäuschend, dass ich kein weiteres Buch aus der Reihe lesen würde (habe ich ja schon), aber für Baldacci’s eigentliches Können doch etwas mau. Hier hätte er gerne noch 50 Seiten mehr schreiben dürfen, um das Buch zu einem guten Abschluss zu bringen.

Morgen geht das Buch jetzt hier in Berlin in den öffentlichen Bücherschrank, was verrückt ist, da das via Luftlinie locker-flockige 6500km von seinem Ursprungsort sind. Hoffentlich mache ich jemandem damit noch eine Freude, über zu viele englische Bücher stolpere ich hier nämlich nicht und freue mich persönlich immer sehr, wenn ich eines entdecke 🙂 Habt ihr schon ein Buch von Baldacci gelesen? 

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