Schlagwort: Buchtipp

[Lesenswert] Just Listen – Sarah Dessen

Direkt vor meiner sechsstündigen Reise nach Berlin ging es mit Mama noch einmal zu meinem liebsten öffentlichen Bücherschrank in der Heimat. Dort finde ich eigentlich immer etwas und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht – es fühlte sich lediglich falsch an, nicht selbst Bücher reinzustellen, aber ich hatte einfach keine. Somit war dieses Mal mehr Nehmen denn Geben, aber das ändert sich zum Glück beim nächsten Besuch wieder! Gefunden habe ich Just Listen von Sarah Dessen, was mir zwar bis dato unbekannt war, aber das Cover schrie schon Young Adult und dass es in englisch war, hat mich dann vollständig überzeugt!

Just Listen Saran Dessen

Worum geht’s Wir tauchen ein in das Leben von Annabel, welches auf den ersten Blick ganz angenehm aussieht. Sie hat fürsorgliche Eltern, zwei Schwestern und geht zur Highschool, wo sie Freunde hat. Hatte, um genau zu sein, denn in den Sommerferien ist etwas geschehen, was ihre beste Freundin zu ihrer Feinding gemacht hat und nun steht sie recht alleine dar. Dadurch freundet sie sich mit Owen an, welcher ebenfalls eine Aussenseiterrolle in der Schule hat, sich davon aber absolut unbeeindruckt Zeit. Seine Musikleidenschaft und der Drang, immer die Wahrheit zu sagen, bringen Annabel dazu, sich immer mehr mit ihm zu beschäftigen und gleichzeitig über ihr Leben (und all ihre Lügen, die es einfacher machen) nachzudenken.

Wie Ist’s Es ist ein typisches Young Adult bzw Coming of Age Werk, in dem wir miterleben, wie Annabel zu sich selbst findet. Positiverweise ist es nicht ganz so flach und geht über die „Junge und Mädchen treffen sich und verlieben sich sofort unsterblich ineinander“-Story hinaus, da es Themen wie Depression, Magersucht, Gruppen- und Rollenzwang, Kommunikationsverhalten, Konfrontation & Aggression und natürlich Musik an jeder Ecke behandelt. Dadurch wird die Erzählung so richtig rund und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Teilweise zieht sich das Buch über einige Seiten, da Gespräche über Musik zwischen Annabel und Owen detailliert wiedergegeben werden – wenn einen das nicht interessiert, kann man aber getrost überspringen, ohne etwas zu verpassen. Mir gefiel es, ich habe dabei einige Songs/Bands entdeckt, die ich noch nicht kannte.

Die Beziehungen zwischen Annabel und ihrer Mutter sowie ihren Schwestern werden sehr gut beschrieben, bei den Beziehungen zu ihren ehemaligen Freundinnen fehlt mir ein wenig die Substanz und man kann nicht so genau nachvollziehen, wieso die momentane Situation so ist, wie sie ist. Aber gut, vielleicht musste die Autorin hier kürzen. Ein klein wenig genervt war ich auch von Owens Wahrheitsliebe, die zwar einerseits von seiner Sicht aus nachvollziehbar ist, aber doch immer etwas predigend wirkte – ich dachte mir beim fünften Mal, dass ich es langsam verstanden habe, dass er immer die Wahrheit sagt 😉 Sarah Dessen schreibt sehr einfach, man kann die Seiten nur so runterlesen und auch wenn euer Englisch nicht perfekt ist, empfehle ich euch dieses (und eigentlich alle Young Adult Bücher) im Original zu lesen. Es ist nicht zu schwer, man kennt die meisten Worte und wenn nicht, stört es auch nicht im Lesefluss, man lernt höchstens noch neue Vokabeln dazu.

Habt ihr schon ein Buch von Sarah Dessen gelesen? Ich habe bei Amazon mal geschaut und sie hat ja schon richtig viel geschrieben – sollte ich im Bücherschrank ein weiteres Werk von ihr finden und mich die Thematik ansprechen, würde ich es definitiv mitnehmen, denn ich hatte einen dank ihr eine angenehme Fahrt quer durch die Deutschland, die mir gar nicht mehr so lange vorkam. 

[Lesenswert] Der Sommer ohne Männer – Siri Hustvedt

Mein feministisches Ich jammert etwas, aber ich muss zugeben, dass ich ohne Paul Auster nie auf Siri Hustvedt gestoßen wäre. Die beiden sind nämlich verheiratet und als ich vor Jahren eigentlich alles von Auster verschlang, was ich in die Hände bekam, habe ich seine Frau dann eine zeitlang vergessen und letzt dank öffentlichem Bücherschrank zum Glück wiedergefunden. Als ich Der Sommer ohne Männer fand, dachte ich vom Titel alleine, dass es eine seichte Frauen-Sommerlektüre sei, der Autorenname hat mich dann aber schnell zum Zugreifen gebracht – was ich definitiv nicht bereut habe!

Der Sommer ohne Männer

Worum geht’s Mia flüchtet aus New York und ihrem Leben als Dichterin, nachdem ihr Mann Boris ihr von seiner Affäre mit einer jüngeren Kollegin erzählt hat und eine Pause von ihrer Ehe will. Die 55-jährige zieht – nach einem kurzen Aufenthalt in der Psychiatrie, da die einen Zusammenbruch erleidet – für den Sommer bei ihrer Mutter in Minnesota ein, um sich über ihr Leben und was sie will, klar zu werden. In ihrem neuen Alltag unternimmt sie viel mit ihrer Mutter und deren Freundinnen, den „Schwänen“, aus dem Altenheim und bekommt somit einen Blick in ihre Zukunft. Gleichzeitig entschließt sie sich, einen Schreibkurs für junge Mädchen im Ort anzubieten und reist somit emotional zurück in die eigene Vergangenheit. Durch den Kontakt mit ihrer Tochter Daisy und sporadisch mit ihrem Boris und einem „unbekannten Bewunderer“ namens Mr. Niemand via Email bleibt sie allerdings auch immer in der Gegenwart gefangen und kann nicht vor ihren Problemen fliehen.

Wie ist’s Vorneweg, Siri Hustvedt schreibt absolut fesselnd und ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen, obwohl die Thematik jetzt nicht unbedingt genau meine ist. Man fühlt sich sofort mit ihren Personen verbunden, es gibt keine Kapitel, sondern eher Gedankenfragmente, die sich in dem Buch zusammensetzen und ein großes Ganzes ergeben. Sie schreibt sehr offen, selbstironisch und „leise“ – was eine hervorragende Kombination ist, wenn man menschliche Beziehungen aufarbeiten mag. Der Leser lebt mit, grübelt über seine eigenen (Paar-)Beziehungen nach und bekommt auch immer wieder spannende Denkanregungen, da Hustvedt gerne fachlich in Richtung Psychoanalyse und Philosophie geht – sie verweist so oft auf Kierkegaard, dass ich mich hier erst einmal einlesen musste.

Für mich absolut kein typischer, leichter Frauenroman, sondern für jeden geeignet, der ein intelligentes Buch über menschliche Beziehungen und das Leben mit all seinen Krisen sucht. Statt einer dramatischen Situation, auf deren Lösung hin zugearbeitet wird, gibt es hier verschiedene Erzählstränge, die mal mehr und mal weniger dominant sind und auch noch weiter ausgearbeitet hätten werden können. Mir gefällt aber die Leichtigkeit, mit der das eben nicht geschieht und somit sehr viel realitätsnäher erscheint. Man fragt sich natürlich immer wieder, ob sie hier von ihrem eigenen Leben erzählt, was das Buch nicht uninteressanter macht 😉 Insgesamt ein Buch, welches ich jedem empfehlen würde – mittlerweile bin ich schon bei dem zweiten Buch, was ich von ihr gefunden habe, nämlich „Die unsichtbare Frau“ und auch hier schon sehr angetan!

Habt ihr schon etwas von Siri Hustvedt gelesen? Wie hat es euch gefallen? Ist bestimmt nicht nach jedermanns Geschmack..somit wenn ihr noch Empfehlungen in diese Richtung habt, nur her damit!

[Lesenswert] Back Home: Wiedersehen mit Amerika – McCormarck

Auf der Suche nach einem dünnen, leicht zu lesenden Buch in meiner kleinen Bibliothek stieß ich auf die Reiselektüre Back Home: Wiedersehen mit Amerika von dem Ethnologen McCormarck. Vor vielen Jahren (es kam 2004 heraus) hatte ich es schon einmal gelesen, aber so wirklich erinnern konnte ich mich dann doch nicht – optimale Voraussetzungen für einen zweiten Versuch! McCormarck, gebürtiger Amerikaner, war lange Jahre durch seine Forschung im Ausland und beschreibt in diesem Werk sein Zurückkommen, welches er gleichzeitig zu einem Roadtrip quer durchs Land nutzt.

Back Home Willkommen in Amerika

Worum geht’s Mc Cormarck reist einmal quer durch die Vereinigten Staaten, wobei er aber nicht bei den touristischsten Zielen stoppt, sondern eben bei Orten, die kuriose Geschichten zu erzählen haben. Um ein paar zu nennen: Oak Park (Illinois), Huntsville (Texas), Elko (Nevada) und Ketchum (Idaho). Pro Stadt gibt es dann meist nur ein paar Seiten zu lesen, wodurch das Buch perfekt für zwischendurch ist oder für Menschen, die sich enorm schnell langweilen. Mal sind es geschichtliche Ereignisse, die thematisiert werden, mal momentane Zustände, sodass man eigentlich nie weiß, was das vorherige Kapitel bringt.

Wie ist’s Leider mag ich seinen Schreibstil nicht, womit ich nicht wirklich gefesselt von dem Buch bin – allerdings sind die Kapitel so kurz und abwechslungsreich, dass es durch die Vielfalt trotzdem Spaß macht. Man bekommt Inspiration, abseits der Touristenpfade zu wandeln und ich habe auch ein paar Orte entdeckt, die ich gerne besuchen würde. Da mein bester Freund und ich jetzt schon dreimal mit dem Mietwagen quer durch die USA gefahren sind und eben immer in solch unbekannten, aber absolut spannenden Orten gestoppt haben, statt uns nur auf die großen Metropolen zu konzentrieren, mag ich solche Berichte aber doch gerne lesen. Da das Buch gebraucht für quasi nichts zu kaufen ist, kann ich es euch empfehlen, wenn ihr euch für die USA und eher unbekanntere Orte interessiert..oder alleine für das Roadtrip-Feeling, welches doch auch etwas mitschwingt.

Lest ihr gerne Reiseberichte und könnt mir etwas empfehlen? Ich habe zwar noch recht viele Werke auf dem SUB, aber meine Amazonliste „für später“ hat immer noch Platz!

[Lesenswert] Frauen in Indien: Erzählungen

Das Schöne bei Amazon ist ja, dass es einem verrät, wann man ein Buch gekauft hat. Dieses hier habe ich im Mai 2011 gekauft, dann einmal gelesen und letzt wieder zur Hand genommen und es erneut nur so verschlungen. Verrückterweise erinnerte ich mich auch kaum noch an eine der zwölf Erzählungen, somit war es wie ein neues Buch, welches ich nur schon fünf Jahre im Schrank stehen habe. Der Sammelband Frauen in Indien: Erzählungen lässt indische Autorinnen, verstreut über den gesamten Subkontinent, zu Wort kommen, die Kurzgeschichten über Frauenschicksale verfasst haben und unterschiedlichste Thematiken ansprechen.

Frauen in Indien

Worum geht’s Verschiedene Frauenschicksale werden in kurzen Geschichten abgehandelt, wobei nicht unbedingt das Individuum im Fokus steht. Man erfährt viel über diverse Lebenswelten in Indien, als Themen sind z.b. Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen, arrangierte Ehe, unglückliche Liebe, Machtspiele, Familienverhältnisse, indische Sagen und Rituale, Selbstmord und Todesfällen, Witwen, weibliche Körper, Stellung der Frau und die indische Gesellschaft vertreten. Ihr seht, langweilig wird es einem bestimmt nicht. Man bekommt spannende Einblicke in verschiedene Situationen, leidet und fiebert mit und kann daraus einfach eine Idee ziehen, wie es sich selbst als Frau in Indien so leben könnte.

Wie ist’s Die einzelnen Geschichten sind sehr kurz, lassen sich also auch nur mal schnell zwischendrin lesen, wobei mich der Sammelband so gefesselt hat, dass ich „nur noch eine“ lesen wollte und dann einige Stunden später komplett durch war. Die Themen sind so vielfältig und abwechslungsreich, dass es auch nicht langweilig wird, sondern man sich einfach freut, noch eine neue Facette zu entdecken und zu lernen. Dass viele Begriffe in Hindi gelassen werde, finde ich super, die Legende am Ende des Buches hilft einem da weiter. Kann man sich gleich für den Indienurlaub ein paar Worte merken! Dass es Kurzprofile der einzelnen Autorinnen gibt, ist ebenfalls hilfreich, will man weiter in die Thematik einsteigen und noch mehr von ihnen lesen. Ich habe es damals für ein Seminar an der Uni nebenbei gelesen, aber auch viel daraus für meine spätere Forschung mitgenommen, da ich las, wie sich die einzelnen Frauen in den jeweiligen Situationen verhalten und mir damals schon überlegte, was ich jeweils tun würde. Eine kleine Trockenübung, bevor es dann in der Realität so weit war.

Wer Lust auf einen realeren Einblick in weibliche Lebenswelten in Indien hat und nicht nur diese kolonialen Liebesschnulzen verschlingen mag, dem kann ich diesen dünnen, aber sehr zum Nachdenken anregenden Sammelband nur ans Herz legen. Es ist nichts für die seichte Urlaubslektüre, dafür sind die Themen zu krass und nahegehend, aber augenöffnend und empfehlenswert sind sie allemal!

Wer sich für dieses Thema interessiert, dem kann ich noch die indische Autorin Arundhati Roy ans Herz legen, die mit Der Gott der kleinen Dinge international durchstartete. Auch dieses Buch habe ich damals nur so verschlungen, wobei ich ihr politisches Engagement und somit den kleinen Gesprächsband Wahrheit und Macht noch besser finde! 

[Lesenswert] Euphoria – Lily King

Über Euphoria von Lily King bin ich zufällig vor längerer Zeit im Dussmann gestolpert, als ich in der englischen Bücherecke etwas stöberte. Eigentlich wollte ich es mir auch sofort kaufen, doch dann dachte ich mir, ich schaue mal, ob meine Bibliothek (das Grimm-Zentrum direkt um die Ecke) es nicht auch hat. Ist ja immerhin irgendwie wissenschaftlich, als ethnologisch relevant, wenn es auch Fiktion ist. Und ich hatte Glück, zwar war es noch wochenlang ausgeliehen und auch nur auf deutsch verfügbar, aber ich konnte es vorbestellen und vorletzte Woche endlich abholen.

Euphoria Lily King

Worum geht’s Lily King läßt sich vom realen Leben der Ethnologie Margaret Mead und ihrer gemeinsamen Forschung mit deren Mann in Neuguinea Anfang der 1930er Jahre inspirieren. Im Buch heißt die junge Amerikanerin Nell Stone, welche mit ihrem Mann Fenn einige Jahre schon geforscht hat und nun in Australien auf den britischen Ethnologen Andrew Bankson stößt, von welchem sowohl sie als auch ihr Mann fasziniert scheinen. Gemeinsam philosophieren sie über ihre jeweilige Feldforschung mit ihren Hindernissen und Ergebnissen und sind verzweifelt-motiviert, mit ihrer Forschung am Sepik doch noch „brauchbare“ Daten zu bekommen. Nell und Fenn lassen sich bei den Tam nieder, die sie zu erkunden versuchen und Andrew kommt immer wieder zu Besuchen vorbei, die zwar fruchtbar für die Forschung, aber auch zerstörerisch für diese fragile Dreiecksbeziehung sind. Nell und Andrew kommen sich immer näher, während Fenn einen gefährlichen Plan hat, wie er sich in der Fachwelt profilieren kann.

Wie ist’s Absolut grandios, ich habe das Buch nur so verschlungen und mir gewünscht, ich hätte es schon zu Beginn meines Ethnologiestudiums lesen können. Es ist Fiktion, aber man nimmt doch viel daraus mit, wie es sich „im Feld“ lebt und ich habe mich oft an meine eigene Forschung in Indien erinnert gefühlt. Wobei das um Welten „weniger einsam“ war, konnte ich ja niemanden mehr „entdecken“, sondern nur versuchen zu verstehen, wie die Menschen dort ihrer/unserer Welt Bedeutung verleihen. Man sympathisiert mit Nell, Fenn wird einem zusehends unsympathischer und der Underdog Andrew bekommt zwar mein Herz, aber leider nicht alles in dem Roman, was er sich wünscht. Auch wenn das Thema zunächst nach Wissenschaftspublikum klingt, ich glaube, dass sich jeder darin verlieren könnte, geht es eben nicht nur um Forschung, sondern um Selbstfindung, Liebe, Eifersucht, Macht, Wut, Habgier und dem Drang nach noch „immer mehr“. Die „sinnlichen“ Stellen hätte man wegen mir weglassen können, doch machen sie durchaus Sinn, wenn man bedenkt, was die wirkliche Margaret Mead eben so erforscht und publiziert hat und es sie geben dem Roman auch eine weitere Spannungsebene.

Der Schreibstil von Lily King ist fesselnd, flüssig und lässt einen sich gut in die jeweilige Situation einfinden. Man hat das Gefühl, man erfährt, wie es war, früher zu forschen, als es noch ein Abenteuer war und man nicht nur noch ins Flugzeug steigen musste. Da ich selbst nach Papua-Neuguinea zwecks meiner Doktorarbeit wollte, bereue ich es bei diesem Bericht doch, es nicht getan zu haben, aber manchmal passen die äußeren Umstände einfach nicht. Nach wie vor fasziniert mich die Ecke aber und ich würde am liebsten sofort selbst hin mit nichts außer einem dicken, leeren Buch und meiner Kamera. Wer eine etwas andere Sommerlektüre oder eben einen Liebesroman in ungewöhnlichem Setting sucht, dem lege ich diesen Roman sehr ans Herz – man kann ihn in zwei Tagen auch locker durchlesen!

Habt ihr das Buch zufällig schon gelesen oder davon gehört? Mein Ethnologenherz hüpft immer, wenn es über den wissenschaftlichen Tellerrand hinausgeht und solche Bücher dürften dazu beitragen, dass ich nicht immer in verwirrte Gesichter schaue, wenn ich sage, dass ich Ethnologin bin..wenn auch so eine langweilige, neumodische Vertreterin, die nicht mehr tagelang mit dem Kanu, sondern nur ein paar Stunden mit dem Flugzeug bis zu ihrem „Feld“ braucht – und ja, ich wäre wahnsinnig gerne in den 30er Jahren an den Sepik gegangen und wahrscheinlich an Malaria erkrankt 😉 

[Lesenswert] 39,90 von Frédéric Beigbeder

Schon wieder hatte ich Glück und fand im öffentlichen Bücherschrank ein Werk, welches ich schon seit seinem Erscheinen lesen wollte. 39,90 von Frédéric Beigbeder kam 2011 heraus und somit hat es diesmal nur fünf Jahre gedauert, bis auch ich in den Genuss dieses Romans kam. Dafür habe ich ihn aber in zwei Tagen durchgelesen, da ich ihn gar nicht mehr aus der Hand legen wollte und in jeder freien Minute das Buch geschnappt habe!

Neununddreißig Neunzig Buch

Worum geht’s Octave Parango hat von außen gesehen einen Traumjob in einer renommierten Werbeagentur in Paris. Doch er hasst seinen Job, seine Kollegen und irgendwie auch sein Leben, hat er sich gerade auch noch von seiner schwangeren Freundin getrennt, da er damit so gar nicht klarkam. Er nimmt den Leser mit in seinen Alltag aus absurden Kundenwünschen, sinnlosen Konferenzen, käuflicher Liebe und Drogen und zeigt sehr zynisch, dass eigentlich alles und jeder käuflich ist. Für einen großen Kunden geht es dann nach Florida zu einem Videodreh, wo die Lage eskaliert.

Wie ist’s Das Buch ist eine Abrechnung mit der Werbebranche, in der der Autor selbst zehn Jahre als Werbetexter tätig war. Man hat das Gefühl, dass er viele dieser Momente selbst (in sehr abgeschwächter Form) erlebt hat und durch die zynische Sichtweise im Roman jetzt besser mit ihnen umgehen kann. Mir persönlich hat sein Schreibstil sehr gefallen, die Aufmachung des Buches ebenfalls und die Story war teilweise absolut nicht vorhersehbar und überraschend, was noch einmal ein großes Plus ist. Man bekommt einen Einblick in die Welt der Creative/Art/sonstwie Directors, der einen an einigem zweifeln lässt und zum Nachdenken anregt. Jedem, der „irgendwas mit Medien“ machen mag, kann ihn das Buch ans Herz legen, da man so auf unterhaltsame Art einen Einblick in die Branche erhält.

Das Buch selbst kann man dann wiederum in diesem Rahmen bewerten, es selbst als Werbung und Kampagne sehen, was vom Autoren sehr gut gemacht wird. Also dieses Aufzeigen, dass wir selbst doch immer alle an diesem Spiel beteiligt sind und konsumieren statt uns aktiv zu wehren und zu hinterfragen. Ich hoffe, das ergibt gerade Sinn, wenn nicht, schnappt euch den Roman (oder den Film, wobei ich immer das Buch vorziehen würde) und schaut, wie ihr mit ihm zurechtkommt! Zwischen laut in der Bahn auflachen und etwas schockiert auf die Seiten starren, was da gerade passiert, sind auf jeden Fall viele Reaktionen bei mir dabei gewesen und wäre ich nicht so schlecht im Merken von Zitaten, würde ich einige der gut geschriebenen Zeilen sofort wiedergeben!

Kennt ihr das Buch oder den Film? Wie hat er euch gefallen? 

[Lesenswert] Dark Places – Gillian Flynn

Nachdem ich euch letzte Woche schon von Sharp Objects vorgeschwärmt habe, musste ich jetzt auch noch das letzte Werk von Gillian Flynn lesen, was mir noch gefehlt hat. Wobei ich am Ende wirklich etwas traurig war und hoffe, dass sie schon fleißig am nächsten Buch schreibt. Ich mag ihren fesselnden Schreibstil in Kombination mit unvorhersehbaren Wendungen und Frauenfiguren, die alles andere als grundsympathisch sind, nämlich einfach enorm gut leiden. Da mir auch Dark Places, ihr zweiter Thriller sehr gut gefallen hat, stelle ich ihn euch heute mal vor!

Dark Places Gillian Flynn

Worum geht’s Vor 25 Jahren erlebte Libby, wie ihre gesamte Familie auf bestialische Weise getötet wurde und half mit ihrer Aussage, ihren älteren Bruder Ben für dieses Verbrechen ins Gefängnis zu bringen. Seitdem hat sie ihr Leben nicht wirklich im Griff, versucht aus ihrer Opferrolle noch immer Kapital zu schlagen und gerät an eine Gruppe Kriminalfans, die sie für Nachforschungen bezahlen. Dabei wird Libby immer mehr bewusst, dass ihre Erinnerungen wohl nicht allzu sehr der Wahrheit entsprechen, eher von Psychologen und Polizisten konstruiert wurden und sie versucht, das Geschehen neu aufzurollen und Antworten zu finden.

Wie ist’s Wie die beiden anderen Bücher von Gillian Flynn hab ich auch Dark Places in zwei Tagen verschlungen. Wann immer ich ein paar Minuten hatte, habe ich es zur Hand genommen, da ich herausfinden wollte, was wirklich in besagter Nacht passiert ist. Die Hauptpersonen Libby und Ben werden sehr detailliert beschrieben, sie sind einem nicht sehr sympathisch, aber man kann ihr Handeln nachvollziehen. Durch das Springen der Handlung in die Vergangenheit und zurück in die Gegenart weiß man nie, was man im nächsten Kapitel erfährt und hat verschiedene Verdächtige zur Auswahl. Sehr gut gemacht ist auch der Perspektivenwechsel, mal ist man Libby, mal ihr Bruder, mal ihre Mutter und erfährt so als „allwissender“ Leser Dinge, die die anderen Personen nicht wissen. Sehr spannend, dieses langsame Vernetzen aller Handlungen im eigenen Kopf!

Das Ende kommt mit einem Überraschungsknall daher und ich war begeistert. Besser wie erwartet und so skurril, so lese sogar ich Thriller gerne. Der Schreibstil ist einfach gehalten, man liest die Kapitel rasch runter und kommt auch bei Unterbrechungen gleich wieder rein. Dieses Mal habe ich sie in der deutschen Übersetzung gelesen, da ich das Buch eben da hatte, davor habe ich sie im Original gelesen und kann euch das auch empfehlen. Für mich geht ja immer etwas verloren, wenn man die Sprache wechselt, wobei der/die Übersetzer/in hier einen guten Job gemacht hat.

Erneut bin ich einfach nur begeistert von Gillian Flynn, sie kann einfach hervorragend schreiben! Sie fesselt, führt einen auf falsche Fährten, bringt einen aber doch immer wieder zurück in die richtige Richtung. Man kann sich gut in die damalige Zeit und die Situation der Beteiligten versetzen und auch wenn man nicht direkt mitleidet, man fiebert doch mit und will aufklären, was in der Tatnacht wirklich passiert ist. 

[Lesenswert] Sharp Objects – Gillian Flynn

Gillian Flynn ist eine Autorin, die ich schon ewigst lesen wollte. Dann kam aber hinzu, dass ich eben quer durch Kanada reiste, mir keine Bücher kaufen wollte und nie lange genug an einem Ort war, um Mitglied der Bücherei zu werden. Somit war ich auf öffentliche Bücherschränke angewiesen, wo ich aber nie etwas von ihr fand. Zurück in Deutschland verschlang ich nun Gone Girl, welches mein Opa zufällig hatte und liebte es! Zwar kannte ich leider den Film schon, aber Flynn schreibt so spannend, dass es trotzdem ein großer Genuss war. Natürlich wollte ich nun mehr von der Autorin lesen und feierte es sehr, als ich letzte Woche Sharp Objects von ihr im öffentlichen Bücherschrank im Prenzlauer Berg fand. Fügung des Schicksals und so..in meiner Wohnung, die ich zur Zwischenmiete habe, steht übrigens noch Dark Places – wir wissen also alle, was ich die nächsten Tage verschlingen werde!

Sharp Objects Gillian Flynn

Worum geht’s Die Reporterin Camille muss ihre Wahlheimat Chicago verlassen und zurück in den Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Dort sind innerhalb eines Jahres nämlich zwei kleine Mädchen verschleppt und ermordet worden, was ihrem Chef nach eine gute Story ist, der nachgegangen werden soll. Camille hatte keine glückliche Kindheit dort, muss zurück zu ihrer Mutter und sich neben der Recherche für ihren Artikel auch ihren eigenen Dämonen stellen.

Wie ist’s Genau wie bei Gone Girl konnte ich auch hier das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Innerhalb von zwei Tagen habe ich es einfach nur verschlungen, da ich wissen wollte, ob meine Theorie stimmt. Toll finde ich bei Flynn, dass mir ihre Hauptpersonen irgendwie nie sympathisch sind, man sie aber teilweise doch verstehen kann. Ihr Schreibstil hat diesen „nur noch ein Kapitel“-Effekt, wo es dann plötzlich 2 Uhr morgens auf der Uhr zeigt und man nicht mit dem Lesen aufhören mag. Ich habe das Buch im Original gelesen und kann euch das nur ans Herz legen, bei der Übersetzung (so gut sie auch sein mag) verschwindet doch immer etwas und es ist nicht kompliziert geschrieben. Geht nicht um den Satzbau, sondern um die Worte würde ich sagen.

Durch die verschiedenen Handlungen, die nebeneinander herlaufen und die detailliert beschriebenen Personen, weiß man nie genau, was jetzt wichtig und was unwichtig für die Story ist. Finde ich super, da man so alles aufmerksam lesen muss, um die eigenen Theorien zu entwickeln und nichts zu verpassen. Das Ende haut einen noch einmal um, wobei es nicht unglaubwürdig ist. Fand ich genau den richtigen Abschluss zu diesem Buch!

Es ist kein klassisches Meisterwerk, aber ein unsagbar guter Psychothriller, den ich jedem empfehlen kann, der Gone Girl mochte oder gerne Anti-Helden-Romane liest. Für mich ist es das zweite Buch von Flynn, welches ich verschlungen habe und ich kann es gar nicht abwarten, mehr von ihr zu lesen. Perfekt, um es im Urlaub zu verschlingen oder sich jeden Tag in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit 20 Minuten abzulenken.

Habt ihr ein Lieblingswerk von Gillian Flynn? Wie hat euch Sharp Objects gefallen? 

[Lesenswert] Sterbenskalt – Tana French

Heute will ich euch den Kriminalroman Sterbenskalt von Tana French vorstellen, welcher wieder ein richtiger Glücksgriff aus dem öffentlichen Bücherschrank war. Wer zufällig in der Nähe von 64807 Dieburg wohnt, schaut mal am Rathaus vorbei, davor befindet sich diese Fundgrube nämlich 😉 In Berlin muss ich jetzt erst wieder auf die Suche gehen – wenn wer einen öffentlichen Bücherschrank kennt, verratet ihn mir doch!

Sterbenskalt Tana French

Worum geht’s Undercover-Agent Frank Mackey erhält einen Anruf von seiner Schwester, dass in seiner alten Nachbarschaft ein Koffer in einem Abbruchhaus gefunden wurde. Man glaubt, dass er seiner damaligen Freundin Rosie gehörte, die eigentlich mit ihm durchbrennen wollte, dann aber nicht am Treffpunkt erschien. An diesem Abend kehrte Mackey seinem damaligen Leben den Rücken zu und begann ein Leben als Polizist fern seiner kaputten Familie. Jetzt muss er allerdings zurückkehren nach Faithful Place, in der sein alkoholkranker Vater noch immer der Tyrann des Hauses ist und herausfinden, welche dunklen Geheimnisse in seiner Familie lauern. Was ist nur mit Rosie geschehen?

Wie ist’s Es ist der dritte Fall von Undercover-Agent Frank Mackey, wobei man die vorherigen Bücher nicht gelesen haben muss, um der Geschichte folgen zu können. Alle Infos, die man von früher braucht, werden einem nämlich auch in diesem Band berichtet und man kann der plausiblen Handlung gut folgen. Der Roman ist sehr fesselnd, die über 500 Seiten habe ich an drei Abenden gelesen und wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Frank Mackey ist jetzt nicht unbedingt die sympathischste Person, aber man fühlt mit ihm, da man versteht, wieso er ist, wie er ist. Seine dysfunktionale Familie mit all den verschiedenen Beziehungen der Geschwister ist sehr spannend, man weiß nie, wer eigentlich „der Gute“ ist oder ob es ihn überhaupt gibt. Die Ermittlungen sind spannend, die Rückblenden sehr hilfreich und auch die Beziehung von Mackey zu seiner Tochter und seiner Ex-Frau sind der Geschichte zuträglich. Für mich insgesamt ein sehr schlüssiger, spannender Krimi, der nur zum Ende hin etwas schwächelt – hier hätte die Autorin noch etwas kreativer sein dürfen und ein paar mehr Seiten schreiben dürfen.

Habt  ihr schon ein Buch von Tana French gelesen? Ich hatte die Autorin bisher noch gar nicht auf dem Schirm, würde mir ein weiteres Werk von ihr aber sofort schnappen, wenn ich es sehen würde. Müsste ich es in Amazon-Sternchen bewerten, würde ich 4 von 5 geben!

[Lesenswert] Undank ist der Väter Lohn – Elizabeth George

Heute stelle ich euch das bisher dickste Buch vor, das ich in 2016 gelesen habe. Ok, das ist Ende März jetzt nicht unbedingt schwierig, aber der Wälzer hat 725 Seiten und mir somit einige Tage Unterhaltung beschert 😉 Diesmal hatte ich mir aus dem öffentlichen Bücherschrank Undank ist der Väter Lohn von Elizabeth George ausgesucht, was wieder so eine Autorin ist, die ich vom Namen her gefühlt ewig kenne, aber noch nie etwas von ihr gelesen habe. Somit wurde es dringend einmal Zeit!

Undank ist der Väter Lohn Elizabeth George

Worum geht’s Ein Londoner Komponist begeht nach seiner gefeierten Premiere überraschend Selbstmord. In einem Moor im Umland werden einige Wochen später von einer Spaziergängerin zwei Leichen gefunden. Inspector Lynley und sein Sergeant Barbara Havers, welche eigentlich gerade an ihrer Arbeitsbeziehung arbeiten müssten, versuchen, diesen Fall zu lösen und eine Verbindung zwischen diesen beiden Ereignissen zu ermitteln. Je tiefer sie sich mit dem Leben der beiden Ermordeten befassen, umso mehr Abgründe öffnen sich und sie können sich vor Tatverdächtigen und Motiven kaum retten.

Wie ist’s Das Buch ist der 10. Band aus der Inspector Lynley-Reihe, wobei man diese definitiv nicht gelesen haben muss, um zu verstehen, was Sache ist. Die wichtigen Ereignisse aus Band 9 werden hinreichend erklärt und so versteht man, wer welche Beziehung mit wem warum hat. Persönlich mag ich es, wenn man in Bücher hineingeworfen wird, man also das erste Kapitel liest und absolut nichts versteht. Da ist David Baldacci weltklasse drin und auch Elizabeth George gelingt das hier super. Während man also kurz überlegt, wieso der Selbstmord geschah, wird man in eine zunächst absolut nicht damit verknüpfte Geschichte geworfen und vergisst den Anfang sogar. George schreibt enorm spannend, ich wollte das Buch nicht aus der Hand lesen und immer „nur noch ein Kapitel“ lesen, bis es weit nach Mitternacht war. Gut finde ich, dass ihre Kapitel meist um die 20 Seiten lang sind, man also abschätzen kann, wie lange man noch weiterlesen darf/muss.

Die Hauptpersonen und viele der Nebenakteure werden gut gezeichnet, ich mag, dass es keinen offensichtlichen Mörder gibt, den es nur zu fassen gilt, sondern so viele Verdächtige, dass man als Leser irgendwann gar nicht mehr weiß, was wichtig und was unwichtig ist. Die vielen falschen Fährten, die aber doch so passend erscheinen, machen einfach richtig Spaß und man rätselt mit der Polizei einfach nur mit, läuft einer falschen Idee hinterher, verrennt sich kurz und hat dann doch wieder einen Gedankenblitz. Wirklich großartig geschrieben, dazu dann noch teils schwarzer Humor, herrlich! Mir gefiel sogar, dass die Geschichte im Städtischen (in London) und auf dem Land (in einem Moor) angesiedelt ist und man so neben den unterschiedlichen, ermittelnden Kommissaren komplett verschiedene Settings hat, die detailreich beschrieben werden. Auch die schwierig erscheinende Beziehung zwischen Lynley und seiner bis zu diesem Buch sehr harmonisierenden Ermittlerin Barbara Havers ist ein spannender Erzählstrang, der die Gesamtgeschichte noch einmal bereichert.

Es passiert sehr viel in diesem Buch und diese Fülle macht es für mich aus! Das Ende kommt überraschend, was mich sehr wunderte, denn ich hatte doch jetzt meine eigenen drei Theorien und dann kommt da noch einmal etwas ganz anderes um die Ecke! Wunderbar und absolut glaubhaft von der Autorin gelöst!

Wer Krimis mag und von der Seitenanzahl nicht abgeschreckt ist, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist zwar schon 2001 erschienen, aber ach, das macht überhaupt nichts! Spannung verjährt nicht, würde ich dazu sagen! Und wer schreiben kann, der kann!

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