Schlagwort: Buchtipp

[Lesenswert] Wo die wilden Maden graben – Nagel

Manchmal hat man einfach Glück! Als ich vorletztes Wochenende in Berlin war, fand ich nämlich nicht nur auf Anhieb eine tolle Wohnung zur Zwischenmiete, sondern auch dieses Buch auf der Straße. Ok, auf einem Stromkasten an der Straße, aber so kleinlich sind wir ja nicht. Als ich vor Freude kurz hüpfte, da es sich um Wo die wilden Maden graben von Nagel, wurde ich von meinem Begleiter etwas schief angesehen („nimmst du das etwa mit?!“), aber ach, ich war früher/bin absolut vernarrt in Deutschpunk und Muff Potter stand da ziemlich weit oben (natürlich nur übertroffen von Turbostaat!). Wer sich jetzt denkt, was redet sie da, Nagel bzw Thorsten Nagelschmidt war der Sänger, Texter und Gitarrist der Band.

Wo die wilden Maden graben

Worum geht’s Um das Leben auf Tour und den von leere geschwängerten Pausen dazwischen, in denen man sich irgendwie mit dem Alltagsleben der anderen und der eigenen „Heimkehr“ arrangieren muss. Wir haben Kleinstadtleben, öde, mies bezahlte Jobs, um sich das Touren in den Anfangszeiten zu finanzieren, Beziehungsprobleme und die Frage, wer man ist und wer man sein mag. Auf der anderen Seite gibt es das Tourleben, wo man nie weiß, was einen wo am nächsten Tag erwartet, von genialen zu schrecklichen Auftritten schwankende Abende und Tankstellen, Ok, Schweizer Zollbeamte, die Probleme generieren, gibt es tatsächlich auch noch, einige Dinge ändern sich nie 😉

Wie ist’s Ob man die deutsche Punkband Muff Potter (und ihre genialen Songtexte) kennt, ist für dieses Buch egal, denn Nagel gelingt es, den Lesern sofort mitzunehmen auf Tour. Man steigt in diese emotionale Achterbahn ein, fühlt sich einen Abend auf der Bühne mit ihm unsterblich, um am nächsten Tag im Bus zwischen A und B in der Tristesse zu versinken. Das Runterfallen von dem Touralltag in die Leere „zuhause“ wird sehr spannend beschrieben, oftmals mit einer klaren, aber irgendwie durch ihre Formulierungen im Gedächtnis bleibenden, Sprache. Die Beziehungen zu den anderen Bandmitgliedern im Kontrast zu den Beziehungen mit den „Freunden zuhause“ und den wechselnden Freundinnen werden fast schon schmerzend-ehrlich analysiert, manchmal kann das Lesen wehtun. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und verschlungen – da ich es nicht aus der Hand legen wollte, habe ich es in zweimal komplett gelesen und würde es jetzt (trotz recht kurzer Kapitel) nicht für unterwegs empfehlen. Denn es nimmt einen mit und manchmal ist einem danach nicht unbedingt nach Arbeit etc, sondern nach über das Leben nachdenken!

Vom Ventilverlag bin ich nur gute, nicht unbedingt dem Mainstream entsprechende Bücher gewöhnt und auch dieses Mal wurde ich absolut nicht enttäuscht. Schweren Herzens habe ich es in den öffentlichen Bücherschrank gestellt, gerne hätte ich es behalten, aber nein, es sollen noch mehr Leute in seinen Genuss kommen! Hoffentlich finde ich irgendwann zufällig ein anderes Buch des Autors (welcher auch als Hörbuchsprecher sehr gut anzukommen scheint), denn es gibt noch mehr! 🙂 Wer gerne Bücher von/über Bands und ihr Leben liest, wird hier (wenn auch fiktiv) gut bedient, es ist allerdings nicht nur Sex, Drugs and Rock’n’Roll!

Sind da draußen noch mehr Muff Potter Fans? Mein letztes Shirt liegt noch immer (total verwaschen und verzogen) im Schrank, wegwerfen ist nicht 😉 Meinen Jutebeutel trage ich aber weiterhin gerne spazieren! Was ist euer Lieblingslied der Band und kennt wer zufällig dieses oder andere Bücher von Nagel? Fragen über Fragen heute!

[Lesenswert] Ruhm – Daniel Kehlmann

Mein erster Besuch meines liebsten öffentlichen Bücherschranks im neuen Jahr war gleich ein voller Erfolg. Fand ich dort doch den Roman Ruhm von Daniel Kehlmann, welcher zwar schon 2009 erschienen ist, ich ihn aber bis jetzt noch nicht kannte. Das Buch „Die Vermessung der Erde“ des Autors habe ich damals in einer Nacht verschlungen und somit war ich sehr neugierig auf dieses Werk.

Ruhm Daniel Kehlmann

Worum geht’s Wie das Cover schon verrät, bekommen wir hier neun Geschichten, die aber alle auf verschiedensten Wegen miteinander verwoben sind. Ruhm spielt hierbei eine große Rolle, es geht aber auch um die Kommunikation miteinander durch verschiedene Medien. Wir haben den Techniker, der ein Handy bekommt, dessen Nummer vorher einem bekannten Schauspieler gehörte, einen gefeierten Autoren mit Flugangst, den bekannten Schauspieler, der plötzlich als Imitator von sich selbst auftritt, eine Frau, die sich mit Sterbehilfe beschäftigt, noch mehr Autoren und deren Geschichten. Das Thema Identität und Zufall (Schicksal?) wird in den Geschichten auch immer wieder unterschiedlich aufgegriffen und bringt viele unerwartete Handlungen hervor, die den Leser nachdenklich werden lassen.

Wie ist’s Es ist eine sehr interessante Leseerfahrung, da man zunächst nicht versteht, was genau passiert, man aber nach und nach mehr Informationen bekommt und die Geschichten sich ineinander fügen – sie bilden nach und nach ein Netz aus Beziehungen. Manchmal muss man erst überlegen, ob man in der Realität der Personen ist oder man sich in einer Geschichte befindet, die einer der Protagonisten geschrieben hat. Dadurch hat man spannende Perspektivenwechsel und Innen-/Außenansichten. Die Kapitel sind kurz, lassen sich schnell und flüssig lesen und ich würde empfehlen, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Sonst kann es nämlich doch etwas verwirrend werden. Die angesprochenen Themen Kommunikation & Ruhm sind gut umgesetzt, man muss sich jedoch im Hinterkopf behalten, dass es schon 2009 erschienen ist, sich seitdem zumindest bei der Kommunikation noch einiges verändert hat.

Ich hatte großen Spaß mit diesem außergewöhnlichen Buch und kann es rundherum empfehlen. Es ist natürlich etwas ganz anderes als „Die Vermessung der Erde“, ich würde aber definitiv weitere Werke in diesem Stil von Kehlmann lesen. Das Buch wurde 2012 auch verfilmt und sollte ich darüber stolpern, würde ich gerne sehen, wie es umgesetzt wurde.

Habt ihr schon etwas von Daniel Kehlmann gelesen? Oder hat wer zufällig den Film „Ruhm“ gesehen und kann mir dazu etwas sagen? 

[Lesenswert] Die Farm – John Grisham

Von Autor John Grisham bin ich normalerweise Thriller gewohnt und so war ich die ersten hundert Seiten von A Painted House (deutscher Titel: Die Farm) sehr verwirrt. Es war nämlich nicht das typische „hier ist ein Mord etc passiert, klärt den jetzt auf“-Schema, sondern ein Roman. Da wurde ich doch sehr positiv überrascht, den Klappentext hatte ich mir nämlich gar nicht durchgelesen.

A painted house John Grisham

Worum geht’s Das Buch spielt im Jahre 1952 und wird aus den Augen des siebenjährigen Luke Chandler erzählt, der mit seinen Eltern und Großeltern auf einer Farm in Arkansas. Rechtzeitig zur Baumwollernte holt sich die Familie Hilfe auf die Farm, wie man es schon immer dort macht und diese besteht aus mexikanischen Arbeitern und sogenannten „Hill People“, welche als Lohnarbeiter mit ihrer ganzen Familie durchs Land ziehen. Das Buch behandelt sechs Woche aus dem Leben von Luke, in dem er mehr durchmacht, als man es als Siebenjähriger je tun sollte.

Wie ist’s John Grisham hat mich sehr überrascht, ich habe das Buch enorm genossen. Die Erzählart ist fesselnd, aber langsam, es wird sich Zeit für Details genommen, man kann die Umgebung richtig fühlen und schmecken. Man baut eine Beziehung mit Luke auf, es ist komisch, die Welt aus den Augen eines Kindes erzählt zu bekommen, welches allerdings seinem Alter weit voraus ist. So hat man neben schwer verdaulichen Themen, die er nicht immer zu fassen vermag, auch immer wieder lustige, eben kindliche Situationen, wie das erste Verknalltsein und Baseball. Man kann sich das Leben zu dieser Zeit als Farmer gut vorstellen und das muss wirklich schwer gewesen sein! Das Buch soll einige Parallelen zu Grisham’s eigener Kindheit aufweisen, was ich noch spannender finde, da ich bisher nichts über den Autor wusste. Insgesamt ein spannendes, unterhaltsames Werk, welches ich auf meiner Busreise von Toronto nach Montreal geradezu verschlungen habe (was etwas heißt, mir wird im Bus nämlich beim Lesen immer schlecht).

Kennt wer das Buch? Es ist definitiv nicht das typische John Grisham-Buch, mir hat es aber ehrlich gesagt sogar noch besser gefallen wie seine Krimis/Thriller. Besonders der Einblick in das rurale Arkansas von früher fand ich einfach faszinierend und kann es somit jedem nur empfehlen!

[Lesenswert] ‚Buried Prey‘ & ‚Mind Prey‘ von John Sandford

Auf die Frage, ob ich literarisch bewandert sei, würde ich normalerweise ganz klar mit ‚ja‘ antworten. Außer es geht in die Richtung Krimi/Thriller, die ich einfach die letzten 20 Jahre meines Lebens vernachlässigt habe und somit sagte mir der Name John Sandford absolut nichts, als ich seine Bücher auf der Müllkippe fand. Jupps, da entsorgen die Einwohner von Yellowknife taschenweise ihre Bücher und ich bin seit August dabei, mich durch meine Fundstücke von dort zu lesen. Sagt natürlich nichts über die Qualität der Werke aus!

John Roswell Camp, der nämlich unter diesem Synonym schreibt, ist enorm erfolgreich und gewann schon den Pulitzerpreis für eine Artikelserie über das moderne Leben einer Farmerfamilie. Ich habe zwei Bücher aus der 16-teiligen Lucas Davenport-Reihe gelesen, welche im Englischen alle das Wort ‚Prey‘ (Beute) im Titel haben, was mich zunächst etwas verwirrt hat und ich mir die Reihenfolge raussuchen musste 😉

 Mind Prey John Sandford

Worum geht’s In Mind Prey wird Lucas Davenport zu einem Kidnapping-Fall hinzugerufen, bei dem eine Psychiaterin und ihre beiden Töchter mitten am Tag verschwunden sind. Der intelligente Entführer meldet sich bei dem Ermittler, da es ihm ein persönliches Anliegen scheint, mit Lucas zu kommunizieren und es beginnt ein Katz- und Mausspiel, während dem die Zeit davonzulaufen scheint.

Wie ist’s Die ersten Seiten fand ich ganz schrecklich, wollte aber nicht aufgeben und wurde dann überrascht. Denn ich mochte nicht, in welcher ‚Umgangssprache‘ die Personen miteinander kommunizierten, vielleicht macht man das in Polizeikreisen so, aber ich fand es schwierig zu lesen. Dann kam die Geschichte aber ins Rollen und wurde sehr spannend (Pageturner-Alarm!), da man natürlich mit den Opfern mitleidet und auf ein Happy-End hofft, gleichzeitig aber auch die wirklich spannend beschriebene Psyche des Entführers gezeigt bekommt und Unheil anrollen sieht..Im Großen und Ganzen gut genug geschrieben, so dass ich mich auch an das zweite Buch, welches ich von Sandford habe, gleich im Anschluss gewagt habe.

Buried Prey John Sandford

Worum geht’s  Buried Prey (dt: Zorn) spielt viele Jahre und auch Bücher aus dieser Reihe später, versetzt Davenport allerdings zurück in seine Anfangszeit bei der Polizei. Bei einem Hausabriss werden die Leichen zweier Schwester gefunden, deren Verschwinden Lucas Davenport’s erster wichtiger Fall war und ihn nie losgelassen hat. Damals war ein Verdächtiger (ein schizophrener Obdachloser) durch anonyme Anrufe als Täter ermittelt worden und bei seiner Verhaftung getötet worden. Schon damals erschien Lucas das nicht richtig, er hatte aber nicht genug Macht, um etwas zu ändern. Mit dem Leichenfund und der heutigen DNA-Analyse beginnt die Jagd auf den Mörder erneut.

Wie ist’s Ich fand es nicht ganz so spannend wie ‚Mind Prey‘, konnte hier aber mehr mit den Hauptpersonen sympathisieren, die zwar immer noch ihren ‚Slang‘ sprechen, aber das habe ich erfolgreich überlesen. Die Aufklärung und Jagd waren spannend, man bekommt auch interessante Einblicke in die Polizeiarbeit und was da zwischen verschiedenen Stationen so passiert. Da es eine Reihe ist, lernt man auch mehr über die Person Davenport und seine Entwicklung über die letzten Bücher kennen, was mir gut gefallen hat. Irgendwie war das Buch aber jetzt nichts wahnsinnig neues, man kannte die Story so schon oft genug und der Gegenspieler war diesmal nicht so präsent und aufregend.

Insgesamt fand ich beide Bücher gut und ich bin mir sicher, dass alle Krimi-/Thrillerfans hier auf ihre Kosten kommen. Mind Prey fand ich spannender, da man noch einen aktuellen Fall mit lebenden Opfern hatte, um deren Leben man bangte, aber auch Buried Prey war zum Ende hin sehr fesselnd. Da diese Bücher aus einer Reihe sind, könnte ich mir vorstellen, noch mehr hiervon zu lesen, allerdings brauche ich jetzt erst einmal eine Pause hiervon 😉 Kennt ihr John Sandford und die Lucas Davenport-Reihe schon? Welches war euer liebstes Buch aus ihr? 

[Lesenswert] February – Lisa Moore

Lisa Moore ist eine kanadische Autorin, die in Neufundland, genauer gesagt in St. John’s, lebt und ihre Geschichten eben dort ansiedelt. Da dieser Ort eigentlich auch auf meiner Kanada-Reiseliste stand und leider nur vom Totalschaden meines Autos verhindert wurde, war ich mehr als nur neugierig auf dieses Buch! February ist mein erstes Buch von Moore und es wird nicht das letzte bleiben!

February Lisa Moore

Worum geht’s Am 15.  Februar 1982 wird die Ölplattform Ocean Ranger während eines Wintersturms von einer Monsterwelle getroffen und sinkt vor der Küste Neufundlands. Alle 84 Besatzungsmitglieder starben, da man sie aufgrund des Wetters nicht aus den Fluten retten konnte. Helen’s Mann Cal war unter den Opfern und die junge Frau muss nun ohne ihn die vier gemeinsamen Kinder großziehen. Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen und beschreibt eindrücklich, wie Helen mit dem Verlust umgeht und ihr Leben (weiter-)lebt sowie neue, zukünftige Herausforderungen annimmt.

Wie ist’s Lisa Moore hat ein Talent dafür, Emotionen im Leser entstehen zu lassen, ohne ins kitschige, banale oder schon so oft gelesene auszuschweifen. Sie beschreibt geradezu nebenbei, wie der Verlust Helen umwirft, sie jahrelang kämpfen lässt und immer wieder, geradezu unerwartet, umwirft. Man bekommt eine gute Vorstellung, wie das Leben an der Küste Neufundlands abläuft, mit welchen Problemen die Menschen dort zu kämpfen haben und dadurch, dass das Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, bekommt man gleich noch ein bisschen Geschichte vermittelt. Mich hat das Buch sehr berührt, seine leiste Erzählart nimmt einen mit und lässt einem alles um einen herum vergessen. Was dazu führt, dass man plötzlich mit Tränen in den Augen in der vollen Metro sitzt und schwer schlucken muss.

Durch seine kurzen Kapitel und die vielen Zeitwechsel ist das Buch aber gleichzeitig auch sehr spannend, da man nie weiß, was einem als nächstes erzählt wird. Es gibt Rückblenden, welche vor dem Zeitpunkt der Katastrophe spielen, wo man Helen’s und Cal’s Geschichte kennenlernt und ihre gemeinsame Zeit miterlebt. Dann ist man plötzlich in der Gegenwart, wo Helen’s Sohn den Rat der Mutter benötigt und schwupps, ist man auf einmal in der Zukunft, wo ein neuer Mann in Helen’s Leben auftaucht. Mir haben diese Sprünge gut gefallen, da man immer in eine unerwartete Situation geworfen wurde und so sehr viel mehr über Helen’s Trauer lernen konnte.

Ein Buch, welches mich schon nach zwanzig Seiten in seinen Bann gezogen hatte und ich traurig war, dass es nicht noch mehr Seiten hatte, da man die Geschichte durch noch mehr Episoden erweitern hätte können. Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Bücher von Lisa Moore so sind und kann euch dieses definitiv ans Herz legen! Wer es nicht auf Englisch lesen mag, es ist auch auf Deutsch unter dem Titel Und wieder Februar erschienen. 

[Lesenswert] Mary Higgins Clark – We’ll meet again

Woohoo, so langsam bekomme ich meine zwei Bücher pro Woche wieder hin, der lange Arbeitsweg mit der Metro ist also doch zu etwas gut. Allerdings lese ich morgens um 6 definitiv langsamer als zu meinen normalen „Wachzeiten“. Von Mary Higgings Clark habe ich schon einige Krimis/Thriller gelesen und fand sie immer wahnsinnig spannend geschrieben. We’ll meet again (oder auch Wenn wir uns wiedersehen) hatte also hohe Erwartungen zu erfüllen!

Mary Higgins Clark We'll meet again

Worum geht’s Molly wird nach 5,5 Jahren aus dem Gefängnis entlassen, in welchem sie aufgrund des Mordes an ihrem Mann saß. Allerdings kann sie sich partout nicht an die Mordnacht erinnern oder gar daran, dass sie ihm etwas angetan hat; gemeinsam mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Fran, die mittlerweile eine True Crime Journalistin ist, beginnt sie nach der Wahrheit zu suchen. Als ein weiterer Mord in Mollys Umfeld geschieht, spitzen sich die Dinge zu und so langsam beginnt nicht nur die Fassade des perfekten Ehemannes, sondern auch die Mauer, die Molly vor der Erinnerung schützt, zu bröckeln..

Wie ist’s Meine Erwartungen wurden vollkommen erfüllend, das Buch ist ein richtiger Pageturner und liest sich nur so runter. Mir fiel es schwer, es überhaupt aus der Hand zu legen, da ich wissen wollte, wie sich alles auflöst. Man hat zwar seine 2-3 Verdächtigen, aber am Ende kommt doch alles anders als man denkt. Tolle Leistung der Autorin, die durchgehend fesselnd schreibt, aber auch auf unwichtige Details verzichtet. Für einige könnte hier etwas Atmosphäre fehlen, ich fand die Reduziertheit sehr angenehm! Durch die primär kürzeren Kapitel kann man es auch super unterwegs lesen und kommt immer wieder schnell in die Handlung rein.

Wer schon Bücher von der Autorin kennt, wird auch hier nicht enttäuscht sein. Aber auch allen anderen, die gerne Thriller lesen, kann ich es wärmstens ans Herz legen, ich hatte mit den 400 Seiten definitiv eine gute Zeit! Leider habe ich jetzt kein Buch mehr von Higgins Clark hier bei mir in Kanada, ich bin wieder angefixt worden, noch mehr von ihr zu lesen! Mal sehen, was mein liebster öffentlicher Bücherschrank in Deutschland im Februar für mich bereithält!

[Lesenswert] David Baldacci.

Ja huch, da steht ja gar kein Buchtitel hinter dem Autoren! Das liegt schlichtweg daran, dass ich bis jetzt alle Bücher, die ich von Thriller-Autor David Baldacci gelesen habe, wahnsinnig spannend fand und ich mich jetzt so langsam, aber sicher durch all seine Werke durcharbeite!

Seine Bücher beginnen alle gleich: man wird ins erste Kapitel einfach nur hineingeworfen, versteht absolut nicht, was da gerade geschieht und braucht eigentlich das komplette Buch, um dahinter zu kommen. Es lohnt sich oftmals, nach Beenden noch einmal das erste Kapitel zu lesen und plötzlich in allem einen Sinn zu sehen! Heute stelle ich euch die beiden Bücher vor, die ich gerade von ihm ausgelesen habe.

The whole truth

Worum geht’s The Whole Truth (oder auch Die Kampagne) ist der erste Teil seiner Reihe um den Geheimagenten Shaw, welcher in diesem spannungsgeladenen Buch mehr oder weniger die Hauptrolle spielt. Da bei Baldacci immer viele Protagonisten erscheinen, kann man das gar nicht so leicht festlegen. Thematisch behandelt das Buch sogenannte PMs, perception managment Firmen, die die Nachrichten der Welt zu ihrem Nutzen zurechtbiegen (oder einfach mal selbst erschaffen). Diesmal wurde die Firma von einem schwerreichen Rüstungsunternehmer beauftragt, der wieder ein wenig Waffen unters Volk und Geld auf sein Konto bringen will. Leider bringen sie auf dem Weg dorthin Shaws Verlobte um und er sinnt somit auf Rache. Hilfe erhält er von einer ehemaligen Starjournalistin, die mittlerweile mehr dem Alkohol als den Schlagzeilen zugetan ist, hier jedoch ein Comeback wittert.

Wie ist’s Thema PM fand ich sehr interessant, da habe ich danach gleich mal mehr drüber gelesen und dann ist das Buch einfach nur fesselnd, man kann es nicht aus der Hand legen. Es passiert so viel, die Kapitel sind schön kurz und wechseln immer die Perspektive, so dass man „nur noch eins“ lesen kann und plötzlich ist es mitten in der Nacht. Die Handlung ist jetzt nicht die Neuerfindung des Rads, wir haben das klassische ‚Mann rettet Welt‘- Schema, aber es ist dennoch richtig gute Unterhaltung. Für Thriller-Fans absolut zu empfehlen und man bekommt Lust, weitere Bücher mit Shaw zu lesen, da es ein offenes Ende gibt.

Sixth Man

Worum geht’s The Sixth Man (oder auch fünf vor zwölf) ist ebenfalls aus einer Reihe. Diesmal ist es Band 5 rund um das Ermittlerduo Sean King und Michelle Maxwell. Der Nachrichtendienstmitarbeiter Edgar Roy sitzt im Hochsicherheitsgefängnis und schweigt seit seiner Festnahme. Spielt er seinen traumatisierten Zustand nur oder ist er wirklich unzurechnungsfähig? Sein Verteidiger engagiert das Duo, wird dann aber ermordet und lässt alles nur noch fauler erscheinen…somit beginnen die beiden, auf eigene Faust zu ermitteln und geraten in immer tiefere Abgründe.

Wie ist’s Auch hier fand ich die Thematik (Personen mit unfassbar guten neurologischen Fähigkeiten) wieder sehr interessant und das Buch ist ebenfalls sehr fesselnd. Allerdings kam ich mit den beiden Ermittlern nicht so klar, da wollte sich einfach keine Empathie aufbauen. Da war mir Shaw aus dem anderen Buch definitiv lieber. Das gegenseitige Necken geht einem auch manchmal auf den Geist, man hätte die spannende Story auch ohne schreiben können. Aber da anscheinend viele Leser genau diese Dynamik so lieben, meckere ich jetzt nicht weiter. Es gab wieder viel Action, (un-)vorhersehbare Wendungen, skurrile Momente und genug Spannung, um das Buch in zwei Tagen zu lesen.

Das erste Buch von Baldacci dürfte ich vor lockeren zehn Jahren gelesen haben und auch wenn Thriller eigentlich nicht meine erste Wahl sind, er ist für mich definitiv einer der Besten auf diesem Gebiet. Bisher habe ich noch keinen Fehlgriff gehabt, den ich nicht fertig lesen wollte/konnte und dank Mülldeponie in Yellowknife (da werfen sie einfach Bücher weg..), habe ich auch noch ein paar Baldaccis hier liegen, die jetzt gelesen werden. Teil 2 der Baldacci-Lesenswert-Reihe wird folgen – kennt ihr Bücher von ihm?

[Lesenswert] Freakonomics – Steven Levitt & Stephen Dubner

Als ich vor gefühlt zehn Jahren das erste Mal über Freakonomics von Steven D. Levitt & Stephen J. Dubner (deutsch/englisch) gestolpert bin, war ich schon vom Titel sehr angetan. Ich bin jemand, der immer begeistert hier schreit, wenn ein eigentlich trockenes (oder ernstes) Thema amüsant, locker-flockig rübergebracht wird (ich sage nur Last Week with John Oliver). Wie das aber im Leben dann oft geschieht, hatte ich einfach nie Zeit und dann geriet das Buch in Vergessenheit. Umso glücklicher war ich, als ich es doch tatsächlich am Ende der Welt aka Yellowknife in einem öffentlichen Bücherschrank fand! Zufälle gibt es manchmal, das ist doch verrückt!

Freakonomics

Worum geht’s Der Wirtschaftswissenschaftler Steven Levitt versucht, gemeinsam mit dem Journalisten Stephen Dubner, gesellschaftliche Phänomene mit ökonomischen Werkzeugen und den abstrusesten Korrelationen der Allgemeinheit zu erklären. Was nach langweiliger Statistik klingt, ist enorm spannend und bringt einen definitiv häufiger zum Schmunzeln. Die Themen sind vielfältig und kurios, so geht es zum Beispiel um die Frage, ob Swimmingpools gefährlicher als Waffen für Kinder sind, wieso Drogendealer so lange bei ihren Müttern wohnen und was Sumo-Ringer und amerikanische Lehrer verbindet. Oder wie Immobilienmakler denken (wollen sie wirklich immer den höchsten Preis für den Klienten rausschlagen) und ob es einen Zusammenhang zwischen der Schulbildung der Eltern und den Namen ihrer Kinder gibt? Denkt man zunächst, dass es da doch einfach keine Verbindung geben kann, werden einem schnell die Augen geöffnet und man hat ein neues Thema zum Smalltalken.

Wie ist’s Ich habe das Buch mit großem Interesse und viel Lächeln gelesen. Die Themen waren durchgehend spannend, man kann sie ruhig nicht der Reihe nach lesen, da sie nicht aufeinander aufbauen. Sie sind in sich gut geschrieben, es gibt sehr viele Quellennachweise, wenn man sich näher mit einer Sache beschäftigen will und das Buch macht einfach Spaß! Absolut nicht trocken, einige Dinge sind so absurd, dass man sie sich gar nicht vorstellen kann und wenn sie einem dann belegt werden, staunt man einfach nur.

Nachdem ich das Buch gelesen hatte, lasen es drei meiner Bekannten hier in Kanada und alle waren ähnlich begeistert bzw gefesselt. Wir hatten danach auf jeden Fall spannende Diskussionen beim Abendessen 😉 Auch wenn das Buch schon etwas älter ist, kann ich es euch definitiv noch immer ans Herz legen – vielleicht habt ihr ja jemandem im Kopf, der sich über ein „wirtschaftwissenschaftliches“ Weihnachtsgeschenk freuen würde.

Das Wall Street Journal hat ein sehr passendes Zitat zu dem Buch verfasst, welches ich hier nur noch kurz wiedergeben möchte: „If Indiana Jones were an economist, he’d be Steven Levitt…Criticizing Freakonomics would be like criticizing a hot fudge sundae“. Da schließe ich mich gleich mal an und notiere mir mental, dass ich am Wochenende mal dringend Eis kaufen sollte 🙂 Durch meinen Vollzeit-Job bin ich jetzt leider wieder von 2 auf 1 Buch pro Woche gefallen, wobei ich mir definitiv auch Lesen für die nächsten zwei Tage vornehme..ich habe noch so viele Bücher hier in Kanada, die gelesen werden wollen, das wird knapp!

[Lesenswert] A Walk Across the Sun – Corban Addison

Als mir das Buch von einer lieben Frau in Yellowknife in die Hand gedrückt wurde, hatte ich eigentlich keine sonderlich hohen Erwartungen. Oh, was lag ich falsch! Zwar hatte ich bis dato noch nie von Corban Addison gehört, aber ich habe seinen Debütroman A Walk Across the Sun an nur einem Tag verschlungen! Was bei 530 Seiten durchaus ein paar Stündchen (und viele Tassen Tee) gedauert hat!

A Walk Across the Sun Corban Addison

Worum geht’s Auf der einen Seite haben wir die beiden jungen Geschwister, Ahalya und Sita, die nach einem Tsunami ihre gesamte Familie verloren haben und durch unglückliche Umstände an einen Bordellbesitzer in Mumbai verkauft werden. Eines der Mädchen beginnt dort zu arbeiten, die jüngere Schwester kommt durch erneut sehr unglückliche Umstände als Drogenkurrier erst nach Europa und dann nach Amerika. Die andere Erzählebene des Buches behandelt den amerikanischen Anwalt Thomas, der sich nach beruflichen und persönlichen Problemen, plötzlich in Mumbai bei einer NGO wiederfindet, die sich mit dem Thema Human Trafficking beschäftigt. Beide Geschichten laufen zunächst nebeneinander her, beginnen sich dann aber zu überlappen und Thomas kämpft um Sita!

Wie ist’s Ich habe das Buch geradezu verschlungen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Addison beschreibt ein Indien, welches ich erlebt habe, er stellt die Charaktere grandios dar und bringt einen schnell dazu, Empathie aufzubauen. Durch die verschiedenen Ebenen, die parallel ablaufen, bekommt man einen guten Einblick in die Grausamkeiten, die in den Bordellen stattfinden und das Leben der jungen Mädchen beeinflussen, aber auch in die Seite der Kämpfer gegen diese Zustände. Da Addison selbst Rechtsanwalt ist, kann er sehr gut nachstellen, wie diese Prozesse ablaufen und besonders die fiktive NGO, die vor Ort arbeitet, fand ich sehr spannend!

Da die gesamte Thematik sehr spannend ist, lernt man viel über die Zusammenhänge im Human Trafficking und ich muss sagen, es lässt einen nicht mehr los. Gut geschrieben und fesselnd, ich kann es uneingeschränkt empfehlen und habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass der Autor mittlerweile noch mehr Bücher verfasst hat. Es ist kein Buch für nebenbei, es ist keine nette Geschichte, es ist ans Herz gehender Stoff, mit dem man sich auch danach noch beschäftigen wird. Ich bin die Tage zufällig noch über diese Vice-Reportage über das größte Bordell in Bangladesch gestolpert und verlinke sie mal hier, vielleicht habt ihr 25 Minuten Zeit!

[Lesenswert] Menschensöhne – Arnaldur Indridason

Seit ich im Januar in Island war und mich Hals über Kopf in dieses Fleckchen Erde verliebt habe, ist meine Faszination für alles, was damit zu tun hat, ungebrochen. Somit habe ich mich sehr gefreut, als ich im öffentlichen Bücherschrank den bereits 2006 erschienen Krimi Menschensöhne von Arnaldur Indridason gefunden habe. Es handelt sich hierbei um das erste Buch aus der sehr erfolgreichenKommissar Erlendur Sveissons Reihe des Autoren – mittlerweile ist Band 11 daraus erschienen.

Menschensöhne

Worum geht’s Inmitten Reykjaviks wird ein pensionierter Lehrer brutal ermordet und zur gleichen Zeit bringt sich einer seiner ehemaligen Schüler in einer Psychiatrie um. Da muss es wohl einen Zusammenhang geben und Kommissar Erlendur Sveinsson beginnt mit Hilfe von Palmi, dem Bruder des Selbstmörders, zu ermitteln. Irgendetwas in der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Personen muss zu der heutigen Tragödie geführt haben.

Wie ist’s Ein absoluter Page-Turner, so fesselnd, dass ich das Buch in zwei Tagen gelesen habe. Ich wusste vorher nicht, dass die Erlendur Sveinsson-Reihe enorm erfolgreich ist und hatte somit gar keine Erwartungen an den Krimi. Ganz großer Fehler und absolute Unterschätzung! Die Personen werden gut beschrieben, man kann sich in sie hineinversetzen und wird durch die Story immer wieder überrascht. Dachte ich zuerst, dass es bestimmt wieder „nur“ um Missbrauch geht, wurde ich hier schnell eines Besseren belehrt. Nein, ich habe so einige Wendungen wirklich nicht kommen sehen und bin von der Fantasie und Erzählgeschwindigkeit des Autors sehr begeistert. Da die Kritiken in seinem Erstling alle noch Schwächen sehen und seine nachfolgenden Bücher loben, will ich mich unbedingt nach und nach durch die Reihe lesen und selbst sehen, ob da was dran ist. Denn ich fand dieses Buch schon klasse – Island als Schauplatz passt super zum Stimmung des Buches!

Kennt ihr das Buch zufällig schon oder andere Werke aus der Erlendur-Reihe? Wenn ihr Krimis mögt, empfehle ich euch den Autoren und wenn ihr Island als Schauplatz auch noch mögt, seid ihr wirklich genau richtig. Meine höchste Empfehlung ist immer, dass ich das Buch meinem Opa zu lesen gebe und das werde ich in diesem Fall definitiv machen. Er liebt Krimis und ich denke, dass ihn die ausgefallene Handlung bei diesem Buch auch begeistern wird!

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