Schlagwort: Lily King

[Lesenswert] Writers & Lovers von Lily King!

Ein Buch, welches mir auf Instagram dieses Jahr immer wieder begegnete, war Writers & Lovers von Lily King und irgendwann wollte ich dann auch wissen, was es damit genau auf sich hat. Von Lily King habe ich das Buch „Euphoria“ bestimmt schon dreimal angefangen, aber es nie bis zum Ende durchgehalten. Obwohl es genau mein Thema ist, aber irgendwie war der Wurm drin – und ich umso gespannter, ob es mit Writers & Lovers besser läuft!



Worum geht’s

Casey ist 31 und musste vor kurzem ihre Mutter beerdigen. Dann trennt sich auch noch ihr Partner Luke sehr unerwartet von ihr und sie steht mit ihrem nicht vollendeten Roman und einem Kellnerjob, um ihre hohen Studienschulden abzubezahlen, vor einem Trümmerhaufen, ihrem Leben. Sie muss durch die Schmerzen durch, versucht sich aus Abhängigkeiten zu befreien und zu verstehen, wer sie eigentlich ist und wohin die Reise gehen soll. Dass ihre kreative Schaffenskraft durch finanzielle Sorgen gehemmt ist, dürfte etwas sein, womit sich viele Menschen, besonders in den USA mit ihren absurd hohen Studiengebühren, identifizieren können.

Wie ist’s

Ich fand den Roman nicht schlecht, aber wirklich gekriegt hat er mich auch nicht und ich habe ihn zwar durchgelesen, aber musste mich teilweise wirklich motivieren. Woran es genau liegt, weiß ich nicht, denn ich fand die Story interessant, doch leider hat mich der Hauptcharakter wieder nicht gekriegt. Es war mir recht egal, was mit Casey passiert, wohin die Geschichte ihren Lauf nimmt, ob/für welchen Mann sie sich entscheidet und Spannung wurde auch null aufgebaut.

Dabei schreibt Lily King nicht schlecht, sehr direkt, teilweise sogar tief und einige Sätze hallen durchaus nach. Ich bekomme es nur einfach nicht hin, mich irgendwie mit ihren Charakteren zu identifizieren, obwohl ich ihnen lustigerweise oft ähnlich bin. Für mich gab es hier viel Monotonie, es zooooog sich so sehr, ohne dass viel passierte. Was es ja auch nicht muss, ich kann durchaus Gefallen an sich langsam entwickelnden Büchern finden, nur entwickelte sich hier für mich zu wenig.

Während ich den Hauptteil des Romans durchaus als sehr realitätsnah und moderne Literatur bezeichnen würde, hat mich das Ende dann leider negativ überrascht. Ich will nicht spoilern, aber für mich passte das so überhaupt nicht zum restlichen Buch.

Lily King und ich kommen leider nicht zusammen, wobei ich Euphoria in einigen Jahren noch einmal versuchen werden, denn irgendwann muss ich das als Ethnologin doch durchlesen können 😉 Jetzt gibt es aber erst einmal so viele andere Autoren, die ich lesen und hoffentlich genießen kann!


Habt ihr auch ein Buch oder Bücher eines Autoren, die ihr einfach nicht durchlesen könnt, egal, wie oft ihr es versucht? Oder seid ihr da radikal und sortiert nach dem ersten Anlauf aus? Ich denke ja immer, dass das Buch nur jetzt nicht zu mir passt, aber es doch irgendwann klappen sollte..

[Lesenswert] Euphoria – Lily King

Über Euphoria von Lily King bin ich zufällig vor längerer Zeit im Dussmann gestolpert, als ich in der englischen Bücherecke etwas stöberte. Eigentlich wollte ich es mir auch sofort kaufen, doch dann dachte ich mir, ich schaue mal, ob meine Bibliothek (das Grimm-Zentrum direkt um die Ecke) es nicht auch hat. Ist ja immerhin irgendwie wissenschaftlich, als ethnologisch relevant, wenn es auch Fiktion ist. Und ich hatte Glück, zwar war es noch wochenlang ausgeliehen und auch nur auf deutsch verfügbar, aber ich konnte es vorbestellen und vorletzte Woche endlich abholen.

Euphoria Lily King

Worum geht’s Lily King läßt sich vom realen Leben der Ethnologie Margaret Mead und ihrer gemeinsamen Forschung mit deren Mann in Neuguinea Anfang der 1930er Jahre inspirieren. Im Buch heißt die junge Amerikanerin Nell Stone, welche mit ihrem Mann Fenn einige Jahre schon geforscht hat und nun in Australien auf den britischen Ethnologen Andrew Bankson stößt, von welchem sowohl sie als auch ihr Mann fasziniert scheinen. Gemeinsam philosophieren sie über ihre jeweilige Feldforschung mit ihren Hindernissen und Ergebnissen und sind verzweifelt-motiviert, mit ihrer Forschung am Sepik doch noch „brauchbare“ Daten zu bekommen. Nell und Fenn lassen sich bei den Tam nieder, die sie zu erkunden versuchen und Andrew kommt immer wieder zu Besuchen vorbei, die zwar fruchtbar für die Forschung, aber auch zerstörerisch für diese fragile Dreiecksbeziehung sind. Nell und Andrew kommen sich immer näher, während Fenn einen gefährlichen Plan hat, wie er sich in der Fachwelt profilieren kann.

Wie ist’s Absolut grandios, ich habe das Buch nur so verschlungen und mir gewünscht, ich hätte es schon zu Beginn meines Ethnologiestudiums lesen können. Es ist Fiktion, aber man nimmt doch viel daraus mit, wie es sich „im Feld“ lebt und ich habe mich oft an meine eigene Forschung in Indien erinnert gefühlt. Wobei das um Welten „weniger einsam“ war, konnte ich ja niemanden mehr „entdecken“, sondern nur versuchen zu verstehen, wie die Menschen dort ihrer/unserer Welt Bedeutung verleihen. Man sympathisiert mit Nell, Fenn wird einem zusehends unsympathischer und der Underdog Andrew bekommt zwar mein Herz, aber leider nicht alles in dem Roman, was er sich wünscht. Auch wenn das Thema zunächst nach Wissenschaftspublikum klingt, ich glaube, dass sich jeder darin verlieren könnte, geht es eben nicht nur um Forschung, sondern um Selbstfindung, Liebe, Eifersucht, Macht, Wut, Habgier und dem Drang nach noch „immer mehr“. Die „sinnlichen“ Stellen hätte man wegen mir weglassen können, doch machen sie durchaus Sinn, wenn man bedenkt, was die wirkliche Margaret Mead eben so erforscht und publiziert hat und es sie geben dem Roman auch eine weitere Spannungsebene.

Der Schreibstil von Lily King ist fesselnd, flüssig und lässt einen sich gut in die jeweilige Situation einfinden. Man hat das Gefühl, man erfährt, wie es war, früher zu forschen, als es noch ein Abenteuer war und man nicht nur noch ins Flugzeug steigen musste. Da ich selbst nach Papua-Neuguinea zwecks meiner Doktorarbeit wollte, bereue ich es bei diesem Bericht doch, es nicht getan zu haben, aber manchmal passen die äußeren Umstände einfach nicht. Nach wie vor fasziniert mich die Ecke aber und ich würde am liebsten sofort selbst hin mit nichts außer einem dicken, leeren Buch und meiner Kamera. Wer eine etwas andere Sommerlektüre oder eben einen Liebesroman in ungewöhnlichem Setting sucht, dem lege ich diesen Roman sehr ans Herz – man kann ihn in zwei Tagen auch locker durchlesen!

Habt ihr das Buch zufällig schon gelesen oder davon gehört? Mein Ethnologenherz hüpft immer, wenn es über den wissenschaftlichen Tellerrand hinausgeht und solche Bücher dürften dazu beitragen, dass ich nicht immer in verwirrte Gesichter schaue, wenn ich sage, dass ich Ethnologin bin..wenn auch so eine langweilige, neumodische Vertreterin, die nicht mehr tagelang mit dem Kanu, sondern nur ein paar Stunden mit dem Flugzeug bis zu ihrem „Feld“ braucht – und ja, ich wäre wahnsinnig gerne in den 30er Jahren an den Sepik gegangen und wahrscheinlich an Malaria erkrankt 😉 

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