Das Wort „Unisex“ lässt mich eigentlich immer etwas erschaudern, da mir fast alle Produkte in dieser Kategorie viel zu „sportlich-frisch“ oder zu „herb“ sind. Somit war ich auch nicht allzu motiviert, meine Probe von Nasengold G. zu benutzen. Wobei ich sagen muss, schick sieht selbst dieser 2ml-Flakon schon aus und da er a) einen Sprühkopf hatte und ich b) kurz zwei Tage unterwegs war, war unser Schicksal doch besiegelt.
Nasengold G-Punkt ist ein EdT und das in einer sehr gehobenen Preisklasse (ich jappste kurz, als ich sah, dass 100ml stolze 120€ kosten); bisher dachte ich, meine Annayake-Duft wäre schon teuer, aber man lernt nie aus. Entworfen wurde G-Punkt von Christian Plesch, welcher ganz sympathisch scheint, nimmt er seine Inspirationen aus Impulsivität, Punk Roch und Coffein. Seine Düfte sollen unverwechselbar, anders und eigensinnig sein und somit war ich mittlerweile schon ziemlich gespannt, was mir gleich in die Nase steigen würde. Je höher die Erwartung, umso enttäuschter kann man schließlich sein *g*
Da Duftbeschreibungen wahnsinnig schwer sind und so individuell, hier erst einmal, was drinnen ist. In der Kopfnote befinden sich Crapefruit, rosa Pfeffer, Ingwer, Limette und Schwefelnoten; in der Herznote trifft man auf Rose, Orangenblüte und Sambac und im Fond schließlich kommen Zedernholz, Patchoulie, Kakao und ledrige Noten zusammen.
Der Duft kommt zunächst sehr dominant daher, man benötigt nur wenig und kann ihn einige Stunden wahrnehmen (einen ganzen Tag hält er jedoch nicht, abends muss nachgelegt werden). Er ist sowohl frisch als auch herb, also beide Adjektive, die ich nicht mag. Aber er hat irgendwas, was mir sehr gut gefällt. Irgendwie schafft er eine Balance zwischen diesen beiden Polen, die mir zusagt; die Zitrusnoten riechen nicht zu sehr nach „sportlich aktiv“ und die Schwefeligkeit nicht zu herb. Die rosige Herznote scheint hier die perfekte „Brücke“ zu schlagen und zieht mich ziemlich an. Ich erwischte mich dabei, wie ich ständig an meinem Handgelenk schnüffelte nach dem ersten Auftragen.
Einzigartigkeit attestiere ich dem Duft sofort, so etwas habe ich noch nicht gerochen und ich finde es sehr ansprechend an mir. Wobei ich ihn ehrlich gesagt noch lieber an einem Mann riechen würde. In der Duftbeschreibung steht etwas von „Frischegewitter“, was den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft. Nach einiger Zeit legt sich der erste Zitrus-Regen und die holzigen Noten kommen stärker in den Vordergrund, wobei sie jedoch nicht männlich-herb, sondern immer noch warm wie nach einem Sommerregen riechen. Ok, ich versage gerade kläglich darin, den Duft in Worte zu fassen und beende das nun *g*
Fest steht: der Duft sticht aus der Menge heraus, ich wurde am ersten Tragetrag von mehreren Fremden in der Bahn angesprochen, die wissen wollten, was ich trage. Lustigerweise von zwei Frauen und einem Mann (jupps, es war keine Anmache, sondern ernsthaftes Interesse) – die Unisex-Kategorie ist durchaus berechtigt. Bisher habe ich diese Kategorie wirklich gemieden, aber Nasengold hat mir hiermit gezeigt, dass man manchmal doch aus seinen Verhaltensmustern ausbrechen sollte, da einem sonst tolle Dinge entgehen! Um ihn mir zu kaufen, ist er mir schlichtweg zu teuer (gäbe es ihn in einer kleineren Variante vielleicht), da es auch kein Alltagsduft von mir werden würde, sondern eben nur bei passender Laune aufgesprüht werden würde. Solltet ihr aber zufällig in der Parfümerie darüber stolpern, kann ich euch nur empfehlen, ihn einmal zu schnuppern! Besonders, wenn ihr wie ich bekennende Unisex-Duft-Gegner seid!
Kennt wer zufällig dieses EdT oder das Label Nasengold? Tragt ihr Unisex-Düfte? Wenn ja, welchen sollte ich denn mal Probe schnuppern, um mich noch mehr zu bekehren?