Schlagwort: Buchbesprechung

[Lesenswert] Von Mäusen und Menschen – John Steinbeck

Der Titel Von Mäusen und Menschen von John Steinbeck war mir zwar ein Begriff, aber worum es in dem Buch ging – ich hatte absolut keine Ahnung. Da mir der Buchrücken auch nichts erzählte, sprang ich einfach mal ins eiskalte Wasser und nutzte meine siebzehnstündige Zugfahrt (ok, so lange habe ich nicht für die paar Seiten gebraucht..) produktiv!

Worum geht’s Die beiden Freunde Lennie und George ziehen durch die USA und halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie träumen davon, genug Geld zu sparen, um sich eine eigene kleine Farm mit Tieren und Garten zu leisten. Eben etwas, was ihnen „gehört“ und nicht ein Ort, wo sie nur geduldet werden. Das Problem dabei ist nur, dass Lennie geistig etwas zurückgeblieben, gleichzeitig aber wahnsinnig stark ist, wodurch es zu „Unfällen“ kommt, welche das Duo zwingen, weiterzuziehen. George versucht, Lennie vor sich selbst zu schützen, scheitert aber immer wieder.

Wie ist’s Es liest sich wahnsinnig gut runter, John Steinbeck hat einfach eine fesselnde Art, zu schreiben! Man ist gleich in der Geschichte drinnen, fühlt mit George und Lennie mit, will das Unheil nicht kommen sehen, doch gleichzeitig ist man nicht überrascht. Alles, was passiert, macht Sinn und ist nicht aufzuhalten, so sehr Lennie es auch versucht. Das Ende ist einfach eine logische Schlussfolgerung, lässt einen aber trotzdem nachdenklich zurück. Man fragt sich, was man selbst in der Situation getan hätte.

Das Buch hätte für mich gerne dicker, die Personen noch tiefer beschrieben sein dürfen und gerne hätte ich auch noch mehr Story gehabt. Die es nicht braucht, das hat Steinbeck schon hervorragend gelöst, ich hätte nur einfach gerne mehr Lesegenuss gehabt. Was mein einziger Meckerpunkt ist, denn ich wurde gut unterhalten, habe es in einem Rutsch durchgelesen und will nun noch weitere Werke des Autoren lesen. Tortilla Flat habe ich noch im Regal stehen, welches ebenfalls so dünn ist, dass ich es bisher nie angefangen. Aber gut John, ich lasse mich auf dich ein und lese dann einfach viele, dünne Werke!

Welches Buch von John Steinbeck hat euch besonders beeindruckt? 🙂

[Lesenswert] Der Marsianer – Andy Weir

Oh, was habe ich mich gefreut, als ich Der Marsianer von Andy Weir kurz vor meinem Abflug im öffentlichen Bücherschrank gefunden habe. Konträr zu meiner eigentlichen Abneigung gegenüber Filmen (sie sind einfach zu lang zeitlich gesehen bzw für die Entwicklung der Charaktere zu kurz), habe ich Der Marsianer anzuschauen nämlich wahnsinnig genoßen! Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis ich das Buch verschlingen würde – denn wenn der Film gut ist, dann ist das Buch meist noch besser!

Worum geht’s Mark Watney, enorm pragmatischer Botaniker auf Mars-Mission, wird nach einem schweren Sturm als von seiner Crew totgeglaubt auf dem roten Planeten zurückgelassen. Da er niemand ist, der sich so leicht unterkriegen lässt, versucht er, mit allerlei kreativen Einfällen, so lange am Leben zu bleiben, bis die nächste Mission zum Mars eintreffen soll.

Wie ist’s Obwohl ich das Ende aufgrund des Filmes schon kenne, habe ich das nicht gerade dünne Buch in zwei Tagen verschlungen. Es ist spannend und informativ geschrieben, man lernt so einiges, sollte ich mal auf dem Mars überleben müssen und wird gleichzeitig einfach gut unterhalten (ein paar kleine Logiklöcher kann man hierbei einfach mal übersehen). Der Humor ist wunderbar schwarz, ich habe teilweise laut gelacht und nur am Ende ein paar eher technisch geschriebene Absätze überflogen, so genau wollte ich dann doch nicht wissen, wie Raketen funktionieren 😉

Man schließt Mark ins Herz, man fiebert mit ihm mit, man leidet, wenn mal wieder etwas schiefgeht und überlegt ständig, ob es nicht doch noch eine andere Lösung geben könnte. Ich habe das Buch auf Deutsch gelesen und muss sagen, dass ich sogar mal nichts an der Übersetzung auszusetzen habe, hier gingen Wortwitze etc. nicht verloren! Der Schreibstil ist eher leicht und liest sich schnell runter, was das Buch zu einer perfekten Urlaubs-/Reiselektüre macht und man kommt nach einer Pause auch schnell wieder rein!

Empfehlenswert ist das Buch eigentlich für jeden, da das Thema (Mann-Mars-Überleben) spannend und zumindest für mich doch etwas anders ist und man Mark einfach mögen und das Abenteuer mit ihm durchleben muss. Im Endeffekt hat mir das Buch wieder einen Ticken besser gefallen, aber wenn ihr lieber visuell stimuliert werden, dann schaut euch den Film von Ridley Scott an, denn schlecht ist er absolut nicht! Matt Damon macht einen hervorragenden Job! 🙂

[Lesenswert] Schoßgebete von Charlotte Roche!

Nachdem ich mich durch Feuchtgebiete mehr oder weniger vor Jahren durchgequält habe, muss ich gestehen, dass Schoßgebete von Charlotte Roche nicht allzu weit oben auf meinem Lesestapel gelegen hat. Da ich aber eine seichte Lektüre für unterwegs suchte (in diesem Fall 17 Stunden in einem Flugzeug) nahm ich es mal mit dem Gedanken im Hinterkopf mit, dass ich es dann in einem Hostel zurücklassen und hoffentlich jemand anderen damit glücklich machen kann! Letzteres ist dann in Mandalay geschehen, als ich am Flughafen bei der Einreise nach pornographischem Material gefragt wurde, habe ich zwar verneint, ganz koscher war die Sache aber bestimmt nicht 😉

Worum geht’s Um Elizabeth, welche ein von außen perfekt erscheinendes Leben mit Mann & Kind führt, allerdings mehrmals die Woche zu ihrer Therapeutin gehen muss. Denn sie hat – nach einem dramatischem Erlebnis kurz vor ihrer ersten Hochzeit – vor allem Angst und kann sich nur beim (vorher penibel geplanten) Sex frei fühlen.

Wie ist’s Charlotte und ich kommen einfach nicht zusammen. Ich mag die Story, welche durchaus Parallelen zu dem wahren Leben der Autorin aufzeigt, aber ich komme mit ihrem Schreibstil leider nicht klar. Er ist – wie schon bei Feuchtgebiete – passiv-aggressiv und nervt mich leider irgendwann. So kann ich eigentlich nie mehr als 20-30 Seiten am Stück lesen, bis ich eine Pause brauche, um wieder gute Laune zu kriegen. Was zeigt, dass ihre Art zu schreiben durchaus wirksam ist, aber leider wirklich nichts, was ich in meiner Freizeit haben mag.

Wie schon in Feuchtgebiete geht es wieder sehr explizit um Sex und auch Körper(flüssigkeiten), aber ich finde das jetzt erneut nicht schockierend, sondern für die Story oftmals einfach überflüssig, im Sinne von zu detailreich. Es wirkt eher gezwungen, da sie so mehr (mediale) Aufmerksamkeit bekommen kann bei der Vermarktung des Buches. Gleichzeitig nimmt es auch dem eigentlichen, so unfassbar zu realisierenden Ereignis, welches das Leben von Elizabeth bestimmt, etwas Raum.

Es soll mit uns beiden einfach nicht sein und sollte Charlotte Roche ein weiteres Buch herausbringen, werde ich die Finger davon lassen. Jetzt würde mich aber interessieren, ob ihr das Buch kennt und wie es euch gefallen habt? Und/Oder ob ihr Feuchtgebiete gelesen habt? Den Film habe ich bis heute nicht gesehen und werde das wohl auch in Zukunft sein lassen.

[Lesenswert] Liebesfluchten von Bernhard Schlink!

Ich liebe Kurzgeschichten, ich mag Bernhard Schlink, somit kann ein Band von ihm mit Kurzgeschichten gar nicht verkehrt sein! Als ich Liebesfluchten im öffentlichen Bücherschrank fand, freute ich mich sehr, denn ich hatte bis dahin nur – wie so ziemlich jeder – Der Vorleser von ihm gelesen und wollte nun mehr!

Worum geht’s In sieben Geschichten erzählt Schlink von der „Flucht in die Liebe und Flucht vor der Liebe: unterdrückte Sehnsüchte und unerwünschte Verwirrungen, verzweifelte Seitensprünge und kühne Ausbrüche“ wie es der Buchrücken so schön schreibt. Dabei spielen sich seine Geschichten in der deutschen Großstadt ab, mit Personen, die man irgendwie auch kennt und einem doch so fremd erscheinen.

Wie ist’s Ich habe das Buch verschlungen und nach jeder Kurzgeschichte den „nur noch eine weitere“-Gedanken gehabt. Schlink schreibt großartig, wirft einen mitten hinein in die Situation und in die rohen Gefühle seiner Protagonisten, gibt dem Leser ein konsequentes Ende, welches aber doch nie so kommt, wie man es erwartet. Man denkt über alle Geschichten, ich würde fast eher Episoden sagen, länger nach und freut sich, wie es Schlink gelingt, einen immer wieder zu überraschen.

Müsste ich wählen, wäre wohl Der Seitensprung meine liebste Geschichte, aber ich finde, die Sammlung an sich ist rund und kann sehr gut chronologisch gelesen werden. Da die Geschichte je um die 50 Seiten haben, kann man sie auch super lesen, wenn man „nur kurz“ Zeit hat oder einen Arbeitsweg von 20-30 Minuten etc.

Ja, wir hatten einen gute Zeit zusammen, aber da ich nicht denke, dass ich die Kurzgeschichten noch einmal lesen muss, dürfen die Liebesfluchten wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank und dem nächsten Freude bereiten 🙂

Kennt ihr Bücher von Bernhard Schlink? Was könnt ihr noch so empfehlen? Und was lest ihr aktuell gerade? 🙂

[Lesenswert] Die Farbe Lila – Alice Walker

Der Briefroman Die Farbe Lila von Alice Walker ist vielen von euch bestimmt ein Begriff, da das Buch auch sehr erfolgreich verfilmt wurde. Nachdem ich es eine ganze Weile bei mir rumliegen hatte, schnappte ich es mir als Zwischendurch-Buch und das war genau richtig so, da man immer wieder kurz reinlesen konnte, ohne ewig zu brauchen, bis man wieder in der Geschichte drinnen war.

Worum geht’s Die in den Südstaaten lebende, 14-jährige Celie beginnt zunächst Gott, später ihrer Schwester Nellie, Briefe zu schreiben und aus ihrem Leben zu erzählen. Dieses gestaltet sich leider zunächst alles andere als leicht; mit einem gewalttätigen Vater und später einem ebensolchen Ehemann lernt Celie erst durch Shug, eine Sängerin, was Liebe bedeutet.

Wie ist’s Vom Inhalt her ganz klar keine leichte Kost, wir haben Armut, Rassismus, Vergewaltigung und häusliche Gewalt, um nur ein paar der Themen des Buches zu nennen. All dies wird in zunächst eher kindlichen, später erwachseneren Briefen an Gott und die Schwester erzählt, wobei man eine zweite Erzählebene erhält, da die Schwester ebenfalls schreibt. Man leidet, manchmal geschehen schlimme Dinge quasi nebenbei und der Leser ist nicht vorbereitet. Wie es eben im echten Leben so ist.

Die Sprache ist zwar authentisch, teilweise aber schwierig zu lesen, somit habe ich hier nie über fünfzig Seiten am Stück geschafft. Doch da ich nicht der größte Briefroman-Fan bin, muss ich sagen, dass es mich von der Geschichte eben doch gekriegt hat und man wissen will, wie es mit Celie weitergeht und ob ihr nicht doch noch ein Happyend bevorsteht. Alice Walker gelingt es, ihre Charaktere so gut zu beschreiben, dass man mit ihnen lacht, leidet und weint ihnen einfach nur das Beste wünscht.

Ein Roman, welcher mich länger beschäftigt hat und nicht in Vergessenheit geraten wird – den Film werde ich mir jetzt aber nicht anschauen, da habe ich doch lieber meine eigenen Vorstellungen der Charaktere im Kopf. Noch einmal muss ich die Geschichte allerdings nicht lesen, somit darf das Buch wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank 🙂 Habt ihr den Roman zufällig auch gelesen oder den Film gesehen? Wie hat er euch gefallen?

[Lesenswert] Writing from Canada – Jim Rice & Mike Hayhoe

Ich muss gestehen, die Kurzgeschichtensammlung Writing from Canada, herausgegeben von Jim Rice & Mike Hayhoe, ist schon seit einiger Zeit in meinem Besitz, aber irgendwie kam ich nie dazu, sie zu lesen. Dabei liebe ich Kurzgeschichten, gerne über Kanada und von kanadischen Autoren, aber irgendwie griff ich doch nie zu, wenn ich einmal Zeit hatte. Die Freundin eines Freundes geht allerdings in Kürze für ein paar Monate nach Kanada und da ich ihr dieses Buch als „Einstiegslektüre“ mitgeben will, habe ich es nun endlich in wenigen Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Die Herausgeber haben insgesamt sechzehn Kurzgeschichten zusammengestellt, welche sie in die Themenbereiche „The Great Landscape“, „Townscapes“ und „Cultural Mosaic“ eingeteilt haben. Es kommen unterschiedliche Stimmen zu Wort, sowohl zeitlich als auch lokal gesehen, wodurch der Leser sehr viele Kanada-Bilder erhält.

Wie ist’s Mir hat die Mischung sehr gut gefallen, einige Geschichten sagten mir mehr zu, andere eher weniger. Besonders überrascht war ich davon, dass eine Kurzgeschichte von Alice Munro dabei war („An Ounce of cure“), welche ich bis dato nicht kannte. Da ich die Schriftstellerin sehr gerne mag, war das toll! Insgesamt ist die Auswahl sehr gut, die drei Themengebiete machen Sinn und die vielen Bilder, die man noch dazu bekommt, lockern das Buch auf. Da es viele Kurzgeschichten sind, muss man es nicht auf einmal lesen, sondern kann sich nach und nach durcharbeiten. Wobei ich es spannend fand, mehrere Geschichten hintereinander zu lesen und so einen Vergleich der verschiedenen Perspektiven zu haben. Anspruchsvoll sind sie nicht, aber eine gute Freizeitlektüre, die nicht unbedingt lange nachklingt. Wobei einen so 2-3 Geschichten doch etwas länger beschäftigen!

Das Buch ist nicht mehr so leicht zu bekommen und auch wenn es mir gefällt, gibt es bestimmt andere gute Sammelbände kanadischer Kurzgeschichten, die sich ebenso lohnen. Solltet ihr es aber wie ich einmal in einem öffentlichen Bücherschrank finden, schnappt es euch ruhig und taucht ein wenig in die verschiedenen Kanadas ein, die ihr präsentiert bekommt!

[Lesenswert] Gun Love – Jennifer Clement

Zwar ist mein eigener „will ich unbedingt bald lesen“-Bücherstapel mit über 80 Exemplaren nicht gerade klein, doch wenn mein Opa mir ein Buch empfiehlt, wird dies natürlich zuerst gelesen. Somit kam ich vor Kurzem in den Genuss von Gun Love von Jennifer Clement, welches ich in nur zwei Tagen verschlungen habe. Warum, erzähle ich euch nun!

Worum geht’s Die 14-jährige Pearl lebt gemeinsam mit ihrer Mutter Margot in einem kaputten Auto auf einem Trailerpark irgendwo in Florida. War dies eigentlich nur als „Notlösung“ gedacht, nachdem Margot als schwangerer Teenager ihr reiches Elternhaus verließ, wurde das Auto zu einem Zuhause, in welchem sich die beiden so gut es geht einrichten und versuchen, ihrem Alltag zu entfliehen. Ihr Leben am Rand der Gesellschaft verläuft recht ereignislos, bis plötzlich Eli in ihr Leben tritt.

Wie ist’s Das Buch wurde letztes Jahr enorm gehyped, somit sind meine Erwartungen natürlich hoch. Fangen wir mit meiner kurzen Kritik an, ich habe mehr Story erwartet. Es passiert nicht viel, man kann die Handlung in zwei Sätzen zusammenfassen, aber das Buch fesselt trotzdem. Dies liegt an der wunderbar bildgewaltigen Sprache, welche in der Übersetzung ebenfalls sehr gut funktioniert. Die unterschiedlichen Charaktere werden dem Leser wirklich poetisch nahegebracht und allein die ersten beiden Sätze „Meine Mutter war eine Tasse Zucker. Man konnte sie jederzeit ausleihen“ haben mich gekriegt. Das Sozialsystem „Trailerpark“ mit seinen unterschiedlichen Bewohnern und deren Probleme geben einen guten Einblick in das gegenwärtige Amerika (wobei, die Opioidkrise fast noch zu kurz kommt) und thematisieren besonders das Thema „Schusswaffen“.

Das Buch fesselt einen nicht durch seine Story, es ist fast egal, wie es weitergeht, solange es denn noch Seiten gibt, die man lesen kann. Man wartet auf kein Ende, weder auf ein happy end noch etwas Schlimmes, sondern lebt mit Pearl und ihrer Mutter von einem Tag in den anderen. Einige Sätze lassen einen beim Lesen innehalten, da sie wirklich so treffend sind, dass es wehtut. Es ist kein leichtes Buch, welches ich für unterwegs empfehlen würde, sondern wenn man Zeit hat, nicht ständig (durch Bahndurchsagen etc) abgelenkt wird und in der mit Worten gemalten Kulisse versinken kann.

Für mich definitiv eines der besten Bücher, welches ich seit einiger Zeit gelesen habe und ganz klar eine Leseempfehlung. Für so ziemlich jeden übrigens, nur nicht für Hardcore-Thrillerfans, die werden mit nämlich keine Freude haben.

[Lesenswert] Knots & Crosses – Ian Rankin

Diese Woche will ich euch den Krimi Knots & Crosses von Ian Rankin vorstellen, welchen ich in Tel Aviv in einem öffentlichen Bücherschrank fand und dort auch zurückließ (ihr könnt ihn links oben im Bild sogar sehen *g*). Mir kam der Name Ian Rankin irgendwie bekannt vor – dass er ein enorm bekannter schottischer, noch lebender, Krimi-Autor ist, wusste ich allerdings nicht.

Worum geht’s Das Buch Knots & Crosses (dt. Verborgene Muster) ist das erste Buch aus seiner Inspektor John Rebus Reihe. In Edinburgh verschwinden junge Mädchen, welche nach wenigen Tagen tot aufgefunden werden. John Rebus, der mit allerlei privaten Problemen zu kämpfen hat, wird auf diesen Fall angesetzt und erhält zeitgleich mysteriöse Briefe, die zu einem Teil seiner Vergangenheit gehören, welchen er am liebsten vergessen würde.

Wie ist’s Man hat hier einen Krimi-Roman, in welchem der eigentliche Krimi so gar nicht im Mittelpunkt steht. Es dreht sich um die traumatisierte, sehr klischeehaft dargestellte Hautperson John Rebus, dessen aktuelle Beziehungen zu Ex-Frau, Tochter und neuer möglicher Frau an seiner Seite sowie um seine Vergangenheit. Die verschwindenden Mädchen nehmen einen überhaupt nicht mit, die Aufklärung des Falles scheint nicht zu eilen. Da es das erste Buch einer Reihe ist, werden die Charaktere mit vielen Worten, aber leider auf wenigen Ebenen dargestellt und haben mich so gar nicht gekriegt. Bis zum Ende hin musste ich immer wieder überlegen, wer jetzt John, wer Jack und wer Jim ist 😉

Da das Buch schon einige Jahre älter ist, macht man eine kleine Zeitreise. Es wird ständig und überall geraucht sowie getrunken und Mobiltelefone sind noch nicht allgegenwärtig. Es erinnert ein wenig an alte Detektivromane, wo der Kommissar immer mit einer Pfeife herumrennt, nur rennt hier eben niemand, sondern es wird die Vergangenheit offengelegt.

Ian Rankin ist sehr erfolgreich, das kann aber definitiv nicht an diesem Buch liegen. Da muss man dann schon die weiteren John Rebus Romane lesen, denke ich. Was ich nach dieser Lektüre aber nicht machen werde, da es einfach nicht spannend und fesselnd war, wie ich mir das von einem Krimi wünsche. Stattdessen ist es eher eine flache Charakterstudie, welche sehr einfach und vorhersehbar ausfällt – und mir viel zu viel um Erektionsprobleme geht, also nee. Sollte es in nächster Zeit wieder mal ein Krimi sein, bevorzuge ich doch weiterhin Jussi Adler-Olsen.

[Lesenswert] A Handful of Rice – Kamala Markandya

Zwei Dinge freuen mich besonders: wenn ich englischsprachige Bücher in öffentlichen Bücherschränken finde und wenn diese dann noch von indischen Autoren sind oder zumindest thematisch Indien behandeln. Als ich A Handful of Rice von Kamala Markandhya fand, war ich also doppelt glücklich und habe das Buch genutzt, um meine Flixbus-Reise nach Düsseldorf angenehmer zu gestalten 🙂

Worum geht’s Ravi zieht es – wie so viele Jugendliche in Indien – in die Stadt und er lässt seinen Vater im Dorf zurück. Dort angekommen, schlägt er sich zunächst mit kleinkriminellen Jobs durch, bis er betrunken versucht, bei der Familie des Schneiders Apu einzubrechen. Es entsteht eine Beziehung zwischen der Familie und ihm, die schließlich immer enger wird, da er sich in die jüngere Tochter Nalini verliebt.

Wie ist’s Ich finde nicht, dass es sonderlich großartig geschrieben ist, um heute einmal negativ zu starten. Es ist nicht spannend, die Schreibart aber auch nicht poetisch, es wird vielmehr knapp heruntererzählt, was passiert. Emotionen findet man hier wenige und Empathie konnte ich für die verschiedenen Charaktere auch nicht entwickeln. Aber es ist ein sehr gutes Portrait einer indischen (Groß-)Familie, die mit dem Überleben kämpft, ihren Alltag gestaltet und immer wieder vor neue Hindernisse und Katastrophen gestellt wird.

Somit finde ich das Buch vom thematischen Aspekt her dennoch sehr gelungen, da Armut sehr facettenreich portraitiert wird. Oftmals habe ich auch gedacht „ja, stimmt, so haben mir das Freunde in Indien erzählt“ oder Episoden gelesen, die ich selbst schon beobachtet habe. Kamala Markandayw wird aber für ihren Schreibstil gepriesen und da kann ich nicht mitmachen, denn den fand ich leider schwach. Wenn ihr aber ein sehr realistisch geschriebenes Familienepos (auf dafür verdammt wenigen Seiten) lesen wollt, welches im städtischen, indischen Unterschichtenmilieu spielt, dann ist das euer Büchlein. Ich will definitiv noch Nectar in a Sieve von ihr lesen, welches schon 1955 erschienen ist und enorm gefeiert wurde.

Kennt ihr zufällig etwas von der Autorin, vielleicht ja sogar a handful of rice? Wie hat es euch gefallen? Welche indische, gerne zeitgenössische Schriftstellerin neben Arundhati Roy könnt ihr mir empfehlen?

[Lesenswert] Das Rosie-Projekt – Graeme Simsion

Da ich versuche, mindestens ein nichtwissenschaftliches Buch die Woche zu lesen, kann ich euch dieses jeweils gleich im Anschluss vorstellen. An nur zwei verregneten Nachmittagen in London habe ich mich mit Das Rosie-Projekt des australischen Schriftstellers Graeme Simsion beschäftigt und es nun wieder brav in den öffentlichen Bücherschrank gebracht, damit es jemand anderem Freude bereiten kann. Wer unkonventionelle Liebesgeschichten mag, der sollte unbedingt weiterlesen!

Worum geht’s Don Tillmann (welcher mich irgendwie an Sheldon und Sherlock erinnerte) ist ein Wissenschaftler. Und sucht eine Frau zum Heiraten. Da ihm soziale Beziehungen nicht unbedingt liegen (das Aspergersyndrom schwankt hier immer mit), entwickelt er einen sechszehnseitigen Fragenkatalog, welchen potentielle Kandidaten auszufüllen haben. Die Psychologiedoktorandin und Barkeeperin Rosie stolpert zufällig in sein Leben, entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen von einer „passenden“ Frau, aber spätestens als sie gemeinsam auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater gehen, bei welcher Don seine Expertise unter Beweis stellen kann, beginnen sich seine „Ideale“ zu verändern.

Wie ist’s Zunächst einmal ist dieses Buch enorm gehyped worden und hat einen Nachfolgeroman bekommen. Meist liegt mein Geschmack abseits des Mainstreams und dann auch noch eine Liebesgeschichte..aber ich wollte es zumindest einmal versuchen. Es ist lustig geschrieben, es kommen unerwartete Wendungen, die einen überraschen und fesseln, doch ändern sie nichts am Plot, dessen Ende einem schon zu Beginn klar ist. Die Figuren sind ausführlich beschrieben, man kann ihr Handeln nachvollziehen und mitfühlen, teilweise finde ich sie aber zu sehr in stereotype Kategorien gepackt. Da hätte der Autor einfach ein wenig mehr Nuancen nutzen können.

Es ist und bleibt eine Liebesgeschichten. Welche eben einmal etwas ausgefallenere Charaktere hat. Es ist seicht, man kann das Buch in einem Rutsch runterlesen oder ohne Probleme nach einer Unterbrechung wieder in die Story finden. Die ideale Urlaubs-/Strandlektüre oder wenn man zur Arbeit pendelt. Den Nachfolger werde ich nicht lesen, dazu hat es mich einfach nicht genug begeistert, aber sollte Simsion vielleicht bei seinem nächsten Werk thematisch in eine andere Richtung gehen, wäre ich dabei.

Kennt ihr das Rosie-Projekt und vielleicht sogar den zweiten Band? Wie hat euch die Geschichte gefallen und an wen hat euch Don erinnert?

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