Da ich die letzten Tage krank im Bett lag (immer noch mit negativem Test), hatte ich Zeit, ein bisschen meine Netflix-Liste abzuarbeiten, auf der sich mittlerweile einige Filme und Serien tĂŒmmeln. Welche ich auch alle iiiiiiirgendwann mal sehen mag, am Ende dann aber meistens doch nur Star Trek gucke đ Bis jetzt! Heute habe ich drei Serien- und eine Filmempfehlung fĂŒr euch, die alle eher weniger gute Laune machen, da es nicht wirklich schöne Themen sind, die hier behandelt werden. Aber ich fand alles spannend und gut gemacht und kann sie somit weiterempfehlen!
THE SERPENT
In dieser achtteiligen Serie dreht sich alles um den Serienmörder Charles Sobhraj, der mit seinem Freund Ajay und seiner Partnerin Marie junge Backpacker in Asien fĂŒr ihr Geld und ihre ReisepĂ€sse tötet. Mit diesen neuen IdentitĂ€ten reisen sie umher, geben sich als EdelsteinhĂ€ndler aus und treiben ihr Unwesen mit naiven, gerade erst die Welt entdeckenden Menschen. Ich hatte bisher noch nie von diesen Menschen gehört und war geschockt, zu was man alles fĂ€hig ist, wenn die eigene Gier unendlich scheint. Besonders da ich (immer noch) dieser naive Mensch mit Rucksack bin, der gerne couchsurft und fremden Menschen nicht mit Misstrauen begegnet, hĂ€tte ich hier auch sofort unter den Opfer sein können.
Besonders spannend ist diese Serie aber dank Hermann Knippenberg, einem niederlĂ€ndischen jungen Diplomaten, der es sich zur Aufgabe setzt, Sobhraj mit der Polizei dingfest zu machen. Eigentlich ist er fĂŒr Drogenschmuggel zustĂ€ndig, doch dann gelangt diese Vermisstenanzeige zweier niederlĂ€ndischer Backpacker bei ihm und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Weder seine noch andere Botschaften in Thailand oder gar die Polizei sind zunĂ€chst sonderlich hilfreich, sondern legen ihm sogar noch Steine in den Weg. Aber gemeinsam mit seiner Frau, einem anderen engagierten Diplomaten und schlieĂlich den Nachbarn von Sobhraj kann Knippenberg herausfinden, welche undenkbaren Ausmasse das alles in Wahrheit hat!
FĂŒr mich war die Serie sehr spannend gemacht, durch dieses Katz und Maus-Spiel will man einfach weiterschauen und ich mochte die Schauspieler sehr, da es mir unbekannte, real aussehende Menschen waren. Dass alles in Thailand, Nepal, Indien etc spielt, fand ich doppelt gut, da ich die meisten Ort und auch die dort vorherrschende AtmosphĂ€re kannte, sie jetzt aber eben ein paar Jahrzehnte vor meiner Zeit erleben durfte! Also keine leichte Kost, aber absolut sehenswert! Danach verbringt man definitiv noch einige Zeit im Internet und recherchiert, was jetzt wirklich wann mit wem geschehen ist und schlĂ€ft nicht unbedingt gut.
ATHLETE A
Diese Dokumentation behandelt (achtung TW!) den Missbrauchsskandal um den Sportmediziner Larry Nassar, der ĂŒber Jahrzehnte Turnerinnen sexuell genötigt hat. Wie Recherchen der Zeitung The Indianapolis Star aufdeckten, war dies der dazugehörenden Organisation USA Gymnastics bekannt, die informierten Personen beschlossen aber, diese VorwĂŒrfe nicht an die Polizei zu geben, sondern sie unter den Teppich zu kehren. Wodurch Nassar noch jahrelang praktizieren und viel mehr junge MĂ€dchen missbrauchen konnte.
Eine sehr gut gemachte Doku aus dem Bereich Leistungsturnen, der einen Einblick in das ohnehin schon sehr schwere Leben der immer jĂŒnger werdenden Turnerinnen zeigt, die nur ein Ziel haben: Olympia. Und wie in Interviews klar wird, dazu sogar diesen Missbrauch „in Kauf genommen“ haben und viele sich nicht gemeldet haben, sondern es zunĂ€chst still erduldeten. Es zeigt eine Welt, in der die Gesundheit der MĂ€dchen nur wenig zĂ€hlt und es nur auf ihr Funktionieren ankommt.
QUICKSAND
Die schwedische Miniserie (ebenfalls acht Folgen) basiert auf dem Roman Im Traum kannst du nicht lĂŒgen und dreht sich um einen Amoklauf ein einer Eliteschule in Stockholm. Die gerade 18 gewordene Maja ist die einzige Ăberlebende, steht nach kurzer Zeit aber unter dringendem Tatverdacht. Denn ihre FingerabdrĂŒcke sind auf einer der Waffen zu finden und der SchĂŒtze war ihr Freund Sebastian.
In RĂŒckblenden wird nun das Leben aller beteiligten Personen und ihre Beziehungen erzĂ€hlt, was auf eine sehr gute Weise geschieht. Denn niemand wird sonderlich sympathisch dargestellt, alle haben ihre Ecken und Kanten, was die Serie sehr real macht. Die Schauspieler fand ich ebenfalls sehr gut ausgewĂ€hlt und die Charakterentwicklung funktioniert fĂŒr mich. Da man bis am Ende nicht weiĂ, was genau passiert ist, rĂ€tselt man mit und ĂŒberlegt immer wieder, ob Maja denn zu solch einer Tat in der Lage war, ob es Panik, Selbstschutz oder eben doch Hass war, der dort die Ăberhand gewonnen hat. Wieder ein dunkles Thema, aber fĂŒr mich eine sehenswerte, kurze coming of age-Serie, die zum Nachdenken anregt.
EVEREST
Dieses Bergsteigerdrama aus dem Jahr 2015 beruht ebenfalls auf wahren Begebenheiten, was alles leider noch dramatischer macht. Seit 1992 wird die Gipfelbesteigung des höchsten Berges der Welt kommerziell angeboten und somit nehmen in diesen Gruppen auch Menschen teil, die alleine nie auf den Berg kommen wĂŒrden. Plus kommen immer mehr Menschen nach Nepal, um dieses Abenteuer zu erleben, was u.a. zu Platzproblemen (vielleicht erinnert ihr euch an die Stau-Bilder vom Gipfel) auf dem Berg fĂŒhrt. In diesem Film folgen wir dem neuseelĂ€ndischen Expeditionsleiter Rob Hall, der gemeinsam mit zwei weiteren WanderfĂŒhrern und einer Gruppe von Sherpas acht Teilnehmer auf den Gipfel bringen wird. Scott Fischer von einem konkurrierenden Unternehmen ist ebenfalls mit einer Expedition vor Ort und dann gibt es noch eine israelische und eine indische Gruppe, also seeehr viele Menschen fĂŒr sehr enge Wege, die man gezwungenermassen beim Aufstieg nur hintereinander und mit Abstand gehen muss. Rob versucht mit allen zu verhandeln, wie man zusammenarbeiten könnte, stöĂt aber gröĂtenteils aus Ignoranz, was am Ende Leben kosten wird.
Da ich nicht allzu viel von der Story (wenn ihr sie nicht aus den Medien kennt) spoilern mag, erzĂ€hle ich lieber ĂŒber die wundervollen Landschaftsaufnahmen, die mich beeindruckt haben. Die HĂ€rte der Landschaft, der Kampf ums Ăberleben (was ein Aufstieg in solch eine Höhe sowieso immer fĂŒr den Körper ist) und das Funktionieren einer solchen Expeditionsgruppe wird in meinen Augen sehr gut dargestellt. Die Rolle von Robs hochschwangerer Frau, die normalerweise auch dabei ist, jetzt aber zuhause warten muss, fand ich einerseits sehr gut gemacht, andererseits hĂ€tte man hier aber etwas mehr RĂŒcksicht nehmen sollen und z.b. nicht wortgetreu bleiben sollen, wenn es um die GesprĂ€che mit ihrem im Eis gefangenen Mann geht.
Wortgetreu konnte dieser Film werden, da der bekannte Autor Jon Krakauer (damals arbeitete er fĂŒr das Sportmagazin Outside und sollte die Expedition begleiten) vor Ort war und alle GesprĂ€che etc mithörte und spĂ€ter in seinem Buch veröffentlichte. Dieses wurde durch andere Leute teilweise stark kritisiert und der russische BergfĂŒhrer Anatoli Nikolajewitsch Bukrejew (im Team von Scott Fischer) brachte ein eigenes Buch heraus. Hier geht es etwas um die verschiedenen Schuldzuweisungen, wie es zu der Tragödie kommen konnte, was auch in dem Film herausgearbeitet wird. Wer es ganz genau wissen will, muss aber selbst noch etwas recherchieren bzw die ganze Wahrheit herausfinden, kann man es nicht, da man eben nicht dabei war. Im Film bekommt man aber mehrere Perspektiven angedeutet, was gut ist.
Serienmörder, Missbrauch, Amoklauf und eine tragische Bergexpedition..ich schwöre, ich habe auch weniger dĂŒstere Filme und Serien auf meiner Liste, aber ich finde es immer wahnsinnig spannend, wenn etwas auf einer wahren Begebenheit beruht. Als nĂ€chstes werde ich mich aber glaube ich meinen Animes zuwenden, die ich auch schon ewig sehen mag und bin gespannt, ob diese Ă€hnlich dĂŒster sind (damit meine ich Klassiker wie Prinzessin Monokone, welche ich noch nicht kenne). Was schaut ihr aktuell und könnt es weiterempfehlen? đ