Einerseits habe ich schon genug Piercings in meinen Ohren und andererseits kann man davon doch irgendwie nie wirklich genug haben. Jedenfalls juckt es mich schon seit einiger Zeit und da ich nun mit dem Gedanken spiele, mir ein Daith Piercing stechen zu lassen, dachte ich mir, erzähle ich euch mal ein wenig mehr über dieses in den letzten Jahren immer beliebter gewordene Ohrpiercing!



Ein Daith Piercing ist ein Piercing, das durch die kleine Knorpelfalte, welche fast waagerecht innerhalb der Ohrmuschel verläuft und sich direkt oberhalb des Gehörgangs befindet. Ich habe mal versucht, euch diese Stelle im Bild oben genau einzuzeichnen. Es hängt somit auch von eurer Anatomie ab, ob das Piercing bei euch überhaupt gestochen werden kann, denn nicht immer ist diese Knorpelfalte intensiv genug ausgebildet. Diesen Bereich bezeichnet man nun als Daith-Bereich (kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Wissen), woher das Piercing seinen Namen hat und erfunden haben soll es – wie auch schon das Rook-Piercing – Erik Dakota in den 90er Jahren. Also kein traditionelles Piercing, welches die Menschheit schon seit Ewigkeiten trägt, sondern etwas Neueres, da man sich an den festen Knorpel heranwagt.

Interessanterweise nutzt man genau diesen Punkt am Körper auch in der TCM Akupunktur, wenn man Migräne behandelt und natürlich solltet ihr da immer vorher euren Arzt konsultieren, aber man kann sich wohl auch ein Daith Piercing gegen Migräne stechen lassen. Es ist nicht medizinisch bewiesen, aber wenn man sowieso ein neues Ohr-Piercing haben mag, wieso nicht an dieser Stelle, die dann vielleicht auch noch eine positive Nebenwirkung hat? Wobei natürlich jedes Piercing auch seine Risiken hat und es somit über erst nach reiflicher Überlegung zum Stechen kommen sollte.

Fangen wir mir den Schmerzen an, welche natürlich individuell unterschiedlich sind. Aber da das Daith Piercing durch den dicken Knorpel gestochen (oder gestanzt, sprecht da mit dem Piercer eures Vertrauens) wird, sollte der Schmerz intensiver als eben am weichen Ohrläppchen sein. Im Internet fand ich häufiger die 6/10 Schmerzbewertung und da würde ich bei meinem anderen Knorpelpiercing (welches ein Rook ist) zustimmen. So schlimm war der Schmerz nicht, aber mein Piercer musste da ganz schön viel Kraft aufwenden und die Nadel ging etwas langsamer durch, wodurch es länger dauerte. Dramatisch war das aber nicht, sondern absolut aushaltbar für mich.

Die Heilungszeit ist bei solch einem Knorpelpiercing ebenfalls länger, typischerweise dauert sie irgendetwas zwischen drei bis zwölf Monaten. Es ist natürlich enorm wichtig, diese frische Wunde an eurem Körper gut zu pflegen, regelmäßig zu reinigen und nicht daran herumzuspielen. Ja, ich weiß selbst, wie leicht das gesagt ist, aber je mehr man daran herumspielt, umso länger dauert der Heilungsprozess oder noch schlimmer, das Piercing entzündet sich und wird unnötig schmerzhaft. Ich konnte bei meinen Ohr-Piercings oft wochenlang nicht auf der jeweiligen Seite schlafen beziehungsweise musste ich meine Hand unter den Kopf legen. Aber so war die frische Piercingstelle vor unnötigen Berührungen, Druck und Reibungen geschützt und konnte gut abheilen, wobei ich da sehr penibel bei der Pflege war und auch keine Mützen etc trug.

Eine der attraktiven Eigenschaften von Daith Piercings ist ihre Vielseitigkeit im Stil und bei der Schmuckauswahl. Von minimalistischen Ringen bis hin zu auffälligen Steckern oder geschmückten Ringen gibt es eine riesige Auswahl, die es euch ermöglicht, euren persönlichen Stil auszudrücken und natürlich auch, dass ihr das Schmuckstück oft wechseln könnt.

Sehr beliebt sind gerade und gebogene Barbells, aber auch Captive-Ball-Ringe sind hier eine tolle Option. Da meine Piercings alle sehr schlicht und silbern sind, würde ich mich hier wahrscheinlich für eine sehr filigrane Variante des Captive-Ball-Rings entscheiden, wie ich ihn auch an meinem anderen Ohr als Rook trage. Wobei ich auch mir gut vorstellen kann, hier hin und wieder zu einem etwas auffälligerem Design oder einem anderen Material zu wechseln und vielleicht mal etwas mutigeren Schmuck zu tragen.

Mir gefällt das Daith Piercing sehr gut, da es außergewöhnlich, aber nicht so „alle Blicke sofort auch sich ziehend“ ist, sondern eher ein kleines Understatement auf den zweiten Blick, welches man durch verschiedenen Schmuck immer wieder in einen anderen Kontext setzen kann. Positiv finde ich, dass ich den Schmuck an meinen Ohren selbst wechseln kann und nicht zum Piercer muss oder wie bei meinen Dermal Anchors nur die Option „rein“ und „raus“ habe 😉 Man hat hier einfach mehr Gestaltungsfreiheit und das ist großartig!

Natürlich muss ich noch einmal kurz betonen, dass jedes Piercing ein Eingriff am Körper ist, welcher mit Risiken verbunden ist. Somit überlegt es euch genau, bevor ihr euch ein Piercing stechen lasst – und geht nur zu einem Studio, welches vertrauenserweckend ist! Lernt gerne aus meinem Fehler: ich habe mir spontan mit 18 Jahren mein erstes Zungenpiercing in einer absolut unseriös erscheinenden Bruchbude stechen lassen, weil ich es sofort haben musste. Ich hatte noch Glück, dass ich nur mit Schmerzen, einer Entzündung sowie enormer Schwellung der Zunge und dem finanziellen Verlust konfrontiert wurde UND das Piercing später noch einmal problemlos bei meinem Piercer stechen lassen konnte. Welches ich auch 21 Jahre später noch glücklich trage! Und nun viel Spaß beim Piercen! 😉

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