Schlagwort: Buchkritik

[Lesenswert] Undank ist der Väter Lohn – Elizabeth George

Heute stelle ich euch das bisher dickste Buch vor, das ich in 2016 gelesen habe. Ok, das ist Ende März jetzt nicht unbedingt schwierig, aber der Wälzer hat 725 Seiten und mir somit einige Tage Unterhaltung beschert 😉 Diesmal hatte ich mir aus dem öffentlichen Bücherschrank Undank ist der Väter Lohn von Elizabeth George ausgesucht, was wieder so eine Autorin ist, die ich vom Namen her gefühlt ewig kenne, aber noch nie etwas von ihr gelesen habe. Somit wurde es dringend einmal Zeit!

Undank ist der Väter Lohn Elizabeth George

Worum geht’s Ein Londoner Komponist begeht nach seiner gefeierten Premiere überraschend Selbstmord. In einem Moor im Umland werden einige Wochen später von einer Spaziergängerin zwei Leichen gefunden. Inspector Lynley und sein Sergeant Barbara Havers, welche eigentlich gerade an ihrer Arbeitsbeziehung arbeiten müssten, versuchen, diesen Fall zu lösen und eine Verbindung zwischen diesen beiden Ereignissen zu ermitteln. Je tiefer sie sich mit dem Leben der beiden Ermordeten befassen, umso mehr Abgründe öffnen sich und sie können sich vor Tatverdächtigen und Motiven kaum retten.

Wie ist’s Das Buch ist der 10. Band aus der Inspector Lynley-Reihe, wobei man diese definitiv nicht gelesen haben muss, um zu verstehen, was Sache ist. Die wichtigen Ereignisse aus Band 9 werden hinreichend erklärt und so versteht man, wer welche Beziehung mit wem warum hat. Persönlich mag ich es, wenn man in Bücher hineingeworfen wird, man also das erste Kapitel liest und absolut nichts versteht. Da ist David Baldacci weltklasse drin und auch Elizabeth George gelingt das hier super. Während man also kurz überlegt, wieso der Selbstmord geschah, wird man in eine zunächst absolut nicht damit verknüpfte Geschichte geworfen und vergisst den Anfang sogar. George schreibt enorm spannend, ich wollte das Buch nicht aus der Hand lesen und immer „nur noch ein Kapitel“ lesen, bis es weit nach Mitternacht war. Gut finde ich, dass ihre Kapitel meist um die 20 Seiten lang sind, man also abschätzen kann, wie lange man noch weiterlesen darf/muss.

Die Hauptpersonen und viele der Nebenakteure werden gut gezeichnet, ich mag, dass es keinen offensichtlichen Mörder gibt, den es nur zu fassen gilt, sondern so viele Verdächtige, dass man als Leser irgendwann gar nicht mehr weiß, was wichtig und was unwichtig ist. Die vielen falschen Fährten, die aber doch so passend erscheinen, machen einfach richtig Spaß und man rätselt mit der Polizei einfach nur mit, läuft einer falschen Idee hinterher, verrennt sich kurz und hat dann doch wieder einen Gedankenblitz. Wirklich großartig geschrieben, dazu dann noch teils schwarzer Humor, herrlich! Mir gefiel sogar, dass die Geschichte im Städtischen (in London) und auf dem Land (in einem Moor) angesiedelt ist und man so neben den unterschiedlichen, ermittelnden Kommissaren komplett verschiedene Settings hat, die detailreich beschrieben werden. Auch die schwierig erscheinende Beziehung zwischen Lynley und seiner bis zu diesem Buch sehr harmonisierenden Ermittlerin Barbara Havers ist ein spannender Erzählstrang, der die Gesamtgeschichte noch einmal bereichert.

Es passiert sehr viel in diesem Buch und diese Fülle macht es für mich aus! Das Ende kommt überraschend, was mich sehr wunderte, denn ich hatte doch jetzt meine eigenen drei Theorien und dann kommt da noch einmal etwas ganz anderes um die Ecke! Wunderbar und absolut glaubhaft von der Autorin gelöst!

Wer Krimis mag und von der Seitenanzahl nicht abgeschreckt ist, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist zwar schon 2001 erschienen, aber ach, das macht überhaupt nichts! Spannung verjährt nicht, würde ich dazu sagen! Und wer schreiben kann, der kann!

[Lesenswert] Wo die wilden Maden graben – Nagel

Manchmal hat man einfach Glück! Als ich vorletztes Wochenende in Berlin war, fand ich nämlich nicht nur auf Anhieb eine tolle Wohnung zur Zwischenmiete, sondern auch dieses Buch auf der Straße. Ok, auf einem Stromkasten an der Straße, aber so kleinlich sind wir ja nicht. Als ich vor Freude kurz hüpfte, da es sich um Wo die wilden Maden graben von Nagel, wurde ich von meinem Begleiter etwas schief angesehen („nimmst du das etwa mit?!“), aber ach, ich war früher/bin absolut vernarrt in Deutschpunk und Muff Potter stand da ziemlich weit oben (natürlich nur übertroffen von Turbostaat!). Wer sich jetzt denkt, was redet sie da, Nagel bzw Thorsten Nagelschmidt war der Sänger, Texter und Gitarrist der Band.

Wo die wilden Maden graben

Worum geht’s Um das Leben auf Tour und den von leere geschwängerten Pausen dazwischen, in denen man sich irgendwie mit dem Alltagsleben der anderen und der eigenen „Heimkehr“ arrangieren muss. Wir haben Kleinstadtleben, öde, mies bezahlte Jobs, um sich das Touren in den Anfangszeiten zu finanzieren, Beziehungsprobleme und die Frage, wer man ist und wer man sein mag. Auf der anderen Seite gibt es das Tourleben, wo man nie weiß, was einen wo am nächsten Tag erwartet, von genialen zu schrecklichen Auftritten schwankende Abende und Tankstellen, Ok, Schweizer Zollbeamte, die Probleme generieren, gibt es tatsächlich auch noch, einige Dinge ändern sich nie 😉

Wie ist’s Ob man die deutsche Punkband Muff Potter (und ihre genialen Songtexte) kennt, ist für dieses Buch egal, denn Nagel gelingt es, den Lesern sofort mitzunehmen auf Tour. Man steigt in diese emotionale Achterbahn ein, fühlt sich einen Abend auf der Bühne mit ihm unsterblich, um am nächsten Tag im Bus zwischen A und B in der Tristesse zu versinken. Das Runterfallen von dem Touralltag in die Leere „zuhause“ wird sehr spannend beschrieben, oftmals mit einer klaren, aber irgendwie durch ihre Formulierungen im Gedächtnis bleibenden, Sprache. Die Beziehungen zu den anderen Bandmitgliedern im Kontrast zu den Beziehungen mit den „Freunden zuhause“ und den wechselnden Freundinnen werden fast schon schmerzend-ehrlich analysiert, manchmal kann das Lesen wehtun. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und verschlungen – da ich es nicht aus der Hand legen wollte, habe ich es in zweimal komplett gelesen und würde es jetzt (trotz recht kurzer Kapitel) nicht für unterwegs empfehlen. Denn es nimmt einen mit und manchmal ist einem danach nicht unbedingt nach Arbeit etc, sondern nach über das Leben nachdenken!

Vom Ventilverlag bin ich nur gute, nicht unbedingt dem Mainstream entsprechende Bücher gewöhnt und auch dieses Mal wurde ich absolut nicht enttäuscht. Schweren Herzens habe ich es in den öffentlichen Bücherschrank gestellt, gerne hätte ich es behalten, aber nein, es sollen noch mehr Leute in seinen Genuss kommen! Hoffentlich finde ich irgendwann zufällig ein anderes Buch des Autors (welcher auch als Hörbuchsprecher sehr gut anzukommen scheint), denn es gibt noch mehr! 🙂 Wer gerne Bücher von/über Bands und ihr Leben liest, wird hier (wenn auch fiktiv) gut bedient, es ist allerdings nicht nur Sex, Drugs and Rock’n’Roll!

Sind da draußen noch mehr Muff Potter Fans? Mein letztes Shirt liegt noch immer (total verwaschen und verzogen) im Schrank, wegwerfen ist nicht 😉 Meinen Jutebeutel trage ich aber weiterhin gerne spazieren! Was ist euer Lieblingslied der Band und kennt wer zufällig dieses oder andere Bücher von Nagel? Fragen über Fragen heute!

[Lesenswert] Glennkill – Leonie Swann

Heute habe ich mal wieder einen „Buch-Oldie“ für euch, aber wenn man sich durch den öffentlichen Bücherschrank liest, findet man meist ja etwas ältere Modelle. 2007 ist der Schafskrimi Glennkill von Leonie Swann nämlich schon erschienen und ich erinnere mich sogar, wie sehr das Buch damals gehyped wurde. Gekauft hätte ich es mir definitiv nie, als ich es aber so im Regal stehen sah, fand ich es vom Einband doch ganz lustig und dachte mir, ich lasse mich mal drauf ein. Dass auf jeder Seite unten ein Schaf gezeichnet ist, welches sich als Daumenkino entpuppt, hat mein Herz dann noch etwas mehr hüpfen lassen und ich war gespannt, wie die Geschichte so ist!

Glennkill - Leonie Swann

Worum geht’s Der Schäfer George liegt eines Tages tot auf der Weide, ein Spaten steckt in seiner Brust. Seine Schafe (eine sehr gemischte Gruppe) beginnen zu ermitteln, was es mit seinem Tod auf sich haben könnte, während gleichzeitig auch alle im Dorf munkeln und beginnen, sich gegenseitig zu verdächtigen. Anscheinend war doch nicht alles Idyll im harmonischen Schäferleben, es scheint im Dorfe ganz schön zu brodeln und mehr Verdächtige zu geben, als erwartet..

Wie ist’s Die Story selbst ist nicht sehr elaboriert, sondern dümpelt eben langweilig vor sich hin. Mich persönlich hat die Idee von schlauen, miteinander sprechenden und Menschen verstehenden Schafen leider gar nicht gekriegt, ich musste mich wirklich quälen, das Buch zu beenden, da die Geschichte nicht fesselnd war und ich die Schafsperspektive nicht mochte. Was also ganz konträr zu dem Erfolg dieser Tierkrimis ist, aber ach, was will man machen 😉

Die Schafe haben verschiedenste Charaktere und werden mit einigem Wortwitz beschrieben, was ich durchaus nett fand, aber wie gesagt, ich bin zu engstirnig *g* Irgendwie dachte ich während des Lesens ständig, dass ich ein Kinderbuch vor mir habe, wo es eben auch um Mord geht. Meist lese ich Bücher in wenigen Sessions, hier habe ich es ständig wieder weggelegt und insgesamt fast einen Monat gebraucht, da es mich nie zum Weiterlesen gezogen hat, sondern ich lieber etwas anderes las. Es gibt viele Fans dieser Schafskrimi-Reihe, für mich war es leider so gar nichts, aber immerhin weiß ich das jetzt und kann es von der Liste streichen.

Mögt ihr Bücher, in denen Tiere sehr menschlich agieren und z.b. Mordfälle aufklären oder ist das auch nicht euer Ding? Hat zufällig wer dieses Buch gelesen? Was sagt ihr dazu? Ich stand ihm ja von Anfang an skeptisch gegenüber, hätte mich aber gerne überzeugen und fesseln lassen.

[Lesenswert] I want it that way – Ann Aguirre

Da ich immer wieder gerne Hörbücher aus dem sogenannten Young Adult-Bereich vorm Einschlafen/beim Fertigmachen etc höre und das sehr entspannend finde, dachte ich mir, lese ich doch auch mal etwas aus diesem Genre. Dafür ausgesucht habe ich mir beim Mira Taschenbuch Verlag (danke schön hierfür!) das Buch I want it that way von Ann Aguirre. Die Autorin war mir bis dahin unbekannt, sie ist aber eine gefeierte New York Times-Bestsellerkandidatin und hat schon elf Bücher veröffentlicht. I want it that way ist auch der erste Band einer Trilogie, von der dieses Jahr endlich Band 3 erscheinen wird!

I want it that way

Worum geht’s Nadia zieht gemeinsam mit ihren Freunden in eine WG, wo sie den attraktiven Nachbarn Ty trifft. Sie selbst hat neben Studium und Job eigentlich schon kaum Zeit für ihre Freunde und erst recht nicht für einen Freund. Doch mit dem alleinerziehenden Vater scheint sie eine ganz besondere Verbindung zu haben und so nimmt das Leben seinen Lauf, Pläne hin oder her.

Wie ist’s Schon das Cover dürfte euch ganz klar sagen, was hier Sache ist. Wir haben die typische Young Adult-Story von einer Mann-Frau-Anziehung auf den ersten Blick, die stärker als alles andere zu sein scheint und alle Hindernisse überkommen kann. Was ich als Hörbuch echt gerne mag, ist mir hier in Papierform aber irgendwie zu flach und ach, ich weiß nicht, einfach viel zu unrealistisch. Die Hauptpersonen (also Nadia und Ty) sind zwar schon „reifer“ in ihrem Denken, aber einige Dinge sind einfach so abrupt und wirken sehr gekünstelt. Ty als alleinerziehenden Vater stellt seinen Sohn in den Vordergrund und gibt sich mehr oder weniger auf, da er Schuldgefühle aus einer vorherigen Beziehung mit sich herumträgt; Nadia will es ihren Eltern recht machen und sowohl Studium als auch Job meistern, wobei sie ihre eigenen Wünsche ignoriert. Themen, die jetzt nicht neu sind, aber hier in Kombination sehr gut funktionieren.

Durch ihren Schreibstil schafft die Autorin, dass einen die Geschichte fesselt, natürlich will man ein Happy End am Schluss lesen, da einem die Personen durchaus sympathisch sind. Die Nebenpersonen hätten gerne auch noch etwas mehr Aufmerksamkeit haben dürfen, wobei die Beste Freundin von Nadia und ihr Bruder Thema des zweiten Bandes sind. Besonders gut gefiel mir das Bonuskapitel, was die Sicht von Ty zeigt (andere Autoren verpacken diese Geschichte noch einmal in ein ganzes Buch, hier war das Kapitel aber definitiv ausreichend, was ich ausreichend fand).

Wer Young Adult Literatur mag und Ann Aguirre noch nicht kennt, ich kann sie euch empfehlen und kann mir gut vorstellen, dass es genau nach eurem Geschmack ist. Für mich wäre es als Hörbuch einfach noch besser gewesen, beim Lesen brauche ich etwas „mehr“. Somit denke ich, werde ich mir Band 2 und 3 in Zukunft bestimmt irgendwann anhören, mich hat das Buch jetzt aber nicht soooooo umgehauen, dass ich sofort weiter hören müsste (wie es z.b. bei Tribute von Panem der Fall war). Da die Story in sich abgeschlossen ist und es mit anderen Personen weitergeht, kann man da durchaus eine Pause machen. Kennt wer von euch das Buch? Wie hat es euch gefallen und wie ist Band 2?

[Lesenswert] Todeswächter von Veit Etzold

Der Thriller war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Mama an meinen Opa und ich habe mir das Buch auch noch geschnappt, bevor es in den öffentlichen Bücherschrank gewandert ist. Der Todeswächter von Veit Etzold hätte mich von der Covergestaltung nämlich auch so im Geschäft angesprochen, das sah mit dem aufklappbaren Sarg einfach interessant aus!

Todeswächter von Veit Etzold

Worum geht’s In Berlin geschehen drei grausame Morde, eher Hinrichtungen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Doch finden die Ermittler des LKA (allein voran Pathopsychologin Clara) an den Leichen antike Münzen, welche doch auf eine Verbindung schließen lassen. Da es allerdings immer unterschiedliche DNA an den Tatorten und verschwundene Angehörige der Toten gibt, stehen die Ermittler zunächst vor einem Rätsel.

Wie ist’s Die Kapitel sind kurz und spannend geschrieben, somit liest man immer „noch eins“ und plötzlich ist es halb drei in der Nacht. Hier hat der Autor durchweg gewusst, wie man Spannung erzeugt. Der Wechsel zwischen Ermittlern und Killerperspektive ist ebenfalls spannend, mich hat die Geschichte nur irgendwie nicht so ganz gekriegt, die Personen waren mir „egal“, ich konnte keine Verbindung aufbauen. Die Dialoge zwischen den Ermittlern waren sehr flach und auch die einzelnen Beziehungen untereinander einfach unwichtig für die Story (es ist der dritte Band mit dieser Ermittlerin, hier hätte ich mir definitiv mehr gewünscht).

Die Geschichte mit ihren Wendungen ist aber nichts sonderlich Neues, das hat man alles so schon gelesen und würde mich spontan nicht motivieren, mehr von diesem Autoren zu lesen. Man weiß sehr schnell, wer der Mörder ist und aus welchem Motiv, es geht also nur noch im dessen Jagd und dann hat man ein sehr knappes, langweiliges Ende. Sehr gut gemacht fand ich, dass die Schauplätze in Berlin immer etwas beschrieben wurden, man ein gutes Gefühl für die Umgebung bekam und es zu meinem Berlinbild gepasst hat. Die vielen Nietzsche-Zitate passten zwar gut in die Thematik, wurden aber absolut nicht aufgegriffen und standen somit einfach isoliert zwischen der Geschichte herum – das hätte man bestimmt besser lösen können.

Insgesamt kein Buch, welches mir sonderlich lange im Gedächtnis bleiben wird (bis auf die Sache mit dem Hund, die verstörend war) und somit würde ich es jetzt auch nicht weiterempfehlen. Vielleicht muss man die beiden vorherigen Bände gelesen haben, um mehr in der Geschichte zu sein, so war es ein netter Zeitvertreib, aber mehr auch nicht. Hoffentlich freut sich der nächste Besitzer mehr darüber!

[Lesenswert] Die Farm – John Grisham

Von Autor John Grisham bin ich normalerweise Thriller gewohnt und so war ich die ersten hundert Seiten von A Painted House (deutscher Titel: Die Farm) sehr verwirrt. Es war nämlich nicht das typische „hier ist ein Mord etc passiert, klärt den jetzt auf“-Schema, sondern ein Roman. Da wurde ich doch sehr positiv überrascht, den Klappentext hatte ich mir nämlich gar nicht durchgelesen.

A painted house John Grisham

Worum geht’s Das Buch spielt im Jahre 1952 und wird aus den Augen des siebenjährigen Luke Chandler erzählt, der mit seinen Eltern und Großeltern auf einer Farm in Arkansas. Rechtzeitig zur Baumwollernte holt sich die Familie Hilfe auf die Farm, wie man es schon immer dort macht und diese besteht aus mexikanischen Arbeitern und sogenannten „Hill People“, welche als Lohnarbeiter mit ihrer ganzen Familie durchs Land ziehen. Das Buch behandelt sechs Woche aus dem Leben von Luke, in dem er mehr durchmacht, als man es als Siebenjähriger je tun sollte.

Wie ist’s John Grisham hat mich sehr überrascht, ich habe das Buch enorm genossen. Die Erzählart ist fesselnd, aber langsam, es wird sich Zeit für Details genommen, man kann die Umgebung richtig fühlen und schmecken. Man baut eine Beziehung mit Luke auf, es ist komisch, die Welt aus den Augen eines Kindes erzählt zu bekommen, welches allerdings seinem Alter weit voraus ist. So hat man neben schwer verdaulichen Themen, die er nicht immer zu fassen vermag, auch immer wieder lustige, eben kindliche Situationen, wie das erste Verknalltsein und Baseball. Man kann sich das Leben zu dieser Zeit als Farmer gut vorstellen und das muss wirklich schwer gewesen sein! Das Buch soll einige Parallelen zu Grisham’s eigener Kindheit aufweisen, was ich noch spannender finde, da ich bisher nichts über den Autor wusste. Insgesamt ein spannendes, unterhaltsames Werk, welches ich auf meiner Busreise von Toronto nach Montreal geradezu verschlungen habe (was etwas heißt, mir wird im Bus nämlich beim Lesen immer schlecht).

Kennt wer das Buch? Es ist definitiv nicht das typische John Grisham-Buch, mir hat es aber ehrlich gesagt sogar noch besser gefallen wie seine Krimis/Thriller. Besonders der Einblick in das rurale Arkansas von früher fand ich einfach faszinierend und kann es somit jedem nur empfehlen!

[Lesenswert] Foreign Body – Robyn Cook!

Die erste Buchbesprechung 2016 und ich sage es gleich vorneweg, Foreign Body (Die Hand des Bösen) von Robyn Cook war nicht mein Buch! Der Autor war mir vorher unbekannt und da es a) kein mich neugierig machendes Cover hat und b) ein Thriller ist, wäre es nie bei mir gelandet, wäre da nicht die Müllkippe in Yellowknife gewesen, wo ich seit einigen Monaten alle meine Bücher herhabe. Was andere wegwerfen, lese ich jetzt und spende es dann an die Bücherei in Montreal, damit sich noch jemand anderes daran erfreuen kann! Bücher wegwerfen geht aber auch einfach gar nicht!

Foreign Body Robyn Cook

Worum geht’s Die Großmutter der Medizinstudentin Jennifer stirbt vollkommen überraschend nach einer Operation in Indien. Dies erfährt Jennifer allerdings erst durch einen Anruf des Krankenhaus und lässt sie vollkommen verwirrt nach Indien aufbrechen. Dort angekommen, wird sie gedrängt, den Leichnam schnellstmöglichst und ohne Autopsie verbrennen zu lassen und langsam kommen Jennifer Zweifel an den geschilderten Komplikationen. Sie lässt ein befreundetes Pathologen-Paar einfliegen und gemeinsam beginnen sie, zu ermitteln.

Wie ist’s Irgendwie total übertrieben und aus der Luft gegriffen, ich fand das Buch einfach nicht glaubwürdig. Wie Indien dargestellt wurde, gefiel mir nicht sehr und die ganze Erzählart mit all seinen passenden Zufällen war nicht meines. Ich habe mich durchgequält, da ich es zu Ende lesen wollte, aber es hat sich gezogen und gezogen. Da man sich aber nicht großartig konzentrieren musste und die Story so langsam ablief, habe ich das Buch immer morgens um 6 auf dem Weg zur Arbeit gelesen und dafür war es ok. Aber empfehlen würde ich es niemandem und der Autor müsste mir jetzt auch nicht wieder unterkommen. Das war so gar nicht nach meinem Geschmack, dabei klang es zu Beginn noch gut, das Thema „Medizintourismus in Indien“ hätte sehr gut umgesetzt werden können.

Von welchem Buch seid ihr zuletzt enttäuscht gewesen und welches war euer Lieblingsbuch 2015? Eine schwere Frage, ich weiß, aber ich bin auf der Suche nach neuen, guten Bücher, die ich nach Kanada lesen werde!

[Lesenswert] ‚Buried Prey‘ & ‚Mind Prey‘ von John Sandford

Auf die Frage, ob ich literarisch bewandert sei, würde ich normalerweise ganz klar mit ‚ja‘ antworten. Außer es geht in die Richtung Krimi/Thriller, die ich einfach die letzten 20 Jahre meines Lebens vernachlässigt habe und somit sagte mir der Name John Sandford absolut nichts, als ich seine Bücher auf der Müllkippe fand. Jupps, da entsorgen die Einwohner von Yellowknife taschenweise ihre Bücher und ich bin seit August dabei, mich durch meine Fundstücke von dort zu lesen. Sagt natürlich nichts über die Qualität der Werke aus!

John Roswell Camp, der nämlich unter diesem Synonym schreibt, ist enorm erfolgreich und gewann schon den Pulitzerpreis für eine Artikelserie über das moderne Leben einer Farmerfamilie. Ich habe zwei Bücher aus der 16-teiligen Lucas Davenport-Reihe gelesen, welche im Englischen alle das Wort ‚Prey‘ (Beute) im Titel haben, was mich zunächst etwas verwirrt hat und ich mir die Reihenfolge raussuchen musste 😉

 Mind Prey John Sandford

Worum geht’s In Mind Prey wird Lucas Davenport zu einem Kidnapping-Fall hinzugerufen, bei dem eine Psychiaterin und ihre beiden Töchter mitten am Tag verschwunden sind. Der intelligente Entführer meldet sich bei dem Ermittler, da es ihm ein persönliches Anliegen scheint, mit Lucas zu kommunizieren und es beginnt ein Katz- und Mausspiel, während dem die Zeit davonzulaufen scheint.

Wie ist’s Die ersten Seiten fand ich ganz schrecklich, wollte aber nicht aufgeben und wurde dann überrascht. Denn ich mochte nicht, in welcher ‚Umgangssprache‘ die Personen miteinander kommunizierten, vielleicht macht man das in Polizeikreisen so, aber ich fand es schwierig zu lesen. Dann kam die Geschichte aber ins Rollen und wurde sehr spannend (Pageturner-Alarm!), da man natürlich mit den Opfern mitleidet und auf ein Happy-End hofft, gleichzeitig aber auch die wirklich spannend beschriebene Psyche des Entführers gezeigt bekommt und Unheil anrollen sieht..Im Großen und Ganzen gut genug geschrieben, so dass ich mich auch an das zweite Buch, welches ich von Sandford habe, gleich im Anschluss gewagt habe.

Buried Prey John Sandford

Worum geht’s  Buried Prey (dt: Zorn) spielt viele Jahre und auch Bücher aus dieser Reihe später, versetzt Davenport allerdings zurück in seine Anfangszeit bei der Polizei. Bei einem Hausabriss werden die Leichen zweier Schwester gefunden, deren Verschwinden Lucas Davenport’s erster wichtiger Fall war und ihn nie losgelassen hat. Damals war ein Verdächtiger (ein schizophrener Obdachloser) durch anonyme Anrufe als Täter ermittelt worden und bei seiner Verhaftung getötet worden. Schon damals erschien Lucas das nicht richtig, er hatte aber nicht genug Macht, um etwas zu ändern. Mit dem Leichenfund und der heutigen DNA-Analyse beginnt die Jagd auf den Mörder erneut.

Wie ist’s Ich fand es nicht ganz so spannend wie ‚Mind Prey‘, konnte hier aber mehr mit den Hauptpersonen sympathisieren, die zwar immer noch ihren ‚Slang‘ sprechen, aber das habe ich erfolgreich überlesen. Die Aufklärung und Jagd waren spannend, man bekommt auch interessante Einblicke in die Polizeiarbeit und was da zwischen verschiedenen Stationen so passiert. Da es eine Reihe ist, lernt man auch mehr über die Person Davenport und seine Entwicklung über die letzten Bücher kennen, was mir gut gefallen hat. Irgendwie war das Buch aber jetzt nichts wahnsinnig neues, man kannte die Story so schon oft genug und der Gegenspieler war diesmal nicht so präsent und aufregend.

Insgesamt fand ich beide Bücher gut und ich bin mir sicher, dass alle Krimi-/Thrillerfans hier auf ihre Kosten kommen. Mind Prey fand ich spannender, da man noch einen aktuellen Fall mit lebenden Opfern hatte, um deren Leben man bangte, aber auch Buried Prey war zum Ende hin sehr fesselnd. Da diese Bücher aus einer Reihe sind, könnte ich mir vorstellen, noch mehr hiervon zu lesen, allerdings brauche ich jetzt erst einmal eine Pause hiervon 😉 Kennt ihr John Sandford und die Lucas Davenport-Reihe schon? Welches war euer liebstes Buch aus ihr? 

[Lesenswert] February – Lisa Moore

Lisa Moore ist eine kanadische Autorin, die in Neufundland, genauer gesagt in St. John’s, lebt und ihre Geschichten eben dort ansiedelt. Da dieser Ort eigentlich auch auf meiner Kanada-Reiseliste stand und leider nur vom Totalschaden meines Autos verhindert wurde, war ich mehr als nur neugierig auf dieses Buch! February ist mein erstes Buch von Moore und es wird nicht das letzte bleiben!

February Lisa Moore

Worum geht’s Am 15.  Februar 1982 wird die Ölplattform Ocean Ranger während eines Wintersturms von einer Monsterwelle getroffen und sinkt vor der Küste Neufundlands. Alle 84 Besatzungsmitglieder starben, da man sie aufgrund des Wetters nicht aus den Fluten retten konnte. Helen’s Mann Cal war unter den Opfern und die junge Frau muss nun ohne ihn die vier gemeinsamen Kinder großziehen. Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen und beschreibt eindrücklich, wie Helen mit dem Verlust umgeht und ihr Leben (weiter-)lebt sowie neue, zukünftige Herausforderungen annimmt.

Wie ist’s Lisa Moore hat ein Talent dafür, Emotionen im Leser entstehen zu lassen, ohne ins kitschige, banale oder schon so oft gelesene auszuschweifen. Sie beschreibt geradezu nebenbei, wie der Verlust Helen umwirft, sie jahrelang kämpfen lässt und immer wieder, geradezu unerwartet, umwirft. Man bekommt eine gute Vorstellung, wie das Leben an der Küste Neufundlands abläuft, mit welchen Problemen die Menschen dort zu kämpfen haben und dadurch, dass das Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, bekommt man gleich noch ein bisschen Geschichte vermittelt. Mich hat das Buch sehr berührt, seine leiste Erzählart nimmt einen mit und lässt einem alles um einen herum vergessen. Was dazu führt, dass man plötzlich mit Tränen in den Augen in der vollen Metro sitzt und schwer schlucken muss.

Durch seine kurzen Kapitel und die vielen Zeitwechsel ist das Buch aber gleichzeitig auch sehr spannend, da man nie weiß, was einem als nächstes erzählt wird. Es gibt Rückblenden, welche vor dem Zeitpunkt der Katastrophe spielen, wo man Helen’s und Cal’s Geschichte kennenlernt und ihre gemeinsame Zeit miterlebt. Dann ist man plötzlich in der Gegenwart, wo Helen’s Sohn den Rat der Mutter benötigt und schwupps, ist man auf einmal in der Zukunft, wo ein neuer Mann in Helen’s Leben auftaucht. Mir haben diese Sprünge gut gefallen, da man immer in eine unerwartete Situation geworfen wurde und so sehr viel mehr über Helen’s Trauer lernen konnte.

Ein Buch, welches mich schon nach zwanzig Seiten in seinen Bann gezogen hatte und ich traurig war, dass es nicht noch mehr Seiten hatte, da man die Geschichte durch noch mehr Episoden erweitern hätte können. Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Bücher von Lisa Moore so sind und kann euch dieses definitiv ans Herz legen! Wer es nicht auf Englisch lesen mag, es ist auch auf Deutsch unter dem Titel Und wieder Februar erschienen. 

[Lesenswert] Mary Higgins Clark – We’ll meet again

Woohoo, so langsam bekomme ich meine zwei Bücher pro Woche wieder hin, der lange Arbeitsweg mit der Metro ist also doch zu etwas gut. Allerdings lese ich morgens um 6 definitiv langsamer als zu meinen normalen „Wachzeiten“. Von Mary Higgings Clark habe ich schon einige Krimis/Thriller gelesen und fand sie immer wahnsinnig spannend geschrieben. We’ll meet again (oder auch Wenn wir uns wiedersehen) hatte also hohe Erwartungen zu erfüllen!

Mary Higgins Clark We'll meet again

Worum geht’s Molly wird nach 5,5 Jahren aus dem Gefängnis entlassen, in welchem sie aufgrund des Mordes an ihrem Mann saß. Allerdings kann sie sich partout nicht an die Mordnacht erinnern oder gar daran, dass sie ihm etwas angetan hat; gemeinsam mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Fran, die mittlerweile eine True Crime Journalistin ist, beginnt sie nach der Wahrheit zu suchen. Als ein weiterer Mord in Mollys Umfeld geschieht, spitzen sich die Dinge zu und so langsam beginnt nicht nur die Fassade des perfekten Ehemannes, sondern auch die Mauer, die Molly vor der Erinnerung schützt, zu bröckeln..

Wie ist’s Meine Erwartungen wurden vollkommen erfüllend, das Buch ist ein richtiger Pageturner und liest sich nur so runter. Mir fiel es schwer, es überhaupt aus der Hand zu legen, da ich wissen wollte, wie sich alles auflöst. Man hat zwar seine 2-3 Verdächtigen, aber am Ende kommt doch alles anders als man denkt. Tolle Leistung der Autorin, die durchgehend fesselnd schreibt, aber auch auf unwichtige Details verzichtet. Für einige könnte hier etwas Atmosphäre fehlen, ich fand die Reduziertheit sehr angenehm! Durch die primär kürzeren Kapitel kann man es auch super unterwegs lesen und kommt immer wieder schnell in die Handlung rein.

Wer schon Bücher von der Autorin kennt, wird auch hier nicht enttäuscht sein. Aber auch allen anderen, die gerne Thriller lesen, kann ich es wärmstens ans Herz legen, ich hatte mit den 400 Seiten definitiv eine gute Zeit! Leider habe ich jetzt kein Buch mehr von Higgins Clark hier bei mir in Kanada, ich bin wieder angefixt worden, noch mehr von ihr zu lesen! Mal sehen, was mein liebster öffentlicher Bücherschrank in Deutschland im Februar für mich bereithält!

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