Schlagwort: Rezension

[Lesenswert] In 80 Tagen um die Welt – Jules Verne

Klar, den Namen Jules Verne hat man schon gehört und auch der Titel In 80 Tagen um die Welt dürfte kaum jemandem unbekannt sein. So ging es mir zwar auch und ich hätte auch halbwegs sagen können, worum es geht, gelesen hatte ich es allerdings noch nie. Als ich die Ausgabe von 1958 letzt in den Händen hielt, musste ich es dann natürlich doch mal wagen und habe es nicht bereut!

Worum geht’s Der Engländer Phileas Fogg wettet die Hälfte seines Vermögens, dass es ihm gelingen wird, die Welt in nur 80 Tagen einmal zu umrunden. Gemeinsam mit seinem neuen Diener Jean Passepartout, der eigentlich Beständigkeit und Ruhe suchte, macht er sich auf, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen und stösst dabei natürlich auf allerlei Hindernisse!

Wie ist’s Oh, ich wurde gut überrascht und will hier auch nicht viel vornewegnehmen. Aber die Geschichte ist nicht nur ein Abenteuerroman, sondern es geht um Liebe, Diebstahl, Ehre, Loyalität und Freundschaft. Dabei passieren lustige Dinge in den unterschiedlichsten Ländern und hätte mir wer erzählt, dass dieses Buch zum Teil in Indien spielt (die Zugstrecke fuhr ich auch schon!), hätte ich es sehr viel früher gelesen!

Jules Verne schreibt fesselnd, die einzelnen Kapitel lassen sich schnell lesen, man sagt sich ständig „nur noch eines“ und dann ist das Buch auch schon rum. Es hätte gerne ausführlicher für mich sein können, zum Ende hin wird es fast etwas hetzend, aber das ist Geschmackssache. Interessant sind auch die Länderbeschreibungen, wenn man sich überlegt, dass Verne von 1828-1905 gelebt und der Roman auf den Erlebnissen des Amerikaners George Train beruhen. Die „Auflösung“ am Ende enthält einen logischen Fehler, welcher mich beim Lesen zwar irritiert hat, ich ihn dann aber einfach hingenommen habe, da er der vorherigen Geschichte nicht schadet.

Ab und zu werde ich gefragt, ob es sich denn überhaupt „lohnt“, noch Klassiker zu lesen und was soll ich da sagen außer „aber natürlich“. Jules Verne macht Spaß, man kann leicht verstehen, wieso er so erfolgreich war und man hat eine kurzweilige Lektüre, die einen ohne große Gedanken zurücklässt. Ich will definitiv noch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ und „20.000 Meilen unter dem Meer“ von ihm lesen, aber das eilt nicht. Und jetzt kann ich wenigstens wirklich mitreden und nicht nur mit Halbwissen glänzen, wenn jemand etwas über diesen Reiseroman erzählt 😉

Wie seht ihr das, lest ihr noch gerne Klassiker? Mochte noch wer das Buch oder hat euch das Ende sehr gestört (da gibt es ja Kritiken zu im Internet, die sind doch sehr übertrieben..) und welches ist euer liebstes Werk von Jules Verne?

[Lesenswert] Unter Wasser atmen – Julie Orringer

Ich LIEBE Kurzgeschichten und Alice Munro war bisher meine liebste Autorin in diesem Genre. Als ich im öffentlichen Bücherschrank den Sammelband Unter Wasser atmen von Julie Orringer entdeckte, war ich jedoch gleich neugierig, da ich noch nie von ihr gehört hatte. Und was soll ich sagen, Alice Munro hat Konkurrenz bekommen!

Worum geht’s Orringer schreibt über die Kindheit und das ErwachsenER-Werden, über Freundschaft, Jugend, Schmerz und Tod, wie grausam, aber auch loyal Kinder sein können. Mit diesen Themen erfindet sie in ihren neun Kurzgeschichten das Rad nicht neu, aber sie hat einen so einfühlsamen, gleichzeitig fesselnden und ehrlich-schmerzenden Stil, dass man das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen kann.

Wie ist’s Absolut grandios und ein Buch, welches ich behalten und definitiv noch einmal lesen werde, da es mich so bezaubert, berührt und auch geschmerzt hat. Die einzelnen Geschichten haben Kinder/Jugendliche als Protagonisten, welche zunächst alltäglich erscheinende Situationen erleben, welche für sie allerdings einschneidend sind. Sie alle müssen irgendwie lernen, die jeweiligen Herausforderungen zu meisten, „unter Wasser zu atmen“, wobei sich auch fast alle Geschichten etwas um das kühle Nass drehen. Was eine sehr gut gelungene Metapher für den Schritt in das Erwachsenleben ist.

Ich konnte keine Geschichte pausieren, sondern musste sie fertig lesen, damit ich danach darüber nachdenken kann. Das Buch habe ich an einem Nachmittag gelesen, da ich mich einfach nicht davon lösen konnte. Ich habe es nicht im englischen Original gelesen, plane aber, dies nachzuholen, denn auch wenn die Übersetzung sehr gut gelungen ist, ich will die Wortmagie doch so lesen, wie Orringer es geplant hat. Und noch viel mehr von ihr, oh ja!

Lest ihr gerne Kurzgeschichten und könnt mir vielleicht noch eine/n Autor/in in diesem Stil empfehlen? Und wenn ihr Alice Munro mögt, schnappt euch mal eine Leseprobe von Julie Orringer, ich bin mir sehr sicher, dass ihr es nicht bereuen werdet! Absolut klasse, für mich jetzt schon eines meiner Lese-Highlights 2018!

[Lesenswert] Picknick mit Bären – Bill Bryson

Als ich in Berlin in einem öffentlichen Bücherschrank Picknick mit Bären von Bill Bryson entdeckte, musste ich doch kurz mal wieder darüber lachen, was es für Zufälle im Leben gibt. Zwar hatte ich vorher noch nie davon gehört, dass Bryson auf dem Appalachian Trail, einem Fernwanderweg in den USA, unterwegs gewesen ist und darüber dieses Buch geschrieben hat, doch passte es perfekt in meine aktuelle Pacific Crest Trail-Vorbereitung. Also Buch geschnappt und auf der Rückfahrt von Berlin nach Frankfurt in einem Rutsch durchgelesen!

Worum geht’s Der mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommene Reiseautor Bill Bryson will sich an das Abenteuer wagen, den Appalachian Trail quer durch die USA zu laufen. Da er sich nicht unbedingt alleine auf die Reise machen mag, fragt er in seinem Bekanntenkreis und findet schließlich einen Partner in seinem ehemaligen College-Freund. Die beiden älteren Herren sind nun nicht unbedingt in der optimalen physischen Verfassung, um sich durch die zwölf Bundesstaaten zu schleppen, doch sie versuchen es und erleben dabei zumindest für Außenstehende sehr lustige Situationen.

Wie ist’s Vorneweg, ich bin nicht der größte Bryson-Fan, sein Buch Frühstück mit Kangurus hat mich nicht sonderlich fesseln können. Das war hierbei anders, denn ich wollte unbedingt wissen, was die beiden Wanderer noch so erleben und habe dabei auch teilweise lauthals auflachen müssen (jupps, mitten in der Bahn). Da ich ähnliches vorhabe und selbst auch kein professioneller Wanderer oder Outdoor-Survival-Experte bin, konnte ich mich gut in die beiden hineinversetzen und bin davon überzeugt, in Kürze auch einige ihrer Erfahrungen gemacht zu haben. Zum Beispiel wenn Stephen am ersten Tag frustriert die Hälfte seines Gepäcks wegwirft, da der Rucksack einfach zu schwer und das meiste sowieso unnötig ist (das sehe ich auch in meiner Zukunft, obwohl ich beim Packen sehr streng bin) oder die beiden sich beim Überqueren eines Flusses ziemlich nass machen.

Schön ist, dass auch Fakten hier nebenbei eingeflochten werden und man über die Wegstrecke sowie die amerikanische Flora und Fauna sowie deren Veränderungen einiges lernt. Allerdings muss ich auch sagen, dass mich der Bericht nicht reizt, diesen Weg selbst zu laufen, dazu wird er als zu monoton „immer durch den Wald ohne Ausblicke“ beschrieben. Dank Bryson habe ich aber doch nach der Lektüre das Gefühl, ihn ein wenig gedanklich mitgewandert zu sein. Mittlerweile hat mein Opa das Buch auch schon durch und ich glaube, auch meine Mama wird daran noch ihre Freude haben. Es ist einfach nett geschrieben, unterhaltsam und kurzweilig – eine perfekte Urlaubs- und Reiselektüre, solltet ihr euch für Wandern interessieren. Das Buch wurde übrigens auch verfilmt, wie ich gelernt habe, aber ich glaube, ich belasse es bei meinen eigenen Bildern, die ich mir beim Lesen zusammengedacht habe.

Hat wer von euch das Buch schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Es ist kein „muss ich wieder lesen“-Werk, wodurch es bald zurück in den öffentlichen Bücherschrank kommt, aber ich spreche trotzdem eine klare Leseempfehlung aus, da ich viel Spaß dabei hatte!

[Lesenswert] Girl in the woods – Aspen Matis

Die letzten Jahre habe ich fast nur noch Bücher von Freunden ausgeliehen oder in der Bibliothek/öffentlichen Bücherschränken zugeschlagen. Girl in the woods von Aspen Matis ist somit das erste Buch, welches ich mir mal wieder selbst gekauft habe, da ich es eben unbedingt lesen wollte. Es wird u.a. von Oprah Winfrey, die es in ihrem Buchclub vorstellte, und Lena Dunham empfohlen und zumindest letzteren Geschmack teile ich häufig. Auch wenn gefühlt jeder mit dem Pacific Crest Trail wohl eher Der große Trip von Cheryl Strayed verbindet und ich die Autorin sehr mag, konnte ich mich bisher noch nicht dazu motivieren, dieses zu lesen und jetzt ist es auch zu spät 😉

Worum geht’s Debby, die von ihrer Mutter sehr behütet wurde, wird mit 19 Jahren an ihrem zweiten Tag auf dem College vergewaltigt und kann in diesem Umfeld nicht mehr funktionieren. Sie beschliesst, dass sie in die Natur muss, um zu heilen und herauszufinden, wer sie eigentlich ist und wer sie sein will. Schon in ihrer Jugend hat sie Bücher von John Muir verschlungen und ist Teile des Pacific Crest Trails gewandert – somit steht für sie fest, dass sie ihn nun komplett von Mexiko nach Kanada laufen will.

Wie ist’s Was wollte ich dieses Buch mögen! Und ich will es auch nicht kleinreden, als 19-Jährige den kompletten PCT zu laufen, ist eine absolut grandiose Leistung. Aber ich habe mehr erwartet bzw. wurde enttäuscht. Zunächst einmal dachte ich, dass es Debby aka Wild Child darum geht, unabhängig zu werden, dabei lässt sie die komplette Wanderung von ihren Eltern finanzieren und sich von diesen auch immerzu Pakete zuschicken. Dann beginnt sie schon am ersten Tag eine Beziehung mit einem anderen Wanderer, statt dass sie sich alleine auf macht und danach mit einem anderen. Das passte nicht mit dem Buchrücken und somit meiner Idee von diesem Buch zusammen. Ich habe einen Coming of Age Roman mit Schwerpunkt auf Bewältigung der Vergewaltigung erwartet; dies wird zwar von der Autorin in kurzen Gedichten immer wieder angeführt, aber meist geht es allzu banal um Sex. Fand ich langweilig.

Dadurch sowie durch lebensgefährdende Handlungen (Wasser in der Wüste wegkippen, damit man bis zur nächsten Stadt gezwungenermassen laufen muss), die wirklich nicht nachvollziehbar sind, hatte ich Schwierigkeiten, mich mit der Person irgendwie zu identifizieren und somit mit ihr mitzufühlen. Ehrlich gesagt war ich mehr genervt, wenn sie wieder etwas sehr irrationales machte oder sich erneut über ihre Eltern beschwerte, die doch alles taten, um sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Einige Passagen waren sehr redundant, womit ich sie überflogen habe. Gefesselt wurde ich leider nicht, ich wollte mehr, dass das Buch endlich vorbei ist und muss gestehen, dass ich die vielen lobenden Worte von Kritikern und auch auf Amazon einfach nicht nachvollziehen kann. Aber wie immer gilt, Geschmäcker sind verschieden!

Kennt wer von euch dieses Buch? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? 

[Lesenswert] After the first death – Robert Cormier

Gekauft hätte ich mir das Buch After the first death von Robert Cormier allein vom Buchrücken her nie, wenn ich ein englischsprachiges Buch in einem öffentlichen Bücherschrank finde, bin ich aber weniger „picky“ und so durfte das dünne Büchlein mit mir nach Hause bzw in den Urlaub. Ich hatte hierbei nicht die Originalfassung, sondern die für die „Senior Library“ aufbereitete Fassung, aber ob es hier einen großen Unterschied gibt, sei mal zu hinterfragen – es ist auf jeden Fall für Nichtmuttersprachler geeignet, da das Englisch sehr leicht gehalten ist.

Worum geht’s Ein Bus mit Erstklässern wird von dem Jugendlichen Miro und drei weiteren Männern entführt, um die Geiseln gegen politische Gefangene, Geld sowie das Aufdecken einer geheimen Regierungsabteilung auszutauschen. Gefahren wird der Bus genau an diesem Tag von der Teenagerin Kate, da ihr Onkel erkrankt und sich somit die gesamte Dynamik ändert. Miro, der eigentlich als „Initiation“ den Fahrer hätte töten sollen, ist nun gezwungen, sich mit Kate auseinanderzusetzen, welche zu überleben versucht. Gleichzeitig spielt auch Ben, Sohn des Leiters der geheimen Regierungsabteilung, plötzlich eine Rolle in diesem Drama, welche sein weiteres Leben und die Beziehung zu seinem Vater für immer verändern wird.

Wie ist’s Ich fand es leider sehr langweilig, da die Story leider nicht in die Tiefe geht und dazu doch so viel Potential hatte. Die Charaktere hätten sehr viel besser ausgearbeitet werden müssen, so dass man als Leser eine Beziehung zu ihnen aufbauen könnte, aber dafür waren nicht genug Seiten vorhanden. So habe ich das Buch recht teilnahmslos in einem Nachmittag gelesen, zwischendurch Pausen gemacht, da es mich nicht gefesselt hat und mich am Ende leider mehr oder weniger gezwungen, es zu beenden, da es mir schlichtweg egal war, wer überlebt und wer nicht.

Anscheinend wird das Buch gerne im Englisch-Leistungskurs gelesen, ich muss zugeben, ich bin froh, dass wir da 1984, Animal Farm und dergleichen gelesen haben, da diese mehr Tiefgang hatten. Hier hätte ich mir bei der Klausur auch schwer getan, mehr zu interpretieren als das Buch hergibt 😉 Also ihr merkt, wir kommen einfach nicht zusammen und hätte ich das Buch nicht im Urlaub dabeigehabt, hätte ich es wohl gar nicht erst komplett gelesen.

Kennt wer das Buch und hat es vielleicht sogar im LK lesen müssen? Wie hat es euch gefallen 🙂

[Lesenswert] Us von David Nicholls!

Im öffentlichen Bücherschrank fand ich das Buch Us von David Nicholls, von welchem ich bis dahin nur One Day (kennen bestimmt viele von euch!) gelesen hatte. Da ich Lust auf etwas seichte Lektüre für’s Herz hatte, schnappte ich mir das Buch und las es dann auf meiner Zugfahrt nach Mailand in einem Rutsch durch!

Worum geht’s Douglas wird von dem nächtlichen Geständnis seiner Frau, dass sie ihn verlassen wird, wenn ihr Sohn ausgezogen sei, vollkommen überrascht. Er versucht, den letzten gemeinsamen Urlaub – einen Interrailtrip, die „Grand Tour“ durch die europäischen Kunstmuseen – zu nutzen, um seine Ehe zu retten, seiner Frau zu zeigen, wie sehr er sie liebt und gleichzeitig auch die Beziehung zu seinem mittlerweile erwachsenen Sohn gerade zu rücken.

Wie ist’s Erstaunlich fesselnd, was ich nicht erwartet habe. Durch die Zeitsprünge kann man die Beziehung der beiden Hauptpersonen sehr gut nachvollziehen und sich auch in ihre jetzige Situation hineinversetzen, selbst wenn man an einer ganz anderen Stelle im Leben steht. Das Buch gleitet nicht ins Kitschige ab, lässt einen durchaus mal schwer schlucken, aber eben auch immer wieder Schmunzeln. Man leidet mit Douglas, aber auch mit Connie mit und wünscht ihnen ein anderes Ende, auch wenn man selbst nicht weiß, wie dieses denn noch kommen soll. Dass die Story auf einer Interrail-Reise durch Europa spielt und Kunst thematisiert (was ich beides in kleinem Stil gerade auch getan habe), macht für mich persönlich alles noch interessanter und gibt einen tollen Rahmen vor. Wenn das Herz zu schwer wird, gibt es ein paar Seiten über Kunst oder die jeweiligen Städte und macht somit auch noch Lust, die unterschiedlichen Schauplätze zu besuchen.

Die Kapitel sind recht kurz, man kommt schnell rein und die Sprache ist einfach gehalten – für mich also die perfekte Urlaubslektüre, ob jetzt am Strand oder unterwegs zum jeweiligen Ort. Es hätten gerne noch ein paar Seiten länger sein dürfen und hat mich insgesamt mehr begeistert wie „One“ vom Nicholls. Wer weiß, vielleicht wird es hiervon auch noch eine Verfilmung geben, ich hatte insgesamt viel Freude und auch wenn das Buch nicht ewig nachklingen wird (und schon wieder im öffentlichen Bücherschrank steht), ganz in Vergessenheit geraten wird es nicht. Sollte ich noch ein Buch von ihm finden, wird das definitiv auch gelesen!

Kennt ihr das Buch? Wie hat es euch gefallen? Oder mögt ihr David Nicholls nicht? 🙂

[Lesenswert] Der Kuß – Eine kleine Kulturgeschichte von Alain Montandon

Als ich so durch den winterlichen Heidelberger Wald spazierte, fand ich auf einer Bank ganz verlassen das dünne Büchlein Der Kuß – Eine kleine Kulturgeschichte von Alain Montandon. Das Cover sah lustig aus und der kurze Klappentext über die Geschichte des Küssens klang ebenfalls kurzweilig und amüsant und so durfte es mit. Gelesen habe ich es dann im Urlaub in Barcelona und dort auch gleich bei einem deutschsprachigen Couchsurfer zurückgelassen – ich hoffe, dass das Buch noch eine Weile durch die Welt reisen darf 😉

Worum geht’s Sowohl historisch, kulturell als auch in der Literatur sammelt der Autor Anekdoten über das Küssen, seine unterschiedlichen Spielarten und reichert diese Studie mit zahlreichen Zitaten an. Das Küssen wird als kulturelles Phänomen durchleuchtet, wobei so einige witzige Fakten (in den USA dürften Küssen in Bundesstaaten unterschiedlich lange andauern) an die Oberfläche gelangen.

Wie ist’s Kurzweilig, unterhaltsam und definitiv für zukünftige Smalltalk-Momente, in denen einem nichts einfällt, hervorragend geeignet. Das Buch ist dünn, die Kapitel kurz und so hat man die 130 Seiten schnell gelesen. Teilweise sind die Zitate etwas zu lang und unausagekäftig, wodurch ich zum Überfliegen angeregt wurde. Man bekommt ein paar kuriose Fakten, ein wenig historisches Wissen (die Römer unterschieden drei Arten von Küssen) und viele literarische Zitate, in denen der Kuss eine Rolle spielte.

Für mich ein Buch, was sich sehr gut zwischendurch lesen lässt, da man es eben auch mitten im Kapitel aus der Hand legen oder in der Bahn, wo es etwas lauter ist, lesen kann. Es braucht keine besondere Konzentration, da es gut verständlich geschrieben ist und man sich nicht allzu sehr in den einzelnen Kapitel verliert, da sie eben schnell enden. Als Urlaubslektüre, wie ich es mir ausgesucht habe, macht es sich auch sehr gut..und falls ihr jemandem etwas schenken (und vielleicht mitteilen wollt), wäre das Werk doch auch eine Idee 🙂

Insgesamt ein nettes Buch, welches man nicht gelesen haben muss, aber wenn sich jemand für die Geschichte des Küssens interessiert, schaut es euch mal an. Gut geschrieben (zwar nicht mit fesselnder Spannung) ist es allemal und auch die Auswahl der Themen gut. Dass es viele weiterführende Fußnoten mit Literatur gibt, finde ich sehr lobenswert, wenn jemand wirklich in die Thematik eintauchen will, kann er es mit diesem amüsanten Einstiegswerk definitiv tun.

Kennt jemand das Buch zufällig? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Welches Buch darf bei euch mit in den nächsten Urlaub? Da ich gerade mit dem Zug unterwegs nach Mailand bin, habe ich etwas in die Vollen gegriffen und fünf Bücher dabei..aber hey, es sind ja knapp 8 Stunden Zugfahrt, da gehen ja locker 1-2 Bücher drauf..und mal schauen, ob ich einen öffentlichen Bücherschrank finde, wo ich sie dann zurücklassen und ihnen etwas la dolce vita gönnen kann!

[Lesenswert] Der Tod des Iwan Iljitsch – Leo Tolstoi

Nach Wochen voller Fachliteratur (die durchaus spannend ist) habe ich mir endlich mal wieder eine Stunde freigeschaufelt und mich in einen russischen Klassiker geworfen. Leo Tolstoi (übrigens auch Vegetarier, der Gute) begleitet mich schon mein Leben lang, ob Anna Karenina oder Krieg und Frieden – zu Beginn meines Studiums habe ich Nächte mit ihm verbracht. Dann wurde die Zeit kürzer, aber zum Glück auch seine Werke. Der Tod des Iwan Iljitsch hat in der Reclam-Ausgabe (die ich im öffentlichen Bücherschrank hier in Ziegelhausen fand) gerade einmal 92 Seiten und die habe ich locker-flockig runtergelesen.

Worum geht’s Um das Leben und Sterben des 45-jährigen Justizangestellten Iwan Iljitsch, der an einem Magenleiden erkrankt und sich plötzlich der Gewissheit stellen muss, dass es das jetzt gewesen ist. Es geht um die Themen Angst vor dem Tod, Machtlosigkeit, Frustration, dem Bewusstwerden, dass man das eigene Leben nicht sinnvoll, „gut“, gelebt, sondern für andere konstruiert hat.

Wie ist’s Absolut fesselnd, auch wenn man weiß, dass am Ende der Tod steht. Das Werk beginnt mit der Trauerfeier Iwan’s, welche durch die Perspektive eines Kollegen geschildert wird. Danach erfährt man kurz seinen Werdegang, die unglückliche Ehe, die Beziehung zur Arbeit und zu seinen „Freunden“. Als er erkrankt, erlebt man mit, wie Iwan mehr und mehr in Machtlosigkeit zerfällt, was so eindringlich beschrieben wird, dass man beim Lesen Pausen machen muss, da es sehr stark wirkt. Es hilft einem aber, sich jetzt schon (ohne den eigenen drohenden Tod vor Augen) mit all den Fragen zu beschäftigen, mit welchen Iwan kämpft, sich zu überleben, ob das, was man tut auch das ist, was man tun will.

Tolstoi geht hier auf die Frage ein, wie wenig Rationalität einem hilft, den eigenen Tod zu rechtfertigen, wie wenig dieses eigentlich logische Ereignis, das wir alle erfahren werden, durch Logik erklärt werden kann. Trost spendet diese Tatsache zumindest nicht, weder Iwan noch seiner Familie. Das dünne Büchlein ist sehr sprachgewaltig und die Thematik zwar schwer, aber absolut lesenswert. Es geht an die elementaren Fragen, die wir uns alle stellen und beschreibt sehr anschaulich einen Einzelfall, welcher wohl auf einem realen Vorbild (Bruder eines Freundes von Tolstoi) basieren soll. Wer russische, düstere, melancholische Literatur mag, das ist absolut euer Buch! Für mich hätte es gerne auch doppelt so lange sein dürfen, wobei Tolstoi alles gesagt hat, was es dazu zu sagen gab – mich hätten nur die Perspektiven der anderen Beteiligten noch etwas mehr interessiert, besonders die Beziehung zur Ehefrau war nicht gerade einfach.

Mögt ihr Tolstoi auch so gerne? Was habt ihr zuletzt von ihm gelesen? Wenn ihr einen unbekannten russischen, gerne zeitgenössischen Autor habt, her damit 🙂 Mein Bücherstapel ist zwar absolut übertrieben hoch, aber ein Buch mehr geht immer noch!

[Yummi] Tealings Grüntee-Kapseln von der Teekampagne!

Vor einiger Zeit bekam ich diese Probe Tealings Grüntee-Kapseln von der Teekampagne zugeschickt und musste mich erst einmal etwas einlesen, was das denn genau ist. Persönlich stehe ich Nahrungsergänzungsmittel recht positiv gegenüber und auch wenn ich nicht dauerhaft etwas schlucke, gönne ich mir hin und wieder etwas. Da ich Grüntee in flüssiger Form liebe, aber auch in der Hautpflege, war ich somit gespannt, ob ich auch durch das Schlucken von Tabletten hier etwas merke.

Drinnen ist 100% biozertifizierter Tee aus Darjeeling und da ich den Tee der Marke kenne, weiß ich, dass man hier gute Qualität bekommt. Kaum hat man das Tütchen geöffnet, strömt einem auch schon das leckere Teearoma entgegen! Die Kapseln sind durchsichtig und man sieht das Teepulver, leider habe ich vergessen, euch davon ein Bild zu machen. Sie sind ohne Schadstoffe, Laktose, Fruktose, Hefe oder Gluten – also für die meisten Menschen gut verträglich. Der Grüntee-Extrakt ist koffeinfrei, hat gleichzeitig aber um die 40mg ECGC pro Kapsel.

Die veganen Tealings sind nicht günstig, 120 Kapseln kosten rund 14,50€ und wenn man sie wie vorgeschrieben einnimmt, kommt man damit nur einen Monat lang hin. Ich persönlich habe nur 2 pro Tag genommen, das hat mir an zusätzlichem Tablettenschlucken nämlich dann doch gereicht. Vertragen habe ich die Kapseln gut, ich habe sie meist zum Mittagessen hin eingenommen. Aber auch ohne ergänzende Nahrung haben sie mir keine Probleme bereitet.

Grüntee soll das Immunsystem stärken, den Blutdruck regulieren, die Verdauung fördern, den Stoffwechsel ankurbeln und auch im Anti-Aging-Bereich wahre Wunder wirken. Persönlich trinke ich täglich rund 2 Tassen Grüntee, weil ich mich damit sehr gut fühle. Ich denke, dass der Tee bei mir entwässernd wirkt und sich auch auf mein Hautbild auswirkt. Bin ich nämlich viel unterwegs und komme nicht dazu, wird meine Haut schnell schlechter – hier wären solche Kapseln definitiv hilfreich. In der kurzen Testzeit, in der ich sie geschluckt habe, konnte ich jetzt allerdings keine sonderliche Verbesserung bemerken, aber wie gesagt, ich habe sie auch nur zwei Wochen nehmen können.

Für mich wären die Kapseln eine gute Alternative, wenn ich reise und nicht weiß, ob ich Grüntee zum Trinken bekomme, für zuhause will ich aber meinen Tag doch lieber wieder mit einer großen Tasse Grüntee beginnen und meinen Tag so beginnen anstatt zwei Kapseln zu schlucken. Da fehlt mir dann doch der Genuss. Für Leute, die den Geschmack aber nicht mögen, aber trotzdem die Vorteile des Grüntees haben wollen, kann ich diese Kapseln dann doch mal empfehlen. Kaufen könnt ihr sie u.a. bei Amazon. Körper ist anders und vielleicht reagiert eurer stärker auf diese Kapseln, meiner ist Grüntee per se schon so gewohnt, dass ich hier einfach keine Verbesserung haben kann.

Trinkt ihr auch gerne Grüntee? Für mich fängt der Tag damit (und wenig später vielleicht mit einem Liter Kaffee) erst richtig gut an. Oder geht der Geschmack so gar nicht an euch und ihr schluckt ihn lieber in Pulverform? 

[Lesenswert] Ru – Kim Thúy

Ein Freund von mir aus Montreal schenkte mir nun zum zweiten Mal ein Buch eines lokalen Autoren und hat auch dieses Mal wieder so richtig ins Schwarze getroffen, was meinen Geschmack angeht. Sonst wäre ich nie im Leben über Ru von Kim Thúy gestolpert, so habe ich das Buch aber innerhalb von zwei Stunden verschlungen. Leider, denn ich hätte noch ewig weiterlesen können, so fesselnd war der Schreibstil, so bewegend und er hat mich alles um mich herum vergessen lassen. Die vietnamesische Autorin und ihre englische Übersetzerin Sheila Fischman haben hier einfach nur großartige Arbeit geleistet, es ist herzzerreißende Poesie in einer Schlichtheit, die einem den Atem raubt.

Worum geht’s Der Titel Ru bedeutet auf französisch kleiner Strom von Tränen, Blut oder Geld und im vietnamesischen bedeutet es Schlaflied, jemanden einlullen. Unsere vietnamesische Protagonistin muss als Zehnjährige mit ihrer Familie über’s Wasser aus Saigon fliehen und endet in einem Flüchtlingslager in Malaysia. Von dort gelangt die Familie schließlich nach Quebec, wo sie sich ein neues Leben aufbauen, die Hauptperson aber als Erwachsene wieder zurück nach Vietnam kehrt, welches ihr so fremd geworden ist. Ru beschreibt diese Reise, diesen Strom durch das Leben, in kurzen Abschnitten, die meist chronologisch, manchmal rückblickend geschrieben sind. Die Autorin hat einen sehr klaren Blick, beschreibt oftmals in wenigen Worten Situationen, die einen aufschrecken und zum Nachdenken bringen.

Wie ist’s Absolut fesselnd und mitreißend, nicht umsonst hat das Buch so viele Preise und Nominierungen bekommen. Kim Thúy imponiert mir sehr, hat sie zunächst als Näherin gearbeitet, sich dann als Übersetzerin, Anwältin und Restaurantbesitzerin durchgeschlagen, bevor sie sich nun vollkommen dem Schreiben von Montreal aus widmet. Ihre Sprache ist Poesie, ich kann es nicht anders ausdrücken und ihre Worte haben verdammt viel Kraft. Das ist keine Nebenbei-Lektüre, sie verdient und fordert die komplette Aufmerksamkeit des Lesers. Was sich lohnt, da jede Seite einem Einblick in ein Leben und in Welten offenbart, die einem selbst sehr fremd sind. Wie sie die Flucht aus Vietnam per Boot erlebt, das Leben im Flüchtlingslager als Kind begreift und Sinn aus ihrer neuen Heimat Kanada zu machen versucht, nehmen mit. Man will über dieses Buch reden, man tut es, auch mit Fremden, da es so eine Kraft über einen hat.

Sie beschreibt sehr negative Erlebnisse, brutale, fast unmenschliche Verhaltensweisen, aber eben auch die schönen Momente, die es auch in den schlimmsten Situationen gibt. Diese Mischung macht das Buch aus, gibt einem Mut und zu wissen, dass vieles davon eben auf wahren Gegebenheiten beruht, macht es für mich noch interessanter. Klar weiß man die groben Daten, was mit Vietnam geschah, aber dieses Buch trifft einen auf einer anderen, weit emotionaleren Ebene und hat mich sofort dazu motiviert, mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wobei ich gerade letzte Woche in meinem Onlinekurs wieder etwas über Flüchtlinge in Malaysia gelernt habe und die Situation dort nicht wirklich besser geworden ist in all der Zeit. Was definitiv mehr Aufmerksamkeit in der Welt bekommen sollte.

Einziger Meckerpunkt ist, dass das Buch mit 140, oft nur halb beschriebenen Seiten, einfach zu kurz ist. Nicht, dass die Geschichte fehlende Elemente hat, überhaupt nicht, man will nur weiterlesen. Hier hätte es gerne die doppelte Länge sein dürfen mit eben noch mehr Episoden, gerne von den anderen Familienmitgliedern.

Dieses Buch würde ich uneingeschränkt jedem empfehlen, da es eine Wortgewalt hat, die ich selten so gelesen habe, dabei aber gleichzeitig wunderbar einfühlsam geschrieben ist. Diese Mischung ist es, über die man eben nicht so oft stolpert und ich weiß jetzt schon, dass das nicht das letzte Werk von Kim Thúy sein wird, welches ich gelesen habe. Absolute Literaturliebe!

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