Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Die Stadt und die Hunde – Mario Vargas Llosa

Von dem Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa wollte ich schon ewig etwas lesen, kam dann aber irgendwie nie dazu, mir eines seiner Bücher zu kaufen. Umso mehr freute ich mich, dass ich kurz vor meinem Abflug Die Stadt und die Hunde im öffentlichen Bücherschrank fand und natürlich wurde es direkt eingepackt. Jetzt konnte ich es endlich lesen und dabei noch den tollen Gangesblick genießen!

Worum geht’s Das Buch spielt in einer peruanischen Militärschule und bildet das Leben der dortigen Kadetten ab. Man wird Teil ihres Alltags mit all seinen Regeln, seiner Gewalt, dem Umgang der Jungen untereinander und ihren Gedankenwelten. Das gegenseitige Piesacken endet schließlich in einem Mord, dem Denunzieren verschiedenster Kameraden und der Spaltung einer vorherigen, irgendwie doch vorhandenen Gruppengemeinschaft. Man bekommt hier einen sehr guten Einblick, wie das Leben in solch einer Schule abläuft und was es mit der Psyche Heranwachsender machen kann (statt sie zu „guten“ Menschen zu erziehen, kommen hier die schlechtesten Züge zum Vorschein). Ein coming of age Roman mit nicht gerade einfachen Charakteren, wie ich es liebe und dazu noch in einem Land, von dem ich herzlich wenig weiß. Da der Roman auch auf die Kindheit der verschiedenen Charaktere und ihr Leben ausserhalb der Schule eingeht, hat mir noch viel mehr Einblick in die peruanische Gesellschaft zu dieser Zeit gegeben und ich habe zumindest eine kleine Ahnung, wie es gewesen sein könnte.

Wie ist’s Grandios, lasst euch zu Beginn nur nicht entmutigen, es ist nämlich zunächst verwirrend, von dem gerade die Rede ist. Aber Mario Vargas Llosa schreibt so fesselnd, dass einen das nicht abhält und irgendwann kriegt man es auch immer raus, um wen es gerade geht. Der Roman ist teils autobiografisch, er ist roh und wirkt dadurch einfach sehr echt. Gewalt, keine angenehme Sprache, man fühlt hier einiges an negativen Emotionen, was das Lesen für mich aber noch besser machte.

Das Buch ist nach Llosa eine novela total, ein totaler Roman, welcher jedes kleinste Detail der Realität abbilden soll. Dadurch ist das Buch sehr lang, enorm viel beschreibend und man hat als Leser immer genau das vor Augen, was sich auch der Autor vorgestellt hat. Fand ich wahnsinnig faszinierend, auf Dauer ist es aber doch etwas viel und so musste ich bei dem Buch nach 100 Seiten immer mal eine Pause machen. Sich die vielen Details vorzustellen, ist nämlich gar nicht mal so einfach und das ist kein Buch, welches man ständig aus der Hand legen und unterbrechen sollte – zumindest ich war dann immer kurz verloren.

Will ich noch mehr von Llosa lesen? Absolut! Ich hoffe sehr, dass ich Das Grüne Haus bald finden werde..und habe das Buch hier schon in einen neuen öffentlichen Bücherschrank gestellt, damit sich jemand anderes genau so darüber freuen kann. Habt ihr schon etwas von diesem Autoren gelesen? Wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Life of Pi – Yann Martel

Als ich mit meinem Studium begann, wozu ich viele englische Texte lesen musste, wollte ich nebenbei auch noch unterhaltsame, englische Bücher lesen. Damals pickte ich als erstes Buch Life of Pi von Yann Martel und verzweifelte daran. Aus Lust wurde Frust und ich hob es mir für „später“ auf. Dass daraus über zehn Jahre wurden, hatte ich nicht erwartet, aber zum Glück stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok darüber. Bücher mit Indienthematik lese ich besonders gerne in Indien und wenn dann noch Orte vorkommen, die ich schon besucht habe, bin ich absolut begeistert.

Worum geht’s Der deutsche Titel „Schiffbruch mit Tiger“ ist etwas aussagekräftiger und bringt die Story ziemlich gut auf den Punkt. Wir haben den jungen Inder Pi, der als einziger den Untergang des Schiffes überlebt, welches seine Familie und ihn nach Kanada bringen soll. Mit ihm Boot befinden sich zunächst eine Hyäne, ein Zebra und besagter Tiger. Ein Überlebenskampf bahnt sich an, welcher in einem spannenden Abenteuerroman mit vielen Details verpackt ist.

Wie ist’s Zu Beginn war ich etwas verwirrt, denn das Buch spielt auf zwei Erzähl-Ebenen und bis es zum eigentlichen Schiffbruch kommt, dauert es einige Seiten. Die aber sehr gut geschrieben sind, Einblick in das Leben in Indien geben und einfach Spaß machen und Spannung aufbauen. Das gesamte Buch ist leicht zu lesen (lustig, dass ich das jetzt einfach sagen kann), es ist witzig, grausam, berührt und man will es nicht aus der Hand legen. Man fiebert mit Pi mit, hofft auf ein Happy End, ist sich teilweise selbst nicht so ganz sicher, was Realität, was Traum ist und schwankt immer mal wieder. Insgesamt waren da einige Twists dabei, die ich nicht hab kommen sehen und ach, es ist ein großer Lesespaß und verdient all die Preise und Lobeslieder, die es bekommen hat. Schande über mein Haupt, dass ich so lange damit gewartet habe!

Auch ganz überraschend kam für mich die Beschäftigung mit verschiedenen Religionen, das Buch bietet einiges an Tiefe und kann zu spannenden Diskussionen anregen – jupps, ich habe die Erfahrung gemacht und war hin und weg. Spontan würde ich auch sagen, dass das Buch jedem gefallen wird, es ist einfach so erfrischend anders, man kann die Geschichte einfach nicht nicht mögen. Würde ich definitiv verschenken, wenn ich wüsste, dass die Person es noch nicht kennt und ich brenne jetzt, weitere Bücher des kanadischen Autoren zu lesen.

Habt ihr Life of Pi gelesen oder gesehen? Mir geht es jetzt so, dass ich das Buch so toll finde, dass ich den Film nicht sehen mag, da ich meine eigenen Vorstellungen nicht zerstören mag. Wenn euch der Film gefällt, würde ich aber doch den Griff zum Buch vorschlagen, da dieses bestimmt ausführlicher ist!

[Lesenswert] Reisemagazine: Lonely Planet & America Journal

Als ich am Flughafen unterwegs zu meinem Gate war (Air India, wo es so gar nichts gab..), kam ich bei Singapore Airlines und deren verdammt vollen Zeitschriftenregal vorbei. Mir sprangen sofort die Zeitschriften ins Auge und ich habe keine andere Entschuldigung, außer dass ein 8-Stunden-Flug inklusive Langeweile vor mir lagen..ich packte doch glatt zwei Magazine ein. Bis dato wusste ich weder, dass es ein lonely planet traveller Magazin noch ein America Journal gibt, denn auch wenn das Reisen und das Darüberschreiben meine Leidenschaft ist, selbst lese ich Reisemagazine und -reportagen selten. Was einfach daran liegt, dass ich die Sachen selbst zum ersten Mal erleben will und nicht schon mit so vielen Annahmen an den jeweiligen Ort herangehen mag. Als Inspiration reicht mir irgendwie schon eine Weltkarte, um zu sehen, wo ich als nächstes hinwill.

lonely planet Traveller (monatlich, 6€)

Als ich „Eisbären in Kanada“ auf dem Titel las, war ich hin und weg. Churchill steht seit Jahren auf meiner „wenn ich im Lotto gewinne, geht es dort sofort hin“-Reiseliste und letztes Jahr war ich in Winnipeg echt nah dran, es irgendwie möglich zu machen. Die Bilder in diesem Heft haben mich jetzt noch mehr überzeugt und ach, vielleicht ist es doch dieses Jahr irgendwie möglich, meinen ersten Eisbären zu treffen. Ansonsten ist das Heft eine Mischung aus Reisereportagen, Tipps, Leserempfehlungen und viel Werbung. Den Preis finde ich dafür zu hoch, die viele Werbung – wenn auch thematisch passend – nervt nämlich doch.

Die „Concierge-Tipps“, eine der Topstories, waren jetzt auch eher lahm, irgendwie nichts, was man nicht doch schon mal gelesen hat (und Java als Geheimtipp, nuuuunja). Aber klar, es ist lonely planet und den unbekannten „da musst du hin“-Ratschlag findet man hier nicht mehr. Mehr angesprochen haben mich da die Tipps anderer Reisender, da verlasse ich mich online bei Hotelbuchungen auch immer drauf. Kurzweilige Unterhaltung und tolle Bilder findet man aber allemal und sollte ich wieder kostenlos über das Heft stolpern, nehme ich es gerne mit. Die aktuelle Januarausgabe dreht sich übrigens um Florida, hat aber auch Portland (eines meiner Reiseziele für 2017) im Angebot!

 

AMERICA JOURNAL (zweimonatlich, 5,50€)

Beim Lesen dachte ich ständig, dass das genau was für meine Mama ist. Das Heft ist eine Mischung aus Reisereportagen, Informationen, News und Trends aus den USA. Man bekommt hier „tiefgründigere“ Stories als im lonely planet, es ist mehr Lesegenuss denn reine Aufnahme von neuen Infos. Wunderschöne Bilder, die Lust aufs Reisen machen, gibt es hier nicht zu knapp – leider aber quillt auch hier wieder enorm viel Werbung durch die gesamte Ausgabe. Wobei ich mich gerade frage, ob mir das vielleicht nur so extrem auffällt, da ich online nur mit Adblocker lebe und ja kaum noch richtige Zeitschriften lese. Ich fand es einerseits etwas nervig, andererseits kann man sich aber z.b. auch noch mehr kostenloses Infomaterial zusenden lassen, was dann ein Pluspunkt trotz Werbung ist.

Besonders passend war die Ausgabe dank dem „Oregon und Idaho“-Teil wieder für mich und ich habe ein paar spannende Infos für mich mitnehmen können. Den Hawaii-Teil fand ich ebenfalls sehr anregend, die Inseln will ich auch unbedingt noch kennenlernen, das hat aber noch ein paar Jahre Zeit. Ein bisschen Tipps von anderen Reisenden gab es auch noch, was für mich bei eigentlich keinem Reisemagazin fehlen darf. Insgesamt habe ich mich vielleicht eine Stunde mit der Zeitschrift vergnügen können, da hatte ich aber auch alles gelesen.

Mein Ausflug in die Print-Reisemagazinwelt hat mir gezeigt, dass ich in nächster Zeit kein Abo abschließen werde. Beide Magazine waren ein kurzweiliger, inspirierender Genuss, aber mit viel zu viel Werbung versehen. Wenn man online lebt und dort nach Reisereportagen auf Blogs zu bestimmten Themen sucht, bekommt man keine schlechteren Ergebnisse, ich vertraue ihnen sogar mehr als einem glänzenden Magazin. Auch sind die Hefte einfach sehr dünn und dann 5-6€ für eine Stunde Lesen, nee..da können die Eisbärenbilder noch so schön sein!

Lest ihr gerne Reisemagazine und lasst euch inspirieren oder gar Reisebücher? Hat wer vielleicht sogar eines der beiden hier im ABO oder sind sie auch eher nichts für euch, da ihr alles unvoreingenommen entdecken wollt? 

[Lesenswert] The book of lost things – John Connolly

Manchmal wählt man nicht die Bücher sondern die Bücher wählen den Leser. So fühlte es sich zumindest an, als mir The book of lost things von John Connolly aus dem öffentlichen Bücherschrank entgegen fiel. Erst stellte ich es wieder weg, da es nicht gaaaanz so nach meinem Geschmack klang, nachdem ich aber den gesamten Schrank durchforstet hatte und nichts besser fand, schnappte ich es mir doch. Immerhin ist es auf englisch und so kann ich wenigstens noch ein paar neue Worte lernen.

Worum geht’s Der zwölfjährige David versucht den Verlust seiner Mutter zu verarbeiten und die neue Frau (und den neuen Bruder) seines Vaters in sein Leben zu integrieren. Er flieht in eine Welt der Bücher, wo Märchen Realität werden und wird innerhalb dieser Fantasiewelt mit seinen Ängsten konfrontiert. Dabei muss er diverse Abenteuer bestehen und trifft wunderliche Gestalten, die ihn vor so manche Herausforderung stellen.

Wie ist’s Für jemanden, der Märchen liebt, ist dieses Buch genau das Richtige. Ich persönlich fand es etwas langatmig und zäh, habe oftmals ein paar Seiten überblättert und es hat mich einfach nicht gefesselt. Angefangen habe ich das Buch am Flughafen, habe es dann im Flugzeug aber schnell aus der Hand gelegt und dann erst einen Monat später wieder ausgepackt – ich wollte es nicht weiter durch die Gegend schleppen und habe es durchgelesen. Ich hatte einen psychologisch spannenderen Roman erwartet, der besser auf die Entwicklung von David eingeht, aber hier bekommt man einfach eine Heldengeschichte mit Märchen, die nur wenig an der Oberfläche kratzt. Die Hauptperson streift durch die Fantasiewelt und trifft eine Märchenfigur nach der anderen, was nicht gerade neu ist, wenn man die Märchen schon kennt.

Thematisch haben wir neben Wut, Eifersucht, Trauer und Missmut aber auch Freundschaft, Loyalität und Liebe und somit eigentlich die perfekte Mischung für einen coming of age Roman. Leider nutzt der Autor dies aber nicht aus und stellt die Märchen ständig in den Vordergrund, dabei wäre David’s Entwicklung so viel spannender, hach! Die Beziehung zu seinem Vater und der Stiefmutter wird am Ende etwas mehr thematisiert, was ich super fand, hier hätte es gerne noch mehr sein dürfen!

Noch ein Pluspunkt ist, dass der Autor am Ende des Buches sehr ausführlich beschreibt, warum er welches Märchen benutzt hat und wie sich das Buch entwickelt hat. Das gab eine interessante Insiderperspektive, die ich mir bei vielen anderen Büchern wünschen würde! Oftmals fragt man sich ja, was genau sich der Autor hierbei gedacht hat und das wurde einem dieses Mal beantwortet. Schade, dass es kein Buch ist, welches ich großartig finde, dann wäre dieser Abschluss noch besser gewesen.

Erwachsene Märchenfreunde, das dürfte was für euch sein, dem Rest würde ich eher abraten, da ich mich schon sehr dazu durchringen musste, das Buch wieder in die Hand zu legen und zu beenden. Wäre ich nicht buchstäblich auf einer einsamen Insel ohne andere Bücher gewesen, ich bezweifle, dass ich es in Deutschland beendet hätte. Hoffentlich gefällt es dem nächsten Leser besser! Für mich eines der schwächsten Werke, welches ich dieses Jahr gelesen habe.

[Lesenswert] ABC-Challenge – mein Endstand!

Dieses Jahr versuche ich mich an der ABC Challenge, bei welcher es darum geht, Buchtitel mit allen Buchstaben des Alphabets in einem Jahr zu lesen. Da ich einen großen Stapel an ungelesenen Büchern habe, die mehr oder weniger jeden Buchstaben abdecken sollten, wollte ich da definitiv mitmachen. Ganz geschafft habe ich die Challenge leider nicht, was daran lag, dass ich nicht zu jedem Buchstaben schon einen Buchtitel hatte und auch keinen bei Freunden und im oeffentlichen Buecherschrank/in diversen Hostel keine mich interessierenden Buecher mit dem richtigen Buchstaben gefunden habe. Extra irgendwelche kaufen wollte ich auch nicht, ich denke mal, ich mach die Challenge erneut (und notiere auch mal, was ich noch so alles lese, denn ich habe z.b. 7 Buecher mit N nur so verschlungen).

ENDSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind  dreiundzwanzig „gelesen“

Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen – Nikolai Gogol
Bitterfotze – Maria Sveland
Camphor Flame, The – C.J. Fuller
Drop, The – Michael Connelly
Euphoria – Lilly King
Foreign Body – Robyn Cook
Gone Girl – Gillian Flynn
High Fidelity – Nick Hornby
I want it that way – Ann Aguirre
Just listen – Sarah Dessen
Kuss und Kuss gesellt sich gern – Susan Mallery
Litigators, The – John Grisham
Mein erster Selbstmord – Carola Wolff
Not that kind of girl – Lena Dunham
O
Populärmusik aus Vittula – Mikael Niemi
Q
Ruhm – Daniel Kehlmann
Summons, The – John Grisham
Todeswächter – Veit Etzold
Undank ist der Väter Lohn – Elizabeth George
Verbrechen – Ferdinand von Schirach
Wo die wilden Maden graben – Nagel
X
Yukon-River-Saga – Andreas Kieling Irena Bischoff
Zero Day – David Baldacci

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da es in meinem Bücherschrank von beidem wimmelt. Hörbücher lasse ich außen vor, wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen und darauf warten, dass ich sie endlich in die Hand nehme und danach entweder behalte, einem lieben Menschen gebe, verkaufe oder in den öffentlichen Bücherschrank stelle. Das habe ich auch bei diesen Büchern brav durchgehalten, bis auf wenige Exemplare wurden sie an Freunde weitergegeben oder in den öffentlichen Bücherschrank gestellt. Zwar haette ich gerne meine eigene Buecherei, aber das duerfte noch ein wenig dauern und bis dahin reicht der Platz leider doch nicht aus.

Hat noch jemand diese schoene Challenge gemacht? Seid ihr erfolgreicher gewesen? Wenn wer ein gutes Buch mit den fehlenden Buchstaben als Titelanfang kennt, schreibt mir das doch in die Kommentare, dann bin ich fuer naechstes Jahr besser vorbereitet!

[Lesenswert] 3 Wishes – Liane Moriarty

Über den Debütroman 3 Wishes bzw Drei Wünsche frei der australischen Schriftstellerin Liane Moriarty stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok eher zufällig. Ich suchte seichte Strandlektüre und der Einband sah definitiv danach aus. Ohne mich näher mit dem Umschlag oder gar der Kurzbeschreibung zu befassen, nahm ich es mit und fing an, es auf Koh Jum zu lesen. Wie ihr erkennen könnt, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch 😉

Worum geht’s Der Roman dreht sich um das Leben der Kettle-Schwestern Lyn, Cat und Gemma, welche als Drillinge ihre jungen Eltern überraschten und seitdem ihr Leben in Australien mal mehr und mal weniger gemeinsam meistern. Das Buch beginnt an ihrem 34. Geburtstag, welchen sie standesgemäss im Restaurant mit einer Torte für jeden feiern – dieses Mal gibt es aber die Überraschung, dass sie Briefe bekommen, die sie an sich selbst vor 20 Jahren geschrieben haben. Was ihre damaligen Ichs für Ideen für ihre Lebensziele hatten und wie die Realität aussieht, ist nur ein Thema des Buches.

Wie ist’s Erstaunlich unkitschiger als erwartet! Zwar trotzdem ein kurzweiliger Roman, aber fesselnd, da der Schreibstil der Autorin etwas unter die Oberfläche geht und sie ihren Personen wunderbar Leben einhaucht. Sehr schön finde ich die Zeitsprünge und besonders die Mischung zwischen Kapiteln mit den sehr real gezeichneten Schwestern und dann kurze Episoden von Fremden, die die Drillinge irgendwann mal gesehen/getroffen/erlebt haben. Habe ich so selten gelesen und fand ich gut gemacht! Die Themen sind nicht neu, wir haben Liebe, Trauer, Verlust, eine Scheidung und den (unerfüllten) Kinderwunsch – dadurch, dass sie sich aber auf drei sehr unterschiedliche Schwestern verteilen, bekommt das Ganze mehr Spannung. Wer gerne Bücher mit viel Familiendynamik und unterschiedlichen Beziehungskonstellationen liest, das ist bestimmt eures. Ebenfalls schön fand ich, dass der Roman in Australien spielt, da lese ich leider viel zu wenige Bücher von.

Man kann das Buch locker in zwei Tagen lesen, aber auch ohne Probleme eine Pause machen und leicht wieder einsteigen. Die Kapitel sind kurz, es passiert nicht zu viel in kurzer Zeit, was das Lesen angenehm leicht und unanstrengend macht. Ein wenig langatmig wird es dadurch aber auch. Ein paar Mal laut aufgelacht habe ich aber doch, teilweise war mir der Humor aber auch zu flach – hier hat ja jeder einen anderen Geschmack! Insgesamt ein Buch, welches ich als Strandlektüre weiterempfehlen würde, mehr aber dann doch auch nicht.

Kennt ihr die Autorin und vielleicht ein anderes gutes Buch von ihr? Was war eure letzte Strandlektüre?

[Lesenswert] House of Night Reihe von P.C. & Kristin Cast

Ich freue mich immer besonders, wenn ich eine gesamte (oder zumindest ein paar Teile von einer) Reihe im oeffentlichen Buecherschrank finde und so kam ich auch an die House of Night Reihe des Mutter-Tochter-Duos P.C. & Kristin Cast. Da ich seichte Kost erwartete, nahm ich die Buecher als Reiselektuere nach Indien mit – ohne schlauerweise vorher noch einmal zu googlen, denn erstens fehlt der erste Band, was schon einmal etwas ungut war und dann ist die Serie nicht mit meinem letzten Band abgeschlossen, sondern ist fast doppelt so umfangreich. Bis ich da wieder mal ein Buch finde, habe ich wahrscheinlich schon wieder vergessen, was genau passiert ist.

House of Night Reihe

Worum geht’s In Band 1, Marked, bekommt die 16-jaehrige Zoey ploetzlich eine Mondsichel auf der Stirn, was bedeutet, dass sie von der Vampirgoettin Nyx gezeichnet wurde. Fortan muss sie im Internat House of Night leben und sich auf ihr spaeteres Leben als Vampir neben den Menschen vorbereiten. Nicht jeder kann diesen Uebergang schaffen, doch Zoey scheint besondere Faehigkeiten zu haben. Im Internat lernt sie ihre neuen Freunde, ebenfalls „Gezeichnete“ kennen und es kommen die Themen Freundschaft, Liebe & Leidenschaft, Machtintrigen aber auch viel zum Thema Vampire in den Buechern vor. Spannend sind die Konflikte, die sie zwischen ihrem alten und neuen Leben austragen muss und auch ihre Cherokee-Herkunft bildet eine recht interessante Komponente fuer die Story. Nyx scheint mit Zoey und ihren Freunden, die auch alle besondere Faehigkeiten bekommen, einiges vor zu haben!

Wie ist’s Anscheinend wird es als Mischung zwischen Harry Potter und Twilight angepriesen, das wusste ich vorher nicht. Wer Vampirromane liebt und vielleicht etwas juenger ist, wird diese Reihe bestimmt moegen und auch die Tatsache, dass es so viele Baende gibt. Ich habe sie gelesen, da ich nichts anderes hatte, aber in Deutschland haette ich die Reihe wohl nach dem ersten Buch wieder zurueck in den Buecherschrank gestellt. Die Autorinnen geben sich Muehe, mich lassen die Charaktere aber irgendwie kalt und auch die Story hat keinen „ich muss das Buch heute Nacht noch fertiglesen“-Effekt. Vielleicht bin ich aber langsam auch zu alt 😉 Irgendwie baut sich dann doch etwas Spannung auf, doch dann gibt es so eine einfache, schnelle Loesung, das ich damit nie wirklich gluecklich war. Sonderliche Ueberraschungsmomente gibt es auch nicht, es plaetschert eben so daher und gibt einem eine Auszeit von der Realitaet.

Man muss die Serie uebrigens weder chronologisch noch komplett lesen, es wird so viel wiederholt, dass man der Story ohne Probleme folgen kann. Was teilweise etwas nervend war und ich dann ein paar Absaetze ueberflog, wenn nur erzaehlt wurde, was schon passiert ist – so kann man auch auf seine Wortanzahl kommen. Insgesamt war das keine Liebe zwischen uns, wobei ich die Tatsache, dass Mutter und Tochter gemeinsam schreiben, sehr schoen finde. Vielleicht kommen sie ja mit einem etwas erwachseneren Buch mit mehr Tiefe raus, da wuerde ich sofort reinlesen!

Lest ihr gerne solche langen (13 Baende!) Serien? Meine Lieblingsserie ist nach wie vor Outlander von Diana Gabaldon, wo ich nichts tun kann, ausser sofort das neueste Buch kaufen und den Rest des Tages lesen und lesen und lesen..das hat Suchtcharakter fuer mich – fuer noch jemanden? 

[Lesenswert] Populärmusik aus Vittula – Mikael Niemi

Heute habe ich wieder ein im öffentlichen Bücherregal gefundenes Buch für euch, welches ich schon seit seinem Erscheinen lesen wollte, es dann aber einfach immer wieder vergessen habe. Ich glaube, das passiert einfach, wenn man sich vornimmt, weniger Bücher zu kaufen und stattdessen nur lange Wunschzettel auf Amazon anlegt 😉 Populärmusik aus Vittula von Mikael Niemi wurde schon von Beginn an als Meisterwerk skandinavischer Literatur gehandelt und meine Erwartungen lagen somit ziemlich weit oben. Gelesen habe ich es dann passenderweise auf den Färöer Inseln, wo die Landschaft und Einsamkeit ein wenig wie in Vittula sein dürfte.

Populärmusik aus Vittula

Worum geht’s Der Coming-of-Age-Roman spielt in Nordschweden in den 60er Jahren und hat das Leben der beiden pubertierenden Freunde Matti und Niina im Fokus. Diese gründen irgendwann eine Band, um der Langeweile und Monotonie ihrer ländlichen Umgebung und ihren Bewohnern zu entfliehen – eine kleine Rebellion, wird Musikmachen doch als „weibisch“ angesehen. Ansonsten gibt es die typischen Selbstfindungsthemen der eigenen Identität, Mädchen und das Verliebtsein, Alkohol und mitternächtliche Aktionen, die zum Aufwachsen dort anscheinend dazugehören.

Wie ist’s Zunächst muss ich gestehen, dass mich das Buch einfach nicht gefesselt hat. Das kann daran liegen, dass es keine große Story gibt, sondern die einzelnen Kapitel eher kleine, lose chronologisch aneinandergereihte Geschichten aus dem Leben der Jungen sind. So wirklich viel Empathie konnte ich auch nicht aufbauen, es gab ein paar kuriose Erlebnisse, die mir in Erinnerungen bleiben werden und die den Ort wunderbar vorstellbar gemacht haben. Die Mischung aus Melancholie und Komik fand ich ganz gut, teilweise passierte mir aber zu wenig in dem Buch und so zogen sich die mittleren Kapitel ganz schön. Zum Ende hin wurde es dann allerdings noch einmal richtig gut und der Schluß gefiel mir auch.

Das Buch ist prima, um es „nebenbei“ zu lesen, entweder als Zweitbuch oder eben, wenn man nur kurz lesen kann und ständig gestört wird. Für die S-Bahn oder die letzten zwanzig Minuten, bevor man schlafen mag, kann ich es empfehlen – die Nacht vor Spannung durchlesen, werdet ihr hier eher weniger. Den Schreibstil des Autors mochte ich, ich könnte mir vorstellen, ein weiteres Buch von ihm zu lesen, wenn es denn dann eine fortlaufende Story hat, die mich mehr kriegt. Ein bisschen enttäuscht war ich von der Rolle der Musik in dem Roman, ich habe sie viel mehr im Vordergrund erwartet, was aber gar nicht der Fall ist. Für Musikromanliebhaber würde ich es auch nicht empfehlen, hier muss man schon schräge Gestalten mögen, die eben zufällig mal die Beatles gehört haben und versuchen, das nachzuspielen.

Kurzweilig, ich werde den Großteil des Buches schon bald vergessen haben (die Rattenjagd allerdings nicht!), bin aber doch froh, dass ich es endlich gelesen habe und meine eigene Meinung dazu habe. Für mich absolut kein „musst du gelesen haben“-Buch, ich würde aber sagen, dass ich es zur richtigen Zeit am richtigen Ort genießen konnte – und habe es auch schon wieder in den öffentlichen Bücherschrank zurückgebracht! Kennt ihr es? Wie hat es euch gefallen? 

[Lesenswert] Yukon-River-Saga von Andreas Kieling

Reisereportagen sind jetzt nicht meine erste Wahl, wenn es um Bücher geht, da ich Orte lieber selbst erlebe, ohne schon vorher viel von anderen darüber gelesen zu haben. Als ich im öffentlichen Bücherschrank dann die Yukon-River-Saga von Andreas Kieling fand, musste ich allerdings doch zugreifen, da ich eben schon an vielen Orten gewesen bin, über die der Autor schreibt; die Orte ganz im Norden Alaskas konnte ich per Auto nicht mehr erreichen und war auch gespannt, was er darüber schreiben würde.

Yukon-River-Saga

Worum geht’s Zwei Männer, eine Frau und ein Jagdhund brechen auf, den Yukon von seiner Quelle bis in die Beringsee mit dem Kanu zu bezwingen. Es liegen 3200 Kilometer kanadische und amerikanische Wildnis vor ihnen, welche den drei Abenteurern einiges abverlangen wird. Das Buch nimmt einen mit auf diese beschwerliche Reise mit all ihren einmaligen, aber auch sehr beschwerlichen Erlebnissen, die Menschen durchaus an ihre Grenzen bringen kann. Gleichzeitig ist es auch ein Wettkampf gegen die Zeit, denn der Yukon friert zu bzw trägt an vielen Stellen einiges an Eis, was eine Überfahrt lebensgefährlich macht.

Wie ist’s Erwartet habe ich, dass ich total gefesselt sein würde und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollen würde. Aber das totale Gegenteil trat ich, ich musste wirklich kämpfen, es bis zum bitteren Ende zu lesen. Denn der Autor schreibt einfach nur schrecklich, auf eine so unangenehme Art. Man merkt, wie frustriert er oft war, doch lässt er das verbal an seinen beiden Mitstreitern und der lokalen Bevölkerung aus, die alle einfach schlecht in dem Buch wegkommen, während er sich selbst als diesen allwissenden, höhergestellten Menschen ausgibt. Kam für mich auch einfach total überraschend, da ich die Fotografien von Andreas Kieling sehr mag und seinen Bildband Im Bann der Bären grandios finde. Die wenigen Bilder in der Yukon-River-Saga (man muss das Alter bedenken) sind nicht sonderlich beeindruckend und lohnen den Kauf absolut nicht.

Lässt man die Sprache mal beiseite, ist es sehr interessant zu lesen, was sie alles erleben, welche gefährlichen Momente sie meistern, wie Menschen an solch abgeschiedenen Orten siedeln und wie die Landschaft und der Fluss sich verändern. Besonders spannend fand ich, als sie länger pausierten, damit Kieling täglich einige Bären am Strand fotografieren konnte und langsam mit ihnen eine Beziehung aufbaute. Absolut fragwürdig finde ich aber, dass er seinen deutschen Jagdhund ohne Leine immer wieder in die Wildnis rennen lässt, was mal mit einem toten Bären endet oder auch damit, dass er den Hund auf einer Insel zurücklässt und erst nach Wochen wiederbekommt, durch Zufall. So ein Verhalten ist doch nicht richtig. Auch das 1×1 des Lebens in der nordamerikanischen Wildnis, wie kein Essen im Zelt wegen der Bären, wird von ihm komplett ignoriert und wenn man das Buch unbedarft liest, bekommt man dann den Eindruck, dass das in Ordnung sei.

Insgesamt kann ich das Buch nicht empfehlen, so spannend es von der Thematik her auch klingt, da der Schreibstil teilweise beleidigend und einfach unpassend ist. Das macht die tollste Reise und die schönste Natur kaputt und ich verstehe nicht, wieso man so etwas veröffentlichen würde. Das ist dann kein Reiseroman, sondern eine Selbstfindung in Tagebuchform, welche vielleicht auch ihre interessierten Leser hat, aber nicht in diesem Format. Schade! Habt ihr einen guten Reiseroman über Kanada, den ihr empfehlen könnt? 

[Lesenswert] Voices – Arnaldur Indridason

Krimis lese ich nicht wirklich oft, doch wenn, greife ich sehr gerne zu den skandinavischen Exemplaren. Als ich im Bücherregal meines Hostels in Torshavn passenderweise einen Islandkrimi fand, musste ich ihn dann doch mal in die Hand nehmen. Kaum hatte ich mich versehen, war ich schon mitten drin in dem Buch Voices von Arnaldur Indridason!

Voices Indridason

Worum geht’s In einem Luxushotel in der isländischen Hauptstadt wird die mit Stichwunden übersäte Leiche eines als Weihnachtsmann verkleideten Mannes entdeckt. Es stellt sich schnell heraus, dass der Mann schon seit Jahren im Hotel arbeitet und auch dort in einem kleinen Verschlag lebt. Das Kostüm hatte er für eine Weihnachtsfeier angelegt, wodurch die Situation schon komisch wird; dass dann aber seine Hose auch noch offen ist und man noch ein Kondom findet, macht die Sache komplizierter. Die Kommissare Erlendur und Sigurdur Oli werden zur Aufklärung gerufen und finden schnell heraus, dass der Tote in seiner Kindheit ein Star war und seine Gesangs-Aufnahmen enorm wertvoll für Sammler auf der ganzen Welt sind. Während sie den Mordfall aufklären, kommen aber noch immer weitere Probleme zu Tage und auch das Privatleben der Ermittler gerät immer wieder dazwischen.

Wie ist’s Mir gefiel das Buch zu Beginn und Ende sehr gut, es war spannend, man wollte weiterlesen und herausfinden, wieso es zu dem Mord gekommen ist. Die typische Action von Krimis fällt allerdings etwas weg, man hat keine wilden Verfolgungsjagden auf einen psychisch verwirrten Killer und verrückte Wendungen an jeder Ecke. Stattdessen lernt man die Personen kennen, ihre Geschichte und man merkt hier, dass es eben schon der dritte Band aus einer Reihe ist. Trotzdem kann man das Buch (wie ich) ohne jegliche Vorkenntnisse lesen, es macht sogar Lust darauf, die vorherigen Bücher zu beginnen. Im Mittelteil wird es etwas langatmig und düster, aber irgendwie auch so, wie ich Island im Januar kennengelernt habe – Stimmungen erschaffen kann der Auto sehr gut! Der Ausflug in die Welt der Sammler von Kinderchor-Aufnahmen war auch etwas, wohin ich mich noch nie begeben habe und überrascht war von seiner Kreativität.

Kein „weltveränderndes, must du gelesen haben“-Buch, aber bestimmt interessant für Krimifans, die mal etwas jenseits des Einheitsbreies lesen mögen. Wenn es einem gefällt, hat man dann auch gleich noch ein paar Bücher mit den beiden Kommissaren vor sich! Besonders das Setting „Island“ passt hier wunderbar und war für mich der Ausschlag, das Buch überhaupt zu lesen. Das Buch ist (soweit ich weiß) nicht ins Deutsche übersetzt worden, das Englisch ist allerdings einfach und gut verständlich. Einzig über die isländischen Namen stolperte ich ab und zu 😉 Für die jetzige Jahreszeit auch gut passend, wenn man abends gemütlich auf der Couch sitzt und es draußen schon stockdunkel ist.

Mögt ihr skandinavische bzw isländische Krimis? Wen könnt ihr hier denn empfehlen?

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