Ganz dem slow traveling frönend, bin ich seit ein paar Wochen schon in Oulu in Nordfinnland und will euch nun meinen ersten Eindruck von dieser nicht unbedingt bekannten 200.000-Einwohner-Stadt geben. Persönlich das erste Mal habe ich sie vom Zug aus 2021 bei meiner Fahrt von Rovaniemi nach Tampere gesehen und wollte schon damals am liebsten aussteigen. Da das zeitlich aber nicht funktionierte, dauerte es jetzt zwar länger, dafür kann ich mir aber mehr Zeit lassen, die Stadt (und hoffentlich auch bald die Umgebung) zu erkunden!



Gut, wir haben im Moment Winter und somit sind insgesamt nicht soooo viele Menschen unterwegs, aber als Touristen-Hotspot würde ich Oulu nicht beschreiben. Da es in der Stadt einen Flughafen gibt, landen bestimmt doch einige Menschen hier, aber die meisten werden gleich weiter in den Norden reisen. Was schade ist, denn die Stadt hat einige Überraschungen zu bieten!



Natur in/um Oulu herum


Oulu liegt an der Ostsee und hat somit nicht nur viel Wasser, sondern auch einige Strände und Inseln direkt vor der Haustür. Im Sommer mit dem Kajak bestimmt eine grandiose Erfahrung, aber ganz ehrlich, ich freue mich aktuell wie ein kleines Kind, denn ich kann über das zugefrorene Meer laufen! Und das nicht mit Todesangst und der warnenden Stimme meiner Mama im Hinterkopf, sondern hier sind richtige Wege auf dem Eis, wo viele Menschen spazieren, Schlittschuh- oder Ski fahren oder sich einfach ein Loch in die Eisdecke bohren und ihre Angel auspacken (ja, da habe ich das erste Mal ganz schön doof geschaut, aber mittlerweile bin ich daran gewöhnt).


Jetzt liegt zwar überall Schnee und glitzert somit herrlich, aber meinen Ausflug zum Nallikari Strand oder runter nach Oulunsalo fand ich trotzdem ganz wunderbar. Zwar habe ich weder Sand noch Wellen gesehen, aber es ist schon ein besonderes Gefühl, sich auf dem gefrorenen Meer die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Finden die Finnen hier auch und somit ist erstaunlich viel los auf dem Eis!

Zu vielen Inseln kann man somit aktuell laufen, aber auf für die wärmeren Tage gibt es Brücken, was ich toll finde. Diese sind nicht immer für Autos zugänglich, womit man noch mehr Ruhe hat, aber insgesamt ist es hier sowieso sehr leise. Wenige Menschen und dann auch noch ruheliebend – hallo, ich mag es hier! Andere Inseln kann man mit der Fähre erreichen und hier bietet sich besonders Hailuoto an – man kommt bequem mit dem Bus (via Fähre) hin und hört dabei sogar das Eis krachen, wenn es durchfahren wird. Wer mich kennt, weiß, dass das genau mein Geräusch ist. Auf Hailuoto selbst gibt es im Sommer spannende Museen, im Winter sind die meisten Sachen aber geschlossen und somit kann man durch die einsame Natur wandern und das ein oder andere Tier beobachten.



Apropos Tier, ich habe endlich mein erstes wildes Rentier gesehen und das nicht irgendwo weit entfernt im Wald, sondern direkt im Industriegebiet neben einer Bahnstrecke, wo ein paar Bäume herumstanden. Ich weiß nicht, wer von uns beiden sich mehr erschrocken hat, denn ich habe null damit gerechnet, dort irgendjemanden zu treffen – und dann auch noch ein Rentier <3

Ein bisschen kultiviertere Natur kann man sich im Botanischen Garten anschauen, der zwei nette Gewächshäuser (die sogar kostenlos sind) und eine Ausstellung zu lokalen Projekten der Uni hat, im Sommer aber bestimmt mit seinem Aussengelände noch mehr hermacht. Direkt nebenan hat man zwei große Seen, die natürlich auch von mir zugefroren überquert wurden und nicht nur das – hier konnte ich das erste Mal dieses Jahr Polarlichter sehen! Absurd oder? Also dass ich da einfach mal 15 Minuten mit dem Bus hinfahren und dann keine 5 Minuten laufen muss, um diese mitten im Dunkeln auf einem See stehend zu sehen. Grandios (ok, nicht mit meiner Handykamera, aber in real schon)!


Wirklich tolle Wanderungen habe ich noch nicht unternehmen können (das Buch Hiking in Finland habe ich aber schon verschlungen), denn ich habe mir fähigerweise zu Beginn erst mal den Zeh gebrochen und humpele hier noch durch die Gegend – davon gibt es aber bestimmt viele und ach, wie gerne würde ich gerade auch Langlauf oder Schneeschuhwandern ausprobieren. Und mein Geologie-Herz schlägt hier oben auch höher, sooo tolle Gesteine sind einfach überall zu finden (wenn der Schnee dann mal weg ist), da war ich schon damals in Helsinki restlos begeistert.



Sehenswürdigkeiten in Oulu


In Oulu selbst befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten/Attraktionen im Stadtzentrum, somit könnt ihr getrost laufen oder mit dem Bus fahren. Die Innenstadt besteht aus viel Fußgängerzone, was super ist, aber alles ist quadratisch angelegt und schreit für mich USA..ich mag organisch gewachsene, krumme Straßen einfach lieber. Zum Glück sind aber nicht nur Neubauten, sondern auch noch alte, gut erhaltene Holzhäuser in den Straßen zu finden, die mein Herz höher schlagen lassen!



Die meisten Besucher beginnen am Marktplatz, wo es einige Cafes/Restaurants in schönen roten Holzhäusern, eine Markthalle, die Stadtbibliothek, das Theater sowie den Toripolliisi gibt. Letzterer ist eine Statue eines beleibten Polizisten, der wohl über den Platz wacht und ständig fotografiert wird 😉 Ansonsten kann man in der Innenstadt primär einkaufen und essen, es gibt internationale Ketten, aber auch finnische Geschäfte und Einkaufszentren scheint man ebenfalls sehr zu mögen.

Wer gerne ins Museum geht, kann sich das Northern Ostrobothnia Museum für Geschichte und Kultur, das Oulu Museum of Art für Kunst und das Tietomaa Science Center für wissenschaftliche Entdeckungen anschauen. Die beiden ersten Museen haben mir gut gefallen, das Science Center finde ich zu teuer und gehe somit erstmal nicht rein. Wunderbar finde ich das Valve Culture Center und die sich nebenan befindenden Gallerien, die immer kostenlose, wechselnde Ausstellungen finnischer Künstler zeigen. Malerei, Fotographie und Kurzfilme – genau meines!


Nachdem die Kirche niederbrannte, baute man die Oulu Cathedrale 1832 wieder auf und das geschah unter Carl Ludwig Engel, keinem Unbekannten hier in Finnland. Von außen ist die Kathedrale nett anzusehen, von innen soll sie sehr toll sein, bisher stand ich aber immer vor geschlossenen Türen. Somit sah ich mir stattdessen (von aussen) die Überreste des Schlosses an, die aus einem Aussichtsturm bestehen. Insgesamt finde ich die Stadt architektonisch spannend und vieles hier schreit für mich Russland, erinnert aber auch an Schweden, wodurch die Geschichte dieses noch jungen Landes sehr schnell wahrnehmbar wird. Nicht unbedingt der to-do-Punkt der meisten Leute, aber ich gehe gerne auf Friedhöfe und fand auch diesen wieder historisch bedingt spannend.



Bei Finnland denken viele Leute an Sauna und davon gibt es natürlich auch einige öffentliche in Oulu. Da wir allerdings eine Sauna in der Wohnung haben, war ich noch nicht außerhalb zum Schwitzen, doch will ich definitiv das Sauna-Boot besuchen und von dort direkt in den Fluss springen! Was ich vorher nicht erwartet habe, ist die riesige Auswahl an Kosmetikstudios vor Ort – also, wenn ihr euch ein bisschen verwöhnen wollt, könnt ihr in Oulu aus einem überwältigenden Angebot wählen.


Restaurants in Oulu


Dieser letzte Abschnitt wird ein bisschen kürzer, denn Finnland ist teuer. Und da ist auch ein Restaurantbesuch keine Ausnahme, weswegen ich meist zuhause koche oder mir nur einen Kaffee mit Pulla (also süßem Gebäck wie einer Zimtschnecke) gönne. Die Finnen halten zumindest in Europa den Rekord des Pro-Kopf-Kaffee-Verbrauchs und ich kann besten Gewissens sagen, dass ich hier noch keinen schlechten Kaffee getrunken habe! Was Gebäck und Torten angeht, sind sie ebenfalls kleine Meister, nutzen für mich da nur leider zu oft Alkohol (ohne wäre die Runebergtorte doch genauso gut).


Wenn man „günstig“ essen gehen will, bietet sich die Lunch-Angebote vieler Restaurants an, die von Montag bis Freitag zu erhalten sind. Besonders gerne gehe ich Sauraha (Nepalese), Fuchka (Bangladeshi) und Garam Masala (Inder). Ihr merkt, die finnische Küche ist für Vegetarier nur bedingt geeignet, leider ist da meist Fleisch/Fisch involviert und ich somit raus. Dass ich so gute Restaurants mit u.a. meinen liebsten indischen Gerichten in Finnland finden würde, hat mich sehr positiv überrascht – und mittags gibt es da für etwa 11€ nicht nur ein Gericht, sondern ein Salat- und Nachtischbuffet sowie Getränke inklusive.

Soll es dann doch mal schnell gehen, gibt es natürlich die bekannten Fast Food Ketten mit einer überraschend guten Auswahl an vegetarischen Alternativen. Dass es in Finnland auch Taco Bell gibt, hat mich sehr gefreut, aber noch lieber gehe ich zu der finnischen Kette Hesburger, wo die Burger einfach richtig frisch und „mit Liebe“ zubereitet schmecken.


Seid ihr schon einmal in Finnland und vielleicht sogar in Oulu gewesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Oder steht Finnland noch auf eurer Reise-Liste? Für Tipps, was ich hier oben noch alles unternehmen kann, bin ich natürlich immer dankbar! 🙂

2 Comments on [Reisen] Unterwegs in Oulu, Finnland!

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