Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Der Junge, der Träume schenkte von Luca Di Fulvio!

Seit dem Jahre 2012 stand das Buch Der Junge, der Träume schenkte von Luca Di Fulvio nun bei mir im Schrank, denn ich bin ehrlich, selbst hätte ich es mir nie gekauft. Aber da es ein Geschenk ist, habe ich mir immer wieder gesagt, dass ich bestimmt „irgendwann einmal Lust darauf haben würde“ und nein, der Zeitpunkt ist nicht eingetreten. Aber ich wollte endlich ein bisschen Platz in meinen Regalen schaffen und ihm somit endlich eine Chance geben. Was soll ich sagen, es ist immer noch nicht mein Interessensgebiet, aber die 780 Seiten ging verdammt schnell rum, denn plötzlich wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wissen, wie es mit den verschiedenen Charakteren weitergeht!


Im Jahr 1909 kommt die junge Italienerin Cetta gemeinsam mit ihrem Sohn Natale per Schiff nach New York, um dort ihren Traum nach einem besseren Leben wahrwerden zu lassen. Doch statt einem traumhaften Leben in Freiheit voller Möglichkeiten, erwartet die beiden der harte Alltag in der Lower East Side voll von Kriminalität, Elend und Armut. Der junge Natale muss in dieser Welt schnell erwachsen werden und lernen, wie er sich in ihr behaupten kann..und als plötzlich Ruth in sein Leben tritt, verändert sich alles.

Für mich sind Romane in dem 20er Jahre New York Setting nicht so interessant, weswegen ich das Buch auch so lange nicht in die Hand nahm. Aber es war am Ende doch sehr spannend geschrieben, da es in recht kurzen Kapiteln auf verschiedenen Zeitebenen und an verschiedenen Orten (und eben nicht nur in New York) spielte und man so recht schnell involviert war und wissen wollte, wie es mit den einzelnen Personen weitergeht. Natale bzw Christmas (wie er bei der Ankunft in den USA umgetauft wird) ist ein sehr sympathisch beschriebener Charakter, dessen Leben man gerne verfolgt, mit ihm lacht, leidet und auf diese bessere Zukunft hofft, die seine Mutter sich wünscht. Aber auch Ruth, die er zufällig kennenlernt, wächst einem als Leser schnell ans Herz.

Durch die vielen kleinen, gut beschriebenen Details bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, wie das Leben damals in den verschiedenen sozialen Schichten gewesen sein dürfte, wie die Leute ausgesehen und gesprochen haben, und ich mag, dass das Buch authentisch wirkt. Man hat das Gefühl, dass Luca Di Silvio hier viel Zeit mit Hintergrundrecherchen verbracht hat und auch Wortschatz verwendet, der in den damaligen Kreisen wohl genutzt wurde. Beim Lesen hat man einfach viele Bilder im Kopf und kann manchmal quasi mitriechen und schmecken, was die jeweiligen Charaktere gerade erleben. Interessant fand ich die Geschichte rund um das Radio, was damals ja eine tolle Erfindung war!

Es passieren in diesem Buch einige überraschende Dinge, die ich nicht habe kommen sehen, welche einerseits absurd, andererseits aber irgendwie doch glaubwürdig sind und in die Zeit passen. Daran hatte ich meine Freude, doch andererseits gibt es auch sehr viele brutale Schilderungen von roher Gewalt, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Also manchmal hätte eine Andeutung ohne so viele Details ausgereicht, denn das hat mich teilweise ganz schön verfolgt und somit mir hier keinen reinen epochalen Familien-Wohlfühlroman beschert (sondern eher die harte Realität).


Insgesamt wurde ich gut unterhalten und habe definitiv mal wieder etwas außerhalb meiner Komfortzone gelesen. Die zwei weiteren Bücher des Autoren, deren Titel zumindest ähnlich klingen, muss ich jetzt aber auch nicht unbedingt lesen. Da habe ich einfach noch zu viele mehr meinem Geschmack entsprechenden Bücher auf meinem Lese-Stapel! Habt ihr das Buch zufällig gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Honor von Thrity Umrigar

Manchmal muss man nur ein Buchcover sehen und weiß einfach, dass das ein absoluter Lesegenuss werden wird. So geschehen ist das bei mir vor kurzem mit Honor von Thrity Umrigar, wo mich die farbenfrohen Mangos einfach sofort angesprochen haben und ich dann aber doch nicht habe kommen sehen, wie schrecklich-gut dieses Buch sein wird.


Die in den USA lebende Journalistin Smita kehrt nach Mumbai zurück, obwohl sie sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder einen Fuß in ihr ehemaliges Heimatland Indien zu setzen. Doch eine Freundin bittet sie um Hilfe und schnell findet sich Smita nicht – wie geplant – an der Seite des Krankenbettes wieder, sondern wird mit der Berichterstattung eines Gerichtsverfahren beauftragt, an welchem ihre Freundin arbeitete.

Hierbei geht es um den Fall einer hinduistischen Frau, die gemeinsam mit ihrem muslimischen Ehemann von ihren eigenen Brüdern im Namen der Ehre lebend verbrannt werden sollte. Während die damals schwangere Meena schwer verletzt überlebt, stirbt ihr Mann noch in dieser Nacht und Meena beschliesst, dass sie nicht einfach schweigen und das „Dorfrecht“ beachten wird, sondern für Gerechtigkeit kämpfen will. Für ihre Tochter, die nun ohne Vater aufwachsen muss. Während Smita nun aufs Land fährt und auf das Urteil wartet, hat sie die Gelegenheit, Meena, ihre Tochter, die verbitterte Schwiegermutter sowie die sich im Recht glaubenden Brüder und den „Dorfchef“ kennenzulernen.

Ein absolut gewaltiges, diverse Emotionen weckendes Buch, welches sich vor allem um das Thema Hindu-Nationalismus, die Rolle(n) der Frauen und Ehre dreht. Wie auch die Hauptperson Smita habe ich selbst schon sehr viele Menschen in Indien in Städten und auf dem Land kennengelernt und diverse Meinungen zu Themen wie interreligiösen Hochzeiten, dem Verhältnis von Hinduismus und Islam sowie viele Erzählungen von der traumatischen Aufteilung des Landes in Pakistan und Indien zu hören bekommen. Besonders was dieses für mich verrückte Konzept der Ehre mit Menschen macht und zu welchen Taten es sie bringen kann, brachte mich auch bei der Lektüre indischer Tageszeitungen immer wieder an die eigenen Grenzen, da ich Indien eben auch sehr, sehr mag (wie unsere Hauptperson auch feststellen muss).

Genau wie dieses Buch, welches ich nicht aus der Hand legen konnte, obwohl mir manchmal geradezu übel wurde, wenn ich wieder eine Ungerechtigkeit las und mir vor Augen halten musste, dass so auch in der Realität mit Menschen noch immer umgegangen wird. So sehr Indien immer den Fortschritt lobt und die Städte einem das auch gut zeigen, so scheint auf dem Land (besonders in Nordindien, wo ich unterwegs bin) oft die Zeit stehengeblieben zu sein.

Thrity Umrigar schreibt fesselnd, atmosphärisch sehr dicht und schafft es, dass einem die verschiedenen Hauptpersonen schnell ans Herz wachsen und man mit ihnen mitleidet bzw an anderen und ihrer Denkweisen nahezu verzweifelt. Wir haben zwei Storylines, die wunderbar ineinander verwebt werden, denn wir erfahren einmal Meenas Geschichte mit all ihren schrecklichen Momenten, und dann auch die Geschichte von Journalistin Smita, deren Familie Indien damals eben nicht freiwillig verlassen hat. Diese Vergangenheit wird durch die aktuelle Situation wieder komplett aus der Verdrängung geholt und Smita muss sich damit auseinandersetzen, diese in Bezug auf das heutige Indien verarbeiten und gleichzeitig für Meena da sein, die ihr in dieser für sie schrecklichen Zeit vertraut.


Für mich ein absoluter Lesetipp, aber auch nichts für den entspannenden Sommerurlaub, denn dieses Buch entfacht viel Negativität wie Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Übelkeit, aber auch gaaaaaanz wenig Hoffnung. Von Thrity Umrigar will ich unbedingt mehr lesen, sie schreibt genau nach meinem Geschmack! Habt ihr zufällig schon etwas von ihr gelesen?

[Lesenswert] My Year of Rest and Relaxation von Ottessa Moshfegh!

Nachdem ich mich letztes Jahr an Lapvona von Ottessa Moshfegh wagte und mich teilweise wirklich durchquälen musste, es aber auch nicht aus der Hand legen konnte, habe ich mich nun an My Year of Rest and Relaxation gesetzt. Die Themen der Bücher könnten nicht unterschiedlicher sein und doch sprachen mich beide an 😉


Eine junge, reiche Frau aus New York, deren Leben von außen enorm komfortabel und einfach klingt, beschließt, sich mit Hilfe diverser Medikamente und einer leicht zu beeinflussenden Psychotherapeutin für einen bestimmten Zeitraum aus ihrem Leben zu befreien und diesen in einem schlafenden/betäubten Zustand zu verbringen, ohne zu denken oder etwas zu tun. Währenddessen lernt man als Leser mehr und mehr über ihre Vergangenheit, die Beziehung zu ihren Eltern, ihrem Partner und ihrer besten Freundin, die sie „liebt, aber nicht wirklich leiden kann“..und merkt, dass die Protagonistin wie so viele andere auch auf der Suche nach sich selbst ist.

Das Buch wurde seit seinem Erscheinen enorm gefeiert und eigentlich spricht mich die Thematik der urbanen Einsamkeit und diesem Suchen nach Sinn in dieser oftmals doch leeren, sehr oberflächlichen Welt an. Wundervoll satirisch geschrieben bekommt man hier auch genau das: Leere, Zweifel, das Ausklinken aus der Gesellschaft, in der man doch funktionieren soll und klinkt sich während des Lesens ebenfalls auf. Was Ottessa Moshfegh hier versucht, funktioniert auch und zwar so gut, dass ich mich irgendwann frage, was ich hier lese und besonders, warum ich es immer noch lese. Denn das Buch ist eigentlich zu lang(weilig), es passiert so wenig und man quält sich so ein bisschen durch (wie auch die Protagonistin).

Manchmal sehr banal, manchmal zu intim, manchmal etwas wehtuend oder fremdschämend hangelt man sich also durch die Seiten und hinterfragt beim Lesen ziemlich viel. Ist das gerade Zeitverschwendung für mich? Oder eine Realitätsflucht wie die Protagonistin es mit Medikamenten versucht? Irgendwie ja schon und ich könnte jederzeit aufhören und will es auch, aber dann lese ich doch weiter, da mir der Schreibstil einfach so zu sagt. Ich mag keinen der Protagonisten, mir ist vollkommen egal, was passiert und doch will ich wissen, ob ich mit meiner Vermutung, wie es ausgeht, recht habe (jupps, hatte ich, etwas enttäuschend).

Während ich mir noch immer nicht sicher bin, wie genau ich dieses Buch nun finde (und es ist jetzt schon einige Zeit her, dass ich es gelesen habe) und ob ich es weiterempfehlen würde, so kann ich doch Lapvona mit Warnung empfehlen. Wieso Warnung? Da es sehr grafisch und teilweise enorm eklig ist, denn wir befinden uns im Mittelalter und die Autorin hätte teilweise gerne etwas weniger beschreibend sein dürfen, besonders bei so unwichtigen Nebensächlichkeiten.


Insgesamt fand ich beide bisher gelesenen Bücher von Ottessa Moshfegh sehr ungewöhnlich und ich bin froh, sie entdeckt zu haben und werde irgendwann auch ihre anderen Werke noch lesen. Aber ich brauche immer ein bisschen Pause, um mich von allem zu erholen, ob Ekel oder Langeweile, die sie in ihren Büchern sehr gut transportiert. Wie geht es euch – kennt ihr Bücher von der Autorin?

[Lesenswert] Hildur – Die Spur im Fjord von Satu Rämö!

Aktuell lese ich so viel, dass ich komplett vergessen habe, hier ein wenig über die erlebten Werke zu berichten. Somit stelle ich euch heute ein in Finnland absolut gehyptes Buch (bzw ist es mittlerweile eine mehrteilige Reihe) von der finnischen Autorin Satu Rämö vor – nämlich ihren ersten Islandkrimi Hildur – Die Spur im Fjord!


Die Kriminalbeamtin Hildur Rúnarsdóttir leitet mittlerweile die Einheit für vermisste Kinder in den einsamen Westfjorden Islands, wo sie selbst aufgewachsen ist und ihre beiden jungen Schwestern vor über 20 Jahren verschwunden sind. Nach ihrer Flucht in die Hauptstadt zum Geschichtsstudium und dem Beginn eines neuen Lebens, ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt. Um dieses frühe Trauma zu verarbeiten, surft sie viel im Atlantik und versucht anderen Kindern und ihren Familien zu helfen.

Neu dabei ist ihr finnischer Austauschkollege Jakob, welcher erst seit kurzem bei der Polizei ist und nun lernen soll, wie diese Arbeit in anderen europäischen Ländern aussieht. Gemeinsam werden sie zu einem Lawineneinsatz gerufen, wo sie einen verschütteten, aber auch klar ermordeten Mann finden. Während sie versuchen, diesen Fall aufzuklären, häufen sich allerdings noch weitere Morde, welche zunächst so gar nichts miteinander zu tun haben scheinen..und plötzlich spielen auch Hildur’s Schwestern wieder eine Rolle.

Für mich ist das ein typischer Islandkrimi, der alles hat, um den Leser vor Spannung immer nur noch schnell eine Seite umblättern zu lassen, bis man plötzlich am Ende ist. Die Charaktere sind sympathisch, werden tief genug eingeführt, sodass man mit ihnen die Erlebnisse verarbeiten kann und insgesamt ist hier alles sehr stimmig. Besonders spannend fand ich den finnischen Kollegen, der auch länger in Norwegen lebte und so immer wieder die kleinen kulturellen Unterschiede dieser Länder und Islands thematisiert wurden. Dass Stricken ein so großes Thema ist, sehe ich hier in Finnland z.B. auch immer wieder.

Der erste Mord und die damit einhergehenden Ermittlungen sind ganz spannend, doch wirklich mitgerätselt habe ich erst, als weitere Morde geschehen sind und man sich fragte, wo ist da bitte der Zusammenhang? Oder ist das wirklich nur Zufall? Zum Ende hin wurde ich etwas verwirrt, da mir das vom Timing irgendwie nicht gestimmt hat, aber da habe ich anscheinend nur was falsch gelesen/mir gemerkt. Dass als zweite Story ihre beiden verschwundenen Schwester auftauchen, finde ich gut gemacht und hatte da sofort schon den Verdacht, dass es hier nicht bei einem Buch bleiben wird.

Bei diesem Krimi bekommt man neben Spannung aber eben auch noch die Themen Verlust, Trauma, Liebe und Beziehungen, was ihn sehr vielschichtig macht und mir gut gefallen hat. Das Leben in dieser abgelegenen, etwas menschenunfreundlichen Gegend wird gut beschrieben und auch, wie die Leute dort versuchen, sich ihr Leben aufzubauen.

Insgesamt war der Krimi nicht soooo neu und ausgefallen, ich habe einfach schon viele Islandkrimis gelesen und bin nicht mehr so von der rauen Natur und den etwas eigentümlichen Charakteren fasziniert, die natürlich auch hier gut beschrieben werden. Es ist nichts mehr komplett faszinierendes, sondern eben eine Kulisse, die nun weitere Personen und Schicksale bekommen hat. Wobei ich das Buch hiermit nicht schlecht machen will, es ist wie gesagt genau das, was ich von einem Islandkrimi erwarte und ich kann mir gut vorstellen, auch die weiteren Bände um dieses authentische Ermittlungsduo Hildur & Jakob zu lesen! Wenn ihr gerne Island-Krimis lest, schaut es euch mal an!

[Lesenswert] ABC-Challenge 2024 – 1. Update!

Nachdem ich es 2023 endlich zum ersten Mal geschafft habe, diese Challenge erfolgreich zu meistern, will ich mich aber auch 2024 erneut an ihr versuchen. Einerseits macht es Spaß, auch einmal andere Titel aufgrund ihrer Anfangsbuchstaben zu versuchen, die nicht unbedingt auf den ersten Blick zu mir passen und andererseits motiviert es mich einfach, mehr zu lesen.

Ich bin jemand, der gerne Listen schreibt und eine Liste aller in einem Jahr gelesenen Bücher ist etwas, was ich mir auch Jahre später gerne wieder anschaue (ja, ich weiß, dass es Goodreads gibt). Somit, willkommen bei meiner ABC-Challenge 2024, vielleicht will ja jemand von euch mitmachen und sich auch einmal quer durchs Alphabet mit mir lesen? 🙂


Zwischenstand: 18 von 26 Buchstaben „gelesen“


Abgebrannt in Mississippi – Mark Childress (klick)

Absolution – Alice McDermott (klick)

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Bandit Queens, The – Parini Shroff (klick)

Be finnish without suffering – Sami Nyyssölä

But I live: Three Stories of Child Survivors of the Holocaust – Miriam Libicki, Gilad Seliktar, Barbara Yelin et al. (klick)

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Check & Mate – Ali Hazelwood (klick)

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Diaries of War – Nora Krug (klick)

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Echtzeitalter – Tonio Schachinger (klick)

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Family Lore – Elizabeth Acevedo (klick)

40 Men and 12 Rifles – Marcelino Truong (klick)

Frauen, die er kannte, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)

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Girl by the bridge, The – Arnaldur Indridason (klick)

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H

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I want to die but I want to eat Tteokbokki – Baek Sehee (klick)

In ewiger Freundschaft – Nele Neuhaus (klick)

It’s lonely at the centre of the earth – Zoe Thorogood (klick)

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Jule & Julia – Julie Powell (klick)

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K

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Librarian of Auschwitz, The – Antonio Iturbe (klick)

Love, Theoretically – Ali Hazelwood (klick)

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Maame – Jessica George (klick)

Mantis, The – Kotaro Isaka (klick)

Maus – Art Spiegelman (klick)

Monster – Nele Neuhaus (klick)

My brilliant friend (Graphic Novel) – Elena Ferrante (klick)

My Year of Rest and Relaxation – Ottessa Moshfegh (klick)

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N

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O

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Push, The – Ashley Audrain (klick)

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Quentin Tarantino (A Graphic Biography) – Michele Botton (klick)

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Red Harvest – Michael Cherkas (klick)

Remarkably Bright Creatures – Shelby van Pelt (klick)

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Schweine züchten in Nazareth – Amanda Sthers (klick)

späte Leben, Das – Bernhard Schlink (klick)

Spur im Fjord, Die – Satu Rämö (klick)

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T

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U

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V

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We’re all just fine – Ana Penyas (klick)

Woman in Me, The – Britney Spears (klick)

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X marks the Spot: The Story of Archaeology in Eight Extraordinary Discoveries – Michael Scott (klick)

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Y

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22 Bahnen – Caroline Wahl (klick)

Zwerg reinigt den Kittel, Der – Anita Augustin (klick)


Holla die Waldfee! Ich habe diese ersten drei eher dunklen Wintermonate dank der tollen Bibliothek, die keine zehn Minuten Fußweg entfernt liegt, wirklich viel gelesen! Aber nicht nur das, ich habe auch „Problembuchstaben“ wie Q & X einfach schon abgedeckt 😉 Verrückte Welt!

Insgesamt habe ich schon 18 Buchstaben gelesen und das mit genau 36 Büchern. Der Anfangsbuchstabe M nimmt hier die unangefochtene Spitzenposition ein, aber was soll ich sagen, diese Bücher wollte ich alle unbedingt lesen und limitieren kann ich mich dann auch nicht. Die Gesamtzahl der Bücher lässt sich auch etwas durch mein Vorhaben erklären, endlich in die Welt der Graphic Novels einzutauchen. Was mir superviel Spaß macht, denn ich mag besonders für historische, düstere Themen, wenn ich Bilder dazu bekomme und diese nicht in meinem Kopf kreieren muss, aber ich lese diese Werke auch einfach sehr schnell.

Die Highlights der ersten drei Monate waren für mich: The Bandit Queens, But I live, Echtzeitalter, Maus, The Push, Remarkably Bright Creatures, Das Späte Leben und 22 Bahnen. Nicht sonderlich nach meinem Geschmack waren die beiden romantischen Bücher zu Ali Hazelwood, welche von so viele Menschen enorm geliebt werden, mich aber leider so gar nicht abgeholt haben. Dabei mag ich ihren Schreibstil, musste manchmal sogar lachen, aber die Storyline war einfach nichts für mich.


Macht auch jemand von euch bei einer Lesechallenge mit? Wenn ja, wie läuft es bei euch und was lest ihr aktuell gerade?

[Lesenswert] But I Live: Three Stories of Child Survivors of the Holocaust

Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, tiefer in die Welt der Graphic Novels einzutauchen und zu schauen, ob nicht auch dieses Genre etwas für mich ist. In meiner Jugend konnten mich Mangas irgendwie nicht wirklich begeistern und irgendwie dachte ich bis jetzt auch, dass das bei Graphic Novels ähnlich wäre.

Wobei ich vor Jahren schon einmal bei einer Ausstellung von Art Spiegelman’s Maus war (welchen ich diesen Januar endlich auch gelesen habe, absolut grandios!) und mich das doch faszinierte. Denn besonders für sehr historisch düstere Themen gefällt mir die Idee, Worte mit toll gezeichneten Bildern zu verbinden und somit die eigenen Bilder im Kopf zu umgehen. Somit habe ich in den letzten Wochen schon einige historische Graphic Novels gelesen und will euch diese nun nach und nach vorstellen.



Drei bzw vier (eine Geschichte wird von zwei Brüdern erzählt) Kinder, die den Holocaust überlebt haben, erzählen je einem Illustrator ihre Erlebnisse, welche dann gemeinsam in Bildern festgehalten werden. Dazu gibt es am Ende noch mehr Kontext, was mir sehr gut gefällt, da man sonst Details überliest/nicht unbedingt ohne weitere Erklärung verstehen kann. Die Jungen und Mädchen haben unterschiedliche Schicksale in verschiedenen Ländern erlitten und erzählen ihre Geschichten von Flucht, Angst und Überleben auf ihre eigene Weise. Sehr interessant ist zu sehen, wie sie nun als gealterte Menschen mit diesen Erlebnissen umgehen, wie sie von ihnen geprägt wurden und was sie an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben haben.

Absolut lesenswert und einfach ein ganz anderer Zugang zu dieser unvorstellbar schrecklichen Zeit, durch Kinderaugen, aber eben mit der Reflexionsfähigkeit Erwachsener und gleichzeitig noch der externen Perspektive der Illustratoren, die ihre eigenen Gedanken durch ihre Zeichnungen ausdrücken. Die Erlebnisse werden hierdurch noch greifbarer, sie nehmen einen mit und fürchterliche Dinge, die von den Überlebenden als Nebensächlichkeit erwähnt und quasi an den Rand gezeichnet werden, lassen einen innehalten.

Die drei Geschichten der vier Kinder sind sehr unterschiedlich, wodurch man hier im Anschluss noch mehr über die verschiedenen Länder und die spezifische Situation der Juden nachlesen und lernen will. Sehr gut fand ich die Anmerkungen im Anschluss, wo auf wenigen Seiten noch einmal wichtige Infos zusammengefasst und alles in einen größeren Rahmen für mehr Kontext gesetzt wurden. Auch die Illustrations-Stile der einzelnen Künstler unterscheiden sich sehr, was mir sehr gefallen hat, da sie unterschiedliche Stimmungen transportieren. Ich war mir unsicher, ob ich die Illustrationen abfotografieren darf, da ich kein Copyright verletzten will und kann sie euch somit leider nicht zeigen.

Für mich hätte dieses Buch gerne dicker sein und noch mehr Geschichten enthalten dürfen, denn viele Menschen, die damals als Kinder diese Zeit erlebt haben, sind schon sehr alt oder leben nicht mehr und ihre Zeugnisse sollten für die Nachwelt festgehalten werden. Persönlich engagiere ich mich schon lange ehrenamtlich beim Arolsen Archiv und digitalisiere dort Daten, denn diese Zeit und jedes einzelne Schicksal darf nicht vergessen werden.

Auf mich hat dieses Buch sehr stark und lange nachgewirkt, obwohl es schnell gelesen war (bisher lese ich Graphic Novels sehr schnell und schaue ihre Illustrationen möglicherweise nicht lange genug an) und ich kann es nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder empfehlen, welchen man diese Themen näher bringen will. Man bekommt hier viele Geschichten, Perspektiven, Gefühle, Erlebnisse und Informationen, welche ich z.b. bei der gerade gelesenen Graphic Novel „The Librarian of Auschwitz“ vermisst habe, hier war es mir viel zu oberflächlich und ich bereue, nicht erst das Buch und dann die Graphic Novel gelesen zu haben.


Lest ihr gerne Graphic Novels? Wenn ja, könnt ihr mir eine Empfehlung aussprechen? Sehr gerne historisch, aber das ist kein Muss!

[Lesenswert] The Push von Ashley Audrain!

Über das Buch The Push von Ashley Audrain bin ich ganz zufällig in einem „Was habe ich diesen Monat alles gelesen“-Video gestolpert und musste es mir sofort aus der Bibliothek ausleihen. Gerade habe ich es fertig gelesen, da ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte und muss euch direkt davon erzählen!


Blythe Connor, die aufgrund ihrer Mutter keine sonderlich schöne Kindheit hatte, will bei ihrem ersten Baby alles anders machen. Violet soll die liebende Mutter bekommen, die Blythe nie hatte und gemeinsam mit ihrem Mann Fox kann sie es gar nicht abwarten. Doch schon nach kurzer Zeit hat Blythe ein seltsames Gefühl, dass ihre Tochter nicht wie andere Kinder ist – was von ihrem Mann jedoch immer als Fantasie abgetan wird und somit Zweifel in Blythe verursacht. Als Baby Nummer 2, der kleine Sam, auf die Welt kommt, scheint zunächst alles in Ordnung zu sein und Blythe hat endlich die Mutter-Kind-Beziehung, die sie sich immer gewünscht hat..bis sich alles ändert.

Mehr kann und will ich nicht über die Geschichte verraten, denn sie ist so psychologisch-spannend konzipiert, dass man sie auf einmal durchlesen will und sich auch einfach nicht spoilern lassen sollte. Die Kapitel sind wahnsinnig kurz, springen durch verschiedene Zeitebenen und haben mich zu Beginn verwirrt zurückgelassen. Aber schnell war ich in ihrem Sog gefangen und wollte wissen, wie es mit Blythe, Violet und Sam (ok, bisschen spielt auch Ehemann Fox mit) weitergeht. Man hat während des gesamten Lesens kein gutes Gefühl und will manchmal gar nicht „hingucken“, aber man muss einfach.

Selbst habe ich keine Kinder und weiß somit nicht, wie sich Muttersein wirklich anfühlt, aber hier bekommt man sehr intime Einblicke, wie Ideal und Realität aufeinanderprallen. Dass es nicht nur reine Freude, sondern enorm viel Anstrengung über die Grenzen hinaus bedeuten kann und nicht jede Mutter sofort eine tolle Bindung zu ihrem Kind aufbaut. Statt Regenbögen bekommt man hier riesige Hagelkörner ins Gesicht geklatscht und überlegt, ob das vielleicht postnatale Depressionen sind oder Mutterinstinkt. Wie zuerst Fox, dann auch Blythe selbst, beginnt man als Leser ebenfalls daran zu zweifeln, ob das, was sie da spürt, wirklich real sein kann.

Der zeitliche Wechsel zwischen den verschiedenen Kindheiten nicht nur von Blythe, sondern auch von ihrer Mutter Cecilia und deren Mutter Etta, fand ich sehr interessant, da man so gut sehen konnte, von was diese Beziehungen geprägt und leider auch zerstört wurden. Woher dieser „ich will es unbedingt besser als meine Mutter machen“-Wunsch kommt und wie er bei dem ersten Kind so überhaupt nicht erfüllt werden kann, bei Kind 2 dann aber auf einmal genau das Bilderbuchidyll erschafft.

Das Ende kam zu früh, ich hätte hier noch locker 100 Seiten weiterlesen können, aber es gefällt mir trotzdem richtig gut. Das Buch geht einem unter die Haut und lässt einen nicht los; schon während des Lesens musste ich mit anderen darüber sprechen, da es solch eine rohe, schmerzhafte Geschichte des Mutterseins erzählt, wie man sie eher selten liest.


Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung von The Push und ich konnte gar nicht glauben, dass das ein Erstlingswerk ist. Egal, was Ashley Audrain als nächstes schreiben wird, ich werde definitiv mehr von ihr lesen, denn das war grandios geschrieben!

[Lesenswert] 22 Bahnen von Caroline Wahl!

Letztes Jahr stand 22 Bahnen von Caroline Wahl als Sommerlektüre sehr hoch im Kurs, doch ich kann versprechen, dass es auch in eine dunklere Jahreszeit passt. Da wünscht man sich dann nämlich ganz gerne den Sommer zurück und bekommt ihn in diesem Buch auch – allerdings nicht so leicht, locker-flockig, sondern mit einigen schweren Themen kombiniert! Das Cover hätte mich auch ohne die vielen positiven Besprechungen im Geschäft sofort neugierig gemacht, das finde ich hervorragend!



Tilda musste nach dem Abitur in ihrer Heimatstadt bleiben, denn ihre Mutter ist alkoholkrank und ihre kleine Schwester hat sonst niemandem, der sich um sie kümmern kann. Somit pendelte die junge Frau zwischen Uni, dem Job als Kassiererin im Supermarkt, ihrer Pflege um Schwester (als auch um die eigene Mutter) sowie dem Freibad, welches ihr ein Gefühl von Freiheit gibt, hin und her. Keine leichte Existenz, welche dann noch durch eine mögliche Promotion mit Wegzug nach Berlin und dem Auftauchen eines Mannes verkompliziert wird.

Ziemlich realistisch waren die ersten Worte, die mir zu diesem kurzen, gut geschriebenen und leicht zu lesenden Buch eingefallen sind. Wir haben hier ein junges Leben mit Höhen und Tiefen, welche alle sehr glaubhaft geschildert werden und mich sofort in ihren Bann gezogen haben. Ich las das Buch direkt durch, da ich wissen wollte, wie es mit Tilda, ihrer Mutter, ihrer Schwester und auch dem zunächst etwas mysteriös erscheinenden Ivan ausgehen wird und wer wann welche Entscheidung treffen wird. Man kann einfach nicht anders als mitfiebern, sei es in den Familienkonstellationen oder bei der sich langsam entfaltenden Liebesgeschichte zwischen Ivan und Tilda.

Das Thema Alkoholismus eines Elternteils wird aus verschiedenen Perspektiven behandelt und sehr verdeutlich, wie stark der Einfluss auf so ziemlich alle Lebensbereiche der Familienmitglieder ist. Die beiden jungen Schwestern haben hier jeweils ihre eigene Art, damit umzugehen und wachsen auch daran bzw müssen dadurch schneller erwachsen werden und Stärke entwickeln. Trotz dieses ernsten Settings gelingt es Caroline Wahl aber doch immer wieder Hoffnung und Leichtigkeit mit in das Buch zu bringen, da sie es im Sommer spielen lässt, welchen man mit Tilda im Freibad geradezu schmecken kann.

Für mich kam das Ende des Buches viel zu früh, ich hätte problemlos noch weitere hundert Seiten lesen können, da mich diese doppelte Coming-of-Age-Geschichte wirklich mitgenommen hat. Sprachlich hatte ich hier enorm viel Freude, aber eben auch thematisch war das eine Lektüre, die mich durch ihre Ernsthaftigkeit, gepaart mit Humor und Leichtigkeit sehr überrascht hat. Ich kann somit absolut nachvollziehen, wieso das Buch als Sommerlektüre gefeiert wurde – aber bin gleichzeitig der Meinung, dass man dieses Werk zu jeder Jahreszeit lesen kann. Da es das Debüt von Caroline Wahl gewesen ist, bin ich schon enorm neugierig, worüber ihr nächstes Buch gehen wird – lesen werde ich es auf jeden Fall!


Habt ihr das Buch zufällig auch schon gelesen oder steht es noch auf eurer Leseliste? Wenn ja, wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] The Bandit Queens von Parini Shroff!

Es gibt diese Bücher, von denen man einfach weiß, dass sie gut sind. Genau so erging es mir, als ich The Bandit Queens von Parini Shroff zufällig in der Bücherei entdeckte und sofort mitnehmen musste. Zwei Tage später hatte ich das Werk dann schon durch und konnte wieder einmal meine Intuition bestärken – und euch nun etwas über diese ganz wunderbare Unterhaltungsliteratur erzählen!


Geeta lebt als Witwe in einem indischen Dorf und genießt dadurch Freiheiten (und gleichzeitig Diskriminierung), die sie als Ehefrau nicht hatte. Ihr Ehemann ist plötzlich einfach verschwunden, wobei die Bewohner munkeln, dass Geeta damit etwas zu tun haben muss und ihn wohl ermordet haben dürfte. Was sie zwar nicht hat, aber auch nicht allzu vehement abstreitet. Somit wendet sich eines Tages eine andere Frau an sie, die ebenfalls gerne Witwe wäre und Tipps bekommen will..wodurch sich eine absurde Kette an Reaktionen ergibt, die niemand vorher hätte kommen sehen können.

Das Buch ist ganz wunderbar geschrieben und man ist sofort mitten in der Geschichte drinnen. Geeta hat sich eigentlich ein recht gemütliches Witwenleben im Dorf eingerichtet, welches dann ohne ihre Kontrolle komplett auf den Kopf gestellt wird. Wir haben hier starke Frauen, die nicht mehr in ihren unglücklichen Ehen bleiben wollen und als ihren einzigen Ausweg nicht die Scheidung, sondern Mord sehen. Düster? Ja. Makaber? Auf jeden Fall. Nachvollziehbar im indischen ruralen Kontext? Absolut.

Die Geschichte der wahren Bandit Queen, Phoolan Devi, habe ich während meines Studiums kennengelernt und mich somit sehr über diese Anspielung gefreut. Denn auch Phoolan hat die Unterdrückung von Frauen nicht mehr ausgehalten und etwas dagegen getan – genau wie unsere Protagonistinnen in diesem Buch. Ob das immer die richtige Strategie war, sei zu diskutieren, aber hier liest man Seite um Seite, da man wissen will, wie es weitergeht. Die Geschichte wird nicht langweilig, die einzelnen Charaktere sind tief genug beschrieben, um Empathie aufzubauen und es kommen immer wieder Wendungen, welche ich nicht vorhersah.

Das Leben im indischen Dorf wird meiner Meinung nach sehr authentisch dargestellt und viele Dinge wie die lokale Dorfregierung (Panchayat) sowie Mikrokredite auch für Menschen ohne indienspezifisches Wissen sehr gut beschrieben. Gleichzeitig ist das Buch genau nach meinem Humor, etwas dunkler und direkter, aber so, dass ich mehrfach laut lachen musste. Was bei den Themen rund um Unterdrückung, häuslicher Gewalt und der indischen Frauenrollen gar nicht so einfach war, denn leichte Kost ist dann doch etwas anderes.


Für mich eine überraschende Zufallsentdeckung, die mich begeistert und gefesselt hat. Also wenn ihr Lust auf etwas dunkleren Humor, starke Frauen und indisches Dorfleben habt, schnappt euch diesen Roman!

[Lesenswert] Das späte Leben von Bernhard Schlink!

Da ich bisher erst ein Buch dieses Autoren gelesen habe und das vor bestimmt 20 Jahren, musste ich mir direkt einmal Das späte Leben von Bernhard Schlink ausleihen. Sein Werk „Der Vorleser“ hat mich damals lange beschäftigt und somit war ich sehr neugierig, ob auch dieser Roman solch einen Effekt auf mich haben würde. Wenn ja, sollte ich doch definitiv noch mehr von Bernhard Schlink lesen, genug zur Auswahl stehende Romane hat er ja veröffentlicht!



Der 76-jährige Martin erfährt sehr unerwartet von seinem Arzt, dass er nur noch wenige Monate zu leben haben wird, da er Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Geschockt überlegt er, was er in dieser kurzen Zeit noch alles für seine junge Frau Ulla und ihren gerade einmal sechsjährigen Sohn David machen und für die Zukunft ohne ihn mitgeben kann.

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch in einem Rutsch lesen werde, denn auch wenn das Ende klar ist, da der Tod nun einmal nur wenige Wochen entfernt ist, so will man einfach wissen, wie Martin diese Zeit verbringen wird. Er setzt sich intensiv damit auseinander, was er noch machen will und bekommt von seiner Frau die Idee, seinem Sohn etwas für später per Video aufzunehmen. Was Martin in geschriebene Worte umwandelt und seinem älteren Sohn Briefe über verschiedene Themen wie Liebe und Glauben schreibt, aber schnell merkt, dass er ihm aus der Vergangenheit keine wirklichen Ratschläge geben können wird. Somit versucht er, mehr gemeinsame Erinnerungen zu erschaffen, geht mit seinem Sohn wandern, baut eine Komposthaufen im eigenen Garten und verbringt generell sehr viel Zeit mit ihm.

Gleichzeitig bemerkt Martin, dass sich seine Frau Ulla schon vor seiner Erkrankung zurückgezogen hatte und mittags immer einen unbekannten männlichen Besucher in ihrem Atelier empfängt. Er findet heraus, dass sie schon seit längerem eine Affäre hat und diesen Mann auch weiterhin trifft – so verbringt sie z.b. den Nachmittag ihres Geburtstags, dem letzten mit Martin, anstatt mit ihrem Sohn und ihm nachmittags im Botanischen Garten lieber mit dem Unbekannten. Martin versucht zunächst so zu tun, als wisse er von nichts, muss Ulla und ihren Liebhaber aber dann doch mit seinem Wissen konfrontieren.

Eine weitere „Baustelle“, an der Martin noch arbeiten will, sind nicht seine persönlichen Dinge und Manuskripte, sondern Ullas Beziehung zu ihrem Vater, welchen sie nie wirklich kennengelernt hat. Somit macht sich Martin mit Hilfe eines Privatdetektivs auf in die Vergangenheit, die ihn aufs Land und dann auch plötzlich an den Küchentisch von Ullas Großmutter bringt – welche man, wie ihre Enkelin, als sehr kalt beschreiben kann. Nach diesem heimlichen Ausflug merkt Martin, dass seine letzten guten Wochen vorbei sind und beschließt, mit Frau und Sohn ans Meer zu fahren, um dort noch einige Zeit zu verbringen, bevor er sich von ihnen verabschieden muss.


Es ist ein trauriges Buch in drei Akten über das Sterben im höheren Alter, welches mich emotional sehr gekriegt hat und besonders die letzten Seiten waren schrecklich. Aber irgendwie war es auch ein sprachlich grandioses, klares Buch voller Hoffnung, was Martin noch alles für seine Frau, seinen Sohn und sich selbst tun kann, solange er noch lebt. Ganz nebenbei wird immer wieder das Thema der Beziehung zweier Menschen mit großem Altersunterschied behandelt, in welchem der jüngere Partner eben noch sehr viel mehr Zeit hat, alles zu tun, was er will. Ein Buch, welches glaube ich jeden irgendwie berührt, da Erfahrungen oder zumindest das Nachdenken über den (eigenen) Tod etwas allgemeines sind und auch, dass Bernhard Schlink selbst schon 80 ist, hat dieses Buch aus seiner Feder für mich noch besser gemacht.

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