Schlagwort: Meine Literatur

[Lesenswert] Tote Spur: Verschollen in den Wäldern Kanadas – Barbara Fradkin

Aktuell bin ich ein wenig auf dem Krimi-Trip, um die Realität auszublenden und kam somit endlich dazu, Tote Spur: Verschollen in den Wäldern Kanadas von Barbara Fradkin zu lesen. Ich habe das Buch vor Jahren mal meinem Opa zum Geburtstag geschenkt (da ich gerade in Kanada war und etwas themenbezogenes wollte..makaber? vielleicht ein bisschen) und es nachdem er damit durch war, bekommen. Circa sechs Jahre später habe ich es nun innerhalb von 1,5 Tagen durchgelesen!

Worum geht’s Hannah, die Tochter von Inspektor Green, ist mit ihrem neuen Freund und zwei weiteren Bekannten zu einer Kanu- und Trekkingtour im Nahanni-Nationalpark aufgebrochen. Scott, ihr Freund, benimmt sich dabei allerdings seltsam, irgendwie getrieben und ändert die Pläne der Gruppe spontan. Nachdem sich Hannah nicht bei ihrem Vater meldet, macht dieser sich um sein Stadtkind Sorgen und ruft bei der Parkbehörde an – welche überhaupt nichts von der Gruppe wissen, allerdings ein gestrandetes Kanu gefunden haben und keinen Hinweis darauf haben, wem dieses gehört. Green beschliesst, sofort mit einem Kollegen hoch in den Yukon zu fliegen und auf eigene Spuren zu ermitteln, da es schließlich um seine Tochter geht.

Wie ist’s Mir hat das Buch persönlich sehr gut gefallen, was gar nicht so sehr an der Story lag. Denn diese war recht leicht vorhersehbar, die Charaktere auch nicht unbedingt sehr komplex beschrieben und hätte dieser Roman in Schweden gespielt..hätte ich ihn hier nicht mal besprochen. Aber für mich ist die Beschreibung der kanadischen Wildnis, der unterschiedlichen Landschaften, der Orte und Personen vor Ort das klare Highlight des Buches. Denn an vielen Plätzen bin ich selbst gewesen, habe mich daran erinnert, quasi die fantastisch klare Luft in der Nase gehabt, und musste durchaus schmunzeln, wenn da mal wieder die freundlichen, aber bürokratieliebenden Kanadier beschrieben wurden. Oder die etwas verschrobenen Menschen, die in und mit dieser rauen Natur leben und einfach spannende Lebensläufe haben.

Für Outdoor-Liebhaber ist das Buch ebenfalls was, da man z.b. genauer erfährt, wie man einen Fluss mit dem Kanu richtig befährt, wie man sich richtig in der Natur verhält (Stichwort: Leave no Trace) und auch die tierischen Begegnungen, die beschrieben wurden, freuten mich. Somit war das weniger Krimi (wobei da durchaus auch spannende Stellen dabei waren, ich die Perspektivenwechsel mochte und auch die Tatsache, dass man über 200 Seiten auf die erste Leiche warten muss), sondern eher Kanada-Wildnis-Bericht mit ein bisschen Fesselungsgefahr.

Die kanadische Autorin hat – wie mir Amazon sagt – eine ganze Reihe von Krimis, die vor Ort spielen, geschrieben. Sollte ich mal wieder einen von einem mir bekannten Schauplatz sehen, würde ich ihn mir wohl ebenfalls schnappen..und wahrscheinlich wieder sechs Jahre rumstehen haben, bis ich ihn zur Hand nehme 😉

Was lest ihr aktuell so? Zufällig auch Krimis? Wenn ja, was könnt ihr da denn so empfehlen?

[Lesenswert] Die Toten, die niemand vermisst – Hjorth & Rosenfeldt

Es gibt diese dicken Wälzer, die ich ewig im Regal stehen habe, da sie einfach so unpraktisch zum Mitnehmen sind. So erging es auch dem Buch Die Toten, die niemand vermisst von Hjorth & Rosenfeldt, welches trotz spannend klingender Story immer den Kürzeren zog aufgrund seines Aussehens – soviel zu, ich achte nur auf die inneren Werte 😉 Aber da ich aktuell eigentlich nur noch zwischen Bett und Couch hin und herlaufe, konnte ich mich durch diese 700 Seiten lesen – und war nach nur 2,5 Tagen durch!

Worum geht’s In Nordschweden wird von Wanderern zufällig ein Massengrab mit vier Erwachsenen und zwei Kindern entdeckt. Alle wurden per Kopfschuss getötet und somit wird der Mord ein Fall für die Reichspolizei aus Schweden. Diese kommt mit einem illustren Team an Ermittlern und merkt langsam, dass dies ein Fall mit vielen Verstrickungen in die höchsten politische Ebenen, national und international zu sein scheint.

Wie ist’s Wahnsinnig spannend, da das Buch aus sehr vielen, teilweise in der Vergangenheit liegenden Erzählsträngen und aus der Perspektive von zig verschiedenen Personen erzählt wird. Man weiß zu Beginn der meist kurzen Kapitel nie, was/wen man als nächstes lesen wird und inwiefern dies für die Gesamtgeschichte und die Aufklärung der Morde signifikant ist.

Die unterschiedlichen Personen sind vielschichtig und nicht unbedingt sympathisch, aber dafür ehrlich, beschrieben, man taucht in menschliche Abgründe ein, beginnt mitzufiebern und will schlichtweg wissen, wie es weitergeht. So liest man noch eines und noch eines und noch fünf weitere Kapitel, bis es dann plötzlich 3 Uhr morgens ist. Zwar ist das Band 3 der sogenannten Sebastian Bergmann-Reihe, aber man kann der Geschichte auch ohne die vorherigen Bände problemlos folgen, da alle wichtigen, in der Vergangenheit liegenden, Ereignisse noch einmal Erwähnung finden. Das Ende macht auch schnell klar, dass da zumindest noch ein weiteres Buch folgen wird.

Für Krimi-Fans, besonders natürlich solche mit Schwerpunkt auf Skandinavien, ist das genau das richtige Buch für einige Stunden auf der Couch. Beim Lesen wird euch bestimmt nicht langweilig werden, ein paar Ereignisse sind zwar leicht vorhersehbar, aber dafür kommen dann andererseits so unerwartete Dinge um die Ecke, dass man überrascht jappst. Für mich ein rundum gelungenes Lesevergnügen und sollte ich einen der anderen Bände im öffentlichen Bücherschrank entdecken, würde ich ihn definitiv einpacken!

[Lesenswert] ABC-Lesechallenge 2020 – 1. Update!

Mittlerweile schreiben wir Jahr 4, in welchem ich versuche, mich einmal durch das Alphabet zu lesen. Die Regel ist simpel: ich möchte einmal jeden Buchstaben des Alphabets als Anfangsbuchstaben im Buchtitel eines von mir gelesenen Buches haben. Aber ich scheitere jedes Jahr und bin schon am Überlegen, ob ich es im nächsten Jahr noch einmal mit den Anfangsbuchstaben der Autorennachnamen machen soll, da dies irgendwie realistischer scheint. Dieses Jahr bleibt alles beim Alten und heute gibt es das erste 3-Monats-Update!

Zwischenstand: 11 von 26!

Apothekerin, Die – Ingrid Noll (klick)
At Home in the World – Thich Nhat Hanh (klick)

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Bildung. Alles, was man wissen muß – Dietrich Schwanitz(klick)

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Chemie des Todes, Die – Simon Beckett (klick)
Chuzpe – Lily Brett (klick)

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D

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Ein unbeschriebenes Blatt – John Colapinto (klick)

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Fahrenheit 451 – Ray Bradbury (klick)
falsche Fährte, Die – Henning Mankell (klick)
Fürchtet euch – Wiley Cash (klick)

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G

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I

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J

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K

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Leticia Valle. Memoiren einer Elfjährigen – Rosa Chacel (klick)
Let’s be less stupid – Patricia Marx (klick)
Lob der Stiefmutter – Mario Vargas Llosa (klick)

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Mord in bester Lage – Michael Böckler (klick)

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Never Knowing. Endlose Angst – Chevy Stevens (klick)

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Q

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R

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Schatzinsel, Die – R.L. Stevenson (klick)
Seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Der – R.L. Stevenson (klick)

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Thinking, Fast and Slow – Daniel Kahneman (klick)
Toten, die niemand vermisst, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)
Tschick – Wolfgang Herrndorf (klick)

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U

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V

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Wahrheit über Alice, Die – Rebecca James (klick)

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X

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Y

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Z

Seien wir ehrlich, mit so vielen Buchstaben hatte ich bei diesem ersten Update nicht gerechnet, aber die letzten 2,5 Wochen, welche ich so gut wie nur zuhause war, haben da einiges beschleunigt. Aktuell versuche ich nun, all die dicken Wälzer zu lesen (>1000 Seiten), welche ich in Zukunft bestimmt nicht mit mir durch die Welt schleppen werde und das funktioniert auch gut..am Tag komme ich locker auf so 2-3 oder auch 4 Stunden Lesezeit, was meinen „to read“-Stapel definitiv freut. Und mich auch, wenn ich sie bald irgendwann alle wieder in einen öffentlichen Bücherschrank stellen kann, dass sich andere Leute mit ihnen von unserer aktuellen Realität ablenken lassen können.

20 Bücher in 3 Monaten ist für mich ein guter Schnitt; außer wenn ich wirklich keine Zeit habe, versuche ich nämlich immer, doch ein Buch pro Woche zu lesen bzw. eigentlich lese ich ja immer zwei Bücher simultan, man weiß doch nie, worauf man gerade Lust hat 😉

Macht wer von euch bei dieser oder einer anderen Lese-Challenge mit? Wie sieht es bei euch aus? Und was ist bisher das empfehlenswerteste Buch, welches ihr 2020 gelesen habt? Für mich wäre das aus Tschick, meine ausführliche Review könnt ihr gerne nachlesen!

[Lesenswert] Chuzpe von Lily Brett!

Was für eine Woche. Lag ich letzten Freitagmorgen noch auf meiner Liege mit Meerblick in Panama, ist seither wirklich eine Menge passiert. Da ich mich seit meiner Rückkehr nach Deutschland brav an alle social distancing-Regeln halte und noch keinen meiner Freunde gesehen habe (nach all den Flugzeugen & -häfen, die ich besuchen musste), nutze ich die viele Zeit zuhause nun, um meinen „noch zu lesen“-Bücherstapel abzuarbeiten. Da sind über achtzig Bücher drauf, also ich habe genug zu tun für die kommenden Wochen.

Der Roman Chuzpe von Lily Brett liegt seit ACHT Jahren bei mir, da gewann ich ihn nämlich zum Welttag des Buches und ja, ich habe es nie hingekriegt, ihn zu lesen. Was wirklich einfach nur schade ist, denn die Story hat mich definitiv angesprochen. 1,5 Tage in Quarantäne später und wir sind durch!

Worum geht’s Ruth hat ein schönes Leben in New York, ist in einer (meist) glücklichen Beziehung, hat erwachsene, gesunden Kinder, gute Freundinnen und leitet ihre gut funktionierenden Firma. Jetzt ist auch noch ihr 87-jähriger Vater Edek von Melbourne hergezogen, welchem sie einen angenehmen Lebensabend bereiten mag. Doch davon will ihr auf englisch und jiddisch kauderwelschender Papa gar nichts wissen; erst bringt er durch seine Hilfe etwas Chaos in ihr Berufsleben, danach beschliesst er, gemeinsam mit zwei polnischen Freundinnen ein Restaurant zu eröffnen. Dass das Klops-Imperium nur scheitern kann, davon ist Ruth überzeugt, wird nach und nach aber einem Besseren belehrt – denn wo ein Edek, da eine grandiose Idee!

Wie ist’s Hach, einfach nur gut für’s Herz und genau, was ich nach all der Aufregung gebraucht habe. Die Story ist leicht, plätschert so dahin, ohne das man sich beim Lesen groß anstrengen muss und man gewinnt die Charaktere, besonders natürlich Edek, einfach nur lieb. Die kleinen Dramen stellen sich als gar nicht so schlimm heraus und die sich verändernde Tochter-Sohn-Beziehung wird sehr schön beschrieben.

Das Buch ist amüsant, manchmal muss man laut lachen und unterhält mit seinen teils sehr skurrilen Wendungen einfach gut. Wir haben mehrheitlich Leichtigkeit, welche aber doch ab und zu in die Tiefe geht und zeigt, dass man Menschen nicht versuchen sollte, zu ändern, sondern sie so zu nehmen, wie sie eben sind. Eben diese richtig gute Mischung aus fesselnder Stroy (wie geht es mit dem Restaurant aus?) und unterschwelliger Moral (Ruth und ihre Vorstellung von Edeks Leben).

Auch wenn polnischer (Fleisch-)Klops nichts ist, was ich essen würde, fand ich den kulinarischen Einblick sehr spannend. Zofia, unsere 69-jährige kreative Köchin und später auch Edeks Partnerin hat definitiv ein Händchen für ausgefallene Rezepte, welche nicht nur im Buch, sondern zum Nachkochen sogar am Ende genau beschrieben werden. Fand ich – ebenso wie den Einblick in die jüdische Küche – super interessant und die vegetarischen Varianten klangen definitiv nach etwas, was ich sofort im Restaurant bestellen würde.

Ich habe es jetzt schon an Mama weitergegeben, was zeigt, wie sehr ich das Buch mochte und werde es danach in den öffentlichen Bücherschrank bringen (denn noch einmal werde ich es wohl doch nicht lesen). Von Lily Brett würde ich aber sofort noch etwas lesen, sollte ich einmal darüber stolpern..aber bis dahin mache ich mich weiter daran, meinen Bücherstapel hier zu verringern!

[Lesenswert] At Home in the World – Thich Nhat Hanh

Ich liebe es, in fremden Bücherregalen zu stöbern und mir anhand der dortigen Bücher eine Vorstellung, von der jeweiligen Person zu machen (jupps, ist schon während Dates passiert und mal positiv und mal eher negativ ausgegangen). Als ich nun At Home in the World von Thich Nhat Hanh in Panama bei meinem Housesitting fand, musste ich es mir direkt schnappen. Denn auch wenn ich nicht gerade viel zum Thema Zen-Buddhismus und Mindfulness lese (außer es geht um Gerotranszendenz für meine Forschung), so war mir der Name Thich Nhat Hanh natürlich ein Begriff. Da ich davon überzeugt bin, dass Bücher uns finden und nicht immer nur wir sie, war also der Zeitpunkt bekommen, die Worte von einem der bekanntesten, noch lebenden, Mönchen zu lesen.

Worum geht’s Das Buch ist eine Zusammenstellung vieler, meist autobiographischer, Kurzgeschichten des vietnamesischen Mönches Thich Nhat Hanh, der den Großteil seines Lebens im Exil verbracht hat. Thematisch ist das Werk unterteilt in diese breiten Kategorien: Life in Vietnam, War and Exile, The Blossoming of Plum Village, At Home in the World und I have arrived. Es endet mit einer kurzen Zusammenfassung seines sehr außergewöhnlichen, aber doch irgendwie einfachen Lebens, womit ich allerdings begonnen habe, um mir ein besseres Bild von dem Verfasser machen zu können.

Wie ist’s Ich wusste nicht wirklich, was mich erwarten würde, aber habe mir vorgenommen, jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen 30 Minuten in At Home in the World zu lesen. Was sich als fantastische Idee herausstellte, denn ich bin jeden Tag mit inspirierenden Gedanken, neuen Ideen und einer stärkeren Bewusstheit für alle mir begegnenden Erfahrungen gestartet. Es sind sehr viele, teilweise gerade einmal eine Seite umfassende Anekdoten, doch hat jede ihren Nachklang. Auf sehr einfache, aber doch nachdenklich machende Art schreibt Thich Nhat Hanh über seine Kindheit in Vietnam, welche Auswirkungen der Vietnamkrieg auf die Menschen und ihn hatte, über das Leben in der Fremde, wodurch er erst herausfindet, was es bedeutet, „angekommen“, „zuhause zu sein“. Natürlich spielen sein „Mönchsein“, die Meditation und die Zuflucht in der Natur – besonders die Walking Meditation (was ich selbst seit Jahren betreibe und jedem nur empfehlen kann) eine große Rolle und bieten spannende Einblicke in eine Welt, die einem oft verschlossen bleibt.

Das Buch ist einfach ein visueller und mentaler Genuss; es finden sich hervorragende Illustrationen, die für sich schon zum Träumen einladen, in Kombination mit den Geschichten aber einfach unfassbar stimulierend sind. Die Lehren hallen nach, ich habe neue Lust bekommen, mich meiner Vipassana-Meditation wieder zu widmen und mir wurden diese täglichen, morgendlichen Seiten wirklich wichtig. In Ruhe mit Blick auf das Meer zu lesen, ist aber auch einfach ein absoluter Luxus, den ich auch nicht täglich leben kann.

Ich will unbedingt mehr von Thich lesen, er hat ja sehr viele Bücher und Übersetzungen in seinem Leben verfasst; bzw. lebt er ja noch und das nach all den Jahren in Frankreich sogar wieder in Vietnam, was mich sehr für ihn freut. Denn er wird einem einfach nur sympathisch und wächst einem durch seine leise, freundliche Art ans Herz. Auf Youtube gibt es viele Interviews mit ihm und sogar Dokus über ihn; bisher habe ich mir nur den Trailer von Walk with me angesehen und bin jetzt schon ganz angefixt:

Ein absoluter Glücksgriff, welcher mich noch viele Stunden, Tage und bestimmt Wochen begleiten wird und mir nicht nur Lust auf Vietnam und seine spannende Kultur macht, sondern auch, mich doch mal wieder intensiver mit dem Zen-Buddhismus und den Auslegungen von Thich Nhat Hanh zu widmen. Für mich ist das übrigens auch ein Geschenk, was einfach zu jedem passt (ok, außer absolute Lese-Gegner *g*), denn die Themen sind so vielfältig, dass da für jeden etwas dabei ist, womit man sich identifizieren kann.

Habt ihr schon etwas von Thich gelesen oder eine der Dokus/Talks gesehen? Wenn ihr mir etwas empfehlen könnt, würde ich mich freuen, denn die Masse an Möglichkeiten überfordert mich hier gerade doch ein klein wenig.

[Lesenswert] Let’s be less stupid – Patricia Marx

Das pinke Büchlein Let’s be less stupid von Patricia Marx hat im Schrank meiner aktuellen Wohnung (ich sitte Haus und Katzen in Panama) meine Neugierde geweckt. Der Untertitel verrät mir, dass es „an attempt to maintain my mental faculties“ ist und da mich alles rund um unser Denken doch sehr interessiert, habe ich es mir direkt mal geschnappt.

Worum geht’s Um unser Gehirn, wie wir denken und wie sich das über die Zeit verändert. Die Autorin hat ihr eigenes (zunehmendes) Alter und ihre abnehmenden kognitiven Fähigkeiten dabei ständig als Beispiele für alles mögliche parat. Es geht um Intelligenz, wie genau unser Gedächtnis nun funktionieren (soll) und warum es das oftmals nicht tut.

Wie ist’s Patricia Mary hat ehemals für Saturday Night Live geschrieben und ich hatte somit erwartet, dass unser Humor sich ähnelt. Leider ist das aber null der Fall und ich fand viele Witze flach bzw einfach gar nicht witzig. Passiert ja, dass man nicht zusammen passt, aber schade! Denn wie gesagt von der Thematik her hatte ich mir da einiges erhofft.

Leider geht sie nicht sehr auf die einzelnen Themen ein, hangelt sich von einer Oberflächlichkeit in die nächste, führt wenige Studien an und ihre Selbsttests sind einfach nur unnötig (aka einfach nicht mein Humor). Wer wirkliche Intelligenztests oder Denktrainer bzw. Anleitungen sucht, wird sie hier nicht finden. Für mich nicht mal eine Strandlektüre im Urlaub, da das Buch null Mehrwert für mich hatte und ich habe es nicht beendet. Was ich vielleicht bei einem von hundert Büchern mache – und auch ein Grund ist, dass ich es trotzdem vorstellen wollte. Denn man soll nicht immer nur Empfehlungen, sondern ruhig auch mal abraten.

Erwartet habe ich ein mir Mehrwert bringendes Sachbuch mit lustigen Beispielen, um die „trockene“ Theorie aufzulockern. Aber das bekam ich hier nicht, es ging von einem (schlechten) Wortwitz zum nächsten Leser-Quiz und ganz wenig wurde auch etwas fundierte Kenntnis eingestreut. Aber erinnern werde ich mich an nichts aus diesem Buch; wobei doch, das Cover bleibt mir in Erinnerung, da es mir sofort ins Auge gestochen ist, mich dabei aber fies getäuscht hat! Danke, nein, next.

[Lesenswert] Never Knowing. Endlose Angst – Chevy Stevens

Als ich mich dazu durchgerungen hatte, nur ein einziges Buch mit nach Panama zu nehmen, dauerte es doch etwas, bis die Entscheidung auf Never Knowing. Endlose Angst von Chevy Stevens gefallen war. Krimis und Thriller sind nämlich nicht so wirklich meines, aber ein paar im Jahr gehen eben doch und somit starten wir 2020 einfach mal mit einem Serienmörder und dessen Tochter 😉

Worum geht’s Kurz vor ihrer Hochzeit macht sich die adoptierte Sara auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern. Erfolgreich steht sie wenig später vor ihrer biologischen Mutter (die zufällig ebenfalls auf Vancouver Island lebt), welche jedoch sehr verstört reagiert und auch nicht über Saras Vater sprechen mag. Durch eigene Nachforschungen erfährt sie, dass sie das Ergebnis einer Vergewaltigung durch einen Serienmörder ist und ebenjener noch immer auf der Flucht. Noch während Sara versucht, diese Information zu verdauen, gelangt ihre wahre Identität in die Presse und plötzlich ist ihr leiblicher Vater ihr auf den Fersen.

Wie ist’s Ganz schön dick! Lese ich normalerweise fesselnde Thriller in einem runter, habe ich hier zwei Nachmittage für die 489 Seiten gebraucht. Die Schreibweise von Stevens ist gut, sie lässt mich nicht die Welt um mich herum vergessen, aber zieht mich doch in ihren Bann. Teilweise ist die Story etwas langatmig, man hätte einige Seiten einsparen oder die Gespräche von Sara an ihre Therapeutin weglassen können. Wir haben eine interessante Protagonistin, welche zu sehr intensiv vorgestellt und von allen Seiten durchleuchtet wird. Trotzdem reagiert sie manchmal überraschend und die Story an sich hat auch einige Wendungen parat, die man nicht unbedingt kommen sieht.

Die Beziehung zwischen Sara und ihrem Verlobten/ihren Adoptiveltern/ihrer Tochter/ihrer Therapeutin und dem sie betreuenden Polizisten sowie ihrem leiblichen „Mörder“-Vater machen den Hauptteil des Buches aus. Denn so enorm viel passiert nicht, es wird gesprochen, gestritten, gefühlt und gedacht. Was einmal eine andere Erzählweise ist, aber mich wie gesagt nicht umhaut. Dass das Buch auf Vancouver Island spielt und ich diese Insel liebe, hat alles definitiv besser gemacht!

Zieht sich die Story teilweise sehr, kommt das Ende dann doch etwas abrupt und lässt einige Fragen unbeantwortet..was ich per se gut finde, aber ein bisschen mehr „Klärung“ hätte ich doch gerne noch gehabt. Aber es scheint wohl, dass da im nächsten Buch weiter drauf eingegangen wird (wenn ich den Rezensionen vertraue).

Kathy Reichs und Karin Slaughter mögen Chevy Stevens sehr und auch wenn mich dieses Buch nicht umgehauen hat, würde ich mir ihren Erstling Still Missing – Kein Entkommen doch schnappen, sollte ich im öffentlichen Bücherschrank über ihn stolpern. Denn wenn diese beiden Autorinnen so viel von ihr halten, hat sie eine zweite Chance verdient, mich umzuhauen. Denn das hat sie mit diesem Thriller nicht, er ist einfach nur eine nette Strandlektüre, wenn man sich leicht berieseln lassen mag. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Habt ihr zufällig schon ein Buch von Chevy Stevens gelesen? Wenn ja, wie gefällt euch ihr Schreibstil? Und habt ihr einen anderen Thriller, von dem ihr gerade sehr begeistert seid? Her damit!

[Lesenswert] Eleanor Oliphant is Completely Fine – Gail Honeyman

Das Buch Eleanor Oliphant is Completely Fine von Gail Honeyman fand ich im Hostel in Malacca und wurde natürlich von dem besonderen Namen der Hauptperson angesprochen. Ohne mich näher mit dem Buchrücken zu befassen, fing ich einfach mal an zu lesen und kann nun nach der Lektüre sagen, dass man kaum ein besseres Cover hätte wählen können!

Worum geht’s Eleanor ist 29, lebt in Glasgow und arbeitet seit ihrem Abschluss in der Buchhaltung einer Grafikdesignfirma. Sie ist sehr intelligent, allerdings kann sie – aufgrund ihrer Vergangenheit, welche ihr auch große Brandnarben im Gesicht beschert hat – nicht sehr gut mit ihren Mitmenschen umgehen. Viele soziale Konventionen findet sie fragwürdig, sie ist lieber offen und ehrlich. Dadurch bleibt sie in ihrem Büro allerdings ein Außenseiter und ihr Privatleben am Wochenende dreht sich meist um einen Tesco-Großeinkauf und ein paar Flaschen Wodka auf der Couch. Dies allerdings soll sich ändern, als sie zufällig den Sänger Johnnie Lomond auftreten sieht und sich in ihn verliebt.

Wie ist’s Fesselnd auf eine ganz spezielle Art, was wohl am Schreibstil liegen muss. Denn Eleanor ist dem Leser sehr lange ein Rätsel, ihre Vergangenheit entfaltet sich nach und nach, doch man fühlt trotzdem schon mit ihr mit. Obwohl sie definitiv kein „wow, ist die mir sympathisch“-Charakter ist, da sie eben ihre eigenen Verschrobenheiten hat und dadurch andere Menschen verletzt. Doch Gail Honeyman gelingt es, eine eigentlich schon oft erzählte Geschichte, so zu beschreiben, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Besonders Arbeitskollege Raymond schafft es, einen anderen Blick auf Eleanor für den Leser zu eröffnen, was die Geschichte zu einem doppelten Genuss macht!

Die immer mehr in die Öffentlichkeit kommenden Themen „Einsamkeit“ und „Isolation“ spielen eine große Rolle, ebenso die Frage, wie man Kinder, denen schlimme Dinge widerfahren kann, beim Heranwachsen unterstützen und „erfolgreich“ in die Gesellschaft integrieren kann. Hier hätte gerne noch ein wenig mehr Kritik geäußert werden dürfen, doch zeigt das Buch deutlich, dass man auch die emotionalen Bedürfnisse, das Verlangen nach Sozialkontakt, beachten muss. Insgesamt ist das Buch sehr gut geschrieben, man schmunzelt, man hat Tränen in den Augen, hinterfragt und denkt noch einige Zeit über das Gelesene nach. Trotzdem würde ich es aber auch als Urlaubs-/Bahn etc-Lektüre empfehlen, denn nach Tiefs kommen eben auch wieder Hochs und vermiesen einem nicht die gute Laune.

Kennt ihr das Buch schon? Wie hat es euch gefallen? In den UK ist es sehr erfolgreich gewesen und Reese Witherspoon hat sogar die Filmrecht erworben und ich kann es mir sehr gut als Verfilmung vorstellen; mal sehen, ob das irgendwann realisiert wird. Bis dahin kann ich euch die Lektüre auf jeden Fall empfehlen und es ist wieder so ein Buch, was man eigentlich jedem schenken könnte 🙂

[Lesenswert] Hunger – Roxane Gay

Die Schriftstellerin Roxane Gay kannte ich bisher primär von Kurzgeschichten und ihr Buch „Bad Feminist“ steht auch schon länger auf meiner to-read Liste. Somit war ich natürlich sofort angefixt, als ich ihr anderes Buch Hunger. A Memoir of (my) Body in meiner House-Sitting-Wohnung fand. Buch geschnappt, an den Pool gelegt und fast vergessen, ins kühle Nass zu springen, so gefesselt war ich!

Worum geht’s Roxane beschreibt in diesem Werk enorm schmerzhaft, wie sie als Teenager von einer Gruppe Nachbarjungen vergewaltigt wurde und danach ihren Körper als Schutzschild benutzt. Um effektiv nicht für Männer attraktiv zu sein, beginnt sie zu essen und zu essen, was sich natürlich auf ihre Beziehung zur gesamten Außenwelt und zu sich selbst auswirkt.

Wie ist’s Es berührt. Es tut weh. Es ist unglaublich gut geschrieben und fesselt einen. Roxane Gay hat eine klare, leicht zu lesende Art, doch hinterlassen ihre Sätze Wirkung. Das Buch besteht aus vielen, sehr kurzen Kapiteln, sodass man es aus der Hand legen könnte, aber man will nicht. Man will wissen, wie es in ihrem Leben weitergeht, was passiert, welche positiven und negativen Erfahrungen sie macht. Wenn man am Ende ist, hallt das Buch nach, ich wollte sofort mehr von ihr lesen, denn ich habe das Gefühl, die Autorin nun auf eine sehr intime, ehrliche, ungeschönte Art zu kennen; ein Gefühl, wie man es mit Freunden in der Realität hat.

Zwar fokussiert sich das Buch auf das Thema „Essstörung“, aber es bietet doch viel mehr. Es ist ein coming of age-Roman einer jungen Frau, die äußerlich nicht dazu passt/passen will, die mit ihrer Identität, ihrer Sexualität, ihrem „Ich“ kämpft, zweifelt und stärker aus diesen Momenten hervorgeht. Es ist die Geschichte einer starken Frau, die nicht stark sein wollte, sondern nur versuchte, für den Rest der Gesellschaft unsichtbar zu werden. Was aber einfach nicht funktioniert, wenn man so gut schreiben kann.

Absolute Lese-Empfehlung! Ich hatte das Buch an einem Nachmittag durch, da ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte und werde definitiv alles, was ich von Roxane Gay in die Finger bekomme, lesen. Ihr Schreibstil ist inspirierend, ihre „Stimme“ außergewöhnlich und sie mir einfach wahnsinnig sympathisch, so.

Habt ihr dieses oder ein anderes Buch/andere Kurzgeschichte von ihr schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen, ist wer ähnlich begeistert? 🙂

[Lesenswert] The Understudy – David Nicholls

Manchmal passen Bücher und Umgebung einfach nicht zusammen. So erging es mir zumindest Anfang der Woche, als ich auf meiner einsamen Insel lag und eigentlich Dostojewski lesen wollte. Aber bei Strand, Sonne, Meer und Hängematte ging das einfach nicht. Somit suchte ich in der öffentlichen Bibliothek vor Ort und fand eine seicht klingende Urlaubslektüre, nämlich The Understudy von David Nicholls. Ich habe von ihm schon One Day sowie US gelesen und war gespannt, worum es in diesem Buch gehen würde, da ich den Titel noch nie gehört hatte.

Worum geht’s Stephen, Namensvetter eines berühmten Schauspielers, versucht schon seit Jahr(zehnt)en, einen Fuß in die Tür der Schauspielwelt zu bekommen. Aber irgendwie reicht es immer nur zum Komparsen, besonders gerne als Leiche, oder eben wie aktuell als Ersatz am Theater, wenn der Hauptdarsteller ausfallen sollte. Was besagter Josh aber nie tut. Aber nicht nur im Berufsleben mag es nicht klappen, Stephen hat gerade eine Scheidung hinter sich und ein nicht gerade einfaches Verhältnis zu seiner Tochter. Als Hauptdarsteller Josh (eine kleine Berühmtheit) ihn schließlich zu einer Party einlädt, hofft Stephen, wichtige Kontakte knüpfen zu können, lernt jedoch Josh’s Frau Nora kennen und ist fasziniert.

Wie ist’s Genau wie eine Strandlektüre sein sollte! Einfach zu lesen, die Story baut sich gut auf, man erhält genug Infos über die Charaktere, um mitfühlen zu können und will wissen, wie es weitergeht. Dazu hat Nicholls einen teilweise sehr schwarzen Humor, welcher mich ein paar Mal zum laut Auflachen gebracht hat. Vorhersehbar ist die Story zwar, ein paar überraschende Wendungen gibt es allerdings auch, die es spannender machen – aber gleichzeitig bleibt es seicht und nett, man kann die Geschichte lesen, ohne sich riesige Gedanken zu machen. Ich habe sie an einem Tag durchgelesen, wobei ich immer wieder Schwimm- & Schnorchelpausen gemacht habe, da man nach einer Lesepause auch leicht wieder in die Story reinkommt.

Nachdem ich durch war, habe ich es gleich einer anderen Touristin in die Hand gedrückt, welche ebenfalls leichte Strandunterhaltung gesucht hat. Denn genau dafür würde ich es empfehlen, wer „mehr“ will wird hiermit definitiv nicht glücklich werden.

Habt ihr schon etwas von Nicholls gelesen? One Day war ja enorm gehyped, was ich nie so verstanden habe, da ich es auch nur „ok“ fand, denn die Stories werden für mich immer nur durch den Humor des Autors getragen. Aber ich will gar nicht meckern, für meinen Inseltag war es eine passende Lektüre und ich hatte Glück, dass ich es dort überhaupt gefunden habe!

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