Seitdem ich mit meinem Mammutprojekt „ich will alle Star Trek Serien & Filme“ begonnen habe, komme ich kaum noch dazu, andere Filme und Serien zu schauen. Wodurch sich da ziemlich viel ansammelt, was ich eben doch sehen will und letzte Woche war es dann soweit, dass ich mir endlich mal wieder Filme von und mit Clint Eastwood vorgenommen habe.

Angefangen habe ich da mit einigen seiner neueren Projekte und habe mich extra vorher nicht eingelesen, worum es so wirklich geht. Was genau richtig war, denn so haben mich The Mule, Richard Jewell und American Sniper alle überrascht! Dass alle drei Filme auf wahren Begebenheiten beruhen, hat mich natürlich gleich doppelt begeistert, da ich nach wie vor finde, dass das Leben einfach die besten (und absurdesten) Geschichten schreibt. Wer also vielleicht auch Lust auf einen Film von/mit Clint Eastwood hat, schaut euch die drei Trailer an – oder schnappt euch einfach Netflix und verbringt ein paar gemütliche Stunden auf der Couch mit guter Unterhaltung!


THE MULE


Der mittlerweile fast 90jährige Earl Stone hat sein Leben obsessiv der Zucht und dem Verkauf von Taglilien gewidmet, was leider seine Ehe und auch seine Beziehung zu seiner Tochter ruiniert hat. Nun steht er alleine da, muss Insolvenz anmelden und sein Haus soll zwangsversteigert werden. Seine Idee, bei seiner Exfrau oder Enkelin unterzukommen, scheitert allerdings und er braucht dringend Geld – was ihn zu einem dubiosen Job bringt, wo er Taschen mit unbekanntem Inhalt in seinem alten Truck von einer in eine andere Stadt transportieren soll. Da dies erstaunlich gut bezahlt wird, schaut Earl dann doch einmal nach, was er da eigentlich transportiert und muss sich danach entscheiden, ob ihm das Geld das (moralische) Risiko wert ist, Drogen zu schmuggeln.

Clint Eastwood ist absolut fantastisch in dieser Rolle und ja, die Figur ist kontrovers, da sie einige rassistische Kommentare macht und sich nicht so verhält, wie man es gerne hätte, aber das macht sie eben so glaubhaft für einen alten weißen Mann aus dem ruralen Illinois. Die Geschichte beruht wie gesagt auf einer wahren Begebenheit und läuft eher langsam an. Der Hauptfokus liegt auf Earl und seinen Beziehungen zu seiner Familie, die er doch irgendwie zu retten versucht und auf diesem „wieder gut machen“-Ansatz sowie den Konflikten, die zwischen Generationen entstehen. Das Drogenschmuggeln geschieht eher nebenbei, Earl scheint nicht allzu viel darüber nachzudenken und nutzt das dadurch verdiente Geld nicht nur für sich, sondern z.b. auch für das örtliche Veteranenzentrum, wo er gerne hingeht. Irgendwie unnötig und auch unlogisch sind die internen Handlungen im mexikanischen Drogenkartell und bei der DEA, die nicht sehr viel zur Story an sich beitragen, aber da Bradley Cooper dadurch mitspielen konnte, beschwere ich mich mal nicht. Man hätte sie für meinen Geschmack aber weniger „Klischee Macho-Cowboy“-mässig aufziehen können.


Richard Jewell


Der Film dreht sich um Richard Jewell, einen Sicherheitsmann, der durch den Bombenanschlag bei den Olympischen Spielen in Atlanta (1996) berühmt wurde. Zunächst halten alle ihn für einen Helden, denn Jewell entdeckte den verdächtigen Rucksack und brachte die Polizei dazu, das Gebiet abzusperren und rettete somit vielen Menschen das Leben. Dann jedoch beginnt das FBI in dem Fall gegen ihn zu ermitteln, was sehr schnell zu den Medien durchdringt und das Leben von Richard Jewell und seiner Familie komplett durcheinander bringt.

Da ich den Namen vorher noch nie gehört hatte, wusste ich nicht, worauf ich mich hier einlasse und war sehr gefesselt. Denn zunächst erschien mir Richard Jewell selbstverständlich unschuldig, dann begann ich auch, den Medien und der absurden Berichterstattung etwas Glauben zu schenken und somit an mir und Richard zu zweifeln. Diese Spannung wird im gesamten Film aufrecht erhalten und führt dazu, dass man einfach nicht aufhören kann, ihn zu sehen. Welche Auswirkungen diese Beschuldigungen auf Richard und besonders seine Mutter haben, sind einfach nur furchtbar und niemand sollte so etwas durchmachen müssen – das FBI wird hier nicht sehr gut dargestellt, aber leider irgendwie glaubhaft in meinen Augen. Ich bin sehr froh, das East Clintwood diese Geschichte verfilmt hat und Richard Jewell’s Schicksal somit vielen Menschen näher gebracht werden kann!


AMERICAN SNIPER


American Sniper dreht sich um das Leben von Chris Kyle, einem US Navy-Seals-Scharfschützen, der während seiner Zeit im Irak mit über 160 bestätigten Tötungen der „erfolgreichste“ Scharfschütze aller Zeiten war. Wir folgen Chris, der sich zunächst als Cowboy verdient, dann aber die „Bösen“ davon abhalten will, die USA zu bedrohen und sich als Seal ausbilden lässt. Noch vor seiner ersten Mission lernt er seine zukünftige Frau kennen, die schnell schwanger wird. Somit pendelt sein Leben zwischen Familienvater und Scharfschützen, der den Krieg jedoch nicht hinter sich lassen kann/will und sich immer wieder für einen weiteren Einsatz verpflichtet. Bis es ihm am Ende doch zu viel wird und er versucht, wieder Fuß in einem alltäglichen amerikanischen Familienleben zu fassen. Was ihm aufgrund PTSD zunächst nicht gelingen mag, aber nachdem er seine Leidenschaft für die Arbeit mit (verletzten) Veteranen entdeckt, scheint sich das Blatt zu wenden.

Den Namen Chris Kyle kannte ich ebenfalls noch nicht und war überrascht, wie bekannt er besonders in Texas ist, wo er sogar einen Feiertag bekommen hat und als Kriegsheld enorm verehrt wird. Es ist schwierig, den Film zu bewerten, da er zeigt, was der Krieg aus Menschen machen kann, wie sehr sie daran zugrunde gehen, aber auch wie sehr sie darin Erfüllung finden können. Chris Kyle hat verdammt viele Menschen getötet und wird dafür verherrlicht und wenn man den Film anschaut, fiebert man mit ihm mit – was ich nicht unbedingt wollte, weil es für mich da keine „Bösen“ gibt, sondern alles einfach nur dramatisch ist und viel zu viele Menschen sinnlos sterben. Aber Bradley Cooper spielt grandios und zeigt, wie sehr sich ein Mensch in etwas verlieren kann und daran festhalten will, obwohl er daran zerbricht. Alleine dafür ist der Film sehr sehenswert, wenn er auch kontrovers diskutiert wird, was ebenfalls wichtig ist! Da ich vor wenigen Wochen noch „Im Westen nichts neues“ gesehen habe, reicht es mir jetzt aber erst einmal wieder mit diesem Genre.


Jetzt würde mich interessieren, welcher Clint Eastwood-Film denn euer Liebling ist? Meiner ist bisher weiterhin Million Dollar Baby, welchen ich auch dringend wieder schauen muss, aber ich weiß, dass ich damals sehr mitgelitten haben!