Schlagwort: Literaturklassiker

[Lesenswert] Sansibar oder der letzte Grund – Alfred Andersch!

Mit Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch habe ich endlichen einen weiteren „will ich schon ewig mal lesen“-Klassiker ausgelesen und auch diesen lustigerweise in einem Hostel auf Tioman (einer Insel vor Malaysia) gefunden. Somit habe ich ihn geschwind an einem Tag gelesen und für den nächsten Gestrandeten zurückgelassen 😉

Worum geht’s In einer kleinen Hafenstadt an der Ostsee treffen fünf Menschen (und eine Holzskulptur, welche als Bindeglied der Gruppe agieren wird) im Jahre 1937 zusammen, die sich vorher nicht kannten und nichts gemeinsam haben, außer den Wunsch, Deutschland unbeobachtet zu verlassen. Es handelt sich dabei um Gregor (Mitglied & Verbindungsmann in der KP, auf der Flucht), den Fischer Knudsen (ebenfalls in der Partei und der Mann mit dem Fluchtboot vor Ort), den Jungen (Lehrling des Fischers, der von der Welt und Abenteuern träumt), die Jüdin Judith (die ihrer Mutter versprach, zu fliehen) und den Pfarrer Helander (der seine Holzstatue des „Lesenden Klosterschüler“ retten will, welche als entartete Kunst deklariert wurde).

Wie ist’s Den Titel des Buches kennt man, aber ich hatte absolut keine Ahnung, worum es geht und dachte ja, irgendwie um Ostafrika. Kann man noch weiter von der Realität entfernt liegen? Nicht wirklich 😉 Da ich vorher auch nicht las, worum es geht, wurde ich hier ständig neu überrascht. Ich mochte die unterschiedlichen Charaktere sehr und fand es spannend, wie ihre Schicksale miteinander verwoben wurden. Durch die verschiedenen Blickwinkel bekommt man einen guten Einblick über das Leben in der NS-Zeit; gleichzeitig wird einem bei der Lektüre nicht langweilig, da sie eben ständig zwischen den Personen (und deren kurzen Kapiteln) hin und her springt.

Es ist einfach geschrieben, man kann das Buch leicht runterlesen und muss sich nicht enorm konzentrieren. Aufgrund der kurzen Kapitel kann man auch gut Pausen einlegen; die beste Urlaubslektüre ist es allerdings nicht, da das Thema einen mitnimmt und man sich wieder einmal fragt, wie zur Hölle das alles passieren konnte. Da es sehr fesselnd geschrieben ist, habe ich es allerdings an einem Tag runtergelesen, ich wollte doch wissen, wie es für alle Beteiligten ausgehen wird.

Andersch selbst wurde 1933 aufgrund seiner politischen Aktivitäten (er war im Kommunistischen Jugendverband) im KZ Dachau interniert, was dem Roman noch mehr Bedeutung verleiht. Ich finde, dass dies ein Buch ist, was man gelesen haben sollte, es durchaus den Status des „Klassikers“ verdient und einen lange zum Nachdenken bringen wird.

[Lesenswert] Der Spieler – Fjodor Dostojewski!

Juhu, da habe ich doch tatsächlich Der Spieler von Fjodor Dostojewski in meinem Hostel auf Tioman gefunden 🙂 Seit Ewigkeiten will ich das Buch schon lesen, Dostojekwsi ist einer meiner Lieblingsautoren, doch bisher hatte ich noch nie Glück, dieses Buch in einem öffentlichen Bücherschrank zu finden. Zwar sind Strand und Sonne nicht unbedingt die passende Kulisse für diesen kurzen Roman, aber hey, da musste ich eben durch..und mit Ice Tea geht das auch!

Worum geht’s Der Titel verrät es schon, die Hauptfigur unseres Romans ist dem Glücksspiel verfallen, genauer gesagt dem Roulette. Als angestellter Hauslehrer eines verschuldeten Generals kommt der Russe Alexsej Iwanowitsch in den Kurort Roulettenburg (Deutschland), wo er sich nicht nur unglücklich verliebt, sondern durch das Spielen am Roulette-Tisch immer wieder hoch verschuldet.

Wie ist’s Persönlich lese ich Dostojewski nicht der Geschichte, sondern der Atmosphäre und den einzelnen Charakteren wegen. Es gelingt ihm einfach, jede noch so für mich uninteressant klingende Story mit Worten zu malen, die einen fesseln. Spannend an der Geschichte des Spielers ist, dass Dostojewski hier definitiv autobiographisch schreibt, da er selbst sein Leben lang mit dem Glückspiel bzw der Sucht zu kämpfen hatte. Die unglückliche Liebe hat er ebenfalls erlebt und hier verarbeitet. Das Werk ist leicht zu lesen, man taucht schnell in die menschlichen Abgründe ein, welche von Geld, Macht und Liebe dominiert werden und beginnt, sich selbst ein wenig in diesen Gedanken zu verlieren.

Dostojewski kann einem sehr gut vermitteln, wie Spielsüchtige denken, wieso sie immer wieder in das Casino zurückkehren, um noch mehr Geld zu verlieren. Nicht nur der Hauslehrer, auch eine alte Tante ruinieren sich vor Ort, was klarmachen soll, dass es jeden „treffen“ kann. Der Roman zeigt, wie ein Mensch schließlich komplett von der Spielsucht besessen sein kann, sodass ihm alles andere egal zu sein scheint. Keine Urlaubslektüre (ich habe es am Strand liegend versucht), da man hier nicht unbedingt gute Laune bekommt, aber definitiv ein Klassiker, den man einmal in ein paar ruhigen, verregneten Stunden gelesen haben sollte! Achja, Dostojewski soll diesen Roman seiner Frau übrigens in nur 26 Tagen diktiert haben, da er die Rechte an ihm schon verpfändet hatte, bevor er geschrieben war.

Welches ist euer Lieblingswerk von Dostojewski? So langsam sollte ich alle durch haben, aber das Gute daran ist, dass man sie auch immer wieder lesen kann, da einen die Atmosphäre einfach umhaut. Den Spieler habe ich aber zurück ins öffentliche Bücherregal gestellt, so kann sich jemand neues daran erfreuen!

[Lesenswert] The Importance of Being Earnest – Oscar Wilde

Getreu meinem „ab und zu muss man mal wieder einen Klassiker lesen“-Motto, schnappte ich mir The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde, welches es als kostenlosen Ebookdownload in meiner Bibliothek gab. Klar kenne ich den Namen Oscar Wilde, wirklich gelesen habe ich den Autor aber bisher noch nicht. Da ich auch keine Ahnung hatte, worum es bei The Imortance of Being Earnest geht, war das definitiv mal ein komplett ungetrübtes bzw unvoreingenommenes Lesevergnügen.


Worum geht’s

Wir haben die beiden Hauptpersonen John und Algernon, die Freunde sind und gleichzeitig in zwei Frauen verliebt, mit denen sie sich verloben wollen. Allerdings nehmen sie es mit der Wahrheit nicht so genau und so kommt es hier zu allerlei lustigen Missverständnissen, bis es am Ende schließlich zu einer wahren Offenbarung kommt, die keiner hat kommen sehen. Naja ok, ein paar Seiten vor Schluß wird es schon sehr offensichtlich, aber es macht trotzdem Spaß.

Wie ist’s

Das Stück besteht aus drei Akten, die allerdings alle recht kurz sind und man somit keine zwei Stunden braucht, um es komplett gelesen zu haben. The Importance of Being Earnest ist leicht im Original zu lesen und bietet einen interessanten Einblick in die damalige Zeit und wie man sich in welcher Schicht verhielt. Oscar Wilde gibt einen Blick in die englische Mittelklasse, die sich sowohl Stadt- als auch Landhäuser leisten kann, aber trotzdem nicht ohne weiteres einfach heiraten kann. Es kommt darauf an, woher man kommt, was in einem Gespräch zwischen Algernon und der Mutter seiner Angetrauten recht deutlich wird.

Insgesamt sind nur wenige Personen für die Handlung in dem Stück wichtig und die Charaktere werden in der kurzen Zeit auch nicht zu ausführlich skiziiert, was ich etwas schade fand. Somit kann ich mir gut vorstellen, dass es noch mehr Spaß macht, das Theaterstück aufgeführt zu sehen, da es so mehr Facetten bekommt.

Insgesamt würde ich jetzt nicht sagen, dass man dieses Stück unbedingt gelesen haben muss, da es aber wirklich kaum Zeit in Anspruch nimmt, lege ich es euch dennoch ans Herz. Es hat lustige Stellen, bringt einen etwas zum Nachdenken und dürfte für diejenigen Leser spannend sein, die zwar Interesse an der englischen Vergangenheit haben, sich aber einfach nicht mit Jane Austen herumquälen wollen. Hier hat man die kurze und knappe Version aus männlicher Sicht.

[Lesenswert] George Orwell – 1984

Beginnen wir den Montag doch mal wieder literarisch, ich habe euch ja eine kleine Ewigkeit kein Buch mehr vorgestellt. Schade über mein Haupt, aber wenn man andauernd Fachbücher lesen muss, will man in seiner Freizeit irgendwann leider nicht mehr lesen. Da ich dies aber dringend ändern wollte, sah ich mich letzt an einem öffentlichen Bücherschrank um. Kennt ihr diese Einrichtungen schon? Es gibt sie in immer mehr Städten und ich finde es einfach grandios. Jeder kann sich an diesem Schrank ein Buch herausnehmen oder hineinstellen und somit stehen sie nicht ungenutzt im heimischen Regal, sondern erfüllen ihren Zweck und werden gelesen. Oftmals findet man da tolle Klassiker, die man zwar kennt, aber doch noch nie gelesen hat. So erging es mir mit 1984 von George Orwell! Schande über mein Haupt, ich weiß! Wir haben es im Englisch-Grundkurs in der Oberstufe aber nie gelesen, sondern nur eine Zusammenfassung und somit wußte ich schon recht gut, worum es ging. Aber selbst gelesen hatte ich es noch nicht.

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass jeder von euch schon von diesem Buch gehört oder es sogar gelesen hat! Ich bin sehr froh, dass ich diese „Bildungslücke“ jetzt auch geschlossen habe und nun richtig mitreden kann (sollte wieso auch immer das Gespräch einmal hierauf fallen). Sehr spannend finde ich gerade im Hinblick auf den aktuellen Hype von dystopischen Romanen, dass dieser Klassiker das schon vor so langer Zeit (1949) zum Thema hatte. Und es auch hier die Thematik der Liebe gibt (diesen Aspekt kannte ich z.b. nicht), wenn natürlich auch nicht so vordergründig wie es bei den aktuellen Dystopien der Fall ist!

1984 ist mittlerweile schon lange Vergangenheit, ich war in diesem Jahr noch nicht einmal geboren, aber für George Orwell war das damals die Zukunft. Er malte sich in diesem Buch aus, wie die Welt sich verändern könnte und skizziert einen totalitären Überwachungsstaat, in dem das Individuum nichts machen oder denken kann, ohne dass andere es wissen. George Orwell schreibt enorm fesselnd, lediglich einige Seiten ziehen sich etwas, wenn er sich in allzu detailgetreuen Erzählungen verliert. Das Buch liest sich somit wirklich schnell runter, ich habe es fast nur unterwegs gelesen und wollte nie unterbrechen. Die Sprache ist einfach, aber durch ihre Klarheit teilweise sehr ernüchternd und der Satzbau bringt die beschriebene Thematik sehr gut rüber. Teilweise hatte ich eine lautstark plärrende Stimme im Kopf, wenn ich einige der Sätze gelesen habe, da man sich genau vorstellen kann, wie diese intoniert wurden. Sehr überraschend und spannend für mich war die beschriebene Liebesgeschichte, da ich diesen Aspekt des Buches bisher noch nie gehört hatte (war für unsere Zusammenfassung damals wohl unwichtig). Wie man Liebe in solch einem System versucht eine Chance zu geben, gegen Regeln handelt mit dem Wissen, dass es irgendwann zu einem Scheitern mit schlimmen Konsequenzen führen muss und man trotzdem nicht aufhören kann, eine Beziehung zu einem anderen Wesen einzugehen, wird von Orwell sehr gut, aber auch sehr sachlich beschrieben. Man fühlt mit den Charakteren nicht so stark mit, wie es bei den anderen Werken in diesem Genre ist, sondern hat eher einen sachlichen Blick auf sie, was mich ziemlich fasziniert hat. Normalerweise bin ich nämlich empathisch ohne Ende und beende ein Buch selten, ohne einmal den Tränen nahe gewesen zu sein. Das war hier überhaupt nicht der Fall und ich bin wirklich sehr angetan davon, wie Orwell das durch seine auf Abstand haltende Sprache geschafft hat (wenn mich hier keiner versteht, ich weiß nicht, wie ich es genauer beschreiben soll).

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Buch im Moment aufgrund der ganzen NSA-Affäre wieder an Aufschwung gewinnt und kann jedem nur empfehlen, es zu lesen. Die Thematik ist aktueller denn je und jeder sollte sich einmal damit auseinandersetzen! Es ist einfach nur beeindruckend, wie Orwell’s Ideen teilweise in die Wirklichkeit gefunden haben und ich muss mich dringend daran machen, auch endlich Animal Farm zu lesen. Ebenfalls ein Buch, was wir damals nur als Zusammenfassung behandelt haben und ich es somit nie selbst gelesen habe. 1984 wandert jetzt aber erstmal brav in den öffentlichen Bücherschrank zurück und mal sehen, ob ich dort wieder etwas Neues entdecke. Wenn nicht, beschäftige ich mich mit meinem Lesestapel neben meinem Bett 🙂

Lest ihr auch gerne Klassiker? Ich habe soooooooo eine lange Leseliste, wo auch viele Klassiker draufstehen und mache mich gesenkten Hauptes daran, diese endlich ein wenig kürzer werden zu lassen. Denn viele Anspielungen, die ich auch häufig verwende, habe ich dank diesem Buch nun einmal im Kontext gelesen und verstehe sie jetzt noch besser. Welche Klassiker stehen noch auf eurer Leseliste? 

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